Ein Handy für Kinder mit Android und Freier Software

  Lioh Möller   Lesezeit: 4 Minuten  🗪 10 Kommentare Auf Mastodon ansehen

Bevor man ein Smartphone in Kinderhände gibt, sollte man einige Vorbereitungen treffen. Mithilfe von Freier Software und diesen Tipps gelingt uns das gemeinsam.

ein handy für kinder mit android und freier software

Kürzlich wurde ich im Fediverse gefragt, welches Handy gut für Kinder im Alter von 8-10 Jahren geeignet wäre. Die ursprüngliche Idee war es, ein Tastenhandy zu nutzen, ein sogenanntes Dumbphone. Der Begriff ist angelehnt an das Smartphone, mit dem sich eine Vielzahl von Dingen erledigen lassen. Offiziell wird diese Geräteklasse auch als Feature-Phone bezeichnet, doch der Begriff ist etwas irreführend, denn tatsächlich besitzen die meisten Dumbphones nur ein einziges Feature, denn das Tastenhandy soll primär dem Telefonieren dienen.

Einige von uns sind noch mit Geräten dieser Art aufgewachsen und haben sich wie ich mit der kniffeligen T9-Tastatur herumgeschlagen oder vielleicht sogar eine Runde Snake gedaddelt. Mir kamen da natürlich direkt die schmerzhaften Erinnerungen und die krummen Finger ins Gedächtnis und ich würde das einem Kind heute nicht antun wollen.

Doch ein reguläres Smartphone bietet viel zu viele Funktionen, um es mit einem guten Gewissen in Kinderhände zu geben, und daher möchte ich heute eine Möglichkeit vorstellen, ein kindgerechtes Smartphone vorzubereiten.

Ich habe mit Icefun, dem Linux-Betriebssystem für Kinder, bereits viele Erfahrungen in diesem Bereich gewinnen können und auch im Austausch mit erziehenden Personen wertvolles Feedback bekommen. Das Grundbedürfnis ist eine einfache Bedienung ohne viele Möglichkeiten, Dinge zu verstellen, und eine Beschränkung der Nutzung auf gezielt angegebene Apps. Auch eine zeitliche Begrenzung der Nutzung durch Apps wäre grundsätzlich möglich, beispielsweise mit Helferlein wie der App StayFree.

Ich habe bereits in einem anderen Zusammenhang gute Erfahrungen mit dem Elder Launcher gemacht, mit dem sich die Oberfläche des Handys deutlich vereinfachen lässt. Meine Mutter nutzt diesen App-Starter auf einem Lenovo-Tablet mit LineageOS.

Der Launcher verändert die Oberfläche der Gerätes und zeigt in der Übersicht vordefinierte Apps an die sich darüber einfach starten lassen. Unter dem Reiter Kontakte können Kurzwahlen festgelegt werden, zum Beispiel für Mama und Papa und natürlich auch für die Freunde. Der Launcher lässt sich einfach über das Izzy on F-Droid Repository installieren. Voraussetzung dazu ist der F-Droid Store der dann mit dem Izzy Repository erweitert werden kann. Dazu kann in den Einstellungen unter dem Punkt Paketquellen einfach der QR-Code des Repositories gescannt werden oder die URL angegeben werden. Nach einer Aktualisierung der Paketquellen mithilfe einer Wischgeste von oben nach unten auf dem Homescreen des F-Droid Stores lässt sich der Elder Launcher darüber installieren.

Einzelne Apps lassen sich daraufhin mit der App LockLock sperren, welche ebenfalls aus dem Izzy-Repository installiert werden kann. Ergänzt werden kann das so vorbereitete Smartphone mit der didaktisch erprobten Spiel- und Lernumgebung GCompris, welche auch bei Icefun mit an Board ist.

Ab welchem Alter ein Kind Zugriff auf das Internet erhalten soll, ist hingegen ein schwieriges Thema. Natürlich kann ein sicherer Messenger wie Delta Chat bereits früh genutzt werden und dort können Gruppen, zum Beispiel für die Familie und Freunde, eingerichtet werden.

Das Surfen im WWW bringt jedoch viele Gefahren mit sich und sollte aus meiner Sicht nicht ohne Betreuung ermöglicht werden. Technisch unterstützen können DNS-Filter wie zum Beispiel der DNS-Resolver dnsforge.de, der als Privater DNS unter Android festgelegt werden kann. Dazu kann in den Einstellungen unter dem entsprechenden Punkt der Server clean.dnsforge.de angegeben werden. Nach Angaben des Projektes ist dieser mit erweiterten Jugendschutz-Blocklisten ausgestattet und die SafeSearch-Funktion bei Suchmaschinen und YouTube wird automatisch aktiviert und lässt sich auch nicht abstellen.

Fazit: Die hier vorgestellten Lösungen sind Möglichkeiten, ein Smartphone mit Freier Software kindgerecht zu gestalten. Hast du selbst Erfahrungen in diesem Bereich sammeln können? Dann teile sie gerne mit uns in den Kommentaren und der Community.

TuxWiz

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Die Linux-Lernvideos bauen auf meiner Debian GNU/Linux basierenden Distribution Spacefun auf. Viele der bei Einsteiger_innen beliebten Linux-Distros wie Mint, MX Linux oder Ubuntu stammen ebenfalls aus dieser kosmischen Familie. Und falls du eine andere Distro nutzt, sind die grundlegenden Mechanismen universell und lassen sich problemlos übertragen.

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Tags

Android, Kinder, Smartphone

Louise
Geschrieben von Louise am 18. Oktober 2025 um 10:28

Eine tolle App aus dem F-Droid Store ist auch Timelimit. Damit lässt sich die Nutzungsdauer einzelner Apps beschränken.

Stefan
Geschrieben von Stefan am 26. Oktober 2025 um 22:46

Danke für den Tipp mit TimeLimit. Genau sowas habe ich als Alternative zu Google Family Link für mein altes Android Tablett für den Nachruchs gesucht. Funktioniert bestens!

AlphaElwedritsch
Geschrieben von AlphaElwedritsch am 19. Oktober 2025 um 09:28

Dieser Artikel zeigt mal wieder wunderbar wie wenig die Realität mit dem Wunschgedanken zu tun hat. Ab Deltachat Gruppen für Freunde und Familie hab ich aufgehört zu Ende zu lesen. Bis dahin konnte man noch mit Vision argumentieren, aber ab da war es Halluzination... My 2 Cents

Nick
Geschrieben von Nick am 19. Oktober 2025 um 10:01

Persönlich habe ich die –in meinem Fall eher– vage Ahnung, daß bei der "Distribution" von Android/AOSP –auch für "Große" Kinder– noch vergleichsweise viel Luft nach oben wäre.

Eine offizielle "LineageOS" Version z.B. scheint für mein Telefon (Redmi Note 10) seltsamerweise nicht zu existieren, sehr wohl aber etwas das scheinbar auf LineageOS aufbauende "crDroid".

Neben dem, was Google tut und unterläßt, wäre es somit letztlich "Reiner Zufall", ob sich jemand findet, der für ein bestimmtes Geräte den "Treiberzweig" mit AOSP verknüpft 🙁️

PS: Auch das Öffnen und Schließen von "Bootloadern" könnte vmtl. besser gelöst sein.

Lioh Möller
Geschrieben von Lioh Möller am 20. Oktober 2025 um 07:07

Ich habe mir irgendwann angewöhnt, mich bereits vor dem Gerätekauf zu informieren, welche Hardware gut unterstützt wird. Natürlich ist es so, dass ein Handy dann unterstützt wird, wenn ein Dev gerade dieses Modell hat und Interesse daran besteht, es zu 'befreien'. Diesem Prinzip verdanken wir wohl auch, dass es überhaupt Freie Software gibt. Selbst kannst du nicht nur durch deinen Kauf mitentscheiden, sondern natürlich auch aktiv an den Projekten teilnehmen. So entwickle ich beispielsweise seit Jahren Apps für Ubuntu Touch und bereite damit hoffentlich einigen Menschen eine Freude.

Nick
Geschrieben von Nick am 20. Oktober 2025 um 13:24

Vielen Dank für Deine Rückmeldung, die ich –in der Theorie– auch teile.

Nur ist der aus meiner Sicht hier springende Punkt –in der Praxis– ja gerade, dass man beim Kauf eben GERADE NICHT einschätzen kann, ob ein konkretes Telefon länger unterstützt wird, und z.B. bei "Laptops" gibt es das so –zum Glück!– ja heute auch nicht (mehr).

Es ist –bei Smartphones– bislang noch fast wie LOTTO:

Xiaomi Redmi Note 8, Redmi Note 12 Turbo, Redmi Note 10 Pro, Redmi Note 10 Pro (India), Redmi Note 10 Pro Max, Redmi Note 10S, Redmi Note 10S NFC werden mit LineageOS unterstützt. Nicht aber das Redmi Note 10 (ohne Zusatz). Wer hätte das denn ahnen sollen?!

Den freiwilligen Entwicklern bin ich dankbar, der –aus meiner Sicht– planmäßig von "Dritten" herbeigeführten "Gesamtsituation" aber keineswegs. Verbessert würde AOSP idealerweise von Google, den Herstellern, und –u.a.– auch denjenigen, die solche Märkte regulieren 🙁️

Lioh Möller
Geschrieben von Lioh Möller am 20. Oktober 2025 um 19:26

Ah, ich verstehe jetzt deinen Punkt. Ich kaufe halt eigentlich nie das topaktuelle Modell, sondern schaue mich bei den Vorgängermodellen um. Dort sieht man meistens schon gut, ob ein Port ans Laufen kommt. Aber natürlich ist das aufwändig und da springen dann ja Anbieter wie /e/ in die Presche, um direkt mit Custom ROMs vorbereitete Modelle anzubieten.

Thoys
Geschrieben von Thoys am 19. Oktober 2025 um 12:28

Momentan bin ich auf dem Stand, dass 8-10 jährige gar kein Smartphone benötigen. Ist günstig, befreit die Kinder noch ein paar Jahre mehr vor social-media und schont die Umwelt.

Robert
Geschrieben von Robert am 19. Oktober 2025 um 18:48

+++ Daumen hoch

Lioh Möller
Geschrieben von Lioh Möller am 20. Oktober 2025 um 07:04

Ab wann ein Handy sinnvoll sein kann, muss natürlich jede_r selbst für sich entscheiden. Grundsätzlich finde ich es gut und wichtig, wenn ein Kind erreichbar ist und auch Kontakt zu den Eltern und Freunden aufbauen kann. Daher trenne ich im Video und auch im Text bewusst den Teil des reinen Handys und der Internetnutzung. Auch ich halte einen unkontrollierten Internetzugang in diesem Alter für zu früh.