Nachdem gestern Fedora 38 veröffentlicht wurde und morgen Ubuntu 23.04 ‘Lunar Lobster’ erscheinen wird, habe ich einen Blick auf die grafischen Anwendungen für die Paketinstallation und -verwaltung geworfen. Dabei galt mein Augenmerk nicht der allgemeinen Funktionalität, sondern der Präsentation von verschiedenen Paketformaten.
Wir diskutieren schon seit geraumer Zeit darüber, ob die Ausweitung der Paketformate ein Fluch oder Segen ist, und zwar aus Sicht der Entwicklerinnen und Anwender. Zurzeit kennen wir die nativen Repositories von Debian, Fedora, Arch, OpenSUSE, usw. Früher war die Paket-Welt noch einfach; da musste man sich höchstens zwischen free und non-free entscheiden und bekam bei der Software-Auswahl ein Paket für die Installation angeboten.
Seitdem sich die Entwickler das Leben mit Snaps, Flatpaks und AppImages vereinfacht haben, da sie theoretisch nur noch ein Paketformat unterstützen müssen, ist die Situation für Anwender:innen (insbesondere Anfänger) nicht einfacher geworden. Es gilt herauszufinden, welches Format für eine Anwendung man installieren möchte und welches davon überhaupt funktioniert. Ein praktisches Beispiel für diese Problematik habe ich am Montag in diesem Artikel über Audacity beschrieben.
Deshalb schaue ich mir an, wie sich die unterschiedlichen Paketformate bei Fedora, Ubuntu und Manjaro präsentieren.
Die folgenden Vergleiche wurden alle mit den neuesten Versionen der Distributionen in der virtuellen Maschine GNOME Boxes durchgeführt.
Fedora
Beginnen möchte ich mit der ofenfrischen Distribution Fedora 38. Installiert man Fedora mit dem GNOME-Desktop, heisst die grafische Paketverwaltung schlicht "Software" und präsentiert die Paketformate so:
Am Beispiel von GIMP erscheint unter der Installieren-Schaltfläche ein kleines Dropdown, in dem man drei Optionen erhält. Standardmässig würde GIMP als Flatpak installiert, und zwar aus dem Fedora-eigenen Flatpak-Repository. Falls jemand auf die Idee kommt, das Dropdown zu öffnen, gibt es die Möglichkeit, die Anwendung als RPM-Paket (also nativ) zu installieren, oder wiederum als Flatpak, dieses Mal aber aus dem allgemeinen Flatpak-Repository.
Aus Anwendersicht finde ich diese Umsetzung gut gelungen. Man muss sich in erster Linie nicht um das Paketformat kümmern, sondern installiert das, was die Distribution vorgibt (Flatpak aus dem Fedora-Repository). Wer will, kann einer der Alternativen wählen.
Ubuntu
In der neusten Version der Canonical-Distro heisst der GUI-Paketmanager "Ubuntu Software", ist aber auch eine Variante der GNOME-Anwendung "Software". Darin bietet sich ein etwas anderes Bild:
Bei der Suche nach "GIMP" wird nur eine Variante der Anwendung vorgeschlagen, sowie ein paar ergänzende Pakete. Auch hier gibt es rechts oben eine Dropdown-Liste, die drei Optionen anbietet, oder sind es vielleicht vier? Sind es, weil sich ganz unten das DEB-Paket versteckt. Prominent werden drei unterschiedliche Version des Snap-Paketes für GIMP angeboten.
Der Anwender:in wird es auch hier einfach gemacht: "Snap oder stirb". Berücksichtigt man die Canonical-Strategie (Snap first), wurde hier alles richtig gemacht. Der Anwender erhält vordergründig nur eine Option, um das Paket zu installieren. Neueinsteiger werden von der Auswahl (Versionen, DEB) in der Dropdown-Liste wohl eher irritiert sein.
Manjaro
Das Arch-basierte Manjaro ist kein optimaler Kandidat für diesen Vergleich, weil diese Distribution sich eher an fortgeschrittene Anwender:innen richtet. Dennoch halte ich den Vergleich für interessant, zeigt er doch grosse Unterschiede zu den App-Stores von Fedora und Ubuntu.
Im Gegensatz zu Fedora und Ubuntu, zeigt der grafische Paketmanager Pamac direkt alle verfügbaren Optionen an. Bei GIMP sind dies das native Paket und das Flatpak. Hier kann man aus Anwendersicht bemängeln, dass Anfänger nicht wissen, welches Paket sie installieren sollen. Andererseits hat man die freie Auswahl, falls das eine Paket besser funktioniert als das andere.
Fazit
Als Anwender:in von GNU/Linux-Distributionen sollte man darauf vertrauen können, dass alle angebotenen Pakete funktionieren. Wobei der Begriff funktionieren bedeutet, dass das Paket in der Distribution, auf der Hardware und im Kontext von Desktop und individueller Konfiguration funktioniert.
Fedora und Ubuntu setzen auf ein Funktionieren des Flatpaks oder des Snap-Paketes unter den Bedingungen der Distribution. Manjaro bietet, ohne eine Unterauswahl anzubieten, alle verfügbaren Paketformate an, womit die Entscheidung auf die Anwenderin abgewälzt wird.
Was ist besser? Falls das voreingestellte Pakete funktioniert, ist der Ansatz von Fedora und Ubuntu besser. Falls dem nicht so ist, halte ich die Optionen von Manjaro für realitätsnäher. Hier sieht man sofort, was es gibt und kann eine Auswahl treffen, falls man die nötige Erfahrung hat.
Ich bin mir sicher, dass ihr eine eigene Meinung zu dieser Frage habt. Die Frage lautet: "Sollen App-Stores nur eine Option für ein Paket bieten oder mehrere?" Schreibt eure Ansichten bitte in den Kommentar.
Das snap-lose Linux Mint (Cinnamon) bietet z. B. für Scribus default-mässig eine Installation als "System Package" an und zeigt auch Informationen zur Version (1.5.8), Downloadgrösse (69 MB) und Installationsgrösse (234 MB). Schaltet man die Auswahl auf "Flatpak (flathub)" um, so wechselt die Anzeige und es erscheinen ebenfalls die Versionsnummer (1.5.8), die Downloadgrösse (1.1 GB) und die Installationsgrösse (3.5 GB). Für mich ist das eine gute Wahl. Nicht jeder will/kann 1.1 GB herunterladen und manchmal ist die gewählte Version z. B. bei Kursen wichtig.
mein Debian läuft mit apt und synaptic rund. alles andere sind Lösungen für ein nicht vorhandenes Problem
@MaSchle:
Meinung.
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Ich benutze das Distribution eigene Paket Format nur für System- / Server-Pakete. Programme installiere ich als flatpak, sollte es ein Programm nicht als flatpack geben, nutze ich den Nix Paket-Manager. Daher finde ich eine Große Auswahl im Softwaremanager super.
Ralf, danke für den Artikel. Ich sehe das auch so, Fedora hat das das auf sinnvolle Weise gelöst. Was ich dabei etwas problematisch finde: Den Nutzern wird damit allerdings suggeriert, dass da das selbe Stück Software einfach in einem anderen Format angeboten wird. Das stimmt leider nicht so ganz.
Drei Beispiele:
Beim Nextcloud-Client wird bei der 'nativen' RPM-Version eine Einbindung in den Dateimanager Nautilus mit installiert (die wirklich sehr praktisch ist). Bei der Flatpak Version gibt es keine Nautilus-Integration (weil das technisch nicht möglich ist).
gThumb-Bildbetrachter - bei der RPM-Version bekomme ich beim "Speichern unter" als Pfad "ICH/Downloads" angeboten. Bei der Flatpak-Version bekomme ich einen ziemlich unhandlichen Vorschlag: "run/user/1000/doc/6b9038ab". Ich weiss nicht, ob auch das ein Flatpak spezifisches Problem ist.
Zudem gibt es Versionsunterschiede (bei Fedora noch nicht, weil die Distribution wirklich ganz frisch ist). Aber häufig sind die nativen Softwarepakete auf dem Stand der Veröffentlichung der Distribution, Flatpak hingegen bietet stets die neuste Version der Software an.
Ganz sicher ist das keine Fedora-spezifische Herausforderung. Die Problematik besteht auch bei anderen Distributionen (nativ vs Flatpak), nur bekommt man bei der Art und Weise wie die verschiedenen Formate angeboten werden, wirklich den Eindruck die sind im Prinzip identisch. Hier würde ich mir wünschen, dass da Nutzer*innen besser aufgeklärt werden (dass es sich zwar um die selbe Software handelt, allerdings mit kleinen aber wichtigen Unterschieden je nach Paketformat. Bislang werden die nicht erklärt).
Ich setze Ubuntu ein und verwende synaptic als GUI-Tool, sonst apt; das Software-Center hat mich noch nie überzeugt.
Dann probier doch gleich debian aus, das ist sogar noch etwas flotter als ubuntu. Ubuntu habe ich lange und gerne benutzt jetzt nicht mehr.
Vielen Dank für diese Übersicht. Leider ist das nur ein weiteres Beispiel dafür, wo die viel gelobte Linux-Vielfalt (die freie Wahl haben) einen Anfänger nicht hilfreich erscheint, sondern eher verwirren und abschrecken tut. Bei Fedora macht die "unbekannte Quelle" wirklich keinen vertrauenswürdigen Eindruck und selbst bei Ubuntu Snap-Only wird man mit "Adresse" und "Kanal" konfrontiert. Wozu soll das gut sein? Und welcher "normale" Benutzer versteht denn auf Anhieb den Unterschied von latest-stable, latest/edge und latest/preview? Selbst bei Manjaro führt das nur zu Verwirrung und zu gewissen Unsicherheiten vor der Installation: Wieso ist die gleiche Applikation dort mehr als doppelt so klein oder groß... also besser nicht die kleinere Version installieren, denn sonst fehlt mir vielleicht ein Teil der Programm-Funktionen? Fazit: Linux muss bei der Benutzerfreundlichkeit (Einfachheit!) immer noch eine ganze Menge aufholen.
Ich verstehe nicht, warum die vielfalt so ein problem sein soll. Finde diese eher gut, für anfänger, das gebe zu, ist es sehr verwirrend. Denoch würde ich sagen das die vielfalt ein grosses plus ist für linux. Dadurch ist man nicht so auf ein paketformat angewiesen. Ganz besonders bei appimages finde ich gut dss man diese nicht extra installieren muss. Man kann ein programm sich kurz anschaun und sehen ob es einen gefällt. Für anfänger ist immer ein blick in die doku / wiki wichtig.
Wenn man sich auf linux einlässt, dann muss man auch bereit sein zu lernen.