Vanilla OS 2 Orchid Beta ist da

  Ralf Hersel   Lesezeit: 6 Minuten

Die Distro wurde vor einem Jahr angekündigt, im August gab es die Entwicklervorschau und nun steht die Beta-Version zum Testen bereit.

vanilla os 2 orchid beta ist da

Orchid ist eine komplette Neufassung des Projekts Vanilla OS mit dem Ziel, ein stabiles, sicheres, schnelles und benutzerfreundliches Betriebssystem ohne Kompromisse zu bieten. Das Projekt von Grund auf neu bewertet, wobei das umfangreiche Feedback, welches mit der ersten Version eingegangen ist, berücksichtigt.

Alles zu beschreiben, was sich in Vanilla OS 2 Orchid geändert hat, ist in einem Artikel kaum möglich, denn auch wenn es auf den ersten Blick ähnlich aussieht wie die erste Version, ist es unter der Haube eine völlig neue Welt mit neuen Technologien, Konzepten und Standards.

Daher beschränke ich mich auf eine Kurzfassung der Neuerungen. Viel mehr Details findet ihr in diesem Blog-Beitrag des Entwicklerteams zur Beta Version.

Es gibt ein neues Hintergrundbild in heller und dunkler Version, dass das Thema der Orchidee wiedergibt (siehe Titelbild). Die Version 2 verabschiedet sich von Ubuntu als Basis und setzt nun auf Debian auf. Dabei kommen Debian Pakete und Vib Container Images zum Einsatz. Bei den Updates wurde von einer paketbasierten Struktur auf eine OCI-Image basierte Struktur gewechselt.

Auch die A/B-Partitionierung wurde weiterentwickelt. Die Version 2 von ABRoot soll zuverlässiger und schneller arbeiten. Die Transaktionen erfolgen nun über die OCI-Image-Erweiterung, anstatt über die Anwendung von Paket-Updates, wodurch sichergestellt wird, dass das System eine exakte Kopie des getesteten Images erhält. In ABRoot v1 konnten Benutzer auf die transaktionale Shell zugreifen, um atomare Systemänderungen vorzunehmen. In ABRoot v2 wurde diese Funktion entfernt und durch die Unterstützung für die Erstellung benutzerdefinierter lokaler Images ersetzt. Wenn etwa ein Treiber installiert wird, der nicht im System vorhanden ist, kann ABRoot ein benutzerdefiniertes Abbild mit dem installierten Treiber erzeugen.

Um einen der Hauptkritikpunkte von Vanilla OS 22.10 zu beseitigen, nämlich den zugewiesenen Speicherplatz für die beiden Root-Partitionen, die insgesamt 20 GB für Root ausmachen und 40 GB Festplattenplatz beanspruchen, wurde Unterstützung für LVM Thin Provisioning eingeführt. Diese Technologie ermöglicht die Erstellung von logischen Volumes mit variabler Grösse und optimiert so die Nutzung des Festplattenplatzes. Jetzt teilen sich die beiden Root-Partitionen insgesamt 20 GB, die dynamisch auf der Grundlage der Grösse der beiden Partitionen zugewiesen werden, wodurch mehr Speicherplatz für Benutzerdaten zur Verfügung steht.

In Vanilla OS 2 Orchid wurde sudo durch PolKit-Richtlinien ersetzt, die es den Benutzern ermöglichen, privilegierte Operationen auf eine kontrolliertere und sicherere Weise durchzuführen. Der Benutzer hat weiterhin Zugriff auf sudo, aber nur innerhalb des VSO-Subsystems (Vanilla System Operator).

Benutzer haben nun keinen direkten Zugriff mehr auf die System-Shell; wenn sie die Konsole öffnen, gelangen sie in die VSO-Shell, ein integriertes und veränderbares Subsystem von Vanilla OS. Es ermöglicht den Nutzern, Anwendungen wie in jeder Linux-Distribution zu installieren und auszuführen, ohne das System zu beeinträchtigen. Ausserdem unterstützt VSO jetzt Android-Anwendungen, die als native Anwendungen installiert und ausgeführt werden können, ohne dass ein Emulator erforderlich ist. Zudem wurde F-Droid als Paketquelle integriert. Nutzer können .deb- und .apk-Pakete installieren, indem sie sie einfach mit der Sideloading-Anwendung öffnen, die die Installation in das richtige Subsystem übernimmt.

Apx v2 spielt jetzt eine völlig neue Rolle, indem es als leistungsstarkes Werkzeug für Entwickler und Kreative dient. Es ermöglicht die Erstellung von benutzerdefinierten Umgebungen (Stacks) für verschiedene Bedürfnisse. Benutzer können etwa einen Stack auf Basis von Arch Linux erstellen, yay als Paketmanager anstelle von pacman definieren und Pakete von AUR ohne Probleme installieren.

FsGuard ist das Tool, das während des Systemstarts die Integrität der System-Binärdateien prüft, um sicherzustellen, dass keine Diskrepanzen mit dem vom System-Image bereitgestellten Zustand bestehen. Wird eine Änderung festgestellt, startet FsGuard FsWarn, das den Systemstart unterbricht, den Benutzer über das Problem informiert und ihm rät, das System im vorherigen Zustand neu zu starten, um die Integrität des Systems zu gewährleisten.

Das Installer-Backend wurde von DistInst zu Albius gewechselt, weil dieser die Systeminstallation von OCI-Images unterstützt. Dem Vanilla-Installer wurden einige überarbeitete Fenster spendiert:

Sobald das System installiert ist, fragt das First Setup nicht nur nach den zu installierenden Anwendungen, sondern ermöglicht dem Benutzer auch die Konfiguration von Benutzername, Gerätename, Zeitzone, Sprache, Tastatur und Netzwerk.

Nach Abschluss der Ersteinrichtung wird der Benutzer von einer neuen Anwendung auf eine Systemtour mitgenommen, die die wichtigsten Funktionen des Systems vorstellt und so die erste Begegnung mit Vanilla OS einfacher und verständlicher macht.

Wie geht es weiter?

Orchid befindet sich derzeit in einem Feature Freeze, und das Team arbeitet an der Behebung kleinerer und während des Testzeitraums gemeldeter Fehler. Die stabile Version wird veröffentlicht, sobald alle gemeldeten Fehler behoben sind, optimistischerweise noch in diesem Sommer.

Wer beim Testen mitmachen möchte, findet die Beta-Version zum Downloaden auf dieser Seite. Dabei hilft auch die aktualisierte und zusammengeführte Dokumentation, die allerdings noch nicht vollständig ist.

Quelle: https://vanillaos.org/blog/article/2024-01-30/vanilla-os-2-orchid-beta-is-here

Tags

Vanilla, VanillaOS, immutable

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