Umfragen #45: Gendern

  Fabian Schaar   Lesezeit: 6 Minuten  🗪 11 Kommentare

In unserer neuen Umfrage möchten wir wissen, ob und wie ihr gendert.

umfragen #45: gendern

Weiter geht es mit unseren Community-Umfragen: In dieser Woche steht eine neue Befragung zum Thema "Gendern" an. Hier erfahrt ihr, wo ihr teilnehmen könnt und welche Antwortmöglichkeiten zur Auswahl stehen.

Außerdem stehen jetzt die Ergebnisse unserer letzten Umfrage zum Thema "Gruppenchats" fest. Darüber wollten wir erfahren, welche Plattform ihr primär nutzt, um in Gruppen zu texten. Im Fediverse haben in den letzten Tagen 257 angemeldete Nutzer abgestimmt. Da die vier möglichen Antwortoptionen aber bei weitem nicht ausgereicht haben, lohnt sich bei diesem Thema auch eine Auswertung der Kommentare.

Bei jeder neuen Umfrage zu einem viel diskutierten oder streitbaren Thema fällt es sehr schwer, die Antwortmöglichkeiten festzulegen. Auch bei dieser Umfrage war das sehr schwierig, aber in erster Linie, weil es so viele verschiedene Plattformen für Gruppenchats gibt. Auf Mastodon sind die eigentlichen Verteilungen so ausgefallen:

  • Matrix - 56 Prozent, also rund 144 Stimmen
  • Telegram - 24 Prozent, also rund 62 Stimmen
  • Discord - zwölf Prozent, also rund 31 Stimmen
  • IRC-Netzwerk - acht Prozent, also rund 21 Stimmen

In der Kommentarsektion wurden viele weitere Plattformen genannt. Diese habe ich am 25. Juli 2023 ab etwa 16:10 Uhr ausgezählt. Dabei habe ich bei Mehrfachnennungen die als primär gekennzeichnete Plattform gewertet. Sofern keine entsprechende Kennzeichnung ersichtlich war, habe ich alle Nennungen gezählt, da ich davon ausgegangen bin, dass die Kommentatoren den Plattformen die gleiche Bedeutung beimessen.

Bitte behaltet im Hinterkopf, dass ich in vielen Fällen nicht erkennen kann, ob Teilnehmer aufgrund einer fehlenden Antwortmöglichkeit einfach bei einer zweitrangig genutzten Plattform abgestimmt haben, oder ob stattdessen direkt kommentiert wurde. Auch diejenigen, die abgestimmt, in den Kommentaren aber gekennzeichnet haben, dass sie eigentlich primär eine andere Plattform nutzen, habe ich nicht aus den obigen Ergebnissen herausgerechnet. Bei der Umfrage waren aufgrund der technischen Limitationen von Mastodon auch keine Mehrfachnennungen möglich. Bei der Kommentarsektion sieht das natürlich anders aus.

Folgende zusätzlichen Daten sind aus den Kommentaren hervorgegangen (sofern ich mich nicht verzählt habe):

  • XMPP - zwölf Stimmen; Jabber - zwei Stimmen
  • Signal - 29 Stimmen
  • Threema - zwölf Stimmen
  • WhatsApp - fünf Stimmen
  • DeltaChat - zwei Stimmen
  • MS Teams - eine Stimme
  • Mattermost - zwei Stimmen
  • Slack - eine Stimme
  • E-Mail - eine Stimme

Ich muss mich wirklich entschuldigen: Diese Umfrage trieft nur so von Faktoren, die ausschließen, dass sie in irgendeiner Form repräsentativ sein könnte. Einerseits ist die Teilnehmerzahl gering. Außerdem gilt es die oben genannten Aspekte zu bedenken, die ich bei der Auswertung schlicht nicht mit Sicherheit wissen kann. Ehrlich gesagt denke ich auch, dass man den Aufwandsunterschied zwischen einer Abstimmung mit einem Klick und einem Kommentar nicht vergessen darf: Vermutlich hätten die weiteren Plattformen in der obigen Liste mehr Stimmen erhalten, wenn sie mit unter den vier direkt auswählbaren Optionen gelistet worden wären.

Zusätzlich bleibt natürlich noch der Punkt, dass wir auf Mastodon primär wohl eher technisch versierte Menschen erreichen. Dazu kommen noch die Überschneidungen mit der Zielgruppe des Fediverse.

Daher möchte ich die hier vorliegenden Daten auch nicht über-analyisieren. Ich lasse diese jetzt einfach mal im Raum stehen und ihr könnt sie auf euch wirken lassen. Wirkliche Schlüsse aus der Umfrage zu ziehen, ist meiner Ansicht nach sehr schwierig. Allerdings hat sich wohl zumindest gezeigt, dass die Landschaft der Chat-Plattformen durchaus vielfältig ist.

Umfrage #45: Gendern

In unserer aktuellen Umfrage möchten wir von euch wissen, ob und wie ihr gendert. Mit dem Begriff "Gendern" ist hier der linguistische Themenkomplex gemeint, inwiefern das soziale Geschlecht angesprochener bzw. gemeinter Personengruppen in einem Schriftstück oder dem Sprachgebrauch hervorgehoben wird. Auf Mastodon stehen vier Auswahloptionen bereit. Weitere Formen oder andere Anmerkungen können in den Kommentaren getroffen werden.

  • Doppelnennung oder Wechsel des angesprochenen Genders im Text
  • Gendern über einen Schrägstrich oder Klammern, z.B. Leser/-innen oder Leser(innen)
  • Gendern über ein Binnen-I oder Sonderzeichen, z.B. LeserInnen oder Leser*innen
  • kein Gendern, nur die männliche Form

Diese Auswahlmöglichkeiten sind anhand sprachlicher Kriterien ausgewählt. Also nicht anhand dessen, wie stark sie auf verschiedene Gender hinweisen. Das liegt im Wesentlichen daran, dass dieser Aspekt sehr streitbar ist. Ich möchte mich mit der Auswahl der Abstimmungsoptionen nicht positionieren.

Die Doppelnennung kommt dem Schriftbild eines Textabschnitts ohne jegliche Personennennung nahe, da hier keine zusätzlichen Sonderzeichen oder sonstige Hinweise Anwendung finden. Im Zweifel wird lediglich eine Konjunktion, zum Beispiel "und" ergänzt.

Mit der zweiten Option werden Formen abgebildet, die laut dem Duden derzeit zulässig sind, also einer sprachwissenschaftlich korrekten Rechtschreibung entsprechen. Wie gesagt: In den Abstimmungsoptionen sollen sich möglichst keine gesellschaftspolitischen Wertungen finden.

In der dritten Abstimmungsmöglichkeit habe ich explizite Formen des Genderns zusammengefasst. Denn egal, was diese bewirken oder meinen wollen, sie weichen sprachwissenschaftlich von der regulierten Rechtschreibung ab.

Die vierte Option bildet die Sprache ohne eine explizite Betonung eines sozialen Geschlechts, ein etwaiges "Mit-meinen" anderer Formen innerhalb der generischen männlichen Form und die bewusste Ablehnung des Genderns ab.

In den hier vorgestellten Auswahlmöglichkeiten findet sich also mehr oder minder jeweils ein Spektrum verschiedener Gender-Formen wieder. Solltet ihr eure Meinung konkreter ausdrücken wollen, ist das über die Kommentare möglich. Wir hoffen dabei auf einen sachlichen Tonfall. Auch aus Gründen der statistischen Neutralität tendiert diese Umfrage weniger zu einer soziologischen Fragestellung sondern eher zu einer sprachwissenschaftlichen Befragung.

Die Umfrage selbst findet über die Fediverse-Plattform Mastodon statt. Dort könnt ihr mit einem Account teilnehmen und kommentieren. Eine Teilnahme ist bis kommenden Montag möglich. Bitte bleibt sachlich und konstruktiv.

Bildnachweis: Margaret Johnson, Public domain, via Wikimedia Commons

Tags

Community, Umfrage, Umfrageergebnis, Gendern, soziales Geschlecht, Gender

kamome
Geschrieben von kamome am 25. Juli 2023 um 20:16

Möglichst gar nicht (wenn „nötig“, dann mit Doppelpunkt):

„jede:r“ -> „alle/einjedes“, „Arbeiter:innen“ -> „Arbeitsvolk“, „Schüler:innen“ -> „Schülerschaft“, „der Kassenwart“ -> „die Kassenführung“, „Hallo Team“, „Liebe Leute“ …

Sascha
Geschrieben von Sascha am 25. Juli 2023 um 22:29

Sorry, aber die Antwort halte ich doch für stark manipulativ: "Ich gendere nicht; nur männliche Form"

Früher schloss die Mehrzahl Männlein und Weiblein ein. Das die normale Mehrzahl nun ausschließlich Männer betrifft, ist Neusprech, bzw Genderblödsinn. Zumal auch zu gerne männerfeindlich gegendert wird, denn Verbrecher*innen scheinen nicht existent zu sein. Und mal ehrlich, ist durch dieser Sprachverhunzelung auch nur einer einzelnen Frau ernsthaft geholfen worden?

Wem solch hervorgehobene Sprachneutraltät übrigens wichtig ist, es geht auch ohne die Sprache kaputt zu machen. Aus Forschern und Forscherinnen werden dann z.B. einfach die Forschenden(-Menschen). Das lässt sich auf die meisten Bereiche anwenden, man muss halt nur ein wenig kreativ sein. Gernder* sehe ich als Verdummung der Gesellschaft an. Sinnloser Aktionismus, der niemanden Hilft, dafür aber 90% der Menschen extrem nervt und weiter spaltet.

Muss nicht sein
Geschrieben von Muss nicht sein am 25. Juli 2023 um 22:46

Gendern in der gemeinten Form, ist einfach falsch. Es ist eine ideologisch völlig überladene Idee der Feministinnen aus den 60er Jahren. Es soll also gerechter sein. Nur bitte was ist daran gerechter das generisch Maskulinum durch ein generisches Femininum zu ersetzen. Denn nichts anderes passiert. Und als Ablenkung sollen sich jetzt alle, die nicht in der generischen Version angesprochen werden in einem Schreibfehler (irgendein Sonderzeichen das dort nicht hingehört) und einer Sprechpause wiederfinden. Also anstatt wie bisher, wo alle mit einer Variante angesprochen sein sollten, soll alles nicht weibliche sich damit identifizieren ein Fehler oder explizit ein nichts zu sein. Und das ist dann gerechter? Schon eine sehr eigenartige Ansicht. Zumal es gibt in der deutschen Sprache die Möglichkeit geschlechtsneutealer Ausdrucksweise. Studierende liest sich besser, lässt sich besser aussprechen, und hört sich um Längen besser an. An den Stellen wo das bisher nicht möglich ist, z.B. Ärzt, muss man sich dann Regeln überlegen. Ob nun immer weiblich, immer männlich, immer beide Varianten oder die Gewöhnung an Arztende. Alles besser als dieses sogenannte Gendern. Also kurz, mehr Gerechtigkeit, sehr gute Idee, dieses gendern ganz schlechte Idee. Zumal es grosse Teile der Bevölkerung eher von der Idee der Geschlechtergerechtigkeit abstösst. Ausserhalb einer kleinen Blase, zu der, komischer Weise, viele Journalisten gehören, gibt es eigentlich nur eine Reaktion auf Gendern, und die ist: bleib mir damit von der Pelle.

Linda K.
Geschrieben von Linda K. am 26. Juli 2023 um 08:40

Nur weil ich es gerade lesen musste:

„Ich bin sehr glücklich“, erklärte die zur „Spielerin des Spiels“ gewählte Nummer 18 Kolumbiens [Linda Caicedo bei der Frauen Fußball WM 2023 nach dem Spiel gegen Südkorea].

SPIELERIN DES SPIELS?! 😲️ - Diskriminiert das -zusätzlich zu den Lesern und insbesondere die Leserinnen- nicht die anderen? Ist das Unvermögen oder womöglich sogar Absicht?

Hätten sie anstatt 'Player of the Match' –wenn sie es schon grundlos übersetzen– nicht sowas schreiben können wie 'Spielerin der Begegnung', als 'aktivste Spielerin ausgezeichnet' o.ä.?

Dass es zwei Geschlechter und die anderen gibt, könnte sich herumgesprochen haben. In bestimmten Bereichen soll meinetwegen jederzeit gerne "gendern" wer will, selber versuche ich es aktiv und passiv zu vermeiden.

Hier wurde letztens angedeutet, man(n), frau und sonstwer würde das Gegenüber "schlecht behandeln", wo nicht "gegendert" würde, was so natürlich einfach nicht stimmen dürfte.

Problemlos möglich ist es hingegen, weltmeisterlich zu "gendern", und sein oder ihr Gegenüber trotzdem äußerst mies zu behandeln.

Mir kommt es manchmal so vor, als würden heute Leute "gendern", wo sie seinerzeit "Heil Gröfaz" unter ihre Briefe geschrieben hätten, obwohl ihnen die Sache womöglich sogar egal ist oder war. – PS: ich nutze bislang kein Fediverse, wir haben aber Signal.

Allseits Viele Grüße!

DerAndere
Geschrieben von DerAndere am 26. Juli 2023 um 10:23

Große Umfragen (z.B. durch INFAS) ergeben regelmäßig, dass Gendern vom größten Teil der Bevölkerung abgelehnt wird. Wieso also eine nicht repräsentative Umfrage?

Fritz
Geschrieben von Fritz am 26. Juli 2023 um 10:25

Ich bin für die Beibehaltung der bewährten Sprache, sprich kein Gendern sondern die generische maskuline Form. Und wenn du schon die Sprachwissenschaft anspricht: das generische Maskulinum ist nicht die männliche Form, auch wenn sie auf den ersten Blick so aussehen sollte.

Wikipedia schreibt treffend dazu: "Generisches Maskulinum (von lateinisch genus „Geschlecht, Gattung, Art“, und masculus „Männchen“) bezeichnet die sexusindifferente (geschlechtsneutrale) Verwendung maskuliner Substantive oder Pronomen. Hierbei werden beispielsweise grammatisch maskuline Personen- oder Berufsbezeichnungen, von denen sich oft auch eine feminine Form ableiten lässt, generisch (also verallgemeinernd) für Personen verwendet ..."

Robert
Geschrieben von Robert am 26. Juli 2023 um 12:23

Wer glaubt durch (aufgezwungene!) Veränderung einer Sprache verringerten sich dadurch Benachteiligung, Unterdrückung oder Minderheiten, der glaubt auch daran dass automatisch viele Verkehrsschilder zu weniger Unfällen oder viel mehr Gesetze zu weniger Verbrechern führen würden.

markus
Geschrieben von markus am 27. Juli 2023 um 09:28

Meine erfahrung ist, dass Sexismus auf dem aufsteigenden Ast ist. Es gibt wieder mehr Männer wie Frauen, die das traditionelle Bild lieben. Es gilt als emanzipiert, wenn Frauen sexistische Aussagen gegen Männer äußern und ganze Systeme tragen das mit. Es war ein Fehler den Quatsch des Genderns einzuführen. Ich durfte schon mit vielen wirklich starken Frauen sprechen, die das ebenfalls sehen.

Jetzt haben wir das Gendern allerdings eingeführt. Jetzt stehen wir an einem Punkt, wo es tatsächlich Menschen gibt, die sich bei der männlichen Form nicht mehr eingebunden fühlen. Das müssen wir gesamtgesellschaftlich klären.

Abgesehen davon gendere ich bei Veröffentlichungen aus Rücksicht vor diesen Menschen. Ich möchte alle ansprechen und keinen ausschließen, daher gendere ich wann immer möglich über eine Form, die in der Umfrage leider nicht angeboten wird - durch Allgemeinworte: Lernende, Mitarbeitende, Personen, Angestellte. Der Text bleibt dann nämlich lesbar und zumindest ich hab mich schnell daran gewöhnt. Falles es sich gar nicht vermeiden lässt, weil es kein allgemeines Wort gibt, dann durch doppelnennung.

Schönen Gruß Markus

Yael Schlichting
Geschrieben von Yael Schlichting am 28. Juli 2023 um 15:36

Einfach nicht gendern! Gendern ist so überflüssig wie ein Kropf. Es kann sich nur mit Gewalt behaupten, dadurch, daß sich Menschen finden, die bereit sind, andere zu zwingen, aber das kann keinen Bestand haben. Eine Sprache, die man nicht singen kann, geht unter.

mue
Geschrieben von mue am 8. August 2023 um 09:26

Danke für das Nichtveröffentlichen meines letzten Beitrags, als es auch ums Gendern ging! Wenn einem Meinungen nicht passen, schaltet man sie einfach nicht frei. Sauber!

Pol Rubi
Geschrieben von Pol Rubi am 8. August 2023 um 18:58

So wie ich das sehe, haben sich hier viele Leute gegen das Gendern geäussert und die Beiträge sind veröffentlicht worden. Warum Dein Kommentar nicht veröffentlicht wurde weiss ich auch nicht aber so viel ich weiss, wird jeder freundlich geäusserte Kommentar auch veröffentlicht.