Linux vor 25 Jahren - S.u.S.E. Linux 4.4.1

  Frank Slotta   Lesezeit: 5 Minuten  🗪 4 Kommentare

Linux stellte vor 25 Jahren interessierte Anwender noch vor die eine oder andere Herausforderung. Insbesondere die eingeschränkte Hardwareunterstützung limitierte mögliche Einsatzszenarien.

linux vor 25 jahren -  s.u.s.e. linux 4.4.1

S.u.S.E. 4.4.1 aus dem Jahr 1997 feiert seinen 25. Geburtstag und lässt sich immer noch in einer virtuellen Maschine wie zum Beispiel KVM/QEMU installieren, auf YouTube findet sogar sich ein Video dazu. Die Installation war komplex (mehrere Boot-Vorgänge notwendig), das Handbuch beschrieb jeweils den Weg von DOS, Windows 95, OS/2 und Linux/Unix hin zur Linux-Installation.

Softwareumfang, Handbuch und Karton fehlen

Die beiliegenden CD-ROM-Medien konnten nicht direkt ein Live-Linux starten, das Booten erfolgte über die Diskette, um dann Zugriff auf die erste CD zu erhalten. Über eine CD mit Live-Filesystem konnte S.u.S.E. Linux testweise in einem DOS-Verzeichnis installiert werden, wobei die Programme von der CD nachgeladen wurden. Im Test wurde zuerst FreeDOS in QEMU installiert, anschliessend gelang die Linux Installation. Fehler beim Vorgehen wurden schon mal mit «Glückwunsch! Keine freie Partition gefunden - Abbruch» quittiert.


Für Nostalgiker: Welches CD-ROM Laufwerk besitzen Sie?

Dank der Kompatibilität zu alten Techniken wie PS/2 (Maus, Tastatur) und VGA liess sich auch die grafische Umgebung konfigurieren und nutzen. Diese Konfiguration war ebenfalls nicht trivial, aber das über 500 Seiten lange Handbuch half auch hier. Im Karton befanden sich drei CD-ROMs sowie eine Boot-Diskette. Die Installationsvoraussetzungen betrugen 8 MB RAM für textbasiertes Arbeiten (Terminal) sowie 12 MB für die grafische Oberfläche X-Windows, Kernel 2.0.28 wurde ausgeliefert. Auszüge aus dem Handbuch: «Die NE2000-kompatiblen Karten machen immer wieder Ärger!» und «Mindestanforderungen sollten verdoppelt werden».


Das X Window System 1997

Die grafische Oberfläche startete nicht automatisch, es musste startx im Terminal eingegeben werden, um das X Window System aufzurufen. Die grafische Oberfläche verwendete bereits drei Maustasten, wer nur zwei hatte, konnte sich durch das gleichzeitige Drücken der ersten beiden behelfen. Linux unterstützte bereits zum damaligen Zeitpunkt eine ganze Reihe von Hardware, wie man zum Beispiel aus dem Scrollbalken für alle unterstützten Grafikkarten erahnen kann.


Grafikkarten Auswahl

YaST half bei der Konfiguration des Systems und machte Linux für den Einsteiger zugänglich. Für viele Komponenten gab es einen Dialog, der bei der Einrichtung half.


YaST zur Systemkonfiguration

Benutzereinrichtung mit YaST

Fazit: die grafischen Oberflächen haben sich bis heute nicht grundlegend verändert und auch die Installation klappt noch dank Kompatibilität zu alten Technologien wie dem Legacy BIOS. Der Editor vim und der Midnight Commander mc als Dateimanager waren bereits vorinstalliert. S.u.S.E. 4.4.1 stellte 1997 einen einfachen Einstieg in Linux dar und die Distribution war für viele der Startpunkt in eine auch 25 Jahre später noch faszinierende Betriebssystemwelt.

SUSE Linux bei Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/SUSE_Linux
FreeDOS https://freedos.org/
Suse 4.4.1 Grafische Oberfläche: https://invidious.sp-codes.de/watch?v=DFLVVRACwFo

Tags

Retro, Linux, S.u.S.E, FreeDOS, YaST, QEMU, Terminal, SUSE, CD, Handbuch

UbIx
Geschrieben von UbIx am 12. April 2022 um 23:19

Danke Frank für den tollen und interessanten Artikel 👍😀

Typo
Geschrieben von Typo am 13. April 2022 um 20:02

Gerne geschehen, das Wühlen in den Erinnerungen hat Spass gemacht.

FlotterFerdi
Geschrieben von FlotterFerdi am 13. April 2022 um 13:24

Das war meine erste Linux-Distribution!1!elf

Hab ich mir beim Gonski in Köln gekauft. Die Variante ohne gedrucktes Handbuch für ~50,- Ocken. Die erste Installation war ein Desaster wegen X-Window und S3-Chip. Ich keinen Plan von nix und entsprechend besch...eiden lief es auch. Nämlich gar nicht...

Warum überhaupt?

Ich hatte Tage vorher mit einem Geschäftsmann gesprochen, der Webserver mit ISDN-Anschluss an Geschäftskunden verkaufen wollte, und mich dazu befragte, ob ich sowas einrichten kann. Ich "total sicheres Auftreten bei vollkommener Ahnungslosigkeit" habe bejahrend genickt. Mann war jung und brauchte das Geld.

Nachdem ich mir Tage später im selben Laden dann noch den Kofler aus dem Antiquariat zugelegt hatte, ging es steil aufwärts. Das mitgelieferte Handbuch als PDF hab ich dann auch entdeckt und für sehr gut befunden. Die Kombination passte gut zusammen.

Wie gings aus?

Die Geschäftsidee war natürlich totaler Quatsch und verlief im Sande. Ich hatte aber meine Technologie für meine post-Amiga-Zeit gefunden. Konnte mein gesammeltes Wissen bis heute beruflich sinnvoll einsetzen und ausbauen. Windows muss ich nur anfassen, wenn man mich mit Geld dazu zwingt.

Danke fürs Wecken der schönen Erinnerungen.

Euer Ferdi

Typo
Geschrieben von Typo am 13. April 2022 um 20:05

Vielen Dank für die freundlichen Kommentare. Ich hatte in den Anfangstagen mangels Kenntnissen mehrfach das System neu installieren müssen. Meine erste richtige Anwendung kam erst später unter S.u.S.E. 6.0 auch mit einer ISDN-Karte, die das Internet auf vier Rechner verteilte.