Ressourcenverbrauch von Desktop-Umgebungen

  Ralf Hersel   Lesezeit: 3 Minuten  🗪 6 Kommentare

Ein Vergleich der Systemnutzung von populären GNU/Linux Arbeitsumgebungen.

ressourcenverbrauch von desktop-umgebungen

Alle Jahre wieder tauchen Statistiken auf, in denen die Systemnutzung von GNU/Linux Desktop-Umgebungen verglichen werden. Die Messungen werden oft kritisiert, weil die Methoden zur Erhebung nicht einheitlich sind. Dadurch entstehen Statistiken, deren Werte nicht oder schlecht miteinander vergleichbar sind.

Artem S. Tashkinov hat jetzt einen neuen Vergleich erstellt, wobei er besonderen Wert auf gleiche Rahmenbedingungen legt. Dabei wurden diese Desktop-Umgebungen einbezogen: IceWM, LXQT, XFCE, Mate Compiz, Cinnamon, Gnome Xorg, Gnome Wayland, KDE Xorg und KDE Wayland. Folgende Messwerte wurden erhoben: RAM used, RAM shared, Buffers und Disk Read.

Hier ist die Übersicht (alle Werte sind in MB angegeben):

Nach dem Erscheinen des Artikels hat uns @tootpaste@social.tchncs.de freundlicherweise eine grafische Aufbereitung der Daten über Mastodon zur Verfügung gestellt. Diese fügen wir hier gerne ein:

Das sind die Angaben zur Methodik, die von Artem S. Tashkinov verwendet wurde:

  • Zum Testen werden Fedora-Spins von Dezember 2022 verwendet.
  • Nach der Installation wurde das System vollständig aktualisiert und neu gebootet.
  • Die Tests wurden unter einer VM, VirtualBox 6.1.40, durchgeführt.
  • Eine VM erhielt ein 16-GB-Laufwerk, eine Vier-Kern-VCPU, 128 MB VRAM und 4096 MB RAM. SWAP wird nicht verwendet, da es sich unvorhersehbar verhält.
  • Gnome und KDE wurden unter Wayland und Xorg getestet. Alle anderen DEs wurden unter dem Xorg-Server, d.h. im reinen X11-Modus, ausgeführt.
  • Um den RAM-Verbrauch des Systems ohne eine laufende Desktop-Umgebung zu ermitteln, wurde das System in IceWM gebootet, das einen sehr geringen Platzbedarf hat, aber dennoch eine brauchbare grafische Umgebung bietet.
  • Nach der Anmeldung wurden der Standard-Dateimanager und die Terminal-Emulator-Anwendungen gestartet. Die meisten Benutzer verwenden diese beiden Anwendungen häufig, während es schwer zu beurteilen ist, welche anderen Anwendungen üblich sind.
  • Die Festplattenpuffer wurden mit echo 3 > /proc/sys/vm/drop_caches geleert, um den tatsächlichen RAM-Verbrauch ermitteln zu können.
  • Was keiner der bestehenden/früheren Vergleiche berücksichtigt hat, ist die Festplatten-IO-Nutzung für DEs. Hier wurden die Sitzungsinformationen von VirtualBox verwenden, um diese Daten 60 Sekunden nach dem Booten einer bestimmten Desktop-Umgebung zu erhalten.
  • Die Desktop-Umgebungen wurden so verwendet, wie sie sind, ohne irgendwelche Änderungen oder Ergänzungen.

Weitere Informationen zum Vergleichstest, sowie die Interpretation der Ergebnisse, findet ihr bei der Quelle.

Quelle:

Tags

Desktop, Desktop-Umgebung, Vergleich, Statistik, Ressourcen

rlx
Geschrieben von rlx am 12. Dezember 2022 um 15:14

Schade, dass der Speicherbedarf von Gnome und KDE stetig nach oben zeigt.

Was mich auch nochmal interessieren würde, das ist der Stromverbrauch verschiedener Distributionen. Dazu habe ich in der Vergangenheit nur wenige Informationen finden können.

Horst
Geschrieben von Horst am 12. Dezember 2022 um 16:40

Diese Vergleiche hinken imho aus zwei Gründen: (1) Sobald man eine umfangreichere Anwendung öffnet (z.B. Browser) steigt der Speicherbedarf so stark, dass der Bedarf des Grundsystems nicht mehr so wichtig ist. (2) Besitzt man einen neuen PC oder Laptop ist der Speicherbedarf des Grundsystems nicht mehr wichtig. Hier zu sparen wäre genau so, wie wenn man in einer riesigen Garage meint, nur ein kleines Dreirad einstellen zu dürfen.

Christoph
Geschrieben von Christoph am 12. Dezember 2022 um 18:24

Klar, das relativiert sich. Aber es ist schon so, dass Ressourcenverbrauch ja irgendwie gerechtfertigt sein sollte. Die reine Funktionalität ist ja so unterschiedlich nicht.
Hübscher aussehen, leichter zu programmieren und zu maintainen (Javascript statt C++) sind dann in Frage kommende Argumente. Im Falle kommerzieller Software wie Windows steht natürlich auch der Verdacht der Förderung von Hardwareobsolszenz im Raum (sozusagen als Pakt mit der Hardware-Industrie). Letzteres würde ich bei den Linux-Desktops nun nicht vermuten. Aber das Ideal mit wenig Hardware-Ressourcen möglichst viel zu erreichen, scheint auch da nicht soo verbreitet zu sein. Wobei auch da auf jeden Fall ein vernünftiger Kompromiss anzustreben wäre.

Mancus Nemo
Geschrieben von Mancus Nemo am 13. Dezember 2022 um 12:51

Falsch, wer von Anfang an sparsam ist kann sein System lange nutzen und muss nichts umstellen. Deshalb nutze ich gleich von Anfang an XFCE. Dann muss ich später nicht umsteigen, weil der Speicherverbrauch von Cinamon mal wieder explodiert ist und der Ram an seine Grenzen stößt. Ja auch der Firefox sollte mal wieder Speicher einsparen lernen... Ansonsten könnte man locker noch PCs mit 1 Gig Ram nutzen, was mittlerweile an Quälerei grenzt, dank Firefox. Einen PC möglichst lange verwenden zu können ist übrigens auch Umweltschutz. Auch wenn die Dinger dank Massenproduktion immer billiger zu werden scheinen! Neulich wieder ein Office Laptop für 367 € gesehen der wirklich was taugt!

Valentin
Geschrieben von Valentin am 13. Dezember 2022 um 06:21

Vielen Dank für den sehr interessanten Artikel. Ich fände es eine sehr gute Erweiterung, wenn man dazu die Performance betrachten würde. Auf modernen Systemen spielt es weniger eine Rolle ob die DE 0,5 oder 1,5 GB RAM verbraucht. Wenn die ressourcen-hungrige DE jedoch mehr Leistung bietet, ergibt sich ein volleres Bild. Selbstverständlich auch, wenn die große DE langsamer ist.

Horst
Geschrieben von Horst am 13. Dezember 2022 um 09:54

@Valentin: Exakt meine Meinung. Du hast es aber klarer formuliert als ich. Thx.