MX Linux für den Raspberry Pi

  Herbert Hertramph   Lesezeit: 6 Minuten  🗪 5 Kommentare

MX Linux 23.1 RPi Respin ist gerade erschienen. Neben Ubuntu gibt es damit das zweite "große" Desktop-System, das auf einem Raspberry Pi läuft. Und nach einigen Test-Tagen muss ich sagen: Die Entwickler haben hervorragende Arbeit geleistet.

mx linux für den raspberry pi

MX Linux nimmt im Ranking von DistroWatch seit langer Zeit den ersten Platz ein, gefolgt von Linux Mint und den anderen bekannten Namen.

Das Ranking bezieht sich zwar nur auf das Interesse an einer bestimmten Distro und sagt nichts über die Zahl der tatsächlich genutzten Installationen aus. Aber man wird MX Linux sicher zu den sehr beliebten und ausgereiften Systemen zählen dürfen. Durch die recht genügsame Xfce-Umgebung ist MX Linux zudem recht gut geeignet für schwächere oder ältere Computer.

Im Begrüßungstext für neue Anwender heißt es daher:

MX-23 RPi Respin vereint Debian 12 (Bookworm), Raspberry Pi OS und die Flaggschiff-Xfce-Version von MX Linux. Es wurde auf Pi 4, Pi 400, Pi 5 sowie Orange Pi 5 entwickelt und getestet.

Besonderheiten der Version für den Raspberry Pi

  • Als Standardbrowser wird Chromium statt Firefox während der Erst-Installation eingerichtet (Firefox lässt sich aber problemlos nachrüsten). Chromium startet auf dem Raspberry Pi in der Regel etwas schneller.
  • Die Benutzereinrichtung erfolgt beim Start.
  • Auf ein Live-System wurde verzichtet (bei den MX-Tools fehlt auch das Snapshot-Werkzeug).
  • Die Anzahl der vorinstallierten Anwendungen ist geringer, kann aber nach eigenen Wünschen später ergänzt werden.

Der Desktop verlinkt ein kurzes Erklär-Video zur Einführung in die Raspberry Pi-Version und eine Wiki-Seite mit kurzen Tipps für Einsteiger. Weiterhin finden sich in den Menüs eine Reihe von Programmen, die man vom Raspberry Pi OS her kennt:

  • Raspberry Pi - Konfiguration
  • Raspberry Pi - Dokumentation
  • Raspberry Pi - Imager
  • SD Card Copier usw.

Wie schlägt sich diese Version nun im Vergleich zum hauseigenen Raspberry Pi OS?

Bereits für den 4-er gab es nach kurzer Zeit ARM-kompatible Versionen von Ubuntu bis zu Manjaro. Die "funktionierten" auf den kleinen Pi-Geräten zwar auch einigermaßen, waren aber speicherhungriger und träger als das Pi-OS. Ich habe damals fünf oder sechs ausprobiert - und bin immer wieder zurück zu Raspberry Pi OS. Das System ist zwar optisch kein Hingucker und funktional eher an Basics orientiert - aber von LibreOffice bis hin zu Docker-Anwendungen läuft ja alles, was man im Alltag so benötigt. Und die Bookworm-64-Variante für den 5-er ist nun wirklich derart flott geworden, dass ich ausgesprochen zufrieden mit ihr bin.

Daher war ich vor der Installation von MX Linux skeptisch.

Meine Testumgebung:

  • Raspberry Pi 5 mit 8 GB
  • Raspberry Pi Originalgehäuse mit "Lüfter im Deckel"
  • Raspberry Pi USB-C Netzteil (bis 27 W)

Der Start von MX Linux geschieht zügig, im Arbeitsspeicher belegt es 775 MB.

WLAN wird sofort gefunden, Bluetooth läuft, Bildschirmanzeigen tadellos. Netzwerk-Drucker und -Scanner werden auf Anhieb gefunden. Die Anwendungen aus der MX-Toolbox funktionieren ebenfalls - von der Nutzerverwaltung bis zur Samba-Konfiguration.

Programmaufrufe, Webseiten, Installation von neuen Programmen usw. - alles läuft ausgesprochen flott. Einen Unterschied zum OS von Raspberry Pi konnte ich nicht wahrnehmen. Was YouTube oder Streaming-Dienste betrifft, so haben beide Systeme das gleiche Problem: In hohen Auflösungen laufen die Videos nicht rund, aber etwas niedriger eingestellt ist dann auch dieser Bereich einigermaßen okay. Videokonferenzen z.B. mit Jitsi laufen hingegen recht gut. Ein großer Pluspunkt ist die übersichtliche Darstellung der verschiedenen Paketquellen. Von der Empfehlungsrubrik für Einsteiger bis zu Flatpaks wird ein großer Kosmos von Möglichkeiten eröffnet.

Neugierig war ich auf das Lüfter-Management - hier hatte wohl die Ubuntu-Ausgabe für den Raspberry Pi Probleme (der Lüfter lief ununterbrochen). Aber auch hier war alles in Ordnung: Während der Alltagsnutzung, z.B. bei der Nutzung von Office-Anwendungen, blieb es meist im 55 bis 58-Grad-Bereich. Unter Belastung, zwei Videos gleichzeitig plus zwei unterschiedliche Browser plus 10 Browser-Tabs, wurde der Lüfter zwar eingeschaltet, war aber kaum zu hören. Höher als 68 Grad kam ich bei dieser Belastung nicht, danach ging es innerhalb von Sekunden wieder auf unter 60 Grad.

Ich werde das System noch einige Tage testen. Wenn es sich bei allen Anforderungen als stabil erweist, steige ich zumindest auf dem 5-er auf MX Linux um. Aber auch auf einem 4-er oder 400-er sollte sich ein Test von MX Linux lohnen.

Quellen:
https://mxlinux.org/blog/mx-23-1-raspberry-pi-os-respin/
https://mxlinux.org/wiki/rpi-tips/
https://distrowatch.com/dwres.php?resource=popularity)

Tags

MX Linux, Raspberry Pi, Desktop

Eirik
Geschrieben von Eirik am 6. Januar 2024 um 01:31

Ich lese nichts davon worauf das OS bei Dir läuft. Hast Du es auf einer SD-Card oder auf einer angeschlossenen SSD installiert? Sollte ja schon einen größeren Unterschied machen.

Herbert
Geschrieben von Herbert am 6. Januar 2024 um 11:18

Auf einer microSD SanDisk Extreme Pro, 90 Schreibg., 200 Lesegeschwindigkeit. Die Qualität der SD-Karte macht einen großen Unterschied.

Norbert
Geschrieben von Norbert am 6. Januar 2024 um 12:17

Hallo und danke für den interessanten Artikel Da mir Raspberry OS zu altbacken aussieht und ich auf Gnome (Ubuntu) nicht stehe habe ich MX jetzt ausprobiert Direkt mit Balena Etcher auf SSD installiert und es lief ohne Probleme Für mich ist MX aktuell "die" Distro die ich uneingeschränkt empfehlen kann

Herbert
Geschrieben von Herbert am 7. Januar 2024 um 22:12

Danke für die Rückmeldung! Dann sind wir da ja einer Meinung. Wobei für mich das wesentliche Kriterium die Geschwindigkeit ist - da war/ist Raspberry Pi OS ausgezeichnet. Aber da die neue MX Linux-Variante ebenso flott unterwegs ist - dann nimmt man doch gerne die zusätzlichen Möglichkeiten mit :-)

Georg
Geschrieben von Georg am 12. Januar 2024 um 14:50

Ich habe mx linux auf dem Pi 5 installiert, bisher hatte ich schön mehre andere Distubitionen Pios ext4 oder Manjaro mit btrfs. Jetzt ist bei dem Einrichten von lxd ein Fehler, scheint alt, ob der Speicher voll wäre, aber es sind nur 18 % von /dev/sda2 belegt. Die SSD unterstützt von Hause aus Tim. Aber bei der Standardinstallation wird der discard Parameter gar nicht gesetzt. Ist es richtig, dass damit die gelöschten Dateien nicht an die SSD übergeben werden und damit der Speicherplatz belegt blieb? Wie kann man es bei dem Versuch, den discard zu aktivieren, geht das nicht, weil sie ja in Benutzung ist.

PARTUUID=4f3d088a-02 / ext4 defaults,noatime,discard 0 1

cat /etc/fstab proc /proc proc defaults 0 0 PARTUUID=4f3d088a-01 /boot/firmware vfat defaults 0 2 PARTUUID=4f3d088a-02 / ext4 defaults,noatime 0 1

df -h Dateisystem Größe Benutzt Verf. Verw% Eingehängt auf udev 3,8G 0 3,8G 0% /dev tmpfs 805M 8,5M 797M 2% /run /dev/sda2 917G 155G 725G 18% / tmpfs 4,0G 89M 3,9G 3% /dev/shm tmpfs 5,0M 80K 5,0M 2% /run/lock /dev/sda1 510M 83M 428M 17% /boot/firmware tmpfs 112K 0 112K 0% /var/lib/lxd/shmounts tmpfs 112K 0 112K 0% /var/lib/lxd/devlxd tmpfs 805M 496K 805M 1% /run/user/1000 /dev/loop0 30G 1,5G 29G 5% /var/lib/lxd/storage-pools/local

sudo hdparm -I /dev/sda2 | grep "TRIM supported"

  • Data Set Management TRIM supported (limit 8 blocks)

sudo fstrim -v / fstrim: /: Verwerfungsvorgang wird nicht unterstützt. georg@pi:~ $ sudo umount / umount: /: das Ziel wird gerade benutzt. georg@pi:~