Serie: Ralf testet Plasma - Teil 2
Mi, 29. September 2021, Ralf Hersel
In dieser Serie teste ich (als eingefleischter GNOME Fan) den KDE Plasma Desktop in der Distribution Manjaro 21.1.4 und zwar die 3.2 GB grosse Vollversion. Der Test findet in einer virtuellen Maschine auf einem Rechner mit 16 GB Hauptspeicher und einer Intel i7-CPU statt. Die Installation verlief zügig und ohne Probleme, wobei das nichts mit KDE Plasma zu tun hat, sondern an Manjaro liegt. Das Starten von KDE-Plasma habe ich als langsam empfunden, im Vergleich zu allen anderen DEs, die ich kenne. Unmittelbar nach der Installation präsentiert sich die Desktop Umgebung KDE Plasma in der Version 5.22.5 so:
Um meinen ersten Eindruck mit einem Wort zu beschreiben: "unspektakulär". Auf den ersten Blick könnte das auch ein Xfce, Mate, Cinnamon oder sonst ein Wald-und-Wiesen Desktop sein. Lediglich die Flut der elf Systray-Icons erscheint mir ziemlich viel. Die Tooltipps für die Anwendungen im Panel und die Systray-Icons passen vom Design zum Panel selbst, sind vollständig (was keine Selbstverständlichkeit ist) und enthalten gute Primär- und Sekundär-Informationen, z.B.: "Inhalt der Zwischenablage; Dateipfad des Inhalts".
Öffnet man jedoch die Icons, sieht man eine Inkonsistenz beim Design. Bei allen Systray-Icons (ausser bei den Benachrichtigungen) wird bei einem Linksklick ein modernes Design im Stil des Panels geöffnet, bei einem Rechtsklick zeigt sich ein graues, für mein Empfinden veraltetes Aussehen. Standardmässig war bei meiner Installation ein helles, bzw. graues, Thema ausgewählt. Dieses scheint auch bei den grauen Dialogen nach einem Rechtsklick im Panel Verwendung zu finden. Mir gefällt es nicht gut, wenn ein Thema nicht durchgängig angewendet wird.
Einmal hell, einmal dunkel
Die Funktionalität des Panels und der darin vorhandenen Icons finde ich sehr gut; da vermisse ich überhaupt nichts. Im Gegenteil: die Vielfalt an Miniprogrammen, mit denen das Panel erweitert werden kann, ist enorm und gut umgesetzt. Durch die Vorschaubilder erhält man sofort eine Idee davon, womit man bei der jeweiligen Erweiterung rechnen kann. Lediglich die Indikation, welche Minis bereits im Panel vorhanden sind, hätte man deutlicher machen können. Auch bei den Einstellungen zum Panel bleiben keine Wünsche offen.
Mit dem Menü (Anwendungsstarter) bin ich bisher noch nicht warm geworden. Auch hier bleibt KDE-Plasma dem Motto "viel hilft viel" treu. Mir ist es etwas zu überladen: Anwendungen, Suche, Orte, Rechner, Verlauf, 'Häufig verwendet' plus die vier Ein/Aus-Funktionen. Man kann das Zusammenlegen all dieser Funktionen sinnvoll finden; mir ist es etwas zu viel und überladen. Was mir allerdings fehlt, ist die Möglichkeit das Fenster des Anwendungsstarters in der Grösse zu verändern, was dazu führt, dass unnötige Scrollbalken angezeigt werden. Vielleicht habe ich diese Einstellungen nur noch nicht gefunden.
Auch das Kontextmenü auf dem Desktop (Rechtsklick) bietet eine grosse Auswahl. Bei den 30 Funktionen, die darin enthalten sind, hätte man auch noch ein Startmenü (wie bei Xfce) einbauen können.
Obwohl wir uns auf 'Manjaro KDE Plasma' geeinigt hatten, konnte ich es mir nicht verkneifen, eine 'zweite Meinung' einzuholen. Deshalb habe ich zusätzlich 'KDE Neon' installiert, um den ersten Eindruck zu bestätigen.
Beim Vergleich erkennt man gut, welche Anpassungen von der Distribution an der Desktop Umgebung gemacht wurden. Das aktuelle KDE Neon (Version vom 23. September 2021) basiert auf Ubuntu 20.04 (LTS) und verwendet ebenfalls Plasma 5.22.5. Hier kommt als Standard ein helles Thema zum Einsatz, welches ebenfalls auf ein Windows-95 Grau setzt. Einen Unterschied erkennt man im System Tray bei der sparsameren Vorkonfiguration von Miniprogrammen. Diese zeigen jedoch dieselbe Inkonsistenz beim Theming, wie ich sie oben beschreiben habe. Obwohl hier in beiden Fällen helle Themen verwendet werden, sieht man eindeutig, dass es nicht zueinander passt.
Die Boot-Performace von KDE Neon ist ähnlich schlecht wie bei Manjaro KDE Plasma: Es gibt nichts Langsameres. In GNOME-Boxes startet Manjaro GNOME in 36 Sekunden, während KDE Neon dafür 53 Sekunden benötigt, bis man den Desktop sieht: Das ist unterirdisch. Dieselbe Zähigkeit habe ich beim Start von Anwendung bemerkt; doch dazu komme ich im nächsten Teil der Serie zu sprechen.
Soviel zum ersten Eindruck. Ich fasse zusammen und verwende Noten von 1 (schlecht) bis 10 (gut).
- Design: 7
- Konsistenz: 6
- Funktionalität: 9
- Geschwindigkeit: 2
Im dritten Teil schaue ich mir die Anwendungen und den Workflow an und im vierten Teil versuche ich KDE Plasma auf meine Bedürfnisse zurechtzubiegen.
Unter uns, liebe KDE-User: Wie könnt ihr bloss mit einer so lahmen Desktopumgebung arbeiten? Mir schlafen schon nach dem ersten Testtag die Finger ein. Aber ich bleibe zuversichtlich!