Init Freedom: Artix Linux

  Niklas   Lesezeit: 7 Minuten

Die Linux Distribution Artix ist eine Mischung aus Arch Linux und Manjaro, die auf systemd verzichtet und stattdessen mehrere Alternativen anbietet.

init freedom: artix linux

Bei Artix Linux fühle ich mich als langjähriger Arch Nutzer schnell heimisch. Die Installationsanleitung für die traditionelle Terminal-Installation ist nahezu identisch zu der von Arch Linux. Da ich Artix Linux aber nur für mein Review brauche, mache ich es mir einfach und greife auf eine Variante mit vorinstalliertem grafischem Desktop zurück.

Artix Linux bietet ISOs mit Cinnamon, LXDE, LXQt, Mate, KDE Plasma und Xfce. Alle Varianten werden wahlweise mit OpenRC, runit, s6 oder suite66 als Init System angeboten. Bei den automatisch erstellen Weekly ISOs ist zusätzlich auch Dinit vorhanden. In der experimentellen Phase werden auch GNOME und i3 angeboten. Ich entscheide mich für Cinnamon und OpenRC.

Das Artix Linux Projekt entstand aus einem Zusammenschluss von Arch-OpenRC und Manjaro-OpenRC. Diese beiden waren keine eigenständigen Distributionen, sondern haben das normale Arch Linux und Manjaro so umgebaut, dass es OpenRC statt systemd nutzte, während man Pakete trotzdem noch aus den offiziellen Arch und Manjaro Repositorys bezogen hat.

Auch aus diesem Grund unterstützt Artix Linux beide Vorgehensweisen - die komplizierte Installation im Terminal und fertige live Systeme mit vorinstalliertem Desktop. Artix Linux ist heute ein ganz eigenständiges Projekt mit eigener Infrastruktur und eigener Community. Es hat ganz eigene Repositorys, in denen sich die Softwareauswahl deutlich von der bei Arch und Manjaro unterscheidet.

Nun starte ich also mein Artix Linux mit OpenRC und Cinnamon vom Live-USB-Stick. Alle Treiber werden perfekt unterstützt, schliesslich wird auch hier der ganz normale Linux Kernel eingesetzt (LTS optional verfügbar). Das System startet deutlich schneller als mit systemd, sonst spüre ich keinen grossen Unterschied. Noch deutlicher wird es beim Herunterfahren, wo OpenRC nur wenige Sekunden braucht, während sich systemd gerne mal über eine Minute an einzelnen Prozessen aufhängt.

Aus Gewohnheit starte ich als Erstes ein vollständiges Systemupdate mittels pacman -Syu im Terminal. Das war keine gute Idee: Die Live ISOs nutzen ein OverlayFS, sie sind schreibgeschützt und speichern Änderungen nur im RAM. Mit dem Update fülle ich also meinen RAM und beim nächsten Neustart ist alles wieder weg. Ich merke es schnell und entscheide mich zur Installation auf einen weiteren USB-Stick, damit es beschreibbar ist.

Die Installation ist über das grafische Installationsprogramm schnell erledigt, der Vorgang ist eigentlich selbsterklärend. Das einzige, was man an Fachwissen mitbringen muss, ist die Tatsache, dass man die NTFS Partition des ganz neuen USB-Sticks löschen und durch eine auf / gemountete Ext4 Partition ersetzen muss.

Als Nächstes möchte ich Firefox installieren. Vorinstalliert ist GNOME Web. Der ist schön leichtgewichtig, aber reicht mir nicht. Hier treffe ich auf die erste grosse Überraschung: Firefox ist nicht in den normalen Artix Repositorys verfügbar. Es gibt bei Artix Linux noch zwei weitere Repositorys, die standardmässig nicht aktiviert sind: Universe und Omniverse.

Universe enthält hauptsächlich Programme aus dem AUR und ist unbedingt zu empfehlen. Von hier können unter anderem der datenschutzfreundliche Firefox-Fork LibreWolf, der datenschutzfreundliche Chromium-Fork Ungoogled Chromium und der Tor Browser unkompliziert installiert werden. Das Omniverse Repository enthält Programme aus dem Community Repository von Arch und ebenfalls aus dem AUR. Hier sind hauptsächlich Pakete mit unfreien Bestandteilen, also sollte man genau hinschauen, bevor man etwas installiert. Hier wäre auch der normale Firefox mit Telemetrie, DRM und so weiter zu finden. Ich lehne dankend ab und installiere den LibreWolf aus dem Universe Repository. Falls das alles nicht reicht, können auch Repositorys von Arch Linux mit eingebunden werden oder Pakete aus dem AUR installiert werden.

Eine weitere Besonderheit von Artix Linux ist die Verfügbarkeit der Desktopoberfläche Trinity. Sie befindet sich nicht in den voreingestellten Repositorys und es werden keine vorgefertigten Images damit angeboten, aber in einem speziellen Unterordner auf dem Omniverse Server werden die entsprechenden Pakete angeboten und können von erfahrenen Nutzern installiert werden. Das Repository wird von einem der Artix-Gründer gepflegt und sollte damit relativ stabil sein. Für die, die Trinity nicht kennen: Es ist ein Fork von KDE 3, der mit seinem Design stark an ältere Windows Versionen erinnert. Wir haben es mit der Distribution Q4XP bereits vorgestellt.

Artix Linux Herunterladen

Fazit: Artix Linux überzeugt in jeder Hinsicht voll und ganz. Man gewöhnt sich als Arch Nutzer schnell ein, es bietet eine riesige Auswahl an Paketen, wie man es von Arch gewohnt ist und packt sogar noch nette Extras wie datenschutzfreundliche Forks der grossen Browser und den genialen Trinity Desktop obendrauf. Ausprobieren lohnt sich hier wirklich, es bleiben keine Wünsche offen.

Tipp: Wer bereits Arch Linux installiert hat, muss Artix nicht ganz neu installieren, sondern kann im laufenden System von Arch zu Artix migrieren. Diesen Prozess werde ich im letzten Teil der Init Freedom Serie vorstellen.

Quellen:

Tags

Linux, Artix, Arch, OpenRC, ISOs, Firefox, Terminal, Desktop

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