Als erstes deutsches Bundesland verfolgt Schleswig-Holstein das klare Ziel, sich von US-Big-Tech unabhängig zu machen. In mehreren Artikeln und einem Podcast-Interview mit Dirk Schrödter, dem Chef der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein unter Ministerpräsident Daniel Günther, haben wir die Umstellung der Landesregierung auf Freie Software verfolgt. Nach einigem Mediengejammer (Süddeutsche, Tagesschau) in den letzten Wochen, meldet Schleswig-Holstein heute einen Zwischenerfolg bei der Umstellung der gesamten Landesverwaltung auf offene und souveräne Softwarelösungen.
Der Ministerpräsident der Staatskanzlei liess heute verlauten:
Mailsystem der Landesverwaltung komplett auf Open Source umgestellt: ein Meilenstein für digitale Souveränität in Schleswig-Holstein
KIEL. Ein sechsmonatiger Umstellungsprozess mit mehr als 40.000 Postfächern mit insgesamt deutlich mehr als 100 Millionen E-Mails und Kalendereinträgen – Schleswig-Holsteins Landesverwaltung hat am 2. Oktober 2025 den Umstieg des Mailsystems von Microsoft Exchange und Outlook auf die Open-Source-Lösungen Open-Xchange und Thunderbird vollständig vollzogen. Schleswig-Holstein ist dem Ziel eines digital souveränen IT-Arbeitsplatzes ein großes Stück nähergekommen.
Von der Staatskanzlei und den Ministerien, über die Justiz und Landespolizei, bis zu den weiteren Landesbehörden – unsere rund 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich gemeinsam auf einen neuen Weg gemacht"", sagt Digitalisierungsminister Dirk Schrödter. "Wir wollen unabhängig werden von großen Tech-Konzernen und die digitale Souveränität sicherstellen. Jetzt können wir auch bei der E-Mail-Kommunikation sagen: Mission erfüllt."
Der konsequente, schrittweise Umstellungsprozess der Landes-IT wurde über mehrere Jahre hinweg gemeinsam mit den Herstellern vorbereitet und in der "Open Innovation und Open Source Strategie Schleswig-Holstein" beschrieben. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Land damit begonnen, LibreOffice als neue Standard-Bürosoftware auszurollen und Microsoft Office zu ersetzen. Mit der aktuellen Umstellung des Mailsystems wird jetzt auch schrittweise MS Office von den Landesrechnern deinstalliert.
"Die vergangenen Wochen und Monate haben gezeigt: Eine solche Umstellung ist keine Kleinigkeit. Wir sind echte Pioniere. Wir können nicht auf die Erfahrung anderer zurückgreifen – weltweit gibt es kaum ein vergleichbares Projekt dieser Größenordnung", sagt Minister Schrödter. "Der große Dank gilt allen Mitarbeitenden. Ohne ihre Unterstützung wäre diese Umstellung nicht möglich. Künftig können wir mit unseren Erfahrungswerten von der Datenanalyse bis zum Monitoring im Rechenzentrum anderen helfen und sie unterstützen, wenn sie sich auf den Weg machen, den wir gerade als erste beschreiten."
Die "Open Innovation und Open Source Strategie Schleswig-Holstein" umfasst weitere Bereiche der Landes-IT: Die Software Nextcloud ersetzt Schritt für Schritt Microsoft SharePoint als zentrale Plattform für Zusammenarbeit und wird bereits in zahlreichen Verwaltungen aktiv genutzt. Bei den Videokonferenzen setzt das Land auf die Lösung OpenTalk. Auch wird der Einsatz des Betriebssystems Linux als Alternative zu Windows erprobt. Schließlich sollen ebenso die Telefonsysteme umgestellt und mit einer Open-Source-Lösung betrieben werden.
"All das sind wichtige Bausteine auf dem Weg in die digitale Souveränität Schleswig-Holsteins mit mehr Transparenz und Sicherheit für unsere Verwaltung sowie Innovationskraft für den Digitalstandort", sagt Minister Schrödter. "Schleswig-Holstein ist schon jetzt digital unabhängiger, moderner und zukunftsfester geworden."
Dabei zeigt sich, dass das klare, mutige, zielgerichtete und unideologische Denken der Koalition aus CDU und Grünen im nördlichen Bundesland, zumindest im IT-Bereich zu Vorteilen für die Menschen in Schleswig-Holstein führen kann. Wie das Land, so die Software: Friesisch frei. (No pun intended). Der Weg ist noch weit, aber ein erster wichtiger Schritt ist getan. Weiter so, Schleswig-Holstein!
Titelbild: Foto von Matthis Volquardsen: https://www.pexels.com/de-de/foto/menschen-gehen-feld-gebaude-14276477/
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dirk_Schr%C3%B6dter

Open-Xchange, Nextcloud und OpenTalk klingt nach Peer Heinlein. Ist bekannt wer das Projekt technisch umgesetzt hat? Wenn die Mitarbeiter geschult und beim Umzug Ordnerstrukturen, Freigaben, Regeln usw. erhalten blieben, kann es ein Erfolg sein. In einigen Berliner Bezirksämtern haben sie derweil von GroupWise auf Exchange umgestellt...
Danke für das Wort "Mediengejammer" - herrlich! Trifft es wirklich wunderbar, Rumheulen wenn Kleinigkeiten schiefgehen und gleichzeitig nicht einmal die riesige US-Abhängigkeit mit potentiellen Totalausfall anreisen. Dazu der Richter (Tagesschau), der sich durch die Umstellung ausgebremst fühlt. Herrlich, einfach nur herrlich!!! (ich wünsche sofortigen MS-Cloud-Ausfall zwecks Aha-Erkenntniss). Ich schäme mich für meine deutschen "Qualitätsmedien" schon seit Langem wegen ihrer einseitigen (und je nach Bereich daher übelst meinungsbildenden) Sichtweise, diese Ecke ist einfach nur köstlich. Danke!
Herzlichen Glückwunsch nach Schleswig-Holstein für diesen Meilenstein. Danke dass ihr durchgehalten habt UND auch weiter voranschreitet. Laßt euch nicht beirren!
Da schließe ich mir gerne an. Vielen Dank an Schleswig-Holstein für die große Vorreiterrolle. Ich habe machmal das Gefühl, das große Teile unserer Bevölkerung mit US-Techkonzeren wie Microsoft verheirat sind und kein keine andere Einstellung/Lösung zulassen. Wir sind selber seit vielen Jahren Windowsfrei und geben gerne eine Spende an Open-Source-Lösungen. Ich kann @Frank da nur zustimmen.