Serie: Ralf testet Plasma - Teil 2

  Ralf Hersel   Lesezeit: 5 Minuten  🗪 10 Kommentare

Installation und erster Eindruck.

serie: ralf testet plasma - teil 2

In dieser Serie teste ich (als eingefleischter GNOME Fan) den KDE Plasma Desktop in der Distribution Manjaro 21.1.4 und zwar die 3.2 GB grosse Vollversion. Der Test findet in einer virtuellen Maschine auf einem Rechner mit 16 GB Hauptspeicher und einer Intel i7-CPU statt. Die Installation verlief zügig und ohne Probleme, wobei das nichts mit KDE Plasma zu tun hat, sondern an Manjaro liegt. Das Starten von KDE-Plasma habe ich als langsam empfunden, im Vergleich zu allen anderen DEs, die ich kenne. Unmittelbar nach der Installation präsentiert sich die Desktop Umgebung KDE Plasma in der Version 5.22.5 so:

Um meinen ersten Eindruck mit einem Wort zu beschreiben: "unspektakulär". Auf den ersten Blick könnte das auch ein Xfce, Mate, Cinnamon oder sonst ein Wald-und-Wiesen Desktop sein. Lediglich die Flut der elf Systray-Icons erscheint mir ziemlich viel. Die Tooltipps für die Anwendungen im Panel und die Systray-Icons passen vom Design zum Panel selbst, sind vollständig (was keine Selbstverständlichkeit ist) und enthalten gute Primär- und Sekundär-Informationen, z.B.: "Inhalt der Zwischenablage; Dateipfad des Inhalts".

Öffnet man jedoch die Icons, sieht man eine Inkonsistenz beim Design. Bei allen Systray-Icons (ausser bei den Benachrichtigungen) wird bei einem Linksklick ein modernes Design im Stil des Panels geöffnet, bei einem Rechtsklick zeigt sich ein graues, für mein Empfinden veraltetes Aussehen. Standardmässig war bei meiner Installation ein helles, bzw. graues, Thema ausgewählt. Dieses scheint auch bei den grauen Dialogen nach einem Rechtsklick im Panel Verwendung zu finden. Mir gefällt es nicht gut, wenn ein Thema nicht durchgängig angewendet wird.

Einmal hell, einmal dunkel

Die Funktionalität des Panels und der darin vorhandenen Icons finde ich sehr gut; da vermisse ich überhaupt nichts. Im Gegenteil: die Vielfalt an Miniprogrammen, mit denen das Panel erweitert werden kann, ist enorm und gut umgesetzt. Durch die Vorschaubilder erhält man sofort eine Idee davon, womit man bei der jeweiligen Erweiterung rechnen kann. Lediglich die Indikation, welche Minis bereits im Panel vorhanden sind, hätte man deutlicher machen können. Auch bei den Einstellungen zum Panel bleiben keine Wünsche offen.

Mit dem Menü (Anwendungsstarter) bin ich bisher noch nicht warm geworden. Auch hier bleibt KDE-Plasma dem Motto "viel hilft viel" treu. Mir ist es etwas zu überladen: Anwendungen, Suche, Orte, Rechner, Verlauf, 'Häufig verwendet' plus die vier Ein/Aus-Funktionen. Man kann das Zusammenlegen all dieser Funktionen sinnvoll finden; mir ist es etwas zu viel und überladen. Was mir allerdings fehlt, ist die Möglichkeit das Fenster des Anwendungsstarters in der Grösse zu verändern, was dazu führt, dass unnötige Scrollbalken angezeigt werden. Vielleicht habe ich diese Einstellungen nur noch nicht gefunden.

Auch das Kontextmenü auf dem Desktop (Rechtsklick) bietet eine grosse Auswahl. Bei den 30 Funktionen, die darin enthalten sind, hätte man auch noch ein Startmenü (wie bei Xfce) einbauen können.

Obwohl wir uns auf 'Manjaro KDE Plasma' geeinigt hatten, konnte ich es mir nicht verkneifen, eine 'zweite Meinung' einzuholen. Deshalb habe ich zusätzlich 'KDE Neon' installiert, um den ersten Eindruck zu bestätigen.

Beim Vergleich erkennt man gut, welche Anpassungen von der Distribution an der Desktop Umgebung gemacht wurden. Das aktuelle KDE Neon (Version vom 23. September 2021) basiert auf Ubuntu 20.04 (LTS) und verwendet ebenfalls Plasma 5.22.5. Hier kommt als Standard ein helles Thema zum Einsatz, welches ebenfalls auf ein Windows-95 Grau setzt. Einen Unterschied erkennt man im System Tray bei der sparsameren Vorkonfiguration von Miniprogrammen. Diese zeigen jedoch dieselbe Inkonsistenz beim Theming, wie ich sie oben beschreiben habe. Obwohl hier in beiden Fällen helle Themen verwendet werden, sieht man eindeutig, dass es nicht zueinander passt.

Die Boot-Performace von KDE Neon ist ähnlich schlecht wie bei Manjaro KDE Plasma: Es gibt nichts Langsameres. In GNOME-Boxes startet Manjaro GNOME in 36 Sekunden, während KDE Neon dafür 53 Sekunden benötigt, bis man den Desktop sieht: Das ist unterirdisch. Dieselbe Zähigkeit habe ich beim Start von Anwendung bemerkt; doch dazu komme ich im nächsten Teil der Serie zu sprechen.

Soviel zum ersten Eindruck. Ich fasse zusammen und verwende Noten von 1 (schlecht) bis 10 (gut).

  • Design: 7
  • Konsistenz: 6
  • Funktionalität: 9
  • Geschwindigkeit: 2

Im dritten Teil schaue ich mir die Anwendungen und den Workflow an und im vierten Teil versuche ich KDE Plasma auf meine Bedürfnisse zurechtzubiegen.

Unter uns, liebe KDE-User: Wie könnt ihr bloss mit einer so lahmen Desktopumgebung arbeiten? Mir schlafen schon nach dem ersten Testtag die Finger ein. Aber ich bleibe zuversichtlich!

Tags

KDE, Plasma, Teil, Serie, GNOME, Desktop, Anwendung, Panel

Ferdinand Thommes
Geschrieben von Ferdinand Thommes am 29. September 2021 um 13:07

Da ist nichts lahm, keine Ahnung, wie Du auf die Idee kommst. GNOME-Boxes ist vermutlich auf GNOME/GTK optimiert. Bei mir sind Plasma 5.22/5.23 nativ pfeilschnell.

8bit
Geschrieben von 8bit am 29. September 2021 um 13:38

Bei mir ebenfalls.

Peter Ullmann
Geschrieben von Peter Ullmann am 29. September 2021 um 18:05

Das kann ich auch bestätigen. Z.B. Nautilus ist extrem träge im Vergleich zu Dolphin.

De
Geschrieben von De am 30. September 2021 um 07:41

Kann ich auch nur zustimmen, da lahmt einfach nichts. Auch die Bootzeit ist unauffällig. Als Anwendungsstarter empfehle ich den alternativen Starter, der ist leichter bedienbar mMn.

kamome
Geschrieben von kamome am 4. Oktober 2021 um 15:01

Auf langsamer Hardware (Dual-Core, SSD im eMMC-Leistungsbereich) sind bei mir sowohl DE alsauch (KDE-) Anwendungen unter Plasma auffällig langsam (Debian 9, 10) – immerhin sehen sich andere DEs nicht gezwungen, einen Startbildschirm zu verwenden ;) (den habe ich aber ausgeschaltet) Dennoch für mich das beste DE.

User123
Geschrieben von User123 am 29. September 2021 um 13:24

Früher habe ich KDE benutzt. Als ich dann den GNOME-Desktop von ZorinOS autoprobiert hatte, habe ich auch plötzlich gemerkt, wie langsam KDE im Vergleich zu GNOME ist. Bin heute fröhlicher GNOME-Vanilla-Nutzer und GTK-Entwickler.

DerEremit
Geschrieben von DerEremit am 29. September 2021 um 21:21

Also, Debian mit KDE Plasma empfand bzw. empfinde ich nicht als lahm. Gut ich habe nicht mit der Stopuhr gemessen ob nun Plasma, Gnome o.ä. sich bei Start oder bei dem täglichen Workflow stark unterscheiden. Sicherlich gibt es einen Unterschied, aber in dem Maße so wie hier beschrieben nicht. Das ich mit KDE im Moment noch nicht richtig warm werde sehe ich eher das ich in den ganzen EInstellungsmöglichkeiten mir noch verloren vorkommen. Daher bin ich schon auf den vierten Teil gespannt.

Pierre
Geschrieben von Pierre am 30. September 2021 um 08:20

Ich nutze Debian Bullseye mit KDE nativ auf einem XPS13. Bootzeit, Login, Animationen, Starten von Applikationen, Arbeiten mit Ressourcenhungrigen Nicht-KDE/qt-Applikationen; - alles läuft sauber und zügig. Und das, obwohl Debian bekannt dafür ist out-of-the-box nicht gerade die optimierteste Distribution zu sein, wenn es um Performance und Batterylife angeht. Nach ein paar Tweaks und Nachinstallation von Tools steht es „modernen“ Distributionen aber in nichts nach.

Für einen weiteren Test würde ich eine Installation auf Bare-Metal und gängiges Kubuntu empfehlen. Evtl, wenn der Installer nicht zu sehr abschreckt, auch Fedora KDE Spin. Diese sind meines Erachtens am besten für „Menschen optimiert die einfach nur los legen wollen“. KDE Neon IST eine Tech-Demo. Es ist nur „aus Versehen“ nicht buggy genug, als das es von vielen als vollwertige Distribution für den Produktiveinsatz genutzt wird. Optimiert für eben dieses ist aber KDE Neon nicht.

Ich bin auf Teil 3 gespannt.

Axel
Geschrieben von Axel am 30. September 2021 um 10:59

KDE ist pfeilschnell. Da lahmt nichts. Und: Man testet keine Distros virtuell. Nur eine echte Installation auf einem realen Rechner zeigt, wie sich eine Distro verhält.

kamome
Geschrieben von kamome am 4. Oktober 2021 um 14:57

Wenn man Geschwindigkeit messen will … Wenn aber untereinander (Distros/DEs) so ein Unterschied auffällt, ist das doch auch interessant.