Nextcloud-Serie: Teilen und Föderieren

  Ralf Hersel   Lesezeit: 14 Minuten  🗪 2 Kommentare

Dateien und Verzeichnisse teilen: dafür bietet die Nextcloud viele Wege. Manche funktionieren.

nextcloud-serie: teilen und föderieren

Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Nextcloud-Serie.

Zu den wichtigsten Funktionen der Nextcloud gehört das Teilen von Inhalten. Sei es eine Datei, ein Verzeichnis, ein Adressbuch oder Kalender. Grundsätzlich sind alle Inhalte in Nextcloud auf das Teilen ausgelegt. Die Art und Weise, Granularität und das Vorgehen sind, je nach Inhalte/App, unterschiedlich umgesetzt.

In diesem Beitrag beschreibe ich die unterschiedlichen Möglichkeiten zum Teilen von Inhalten. Ausserdem kommt die Föderation von Nextcloud-Inhalten zur Sprache. Ähnlich wie im Fediverse, können damit einzelne Nextcloud-Instanzen zu einer grossen Cloud zusammengeschlossen werden.

Dateien

Beginnen möchte ich mit dem Einfachen und Offensichtlichen, dem Teilen von einzelnen Dateien. Im Dateimanager der Nextcloud befindet sich rechts neben jeder Datei, bzw. Verzeichnis, ein Teilen-Symbol (1). Ein Klick darauf öffnet den Teilen-Dialog im rechten Panel (2). Im linken Panel erscheinen unter Freigaben alle Informationen zu den geteilten Dateien (3)

Nach einem Klick auf das Plus-Symbol neben Link teilen wird der Link in die Zwischenablage kopiert. Dieser sieht z. B. so aus https://nextcloud.rum3ber.ch/index.php/s/HBcseRJ3zKZMZds und zeigt auf die geteilte Datei, wobei man nur Leserechte auf die Datei erhält. Wenn ihr auf den o. a. Link klickt, seht ihr Paulchen und könnte die Datei herunterladen:

Im rechten Panel wird der Link wiederholt, falls man ihn weiterverwenden möchte. Ausserdem kann der Link zur eigenen Nextcloud hinzugefügt werden. Dazu gibt man den Benutzer und Namen einer anderen Nextcloud-Instanz an: user@https://andere_nextcloud. Dort wird man gefragt, ob der Remote Share angenommen werden soll. Danach erscheint die Freigabe in der Ziel-Nextcloud:

Bei einer geteilten Datei/Verzeichnis wird das Teilen-Symbol im Dateimanager durch ein Ketten-Symbol und das Wort Geteilt ersetzt. So sieht man sofort, ob eine Datei geteilt wurde.

Teilt man eine Datei/Verzeichnis, so wird diese standardmässig nur mit Leserechten ausgestattet. Im Teilen-Panel gibt es jedoch viele Möglichkeiten, die Rechte zu erweitern, bzw. den Share zu beeinflussen:

Ihr könnt das Bearbeiten erlauben, den Download verhindern, ein Passwort und Ablaufdatum für den Share einstellen, eine Notiz für den Empfänger erfassen und die Berechtigung noch feiner angeben. Da stellt sich die Frage, was mit dem Link geschieht, wenn ihr die Berechtigungen ändert. Der Link ändert sich dadurch nicht, was einerseits gut, andererseits schlecht ist. Angenommen, ihr habt die Datei mit einer Person (read-only) geteilt. Falls ihr dieser Person nachträglich Schreibrechte einräumen möchtet, benötigt die Person keinen neuen Link. Wenn ihr die Datei jedoch mit mehreren Personen geteilt habt, von der eine nachträglich schreiben können soll, gibt es ein Problem. Da auf der Datei nur eine Einstellung der Rechte wirkt, gilt diese für alle Personen, die den Link haben.

Da ich ein grosser Nextcloud-Fan bin, erlaube ich mir an dieser Stelle einen Rant:

Das UI und die UX des Teilen-Dialogs hat sich über die vergangenen Jahre in Nextcloud immer wieder verändert. Dass es jemals gut war, möchte ich nicht behaupten. In früheren Versionen war es funktional weniger umfassend, weshalb es übersichtlicher und einfacher erschien. Heute sind weitere Möglichkeiten hinzugekommen, was sich nicht gut auf das Design und die Benutzererfahrung ausgewirkt hat.

Die Firma Nextcloud sieht sich nach eigener Aussage als freie Konkurrenz zu Microsoft Teams (und Sharepoint). Zum Glück konnten die Nextcloud-Entwickler:innen das UI/UX noch nicht auf die Microsoft-Tiefen drücken; da fehlt noch ein gutes Stück. Schlechter als Microsoft kann das niemand. Doch viel fehlt nicht mehr im Wettbewerb der undurchsichtigen und unbenutzbaren Dialoge. Wenn es so weiter geht wie bisher, dauert es noch 1 bis 2 Jahre, bis kein Anwender und keine Anwenderin mehr versteht, wie man in Nextcloud Dateien teilen kann.

Adressbuch und Kalender

Adressen und Kalendereinträge können nicht einzeln geteilt werden. Stattdessen ist es nur möglich, ein ganzes Adressbuch oder einen ganzen Kalender zu teilen. Es ist möglich, zu einem einzelnen Kontakt einen QR-Code zu erzeugen, in dem eine VCARD enthalten ist, die man scannen und dann teilen kann. Um ein Adressbuch zu teilen, wählt man die Kontakte-Einstellungen (links unten in der Kontakte-App):

Dort kann ein Adressbuch mit anderen Benutzern oder Gruppen der eigenen Nextcloud-Instanz geteilt werden. Alternativ kann man den CardDAV-Link auf das Adressbuch als Link kopieren. Um mit diesem Link auf das Adressbuch zugreifen zu können, wird jedoch der Nextcloud-Login benötigt.

Bei den Kalendern sieht die Sache ähnlich aus:

Entweder wird mit Benutzern oder Gruppen in der eigenen Nextcloud geteilt, oder ein CalDAV-Link verwendet. Den gibt es für verschiedene Einsatzformen:

Öffentlicher Link: https://nextcloud.blabla.ch/index.php/apps/calendar/p/YtEYf7Tz3bKwwopwy
Abonnement Link : https://nextcloud.blabla.ch/remote.php/dav/public-calendars/YtEYf7Tz3bKwwopwy?export
Embedd Link : <iframe width="400" height="215" src="https://nextcloud.blabla.ch/index.php/apps/calendar/embed/YtEYf7Tz3bKwwopwy"></iframe>
Interner Link : https://nextcloud.blabla.ch/remote.php/dav/calendars/dulli/privat/

Einen einzelnen Kalendereintrag kann man nicht teilen, sondern nur als ICS-Datei exportieren, was völlig ausreichend ist. Der übliche Weg ist, andere Personen zu einem Termin einzuladen, und zwar über die üblichen Kalenderfunktionen. Dafür braucht man keine Teilen-Funktion auf Nextcloud-Ebene.

Bei vielen anderen Nextcloud-Apps gibt es Teilen-Funktionen, die ich in diesem Artikel nicht weiter beschreibe, weil sie alle sehr ähnlich funktionieren.

Föderieren

Stattdessen möchte ich die Möglichkeiten zur Föderation von Nextcloud-Inhalten anschauen. Wenn ihr Föderieren hört, denkt ihr bestimmt an das Fediverse. Im Allgemeinen stimmt das, im Besonderen nicht, weil bei der Nextcloud nicht das ActivityPub-Protokoll zum Einsatz kommt. Das würde wenig Sinn ergeben, weil ActivityPub auf die Föderation von Social Media Diensten ausgerichtet ist.

Nach dem Motto "eine Nextcloud ist keine Nextcloud", erlaubt Föderation die Integration mehrere Nextclouds (oder Teile davon). Das möchte ich an einem Beispiel zeigen, bei dem ein Teil der Nextcloud von GNU/Linux.ch mit meiner eigenen Nextcloud verheiratet wird.

Um die eigene Nextcloud (oder Teile davon) in eine andere Nextcloud-Instanz zu integrieren, benötigt man die Federated-Cloud-Id der Ziel-Nextcloud. Diese findet man im Hauptmenü unter Verwaltungs-Einstellungen, Teilen, Federated Cloud:

Wer alles, oder einen Teil der fremden Instanz in die eigene Instanz integrieren möchte, geht so vor:

  • Wähle ein Verzeichnis auf der fremden Nextcloud-Instanz (im Beispiel, das FediGov-Verzeichnis von GNU/Linux.ch)
  • Klicke auf das Teilen-Symbol des Verzeichnisses
  • Trage die Federated-Cloud-Id deines Nextcloud-Servers ein:

  • Freigabe-Einstellungen bearbeiten und auf Freigabe speichern klicken.

Nun sollte auf deiner Nextcloud die Aufforderung zur Annahme der Freigabe erscheinen; theoretisch. Ich musste an dieser Stelle die Übung abbrechen, weil in meiner Nextcloud keine Aufforderung ankam. Schade, aber typisch für die Nextcloud. Es gibt viele Situationen, bei denen man nicht weiss, ob man selbst einen Fehler gemacht hat, oder ob technisch etwas nicht funktioniert hat.

Fazit

Die Nextcloud ist auf das Teilen und Föderieren von Dateien, Verzeichnissen und App-Inhalten ausgerichtet. Die Umsetzung dieser Möglichkeiten ist immer noch nicht (bzw. nie) benutzerfreundlich geraten. Da kocht jede Nextcloud-App ihr eigenes Süppchen und selbst die Basis-Fähigkeiten der Nextcloud sind nichts für schwache Gemüter. Das stellt für die Willigen eine harte Probe dar; Einsteiger steigen an dieser Stelle sofort wieder aus.

Ich zweifle überhaupt nicht an den grundsätzlichen Fähigkeiten der Nextcloud, Inhalte teilen oder föderieren zu können. Allein fehlt mir der Glaube an die UI/UX-Entwickler, diese essenziellen Funktionen für die Anwender:innen nutzbar zu machen.

Quellen:

https://docs.nextcloud.com/server/latest/user_manual/de/files/sharing.html

https://docs.nextcloud.com/server/latest/user_manual/de/files/sharing.html#federated-shares

Tags

Nextcloud, teilen, Sharing, Filesharing, Föderieren, Federation

Conrad
Geschrieben von Conrad am 7. November 2023 um 09:54

Nextcloud hat seine Ecken und Kanten und es gibt die eine oder andere Stelle, die wirklich noch verbesserungswürdig ist. Was man mit Nextcloud tun kann ist vielseitig und dadurch notgedrungen komplex und erklärungsbedürftig. Aber welche Plattform ist da besser? In den meisten Fällen wird man immer einen Teilbereich der Funktionalität nutzen wollen - welcher das ist, hängt vom Anwendungsfall ab.

plantifant
Geschrieben von plantifant am 1. März 2024 um 10:13

Hallo Ralf und alle Zusammen, da hast du glaube ich zu früh aufgegeben, denke da fehlen noch ein paar Einstellungen und evtl. auch Apps und Installationen. Bei mir läuft es ganz gut mit der Federation, habe hier mal meine Details zu meinem Setup zum Besten gegeben: https://help.nextcloud.com/t/federation-global-addressbook-sharing/183649