Kürzlich wurde ich im Fediverse gefragt, welches Handy gut für Kinder im Alter von 8-10 Jahren geeignet wäre. Die ursprüngliche Idee war es, ein Tastenhandy zu nutzen, ein sogenanntes Dumbphone. Der Begriff ist angelehnt an das Smartphone, mit dem sich eine Vielzahl von Dingen erledigen lassen. Offiziell wird diese Geräteklasse auch als Feature-Phone bezeichnet, doch der Begriff ist etwas irreführend, denn tatsächlich besitzen die meisten Dumbphones nur ein einziges Feature, denn das Tastenhandy soll primär dem Telefonieren dienen.
Einige von uns sind noch mit Geräten dieser Art aufgewachsen und haben sich wie ich mit der kniffeligen T9-Tastatur herumgeschlagen oder vielleicht sogar eine Runde Snake gedaddelt. Mir kamen da natürlich direkt die schmerzhaften Erinnerungen und die krummen Finger ins Gedächtnis und ich würde das einem Kind heute nicht antun wollen.
Doch ein reguläres Smartphone bietet viel zu viele Funktionen, um es mit einem guten Gewissen in Kinderhände zu geben, und daher möchte ich heute eine Möglichkeit vorstellen, ein kindgerechtes Smartphone vorzubereiten.
Ich habe mit Icefun, dem Linux-Betriebssystem für Kinder, bereits viele Erfahrungen in diesem Bereich gewinnen können und auch im Austausch mit erziehenden Personen wertvolles Feedback bekommen. Das Grundbedürfnis ist eine einfache Bedienung ohne viele Möglichkeiten, Dinge zu verstellen, und eine Beschränkung der Nutzung auf gezielt angegebene Apps. Auch eine zeitliche Begrenzung der Nutzung durch Apps wäre grundsätzlich möglich, beispielsweise mit Helferlein wie der App StayFree.
Ich habe bereits in einem anderen Zusammenhang gute Erfahrungen mit dem Elder Launcher gemacht, mit dem sich die Oberfläche des Handys deutlich vereinfachen lässt. Meine Mutter nutzt diesen App-Starter auf einem Lenovo-Tablet mit LineageOS.
Der Launcher verändert die Oberfläche der Gerätes und zeigt in der Übersicht vordefinierte Apps an die sich darüber einfach starten lassen. Unter dem Reiter Kontakte können Kurzwahlen festgelegt werden, zum Beispiel für Mama und Papa und natürlich auch für die Freunde. Der Launcher lässt sich einfach über das Izzy on F-Droid Repository installieren. Voraussetzung dazu ist der F-Droid Store der dann mit dem Izzy Repository erweitert werden kann. Dazu kann in den Einstellungen unter dem Punkt Paketquellen einfach der QR-Code des Repositories gescannt werden oder die URL angegeben werden. Nach einer Aktualisierung der Paketquellen mithilfe einer Wischgeste von oben nach unten auf dem Homescreen des F-Droid Stores lässt sich der Elder Launcher darüber installieren.
Einzelne Apps lassen sich daraufhin mit der App LockLock sperren, welche ebenfalls aus dem Izzy-Repository installiert werden kann. Ergänzt werden kann das so vorbereitete Smartphone mit der didaktisch erprobten Spiel- und Lernumgebung GCompris, welche auch bei Icefun mit an Board ist.
Ab welchem Alter ein Kind Zugriff auf das Internet erhalten soll, ist hingegen ein schwieriges Thema. Natürlich kann ein sicherer Messenger wie Delta Chat bereits früh genutzt werden und dort können Gruppen, zum Beispiel für die Familie und Freunde, eingerichtet werden.
Das Surfen im WWW bringt jedoch viele Gefahren mit sich und sollte aus meiner Sicht nicht ohne Betreuung ermöglicht werden. Technisch unterstützen können DNS-Filter wie zum Beispiel der DNS-Resolver dnsforge.de, der als Privater DNS unter Android festgelegt werden kann. Dazu kann in den Einstellungen unter dem entsprechenden Punkt der Server clean.dnsforge.de angegeben werden. Nach Angaben des Projektes ist dieser mit erweiterten Jugendschutz-Blocklisten ausgestattet und die SafeSearch-Funktion bei Suchmaschinen und YouTube wird automatisch aktiviert und lässt sich auch nicht abstellen.
Fazit: Die hier vorgestellten Lösungen sind Möglichkeiten, ein Smartphone mit Freier Software kindgerecht zu gestalten. Hast du selbst Erfahrungen in diesem Bereich sammeln können? Dann teile sie gerne mit uns in den Kommentaren und der Community.
TuxWiz
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Ich habe für Einsteiger eine Playlist erstellt, die dich Schritt für Schritt durch die aufregende Welt von Linux und Freier Software führt. Starte von Anfang an und du wirst sehen, wie viel Spass es macht!
Die Linux-Lernvideos bauen auf meiner Debian GNU/Linux basierenden Distribution Spacefun auf. Viele der bei Einsteiger_innen beliebten Linux-Distros wie Mint, MX Linux oder Ubuntu stammen ebenfalls aus dieser kosmischen Familie. Und falls du eine andere Distro nutzt, sind die grundlegenden Mechanismen universell und lassen sich problemlos übertragen.
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Eine tolle App aus dem F-Droid Store ist auch Timelimit. Damit lässt sich die Nutzungsdauer einzelner Apps beschränken.