Serie: Ralf testet Plasma - Teil 3

  Ralf Hersel   Lesezeit: 4 Minuten  🗪 13 Kommentare

Die Anwendungen und der Workflow.

serie: ralf testet plasma - teil 3

Nachdem ich in Teil 2 meinen ersten Eindruck geschildert habe, komme ich nun zu den Anwendungen und zur Bedienung. KDE Plasma ist für seinen Funktionsreichtum bekannt, was man beim Betrachten der Einstellungen und Anwendungen sofort sieht. Ich habe mir ein paar Standardprogramme angesehen: Dolphin, Kate, Gwenview, die Systemeinstellungen und bin positiv überrascht.

Die Anwendungen sind klar strukturiert, haben (auf Wunsch) richtige Menüleisten und bieten wesentlich mehr Funktionen, als ich sie von GNOME und auch von Xfce gewohnt bin. So ist Gwenview nicht nur ein einfacher Fotobetrachter (wie EOG), sondern bringt bereits die wichtigsten Funktionen für die Bildbearbeitung mit. Einen ähnlichen Eindruck habe ich von Kate; auch dieses Programm bietet viel mehr als ein einfacher Texteditor und erinnert mich an eine kleine IDE. Der Dateimanager Dolphin hat vermutlich mehr Funktionen als man jemals brauchen wird. Damit verbunden ist auch eine längere Einarbeitungszeit. Für meinen Test musste ich teilweise lange suchen, bis ich eine bestimmte Funktion in den langen und verschachtelten Menüs gefunden hatte. Mir ist es nicht gelungen, Ordner und Dateien in Dolphin mit einem Einfachklick zu öffnen.

Trotzdem: volle Punktzahl für die Anwendungen in KDE Plasma.

Der Start von Anwendungen oder die Suche nach Apps oder Dateien geht über das Startmenü (Super) oder mittels KRunner (Alt+Space) locker von der Hand. Lediglich beim Wechsel zwischen den offenen Anwendungen habe ich Bedenken. Dass beim Alt-Tab die Apps in einem Panel am linken Rand angezeigt werden, finde ich sehr gewöhnungsbedürftig. Ein Wechsel zwischen Instanzen einer Anwendung scheint nicht möglich zu sein. Dafür habe ich die Fensterübersicht (Ctrl+10) gefunden, jedoch erst, nachdem ich im KDE-Handbuch nachgeschlagen habe. Die Verwendung und Einstellungen für virtuelle Desktop sind offensichtlich und einfach. Allerdings gefallen mir die Shortcuts dafür nicht, weil Ctrl+Fx haptisch nicht gut zu bedienen ist. Ausserdem konnte ich keinen Shortcut finden, um ein Fenster auf einen anderen Desktop zu verschieben. Seltsam finde ich auch die übergrossen Popups, die beim Hoovern über den Anwendungsstartern erscheinen und nur minimale Informationen enthalten:

Mein bisheriges Highlight in KDE-Plasma sind die Systemeinstellungen. Erwartungsgemäss bleiben auch hier keine Wünsche unerfüllt. Die einzelnen Bereiche sind Hauptkategorien zugeordnet und damit gut zu finden: Manjaro, Arbeitsbereich, 'Persönliche Informationen', Netzwerk, Hardware, usw. Auch schön sind die Schnelleinstellungen mit häufig verwendeten Optionen. Dort kann man zum Beispiel zwischen einem hellen und dunklen Thema umschalten, ohne in die Abgründe der Detaileinstellungen für das Erscheinungsbild abtauchen zu müssen. In den Systemeinstellungen habe dann auch den Schalter gefunden, um vom Doppelklick auf Einfachklick in Dolphin umzuschalten.

Eine wichtige Workflow-Fähigkeit ist für mich die Möglichkeit, eine Session abspeichern zu können. Soll heissen, dass ich nach einem Reboot alle Anwendungen und virtuellen Desktops gerne wieder so sehen möchte, wie ich sie verlassen habe. Ich möchte mich nicht jedes Mal wieder neu einrichten müssen. Was bei GNOME seit der Version 3 nicht mehr funktioniert, ist in KDE Plasma kein Problem, falls man die Option in den Tiefen der Einstellungen findet. Das ist für mich ein ganz starkes Plus für KDE Plasma.

Kommen wir zur Bewertung (1 = schlecht, 10 = gut):

  • Basis-Anwendungen: 10
  • Funktionalität: 9 (keine 10, weil es zu viel des Guten ist)
  • Konfigurierbarkeit: 10
  • Workflow: 7
  • Systemeinstellungen: 9
  • Performance: 6

Wie ihr seht, hat sich mein durchwachsener erster Eindruck um einiges verbessert. Im vierten Teil der Serie versuche ich, KDE Plasma an meine Bedürfnisse anzupassen.

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Plasma, KDE, Anwendungen, Teil, GNOME, Anwendung, Desktop, Dolphin

burgi
Geschrieben von burgi am 30. September 2021 um 12:19

Es gibt nichts besseres :-). Aber ernsthaft, ich stehe schon immer auf KDE. Konnte mich mit den anderen Oberflächen, wenn auch manchmal nötig (kleinere CPU und/oder wenig Speicher) nie wirklich anfreunden.

UbIx
Geschrieben von UbIx am 2. Oktober 2021 um 12:20

Also ich habe die Erfahrung, das KDE zwar mehr grundspeicher benötigt aber alle Qt/KDE/Plasma Programme dann entsprechend weniger. Das führt dazu, dass bei mir in mehreren Tests ein Intel Compute Stick mit 1GB RAM recht ordentlich im Single Tasking läuft. Auch wenn ein Zeitgemäßer Webbrowser wie Falkon oder Anglefisch schon recht viel Ressource verbrauchen und der sehr sparsame Konqueror nicht mehr verwendbar ist.

Thoys
Geschrieben von Thoys am 30. September 2021 um 17:45

Ich schaue mir KDE auch immer mal wieder an, aber wenn man keinen großen Bildschirm hat, dann ist das einfach nichts.

Sehr sympathisch finde ich aber, dass KDE weiterhin so etwas, wie eine Taskleiste hat und damit einer traditionellen Bedienlogik folgt. (Ja, natürlich ist KDE so vielseitig einstellbar, dass man alles nachbauen kann.)

Aber, soweit ich weiß, kann man in den schönen Einstellungen einen Shortcut für den Wechsel von Fenstern innerhalb einer Anwendung einstellen. Leider funktioniert es bei mir nicht Alt+^ einzustellen. Also rein technisch, ich konnte die Taste zwar drücken, aber der Einstellungdialog tat so, als ob ich nichts gedrückt hätte.

UbIx
Geschrieben von UbIx am 2. Oktober 2021 um 12:27

Ich schaue mir KDE auch immer mal wieder an, aber wenn man keinen großen Bildschirm hat, dann ist das einfach nichts.

Warum? Verwende nen 32" UHD mit KDE und vermisse nix. Flott Skalierung, Schriftgrößen usw. alles frei an die Ansprüche anpassbar. Dauert einige Minuten und hat was man will. Große Schriften in Dialogen, kleine Schriften in der Fusszeile und mittlere in den Anwendungen. Alles kein Thema. Notfalls halt nen entsprechendes Theme nehmen, dann ist das Teilweise schon recht gut voreingestellt. Notfalls kann man auch im Sehr guten "Anzeigeeinstellungen" die Globale Skalierung oder eben Auflösung einstellen. Dass geht auch für jeden Monitor einzeln (habe es mit 4 Monitoren probiert) und dass auch ohne Wayland!

Denys Konovalov
Geschrieben von Denys Konovalov am 3. Oktober 2021 um 08:50

Ich würde 32" UHD als groß bezeichnen ; )

kamome
Geschrieben von kamome am 4. Oktober 2021 um 15:17

Weshalb sollte Plasma denn weniger geeignet sein für kleinere Bildschirme?! Taskleiste kannst Du ja in der Höhe beliebig einstellen (oder ausblenden lassen) …

User123
Geschrieben von User123 am 30. September 2021 um 21:16

Als ich noch KDE genutzt hatte, habe ich die schlechte Performance im Gegensatz zu GNOME und XFCE auch bemerkt. KDE ist mir etwas zu vollgepackt mit manchmal so gar Funktionen die niemand je benutzt. Auch das es dieses alte Taskbar-Layout standardmäßig nutzt ist einfach nur blöd. Kurzgesagt: Ich finde Plasma hässlich. Ja ich weiß, dass man KDE anpassen kann, aber ich möchte standartmäßig eine Oberfläche haben, die ich gut bedienen kann. Das ist für mich GNOME(speziell seit Version 40).

kamome
Geschrieben von kamome am 4. Oktober 2021 um 15:16

Tja, ich finde im Standard Plasma besser (passe es aber dennoch ein bisschen an) – schön, dass wir wählen können! :)

rolf
Geschrieben von rolf am 1. Oktober 2021 um 09:15

KDE habe ich immer mal wieder probiert, ist mir aber zu viel Windows. Ich wollte einfach ein anderes Bedienkonzept und habe es bei gnome gefunden. Aber das ist dass schöne an Linux, für jeden gibt es was und wer will/kann darf sich sogar was eigenes bauen.

Pierre
Geschrieben von Pierre am 1. Oktober 2021 um 15:49

Interessant. Ich bin von Gnome auf KDE gewechselt. Grund war bei mir allerdings nicht der Workflow, Grund war bei mir die Tatsache, dass wenn mir Gnome um die Ohren geflogen ist, hat es gleich alle Anwendungen mit sich gerissen. Das kam bei mir sehr, sehr selten vor, keine Frage... Allerdings macht es das dann noch etwas gemeiner, weil man eben irgendwann doch ein gewisses, blindes Vertrauen in das DE entwickelt und dann ist man umso gebissener, wenn es dann doch mal einen Crash des DE gibt. Bei KDE ist vieles modular aufgebaut. Wenn da mal zu einem Crash kommt, ist mir noch nie Arbeit verloren gegangen. Das kann nur noch XFCE besser, weil da alles komplett modular aufgebaut ist und so ziemlich alles "eine separate App". Ich bin jetzt erst recht auf Teil 4 gespannt. Ich hab mir in KDE den Gnome-Workflow nachgebaut. Es ist möglich! Und auch die Single-Click Funktionalität ist in den Einstellungen vergraben und somit erreichbar. Nur Mut!

Und, schau Dir KWin Scripts an. Dort findest Du auch eine Lösung für dynamisches Erstellen von Workspaces (virtuellen Desktops), wie man es von Gnome gewohnt ist.

De
Geschrieben von De am 1. Oktober 2021 um 22:38

"Ein Wechsel zwischen Instanzen einer Anwendung scheint nicht möglich zu sein." Maus in linke obere Ecke fahren.

UbIx
Geschrieben von UbIx am 2. Oktober 2021 um 12:35

Alternativ geht auch + oder +. Aber Achtung "Manjaro" hat einige Eigenheiten die ich im Vergleich zu meinem Tumbleweed immer wieder aufstoßen und nachkonfigurieren musste. Insbeondere das SUSE Desing vermisse ich unter Manjaro - das doch etwas unaufgeräumt wirkt wie ja auch Ralf festgestellt hat.

kamome
Geschrieben von kamome am 4. Oktober 2021 um 15:19

Bei mir tauchen die einfach als separate Anwendungen auf (vielleicht habe ich das so eingestellt?).