Micro - Der Texteditor für das Terminal

  Ralf Hersel   Lesezeit: 3 Minuten  🗪 1 Kommentar Auf Mastodon ansehen

Der CLI-Texteditor überzeugt durch seine Schnelligkeit, einem integrierten Hilfesystem und einen grossen Funktionsumfang bei gleichzeitig einfacher Bedienung.

micro - der texteditor für das terminal

Zwar gab es bei uns schon einmal einen Beitrag über Micro, der ist jedoch vier Jahre alt und nicht ausführlich. Deshalb möchte ich euch meinen Lieblings-CLI-Editor ein wenig detaillierter vorstellen. Micro ist ein moderner und intuitiver Texteditor für das Terminal. Im Gegensatz zu vielen anderen Konsolen-Editoren, muss man keine neuen Tastenkombinationen lernen; Micro ist insofern intuitiv, als dass die Keybindings unterstützt werden, die ihr bereits von hunderten anderen Anwendungen kennt.

Allgemeines

  • Lizenz: MIT
  • Hauptentwickler: Zachary Yedidia, Stanford, CA
  • Aktuelle Version: 2.0.14 (August 2024)
  • Entwicklung: aktiv (letzte Anpassung: September 2025)
  • Sprache: Go
  • Änderungen über die Zeit:



    Am Graph sieht man klar, dass die Hauptentwicklung vor fünf Jahren abgeschlossen wurde und sich das Projekt seitdem im Maintenance-Modus befindet.

  • Installation: Micro befindet sich als natives Paket in allen Haupt-Repositories der grossen Distributionen und lässt sich über das übliche Vorgehen mit dem Paketmanager deiner Distro installieren.

Funktionen

Der Funktionsumfang reicht natürlich nicht an Emacs heran, soll er auch nicht. Das sind die wichtigsten Features:

  • Einfach zu bedienen: Die wichtigste Eigenschaft von Micro ist, dass es einfach zu installieren (es handelt sich lediglich um eine statische Binärdatei ohne Abhängigkeiten) und einfach zu bedienen ist.
  • Hochgradig anpassbar: Im JSON-Format können Optionen konfiguriert und Tasten nach den eigenen Wünschen belegt werden. Wer tiefer gehen möchte, kann den Editor mit Lua weiter konfigurieren.

  • Farben und Hervorhebungen: Micro unterstützt über 75 Sprachen und bietet 7 Standardfarbschemata zur Auswahl. Micro unterstützt 16-, 256- und Truecolor-Themes. Syntaxdateien und Farbschemata lassen sich ebenfalls sehr einfach erstellen.

  • Mehrere Cursor: Micro unterstützt mehrere Cursor im Sublime-Stil, wodurch man direkt im Terminal zahlreiche Bearbeitungsmöglichkeiten hat.

  • Plugin-System: Micro unterstützt ein vollwertiges Plugin-System. Plugins werden in Lua geschrieben und es gibt einen Plugin-Manager, der Plugins automatisch herunterlädt und installiert.

  • Gängige Tastaturbelegungen: Die Tastaturbelegungen von Micro entsprechen denen, die man von einem benutzerfreundlichen Editor erwarten würde. Man kann jede der Belegungen auch problemlos in der Datei "bindings.json" neu belegen.

  • Mausunterstützung: Micro unterstützt die Maus vollständig. Das bedeutet, dass man durch Klicken und Ziehen Text auswählen, durch Doppelklicken Wörter auswählen und durch Dreifachklicken Zeilen auswählen kann.

  • Terminalemulator: Man kann eine echte interaktive Shell aus micro heraus ausführen. Man kann einen geteilten Bildschirm öffnen, auf der einen Seite den Code und auf der anderen Seite die Bash anzeigen – alles aus Micro heraus.

Bedienung

Wichtige Tastaturbelegungen lässt man sich mit Alt+G unten im Fenster anzeigen:

Micro bietet ein eingebautes Hilfesystem, welches man mit Ctrl+G aufruft. Alternativ lässt sich mit Ctrl+E eine Befehlszeile öffnen, in der man z. B. mit help defaultkeys bestimmte Kapitel aus der Hilfe aufrufen kann:

Im letzten Screenshot sind ausserdem Reiter (Tabs) zu sehen, mit denen man mehrere Dateien gleichzeitig öffnen kann. Zudem unterstützt Micro horizontale und vertikale Split-Screens:

Wer möchte, kann in einem Split-Screen mit dem Befehl term ein Terminal starten:

Die Befehlszeile erreicht man mit Ctrl+E.

Des Weiteren unterstützt Micro das Aufzeichnen und Wiedergeben von Makros, sowie den Zugriff auf alle Tastenbelegungen in einer JSON-Datei. Diese beiden Funktionen habe ich nicht getestet. Wem Funktionen fehlen, kann bei den Plugins schauen, ob etwas Passendes dabei ist, oder ein eigenes Plugin in Lua schreiben.

Was leider nicht funktioniert (zumindest habe ich es nicht gefunden), ist die Block-Auswahl von Text.

Fazit

Micro kombiniert viele wichtige Eigenschaften. Er ist schnell, erweiterbar, bietet einen grossen Funktionsumfang und ist dennoch einfach zu bedienen. Besonders gut gefällt mir das integrierte Hilfesystem, da es die Einarbeitung erleichtert. Falls ihr lieber auf eine übersichtliche Zusammenfassung der Befehle schauen möchtet, gibt es hier ein Cheatsheet.

Titelbild: https://github.com/zyedidia/micro

Quellen:

https://micro-editor.github.io/

https://github.com/zyedidia/micro

https://cheatography.com/mynocksonmyfalcon/cheat-sheets/micro-text-editor/

https://micro-editor.github.io/plugins.html

Tags

Editor, Texteditor, cli, Terminal, Konsole, Micro

Herbert Hertramph
Geschrieben von Herbert Hertramph am 14. Oktober 2025 um 14:26

Ja, Micro ist prima. Ich tausche bei neuen Installationen immer direkt Nano gegen Micro aus. Die Shortcuts sind für mich vertrauter, kopieren/einfügen usw. klappt leicht und einfach. Im Terminal mein bevorzugter Editor.