Kristall: Ein Browser für Gemini und Gopher

  Niklas   Lesezeit: 5 Minuten

Der Kristall Browser ist ein benutzerfreundlicher Browser für Gemini, Gopher, Finger und HTTP(S), der sich am Aufbau eines normalen Webbrowsers orientiert.

kristall: ein browser für gemini und gopher

Er erinnert optisch fast ein bisschen an eine alte Version des Internet Explorers und doch ist er technisch auf dem neuesten Stand: Der Kristall Browser zeigt Webseiten im modernen Gemini Netzwerk auf traditionelle Art und Weise an. Daneben unterstützt er auch die Protokolle Gopher, Finger und HTTP(S).

Das Gemini Protokoll, das erst vor ziemlich genau zwei Jahren gestartet wurde, haben wir diesen März vorgestellt. Sein Ziel sind einfache Webseiten mit Text, ohne Medien und mit wenigen Formatierungen. Und die zeigt Kristall im Stil einer schlichten 90er-Jahre Webseite übersichtlich an.

Eine kleine Besonderheit dabei ist die Seitenleiste mit einer strukturierten Übersicht über die aktuell geöffnete Seite. Diese ist standardmässig nicht sichtbar und muss in View → Document Outline aktiviert werden. Dann findet man sich auch in extrem langen Texten sehr gut zurecht.

Die Gopher Seiten werden etwas weniger ansprechend dargestellt, was auch an dem 30 Jahre alten Protokoll liegt, das noch deutlich weniger Formatierungsmöglichkeiten gewehrt, als Gemini. Verglichen mit der von Werbung und Trackern überladenen HTTPS-Webseite ist die Gopher Version dennoch ein wahrer Genuss.

Apropos HTTPS-Webseiten: Wenn es dabei um Inhalte mit viel Text und wenigen Medien geht, wie etwa unser Nachrichtenportal hier, dann lässt sich auch das wunderbar mit Kristall betrachten. Die unterstützten Formatierungsmöglichkeiten sind hier ähnlich, wie bei Gemini Seiten. Mit einer Ladezeit von 562 Millisekunden schlägt Kristall jeden grossen Browser. Der strikte Verzicht auf CSS, Javascript und Medien macht hier einfach den Unterschied.

Auch die Einstellungsmöglichkeiten von Kristall sind erfreulich. Das Programm passt sich dank der Nutzung des Qt Frameworks hervorragend an das Design des restlichen Systems an. Die Gestaltung der Webseiten lässt sich allerdings detailliert direkt in Kristall einstellen. Für jede einzelne unterstützte Formatierungsmöglichkeit gibt es eigene Anpassungsmöglichkeiten, um die Inhalte ganz nach eigenen Wünschen gestaltet zu lesen.

Auf der Startseite der Einstellungen lässt sich die Unterstützung für jedes Protokoll einzeln aktivieren oder deaktivieren. Man kann auch einstellen, ob Text überhaupt eine besondere Gestaltung bekommen oder einfach als reiner Text ohne Formatierung angezeigt werden soll. Achtung: HTTPS-Webseiten werden dann unlesbar, da man nur den HTML Quellcode sieht.

Kristall ist in C++ geschrieben und basiert auf dem Qt Framework. Abgesehen davon hat er kaum Abhängigkeiten. Kristall ist für Linux, Haiku, BSD, macOS und Windows verfügbar. Auf Arch Linux kann das Paket kristall aus dem AUR installiert werden, Haiku Nutzer können kristall sogar direkt aus dem offiziellen Repository installieren. Nightly Versionen für Linux (AppImage), macOS und Windows können von der Webseite des Projekts heruntergeladen werden. Alle anderen können Kristall selbst aus dem Quellcode kompilieren.

Fazit: Kristall hat mich voll überzeugt! Er ist schnell, geht sparsam mit den Ressourcen um und beschränkt sich bei der Anzeige auf das Notwendigste. So kann man Webseiten ungestört lesen, ohne dass es an allen Ecken flackert und blinkt. Für die Nachrichtenlektüre ist er uneingeschränkt zu empfehlen.

Quellen:

Tags

Kristall, Gemini, Gopher, HTTPS-Webseiten, Browser, Linux, Webseite

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