Schont eure Augen

  Ralf Hersel   Lesezeit: 4 Minuten  🗪 20 Kommentare

Hell oder dunkel, Blaufilter oder nicht? Tipps zum Schonen der Augen am Bildschirmarbeitsplatz.

schont eure augen

Wer hätte es gedacht, jetzt steigt GNU/Linux.ch in den Bereich der medizinischen Beratung ein! Spass beiseite, dieser Artikel bezieht sich nur auf meine persönlichen Erfahrungen bezüglich Bildschirmaugen und ist keine medizinische Beratung. Ich freue mich aber über Kommentare mit euren Erfahrungen und Empfehlungen. Auslöser für den Beitrag war ein Artikel bei Golem: Besser sehen bei der Bildschirmarbeit.

Daraufhin habe ich bei Mastodon eine Umfrage gestartet, die danach fragte, ob man ein helles oder dunkles Thema auf dem Desktop bevorzugt. Einige Kommentatoren unter der Umfrage vermissten eine dritte Option: "sowohl, als auch". Manche wechseln zwischen hell und dunkel, je nach Tageszeit oder Anwendungstyp. Der oben erwähnte Golem-Artikel nennt Tipps, wie man seine Augen bei der Bildschirmarbeit schonen kann.

Zur Zeit, als ich diesen Artikel geschrieben habe, haben sich 454 Personen an der Umfrage beteiligt und es zeigt sich ein eindeutiges Ergebnis, welches sich im weiteren Verlauf nicht mehr gross ändern wird:

Die überwiegende Mehrheit bevorzugt ein dunkles Thema auf dem Desktop. Vermutlich hängt das auch von der GNU/Linux-Blase ab, in der die Umfrage gestellt wurde. Viele Mac- oder Windows-Anwender:innen, wissen evtl. gar nicht, dass es bei ihrem Betriebssystem auch dunkle Themen gibt. Welche Auswirkungen das Thema auf die Augen hat, war nicht Bestandteil der Umfrage; es ging lediglich um die Präferenzen.

Doch nun zu den Tipps aus dem Golem-Artikel. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Gleitsichtbrillen erstens teuer sind, und zweitens nichts bringen, weil der Fokusbereich viel zu klein ist. Ich empfehle eine normale Lesebrille, die sowohl für den Abstand zum Monitor, als auch für den Abstand zur Tischplatte passt, damit man auch Papiere lesen kann; falls ihr das überhaupt benötigt.

Achtung, jetzt kommt der unseriöse Schwurbel-Teil:

Einfache Augentropfen kann man verwenden, falls es Beschwerden gibt: rote Augen, gereizte Augen, trockene Augen, müde Augen. Dabei geht es nicht um Medikamente, sondern um die Befeuchtung der Augen. Leider werden Augentropfen in Apotheken viel zu teuer verkauft. Ich plane, mir demnächst in der Drogerie einen guten Dispenser zu beschaffen und die Augentropfen aus einfachen Mitteln (Kochsalzlösung, Tränenersatzmittel) selbst herzustellen, bzw. zu bestellen.

Zurück zur Seriösität: Die Nützlichkeit von Blaulichtfiltern in der Brille oder den Bildschirmeinstellungen oder dem Nachtmodus eures Desktops, sind nicht bewiesen. In die Brille würde ich dafür nicht investieren, weil ihr den Effekt über den Monitor oder die Desktop-Einstellungen genauso erreichen könnt. Klar ist, dass der Blauanteil des Tageslichtes viel höher ist, als der des Monitors. Persönlich empfinde ich eine leichte Rotfärbung des Monitors zur dunklen Tageszeit angenehmer als das harte Blau. Doch das ist mehr Geschmacksache, als medizinisch begründet.

Ob ein dunkler Bildschirm beim Stromsparen hilft, hängt von der Display-Technologie ab. Bei LCD-Monitoren macht es keinen Unterschied, ob man hell oder dunkel sieht. Da OLED-Displays nur die benötigen Punkte ansteuern (hell), verbrauchen dunkle Themen weniger Strom als helle. Die Mehrzahl der Notebooks verwendet ISP-Displays, wobei es sich um LCD handelt.

Wer seine Augen wirklich schonen will, sollte immer wieder kurze Pausen vom Bildschirm einlegen und möglichst in die Ferne schauen, so wird ein Austrocknen der Augen verhindert und einer Kurzsichtigkeit vorgebeugt.

Bei der Umfrage haben wir nicht gefragt, ob 71 % den dunklen Desktop bevorzugen, weil sie es cooler finden oder ob es angenehmer für die Augen ist. Ich schliesse mich dem Kommentar von Freebie an:

Ohne DARK, werde ich zum Tier 😊

Quellen:

https://social.anoxinon.de/@gnulinux/111602804322813952
https://www.golem.de/news/augen-besser-sehen-bei-der-bildschirmarbeit-2312-180308.html
https://www.spektrum.de/news/blaufilter-brillen-offenbar-wirkungslos/2171967

Tags

Augen, Brille, Blaufilter, Theme, Bildschirm

fedora
Geschrieben von fedora am 21. Dezember 2023 um 09:42

Leider fehlt dabei die dritte Option. "Tageslichtabhängig"

Tealk
Geschrieben von Tealk am 21. Dezember 2023 um 10:52

Ja genau so mach ich das auch, die meisten Systeme unterstützen den automatischen Wechsel.

UbIx
Geschrieben von UbIx am 22. Dezember 2023 um 17:22

Ich habe es auf automatisch gestellt. Das geht natürlich nur wenn der Monitor dieses unterstützt und einen Lichtsensor hat (das hat mein EIZO halt). Dieses sollte nicht (zwingend) vom OS kommen, da einige Monitore das nicht richtig unterstützen.

Bernhard
Geschrieben von Bernhard am 21. Dezember 2023 um 10:34

Eine Augenärztin, welche nicht öffentlich genannt werden möchte. Halte ich für ein schlechtes Zeichen.

kamome
Geschrieben von kamome am 21. Dezember 2023 um 10:52

Danke für das Erwähnen, da Golem für mich schon lange nicht mehr lesbar ist (ohne JS – so weiß ich auch nicht, ob ein Abo sich lohnen würde und ob das dann ohne JS laufen würde).

> Die Nützlichkeit von Blaulichtfiltern in der Brille oder den Bildschirmeinstellungen oder dem Nachtmodus eures Desktops, sind nicht bewiesen.

Natürlich ist die bewiesen! Eine ständige Überanstrengung ist Mist für die Augen – schalte nachts mal den warmen Modus aus und dreh die Helligkeit hoch: Wenn ich von 1600 K auf 6500 K und von 15–35 % auf 50% Hellikeit gehe, brennt es mir gefühlt die Augen aus.
Zwar kann ich so nachts eine exakte Farbarbeit am Bildschirm vergessen, aber dafür sind die Augen wesentlich entspannter. Noch besser: Wie von Dir erwähnt (mal) nicht auf den Bildschirm schauen ;)

Ich denke, das können wir vernachlässigen, aber auch ein LCD kann bei dunklerer Einstellung Strom sparen, wenn die Hintergrundbeleuchtung beim Dimmen Strom spart.

d
Geschrieben von d am 21. Dezember 2023 um 13:22

Ich kann den Dunkelwahn nicht verstehen. Man weis nie, wo ein Fenster aufhört und das nächste anfängt. Die Abgrenzungen sind so kontrastarm, dass man nur am Tummeln ist. Ich bin zwar auf der DOS Kommandozeile mit schwarzem Bildschirm und weißer Schrift gestartet, aber habe dann die erste "Fensteranwendung" Norton Commander gut gefunden. Da hat man die Abgrenzungen zwischen den Bereichen gesehen. Heutzutage nicht vorzustellen mit den dunklen matschigen Darstellungen. Hier wird meine Meinung bekräftigt: https://www.allaboutvision.com/digital-eye-strain/is-dark-mode-better-for-eyes/

"While dark mode has a lot of benefits, it may not be better for your eyes. [...] However, using a dark screen requires your pupils to dilate which can make it harder to focus on the screen."

Der Fokus mit der Gleitsichtbrille ist wirklich schwierig. Wenn man zu nah ist muss man den Kopf sehr in den Nacken legen. Das sehe ich bei einigen Arbeitskollegen. Bei den meisten klappt es aber.

kamome
Geschrieben von kamome am 21. Dezember 2023 um 23:28

> Man weis nie, wo ein Fenster aufhört und das nächste anfängt.

Bei einem ordentlich konfigurierten Fenster-Manager/Compositor (Theme) schon.

Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 21. Dezember 2023 um 14:29

Nein, die Wirksamkeit von Blaulichtfiltern ist nicht bewiesen. Das Spektrum der Wissenschaft zitiert dazu eine Metastudie, die sich auf 17 Studien zu diesem Thema bezieht: https://www.spektrum.de/news/blaufilter-brillen-offenbar-wirkungslos/2171967

Klaus
Geschrieben von Klaus am 21. Dezember 2023 um 18:01

Kann nur für mich und meine Erfahrung sprechen: Beim Wechsel zur Computerbrille entspannen sich meine Augen spürbar. Mir hilfst.

kamome
Geschrieben von kamome am 21. Dezember 2023 um 23:40

Das schöne ist, dass da jeder Pseudowissenschaftler seine Studie selbst fehlinterpretieren kann ;) Das geht bei Metastudien vielleicht sogar besonders eindrucksvoll, da muss man nicht mal die ganzen Studien lesen, reicht, wenn man sich die passenden Auszüge zusammensucht … nicht, dass das jeder machen würde. Es gibt eben auch genug Studien, die zum gegenteiligen Ergebnis kommen … Da hilft dann wohl nur selbst ausprobieren/nachdenken.

Zu Blaulichtfilterbrillen oder etwaiger Netzhautschädigung kann ich nichts sagen, aber ein „warmer“, dunkler Bildschirm in dunkler Zimmerbeleuchtung, mit ausreichend großer Schrift ist für (fast) jedes Auge viel entspannter als wenn einer der Faktoren nicht gegeben ist. Und ein dauerhaft angestrengtes Auge leidet.

Ich hatte diesen ganzen „Dunkelwahn“ auch nicht verstanden – bis ich es mal wirklich ausprobiert habe und das Umgebungslicht, den Blauanteil und die Bildschirmhelligkeit massiv reduziert habe. Und das schont die Augen sehr. Inzwischen bevorzuge ich das dunkle Theme sogar bei heller Umgebung, dann aber bei 6500 K und entsprechender Bildschirmhelligkeit.

UbIx
Geschrieben von UbIx am 22. Dezember 2023 um 17:32

Geht mir genauso. Habe in das dunkle Profil und am EIZO Monitor "Auto EcoView" und "EcoView Optimizer 2" eingeschaltet. Das reduziert die Helligkeit bei Dunklen Raum. Seither habe ich zumindest an meinem Privaten PC bzw. Homeoffice keine Probleme mehr. Den hohen Preis für den EIZO habe ich nie bereut, da mir meine Gesundheit wert ist! Übrigens, wenn man KDE/Plasma benutzt, kann man mit ++ auf helles Design umschalten. ++ schaltet nur das aktive Fenster auf helles design. Ist echt super hilfreich und eine gute Lösung (wenn man die Tastenkombo weis).

Kalle
Geschrieben von Kalle am 21. Dezember 2023 um 16:47

Ich lese Bücher mit schwarzer Schrift, meine Zeitung ebenso. Ich fahre lieber tagsüber als in der Nacht. Warum soll ich auf einen dunklen, kontrastarmen Monitor starren? Diese Begeisterung für die dunkle Seite der Macht werde ich nie verstehen.

BTW Ich arbeite seit Jahrzehnten ausschließlich am Rechner.

Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 21. Dezember 2023 um 17:46

Letztendlich ist es Geschmacksache, bzw. Gefühlssache. Dein Kommentar erinnert mich an ein paar Fragen, die ich unter den Artikel schreiben wollte, aber vergessen habe: Warum gibt es kein dunkles Papier mit heller Schrift? Warum waren Tafeln in der Schule dunkel und wurden mit weisser Kreide beschrieben? Warum habe ich meinen E-Book Reader auf invers gestellt? Warum braucht man nachts keine Sonnenbrille?

Rudy
Geschrieben von Rudy am 21. Dezember 2023 um 20:51

Das Kontrastarme hat ja mit dunkel per se nichts zu tun, sondern damit, dass irgendwelche "Designer" das gerade super cool finden. Überhaupt das Ganze Gespinne mit dem flatten Design...

kamome
Geschrieben von kamome am 21. Dezember 2023 um 23:44

> Warum soll ich auf einen dunklen, kontrastarmen Monitor starren?

Weil es, je nach Lichtverhältnissen, viel angenehmer sein kann.

Ein Buch leuchtet Dich übrigens auch nicht an (bzw. wenn es so mies überleuchtet ist, dass es blendet, dann stört eben auch das).

Lars
Geschrieben von Lars am 22. Dezember 2023 um 12:31

Mir fehlt bei diesen ach so tollen Aussagen immer, wie alt waren die Leute, die mit "Dark find ich besser" geantwortet haben. Ich find hell besser gerade in Zeiten von Homeoffice ist es leichter in Teams dunkle Schrift auf hellem Hintergrund zu lesen, als helle Schrift auf dunklem Hintergrund gerade wenn Teams auch noch skaliert. Was mich besonders stört/anstrengt, ständig zw. hell und dunkel zu wechseln. JM2C

Moonbase59
Geschrieben von Moonbase59 am 23. Dezember 2023 um 19:18

Ich finde es interessant, dass der "Dark Mode" gerade so eine gehypte Renaissance erlebt. Ich bin schon etwas länger dabei und weiß noch, wie wir damals darum gekämpft haben, die 24 Zeilen à 80 Zeichen in Grün gegen etwas augenfreundlicheres zu ersetzen, idealerweise eine "Schwarz-auf-Weiß-Papier-Emulation".

Darauf stehe ich heute noch. Alle kontrastarmen oder gar "Dark"-Themes strengen mich beim Lesen nur an, insbesondere in Verbindung mit diesen unseligen Hochglanz-Laptopbildschirmen am Fenster oder gar draußen. Gut lesen kann ich nur in schwarz auf weiß und "papierähnlich" – sogar mein Browser nimmt normalerweise die halbe bis 2/3 Bildschirmbreite ein. Es ist eher wie ein Blatt Papier und man hat noch Platz für andere Fenster.

Naja, ich bin halt alt. Und andere dürfen gerne auch andere Meinungen haben – solange sie mir keinen Dark-Mode aufzwingen.

Marc
Geschrieben von Marc am 26. Dezember 2023 um 09:15

Meine Augen haben das Problem nicht lange Zeit in ein Licht schauen zu können. Ich habe mir deshalb einen E-Ink Monitor gekauft (Boox Mira Pro). Ist zwar sehr teuer und nur schwarz/weiss, aber es ist unglaublich angenehm lange Zeit damit zu arbeiten. Man gewöhnt sich so daran, dass die normalen Bildschirme auch bei tiefster Helligkeitsstufe noch blenden.

Man benötigt aber zwingend einen zweiten (normalen) Bildschirm um Farben darzustellen. Zudem ist der E-Ink Bildschirm langsam, d.h. manchmal ist es für flüssiges Arbeiten besser den normalen Bildschirm zu verwenden (die Maus ruckelt auf dem E-Ink leicht). Umso mehr Sonne scheint, umso mehr sieht man auf dem E-Ink, man muss also nicht immer gleich die Sonne aus dem Büro aussperren. Dafür benötigt man abends eine Monitor-Lampe, falls die Zimmer-Beleuchtung nicht hell genug ist bzw. nicht direkt auf den Monitor leuchtet.

Zum Programmieren oder alles andere Text basierte (Emails, Googeln, ..) liebe ich den Bildschirm. Nach einer Weile gewöhnt ma sich auch an das fehlende Syntax Highlighting. Teilweise kann man dies emulieren, durch fette/kursive Schrift oder Graustufen. Interessant aber auch, dass der E-Ink Bildschirm die beste Lesbarkeit und Kontrast mit schwarz auf weiss erreicht (weiss auf schwarz ist schwierig lesbar). Das heisst, explizit kein Dark Mode und für Apps, die nur noch dunkel daherkommen, ist ein Shortcut hilfreich der alle Farben investiert.

Marc
Geschrieben von Marc am 26. Dezember 2023 um 09:18

s/investiert/invertiert

Da kannte die Autokorrektur das Wort nicht.

Danny
Geschrieben von Danny am 6. Januar 2024 um 18:07

Der Dark Mode kann sogar anstrengender für das Auge sein, als der normale White Mode. https://archive.is/D7Bxj