"Zorin OS ist eine auf Ubuntu basierende Linux-Distribution, die speziell für Linux-Neulinge entwickelt wurde. Sie hat eine Windows-ähnliche grafische Benutzeroberfläche und viele Programme, die denen von Windows ähneln. Zorin OS wird auch mit einer Anwendung geliefert, mit der Windows-Programme ausgeführt werden können. Das Ziel der Distribution ist es, eine Linux-Alternative zu Windows zu bieten und Windows-Benutzern alle Funktionen von Linux ohne Komplikationen zur Verfügung zu stellen", besagt die Selbstbeschreibung von Zorin OS.
Für diesen Test habe ich mich für die Variante 'Zorin OS 16 Core' entschieden. Neben dieser gibt es auch eine Pro- und eine Lite-Version. Die Unterschiede werden auf der Download-Seite erklärt. Kurz gesagt, Core verwendet die GNOME-Shell als Desktop-Umgebung, Lite nimmt Xfce und Pro bringt unter anderem einen Desktop-Layout Switcher mit und kostet 39 Euro.
Die Version 16 stammt von August 2021, hat einen 5.13er Kernel, Gnome 3.38, Python 3.5, LibreOffice 7.1 und basiert auf Ubuntu 20.04.3 LTS. Über Zorin OS haben wir bereits des Öfteren geschrieben; schaut in den Artikelindex, um die bisherigen Berichte zu lesen.
Installation
Die ISO-Datei ist 2.7 GB gross und kann von der Download-Seite bezogen werden. Da Zorin auf Ubuntu beruht, gibt es zum Installationsprozess nicht viel zu sagen. Er funktioniert und sieht so aus, wie man ihn von fast allen Ubuntu-Derivaten kennt.
Eine Sache hat mich dennoch überrascht, die 'Volkszählung'. Diese seltsam übersetzte Option für die Telemetrie stammt auch von Ubuntu und ist als Opt-out ausgelegt. Im Gegensatz zum Original gibt es während des Installationsprozesses keine Zorin-eigene Slide-Show. Stattdessen sieht man nur das Zorin-Logo.
Ich gebe 4 von 5 Punkten, wegen der 'Volkszählung' und der verpassten Chance, die Anwenderin während der Installation zu informieren/unterhalten.
Einführung
Nach dem ersten Start sieht man die stark modifizierte GNOME-Desktop-Umgebung, die (für meinen Geschmack) sehr gut aussieht. Eine Begrüssung oder Einführung gibt es leider nicht. Der Desktop bietet zwar ein modernes Design, folgt aber dem klassischen Bedienkonzept. Es gibt ein Panel mit Menü, Favoriten-Apps und den System-Tray.
Wie man im Screenshot sehen kann, sieht alles sehr klar und aufgeräumt aus. Im Panel befinden sich: Menü, Desktop-Overview, Firefox, Dateien und der Software-Manager. Im System-Tray geht es auch sauber zu: Lautstärke, Netzwerke, Einstellungen, An/Aus sind in einem Menü vereint. Rechts daneben steht der Kalender.
4 von 5 Punkten wegen der fehlenden Begrüssung und Einführung.
Vollständigkeit
Die Software-Ausstattung (im Menü) sieht folgendermassen aus:
- Büro: LibreOffice, Evolution, GNOME-Kalender und -Kontakte
- Grafik: Eye of GNOME, GNOME-Fotos, GIMP
- Hilfsprogramme: diverse, aber nicht zu viele
- Internet: Firefox, Remmina
- Multimedia: Brasero, Pitivi, Cheese, Rhythmbox, Sound Recorder, Totem
- Spiele: Solitaire, Mahjongg, Minen, Quadrapassel, Sudoku
- Systemwerkzeuge: diverse, aber nicht zu viele
- Zubehör: Aufgaben, Dateien, Karten, Text-Editor, Uhren, Wetter
Die Wahl der vorinstallierten Apps gefällt mir sehr gut; sie stellt eine gute Balance zwischen Notwendigem und Überfrachtung dar.
Das Software-Center bindet die Repositories: main, universe, restricted und multiverse ein. Ausserdem werden eine ganze Reihe von Zorin-eigenen PPAs geladen. Flatpaks und Snap-Pakete stehen ebenfalls zur Verfügung, wobei man die Einstellungen dafür in den Optionen von GNOME-Software nicht findet.
Bei den Einstellmöglichkeiten findet man die nicht-modifizierten GNOME-Settings, das Werkzeug zur GNOME-Optimierung (Tweak-Tool) fehlt, dafür gibt es die Zorin-Appearance mit Optionen für das Desktop-Konzept, Farb-Themen und weiteren Einstellungen. Das ist sehr Einsteiger-freundlich umgesetzt.
Ich gebe 5 von 5 Punkte.
Stabilität
Machen wir es kurz: Ubuntu 20.04 LTS. 5 von 5 Punkten.
Vorkonfiguration
Aus den vorherigen Kapiteln kann man bereits herauslesen, dass die Konfiguration von Zorin OS sehr gut gelungen ist. Das Design und die Benutzerfreundlichkeit schaffen den schwierigen Spagat zwischen modern, funktional, einfach zu bedienen, nicht überlastet, aber auch nicht zu sehr vernagelt. Meiner Meinung nach gehört das zu den Hauptaufgaben einer GNU/Linux-Distribution, denn, Kernel, Systemsoftware, Pakete und Desktops können alle Distros zusammenstellen; die hohe Kunst besteht in der Ausgewogenheit. Diese gelingt Zorin wie kaum einer anderen Distribution.
Klare 5 von 5 Punkten.
Update-Prozess
Machen wir es nicht ganz so kurz wie bei der Stabilität: der Ubuntu Update-Prozess ist bekannt und etabliert. Die Aktualisierungs-Einstellung, welche aus dem Software-Center heraus erreicht werden können, sind minimalistisch. Hier gibt es nur die Optionen 'Automatische Updates' und 'Benachrichtigungen bei eben diesen'; beide Optionen sind eingeschaltet. In der Aktualisierungsverwaltung können beliebige Quellen hinzugefügt und viele weitere Einstellungen gemacht werden. Es gibt keine Optionen zu Flatpaks und Snaps; für die Einsteigerin mag das aber genau das Richtige sein.
Ein Check im Terminal ergab, dass keine Snap-Pakete vorhanden sind und für Flatpaks nicht einmal die Basis installiert ist. Zu Testzwecken habe ich TextSnatcher aus dem Software-Center installiert; die App ist ein Flatpak. Wie erwartet, werden dabei zuerst einmal alle Flatpak-Voraussetzungen installiert; was in meinem Test sehr lange dauerte. Solange möchte kein Einsteiger warten. Hier wäre es besser gewesen, die Flatpak-Basis in der Distro bereitzustellen, insbesondere, da das Software-Center Flatpaks anbietet.
Dafür gebe ich 4 Punkte.
Bewertung
Kriterium | Bewertung (max. 5) |
Installation | 🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Einführung | 🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Vollständigkeit | 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Stabilität | 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Vorkonfiguration | 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Update-Prozess | 🏆️🏆️🏆️🏆️ |
Summe | 27 |
Fazit
'Zorin OS 16 Core' ist einer der Einsteiger-freundlichsten Distributionen, die ich bisher gesehen habe.
Zorin OS mit dunklem Thema
Obwohl ich bei den Kriterien Installation, Einführung und Update-Prozess jeweils einen Punkt vom Maximalwert abgezogen habe, ist Zorin ein Tipp für Einsteiger:innen in die wunderbare GNU/Linux-Welt. Diese Distribution schafft eine Ausgewogenheit, die ich selten gesehen habe. Zorin ist einerseits modern und schick beim Erscheinungsbild, holt den Anwender aber beim Bedienkonzept dort ab, wo er sich auskennt, nämlich bei MS-Windows.
Da Zorin 16 auf Ubuntu 20.04 aufbaut, ist damit zu rechnen, dass es in diesem Jahr eine neue Version geben wird, die auf Ubuntu 22.04 LTS setzt, und damit auch ein paar der Neuerungen von GNOME 42 abbekommen wird.
Download: https://zorin.com/os/download/
Nach der Installation gibt es eigentlich eine Einführung. Im Artikel bei "Linux Community" wird im Kapitel Willkommen beschrieben: https://www.linux-community.de/ausgaben/linuxuser/2022/01/zorin-os-16-als-intuitives-ubuntu-derivat/
ZorinOS ist meiner Meinung nach wirklich sehr gut. Allerdings zur Begrüßung: Es gibt eine auf GNOME Tour basierende, welche auch automatisch nach einer Installation gestartet wird. Wieso es bei dir nicht funktioniert hat weiß ich nicht. Trotzdem guter Artikel!
Wenn es die Einführungstour doch gibt, ist es um so besser. Bei meinem Test erschien diese leider nicht; warum auch immer.
Alle möglichen Distributionen scheinen hier "einsteigerfreundlich" zu sein. Der Neueinsteiger kann offenbar irgendeine Distribution unbedenklich wählen. O.K. Aber warum dann diese Artikel-Serie? Folgt man dieser Logik, dann vermisse ich das Erwähnen "Nicht-Einsteigerfreundlicher-Distributionen".
BTW: Ich vermisse die Erwähnung von "Solus" als aus eigener Erfahrung als "benutzerfreundlich" erlebte Distribution.
Wir haben uns doch bewusst auf einsteigerfreundliche Distros und Desktops konzentriert. Daher mag es nicht wundern, wenn unsere Auswahl hohe Punktzahlen erreicht.