Ralfs Matrix Migration

  Ralf Hersel   Lesezeit: 6 Minuten  🗪 5 Kommentare Auf Mastodon ansehen

Aus Gründen musste ich den Matrix-Server wechseln. Hier lest ihr, wie es mir dabei ergangen ist.

ralfs matrix migration

Als ich vor vielen Jahren das Matrix-Protokoll für das Chatten entdeckte, hatte ich einen Account bei matrix.org. Der hiess @ralfhersel:matrix.org, was keine gute Idee war, weil es der Idee der Dezentralisierung entgegen spricht. Es dauerte nicht lange, bis ich auf @ralfhersel:fsfe.org umgezogen bin. Inhaltlich passte das gut, weil ich Leiter der FSFE-Lokalgruppe Zürich war und immer noch stellvertretender Leiter der FSFE-Schweiz bin.

Leider hat der FSFE-Server seit ein paar Monaten Probleme. Warum das so ist, möchte ich hier nicht erläutern. Nur so viel: es gibt gute Gründe dafür und es wird daran gearbeitet. Nach einer zwischenzeitlichen Erholung hat sich die Verfügbarkeit des Servers inzwischen derart verschlechtert, dass ich zu einem anderen Provider wechseln musste.

Viele in der Community kennen Samuel Philipp, der Freie Dienste auf sp-codes.de betreibt und die Firma OSSROX gegründet hat, um sich die Wurst auf dem Brot zu verdienen. Bei GNU/Linux.ch habe ich mit Samuel im September 2022 ein Interview im Podcast geführt. Damit gab es für mich keine grosse Überlegung, zu welchem Matrix-Server ich wechseln werde.

Für alle, die Kontakt mit mir halten möchten; meine neue Adresse heisst: @ralfhersel:matrix.sp-codes.de

Einen Umzug von Server-A zu Server-B kann man auf zwei Arten durchführen:

  1. erstelle den neuen Account und baue ihn neu auf
  2. erstelle den neuen Account und ziehe den alten Account auf den neuen um

Bei meinem Umzug von matrix.org zu fsfe.org bin ich den zweiten Weg gegangen. Dafür gibt es vom Referenz-Client Element die Seite Matrix-Migration. Dort gibt man die Anmeldeinformation des alten und neuen Matrix-Servers ein und lässt den Dienst rödeln. Damals hat das bei mir gut funktioniert. Bei der jetzigen Migration habe ich mich dagegen entschieden. Manchmal ist es gut, von vorn anzufangen und die Altlasten abzustreifen. Mein bisheriger Matrix-Account enthält hunderte Räume und Kontakte, die ich nicht alle umziehen möchte.

Wie dem auch sei, der Umzug eines Messengers ist immer mit Aufwand und Verlusten verbunden. Insbesondere wenn man keinen Zugriff auf den alten Account hat, was bei mir der Fall ist (matrix:fsfe.org ist down). Neben der Information der Kontakte über die neue Adresse, gilt es, den Matrix-Client umzustellen, was ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Aufwand ist; Stichwort: Client-Verifizierung.

Exkurs:

Meine Erfahrungen mit Messengern sind alt und breit. Von XMPP-Clients über Whatsapp, Threema, Signal und Telegram habe ich viele Protokolle und Anwendung ausprobiert. Dabei gab es Viele, deren Name mir gar nicht mehr einfällt. Übrig geblieben sind nur zwei Lösungen: Matrix und Telegram. Erstere verwende ich im Community- und die zweite im privaten Umfeld.

Damals habe ich lange gebraucht, um meinen Familien- und Freundeskreis von Whatsapp auf Telegram zu locken. Ich habe den Leuten angeboten, mit mir auf Telegram zu kommunizieren, falls sie ein Interesse an meiner Person haben. Das hat funktioniert; ausser bei meiner Mutter, die sich heimlich wieder Whatsapp installiert hat :)

Mir sind die negativen Seiten von Telegram wohl bekannt und ich möchte niemandem zu diesem Messenger raten. Aus einer technischen und funktionalen Perspektive kann ich sagen, dass Telegram bei mir seit 10 Jahren sehr stabil läuft.

Meine Bekanntschaft und Verwandschaft werde ich kaum für Matrix begeistern können, obwohl das für mich der nächste logische Schritt wäre: Whatsapp → Signal, Threema → Matrix. Aber Matrix ist noch nicht massentauglich.

Manchmal handelt man auch wider die bessere Erfahrung. Das war bei mir gestern der Fall. Wenn man schon den Account wechselt, kann man auch ein paar neue Matrix-Clients ausprobieren. Bisher habe ich auf dem Desktop und dem Android-Smartphone Schildichat als Client-Anwendung eingesetzt. Aber hey, man kann doch einmal das Original Element oder die GNOME-App Fractal ausprobieren. Diese Alternativen habe ich schon x-mal getestet, weshalb ich wissen sollte, welche Anwendungen mir gefallen. Was soll ich euch sagen? Ich habe wieder einmal diverse Clients ausprobiert, um zum Schluss festzustellen, dass Schildichat der beste Matrix-Client für mich auf dem Phone und dem Desktop ist. Diese Zeit hätte ich mir sparen können.

Über ein seltsames Ereignis möchte ich noch berichten. In meinen Messengern richte ich mir immer einen Bereich ein, in dem ich Infos für mich selbst ablegen kann. Dort liegen Sachen wie Dice-Bots, Anleitungen für spezielle Probleme, Kommandos für Regenbogen-Animationen, usw. Bei Matrix ist es nicht offensichtlich, wie man einen Chat (DM, Raum) für diesen Zweck anlegt; aber es geht. Dazu startet man einen direct chat mit sich selbst. In Element oder Schildichat klickt man bei Personen auf Neue Unterhalten beginnen (das kann in eurem Matrix-Client anders heissen). Dann lädt man sich selbst zu einer Unterhaltung ein. Daraufhin erhält man einen Personen-Chat mit sich selbst, in den man beliebige Notizen ablegen kann.

Genau das habe ich gestern gemacht und meine Notizen aus dem alten Account in den neuen kopiert. Die Probleme begannen, als ich einen Dice-Bot in meinen Raum eingeladen habe, den es seit Langem nicht mehr gibt. Der Matrix-Client hat dann unendlich darauf gewartet, dass der Bot die Raum-Einladung akzeptiert. Währenddessen war der Raum blockiert. Mir blieb nicht anders übrig, als aus dem Raum (meinem eigenen) auszutreten. Eine nachträgliche Erzeugung eines Chats mit sich selbst war nicht möglich. Ich werde mal bei den Spezialisten nachfragen, wie man damit umgeht. Sachdienliche Hinweise in den Kommentaren sind selbstverständlich willkommen.

Ich bin auf eure Matrix-Stories gespannt.

Bildquelle: https://www.stadt-koeln.de/img/responsive/bilder-buergerservice-umzug-innerhalb_1024.jpg

Tags

Matrix, Matrix-Client, Umzug

Martin
Geschrieben von Martin am 14. August 2024 um 17:16

Hätte denn ein Umzug theoretisch funktionieren können, auch wenn der server down ist? Bei xmpp geht das nicht, da der server die Daten nicht bereitstellen kann wenn er down ist, aber bei Matrix replizieren ja die server recht viel, so dass man fast sagen kann es ist eine blockchain des messaging. Würde mich mal interessieren ob das in so einem Fall von Vorteil ist.

Sam
Geschrieben von Sam am 15. August 2024 um 10:26

Hallo Ralf. Vielen Dank für deinen Einblick, der für mich genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. Hab nämlich ebenfalls eine matrix-ID beim FSFE-Heimserver, und damit funktioniert derzeit grad gar nichts mehr. Leider wurde dazu nicht transparent kommuniziert (oder ich hab 's nicht gesehen), was ärgerlich ist, da man sich in Sachen Kommunikation ja verlassen können möchte/muss. Und dann gibt 's noch ein andere Ebene: Mir gelingt es teils nur mit Mühe, meine Kontakte überhaupt in die matrix zu holen, und dann senden solche Probleme schnell ein falsches Signal aus (dass matrix nicht taugt, dass Freie Software und "freie" Dienste nicht zuverlässig sind etc.), was ich ausserordentlich schade finde. So werde ich gerne deiner Anleitung folgen und hoffe, dass ich bald wieder gut in der matrix stehe ... ;) Merci bien!

Stefan Draxlbauer
Geschrieben von Stefan Draxlbauer am 15. August 2024 um 11:29

Woher hast du die Informationen bzgl. des Matrix-Servers? Weiß man etwas von einem Zeitplan? Bin auch auf dem Server der fsfe, aber wenn es nur kurzfristig wäre, bräuchte ich mir keinen anderen Server suchen...

Tobias
Geschrieben von Tobias am 19. August 2024 um 15:39

Hallo, kurzes Update von admin Seite her. Wir sind gerade dabei den Matrix Service der FSFE auf einen anderen Server umzuziehen der mit den gestiegenen Ansprüchen der Datenbank hoffentlich besser zurecht kommt. Ich hoffe dass der Umzug auf den neuen Server schnell vollzogen werden kann.

devzero
Geschrieben von devzero am 21. August 2024 um 09:59

Das Problem ist halt auch oft die mangelhafte Kommunikation. Es ist ja schon suboptimal, wenn ein Service unerwartet ausfällt, aber wenns dazu auch ewig kein Statement gibt, ob und wann das Problem behoben wird, dann ists ganz schlecht. Wenn man Kapazitätsprobleme kommen sieht, kann man Neuanmeldungen ja mit Tokenpflicht (und mail an eine Kontaktadresse) abbremsen, bis sich das erledigt hat, oder halt so belassen.