Videotipp: Wofür steht Linux ?

  Norbert Rüthers   Lesezeit: ~1 Minute  🗪 12 Kommentare

Natürlich gibt es tausende Videos die dem geneigten Nutzer Linux ans Herz legen. Aber dieses ist wie ich finde besonders gelungen und dazu auch ausnahmsweise auf deutsch

videotipp: wofür steht linux ?

Kurz am Rande möchte ich ein Video vorstellen, das ich kürzlich entdeckt habe und euch nicht vorenthalten möchte.

Es beschreibt sehr gut, wofür Linux steht, welches Potenzial es hat und warum man es nutzen sollte.

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen

Viel Spass und gute Unterhaltung.

Quelle: Youtube-Kanal von MichlFranken

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Tipp, video, Gründe, MichelFranken

Wolfgang Romey
Geschrieben von Wolfgang Romey am 6. März 2024 um 15:36

Leider wird direkt zu Beginn von Opensource und nicht von Freier Oftware geprochen.

neffets
Geschrieben von neffets am 6. März 2024 um 16:34

Vielen Dank für dein Video.

Zur Herausarbeitung der Wichtigkeit von Freier Software empfehle ich dieses mittlerweile 10 Jahre alte Video: https://www.tedxgeneva.net/talks/richard-stallman-free-software-free-society/ Opensource wird dem eigentlichen Anliegen leider nicht gerecht.

Besser begeistert man normale User über Software, die sie kennen, wie bspw. Firefox und LibreOffice. Das auf dem Smartphone oder Saugroboter Linux als Firmware läuft ist den meisten egal, auch sind die wenigsten aktiv in Communities.

  • My 2 cents
Christoph
Geschrieben von Christoph am 6. März 2024 um 19:57

Grundsätzlich stimme ich natürlich der positiven Bewertung der Rolle von Linux zu. Es gibt aber in der Darstellung einen blinden Fleck, nämlich die enge Einbindung der Softwareindustrie in den Entwicklungsprozess von Linux. Wichtige Entwickler werden zum guten Teil von Softwarefirmen dafür bezahlt, dass sie an Linux (oder zahlreichen komplexen Open Source Programmen wie LibreOffice) arbeiten. Linux Thorvalds selbst arbeitet zwar für die Linux Foundation, was eine Stiftung und keine Firma ist, sie wird aber durch zahlreiche Firmen (darunter seit 2016 auch Microsoft) finanziert. Es handelt sich bei Linux also nicht um eine "Form der Rebellion gegen Profitabilität", wie am Anfang behauptet, sondern um einen Balanceakt zwischen verschiedenen Interessen, der auch entgleisen kann. Das macht das Projekt um so unterstützenswerter.

Erik Wischerhoff
Geschrieben von Erik Wischerhoff am 6. März 2024 um 21:25

Ich finde das Video enttäuschend, da die wichtigsten Aspekte freier Software allenfalls am Rande angesprochen werden. Das von neffets verlinkte Video des Vortrags von Richard Stallman trifft den Kern wesentlich besser, erscheint mir aber insgesamt zu computer- und softwarefokussiert. Deswegen habe ich einen kurzen Essay verfasst, der sich in einigen Aspekten konkret auf die Situation in Deutschland bezieht, dessen Aussagen aber auch über Landesgrenzen hinaus relevant sind.

Keine Freiheit ohne freie Soft- und Hardware

Zugegeben, es klingt im ersten Moment ein wenig melodramatisch, aber ich bin da­von überzeugt, dass wir die Grundpfeiler unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung ver­lieren werden, wenn es uns nicht gelingt, die Nutzung freier Software gegenüber dem Ist-Zu­stand drastisch und in kurzer Zeit auszuweiten. Dafür gibt es meiner Meinung nach zwei wesent­liche Gründe: Die Dominanz von Megakonzernen mit überwältigender Marktmacht auf Anbieter­seite und die Allgegenwart der als Tracking oder beschönigend als Telemetrie be­zeich­ne­ten Bespitzelung der Nutzer im IT-Sektor. Beide Faktoren zusammengenommen drohen eine informelle Herrschaft der marktbeherrschenden Unternehmen mit neofeudalistischen Zügen zu verfestigen, in denen die Grundregeln unseres Gemein­wesens de facto missachtet und lediglich die Illusion ihrer Gültigkeit als bloße Fassade aufrechterhalten wird.

Die Bedeutung von IT-Geräten im 21. Jahrhundert Bereits heute besteht ein ausgeprägter Druck, diverse IT-Geräte – in letzter Zeit insbesondere die sogenannten „Smartphones“ – für eine Vielzahl von alltäglichen Vorgängen zu verwenden. Scheinbar aus gutem Grund, denn tatsächlich ist es so, dass sich durch die Nutzung solcher Geräte viele Vorgänge schneller, effizienter und bequemer gestalten, ja, dass sich sogar durch ihre Nutzung Möglich­keiten eröffnen, die vorher überhaupt nicht existent waren. In der Praxis führt das dazu, dass ein sehr hoher Prozentsatz der Bürger IT-Geräte nutzt, und die Entscheidung, ob man sie nutzen will, zwar theoretisch frei ist, de facto aber nicht, denn man ist ohne diese Geräte von vielen Aspekten des Wirtschafts- und Gemein­schaftslebens ausgeschlossen. Verstärkt wird diese Tendenz noch durch mangelnde Interoperabilität und daraus resultierende Netzwerkeffekte: Wenn deine Freunde oder Geschäftspartner den Dienst oder die Software XY nutzen, der oder die nur auf dem System Z läuft, bist du außen vor, wenn du es nicht genauso machst. In so einer Situation kann von Freiwilligkeit und informierter Entscheidung nicht mehr die Rede sein. Bestürzenderweise verstärken hierzulande öffentlich finanzierte Institutionen nicht erstrebenswerte Netzwerkeffekte auch noch, indem sie sogenannte „Social Media“ nutzen und mit Inhalten bespielen, die unter Kontrolle international operierender Megakonzerne stehen. Dies muss meiner Meinung nach sofort und vollständig unterbunden werden.

Konsequenzen Das Problem wird dadurch ins Extreme gesteigert, dass sich die ganz überwältigende Mehrheit der IT-Geräte nur scheinbar im Besitz der recht­mäßigen Erwerber befindet, in Wirklichkeit aber nach dem käuflichen Erwerb dem Willen ihrer Hersteller unter­worfen bleibt und von diesen dazu missbraucht wird, permanent Daten über ihre Nutzer weiterzugeben. Dies betrifft sowohl herkömmliche Computer mit den Betriebssystemen Windows und Mac OS als auch „Smartphones“, die mit den Systemen Android oder iOS betrieben werden. Zwar gibt es Unterschiede bei Art und Umfang der Datenweitergabe, allen genannten Systemen gemein ist aber, dass zwangsweise Daten an die Hersteller übermittelt werden (Ausnahme lt. Hersteller: die sogenannte „Professional“-Variante von Windows), und dass die Aussagen der Hersteller zu Art und Umfang der gesammelten Daten nicht überprüfbar sind, da es sich um closed source Software handelt, d. h. der Nutzer kann, unabhängig vom Ausmaß seiner IT-Kenntnisse, nicht verifizieren, ob die Software das und nur das tut, was der Hersteller behauptet. Erheblich verschlimmert wird die Situation weiterhin durch eine ausgeprägte Bespitzelung von Nutzern des WWW und diverser Internet-basierter Dienste, die sich nur mit detaillierten Kenntnissen über Vermeidungsstrategien bzw. durch völligen Verzicht umgehen lässt. In der gleichen Richtung wirkt sich auch die zunehmende Verbreitung von „Software as a Service“- und sogenannten „Cloud“-Diensten aus, die strukturbedingt ebenfalls die Handlungsfreiheit ihrer Nutzer einschränken und darüber hinaus oft und gerne auch ohne explizite Warnung Überwachungsmaßnahmen implementieren. Dadurch, dass die Besitzer moderner Hardware, von wenigen erfreulichen Ausnahmefällen abgesehen, nicht die Kontrolle über ihre Geräte haben, geraten sie in ein Abhängigkeitsverhältnis zu den Herstellern, das strukturell an die Verhältnisse im mittelalterlichen Feudalsystem erinnert: Es gibt auf der Ebene der Nutzer keinen Besitz, sondern nur „Lehen“, und es liegt im Belieben der Hersteller und Diensteanbieter, einschränkende Rahmenbedingungen zu setzen, bzw. die Nutzung des Gerätes oder Dienstes, z. B. bei unbotmäßigem Verhalten des Nutzers, gänzlich unmöglich zu machen. Schlimmer noch: wichtige Dienste und öffentliche Institutionen, die sich auf fremdkontrollierte Hardware und Software stützen, veruntreuen die Daten ihrer Kunden und Staatsbürger und ziehen diese auch ohne deren eigenes Zutun in derartige Abhängigkeiten hinein. Weiter begünstigt wird die unheilvolle Tendenz durch ein totales Versagen von staatlichen Anti-Kartellinstitutionen, z. B. tritt das Bundeskartellamt in den Zusammenhängen überhaupt gar nicht erst in Erscheinung. Ein weiteres verhängnisvolles Detail ist die systematische Beugung von EU-Recht bei Beschaffung von Software durch staatliche Institutionen, die dazu führt, dass man sich nur an einen einzigen Anbieter wendet, dabei aber durch „kreative“ Tricks den Anschein einer rechtmäßigen Vergabe aufrecht zu erhalten versucht. Alles in allem drohen die gegenwärtigen Tendenzen einen Zustand zu zementieren, indem die überwältigende Mehrzahl der Kunden und Bürger permanent überwacht wird und de facto ihre IT-Geräte nicht besitzt und nicht kontrolliert, da sie über ihren Besitz nicht frei verfügen können. Auf diese Weise nähern wir uns der vom selbsternannten „Weltwirtschaftsforum“ propagierten „Vision“ an, die in Wirklichkeit eine Dystopie ist: „You will own nothing and be happy.“ Den zweiten Teil des Satzes kann man allerdings getrost streichen. Wer nichts besitzt und obendrein permanent überwacht wird, ist ein Sklave und damit Verfügungsmasse seiner Besitzer. Sieht man davon ab, dass damit schon per Definition die Freiheit der solchen Praktiken unterworfenen Subjekte abgeschafft ist, wird das vermeintliche Glück, das in einer solchen Situation als Kollateralnutzen dadurch entstehen mag, dass man von der Verantwortung des Besitzes befreit ist, nur von kurzer Dauer sein. Es wird nämlich immer den Interessen der Sklavenhalter untergeordnet werden.

Maßnahmen Zum Glück gibt es für nahezu alle genannten Probleme bereits technische Lösungen, die in freier Software implementiert sind. Erschreckend ist allerdings, wie wenig Beachtung und Unterstützung diese freien Lösungen finden. Eine substanzielle Besserung der Lage ließe sich erreichen, indem Software als öffentliche Infrastruktur behandelt und ohne politische Einflussnahme gepflegt wird, wie dies bereits in der von einigen engagierten Bürgern erhobenen Forderung „public money, public code“ anklingt. Allein wird dies jedoch nicht genügen, wenn die Installation freier Software auf IT-Geräten unterbunden oder solchen Einschränkungen unterworfen werden kann, die wieder eine externe Kontrolle des Gesamtsystems erzwingen (z. B. unmodifiziertes Android, iOS, „Windows Subsystem for Linux“). Parallel zur Förderung freier Software als öffentliche Infrastruktur wird es auch unabdingbar werden, Hardware als Standard zu etablieren, über die der rechtmäßige Erwerber die uneingeschränkte Verfügungsgewalt hat. Unterbleibt jedoch diese Entwicklung, wird es in mittelfristiger Zukunft aufgrund erdrückender Machtasymmetrien bestenfalls noch den Anschein einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft geben.

Robert
Geschrieben von Robert am 7. März 2024 um 11:26

Erik, vielen Dank für deinen Kommentar und du hast natürlich vollkommen recht! Dabei muss man immer noch die folgenden Punkte mitbedenken, die verhindern das sich an dieser Situation etwas ändern tut:

  1. Geh mal einen neuen PC kaufen - zu 98% wird dort Windows oder MacOS vorinstalliert sein und NIEMAND hinterfragt das ernsthaft.
  2. Geh mal ein Mobiltelefon kaufen - zu 99% wird dort Android oder iOS vorinstalliert sein und NIEMAND hinterfragt das ernsthaft.
  3. Tracking, Telemetrie-Überwachung, Big-Brother und ebenso der Datenklau geschehen beim Nutzer vollkommen UNBEMERKBAR (unsichtbar, unhörbar, unspürbar und geruchlos). Deshalb verstehen es so viele Leute nicht und genauso wie der Frosch im kochenden Wasser, stört es sie dann auch eigentlich nicht (mehr).
  4. BEQUEMLICHKEIT ist dabei immer der riesige unsichtbare Elefant im Raum! Wenn ein kommerzieller, proprietärer, closed-source Dienst oder Software (App, SaaS) ein Problem schneller und unkomplizierter löst als die freie Alternative, ist es fast vollkommen unmöglich die Leute von einer Alternative zu überzeugen. Selbst dort wo wirklich relativ gute Alternativen existieren - Beispiel LibreOffice - bleibt es weiterhin äusserst schwierig weil a) sich bereits defacto standards-gebildet (+sogar in vielen Schulen etabliert) haben, b) Microsoft natürlich die bessere Integrartion anbietet c) Schnupperversionen auf jedem PC vorhanden sind und d) Leute nicht bereit sind auf bereits bekanntes zu verzichten! Will sagen: Die Leute benutzen was am einfachsten, unkompliziertesten und schnellsten funktioniert - danach sehen sie, in aller Regel und verständlicherweise, keinen (wichtigen) Grund zum Wechsel.
  5. Wir sind nur eine sehr kleine Gruppe die a) über dieses "Expertenwissen" verfügt und b) die zusätzlich auch die damit verbundenen Zusammenhänge in unserer Gesellschaft versteht. Es ist schwer bis fast unmöglich all dieses Wissen an die ganzen "Unwissenden", und vielen ist es ja einfach egal, in leicht verständlicher Form zu vermitteln. Die Leute können sich das alles gar nicht real vorstellen, weil es eben vollkommen unsichtbar passiert. Selbst viele "Informatiker", die ja eigentlich Ahnung haben sollten, sehen und / oder verstehen diese Dinge nicht wirklich weil ihnen der gesellschaftliche Über- und Weitblick fehlt oder aber wollen es nicht (mehr) sehen und haben sich bereits mit dem Status-Quo abgefunden. Und DAS ist leider die bittere Realität!
Erik Wischerhoff
Geschrieben von Erik Wischerhoff am 7. März 2024 um 18:00

Ich stimme deiner Analyse weitgehend zu, jedoch mag ich die Hoffnung nicht aufgeben. Daher versuche ich in meinem persönlichen Umfeld sinnvoll Einfluß zu nehmen, wo immer möglich.

Norbert
Geschrieben von Norbert am 7. März 2024 um 19:11

Der Kommentar wäre gut für einen eigenen Artikel hier. Nutze dazu doch das Formular

MonteDrago
Geschrieben von MonteDrago am 7. März 2024 um 09:34

Danke @Erik Wischerhoff

Dein Essay fast das Problem gut zusammen. Dem kann ich nur voll zustimmen.

Christoph
Geschrieben von Christoph am 7. März 2024 um 17:28

Täuscht Euch mal nicht! Erstens ist freie Software nur dank massiver Investitionen von kommerziellen Firmen einigermaßen konkurrenzfähig. Zweitens ist freie Software eher selten innovativ, sondern meist eine Kopie von bereits existierender Software. Ausnahmen gibt es vor allem bei der Sprachentwicklung und bei Entwicklungstools.Aber auch hier sind keine einsamen Revolutionäre mehr am Werk: Hinter Python und Rust stehen massive industrielle Interessen. Und schließlich wird Linux z.B. in China sehr gefördert, aber dort aus ganz anderen Gründen als denen, die hier im Forum hochgehalten werden.

Erik Wischerhoff
Geschrieben von Erik Wischerhoff am 7. März 2024 um 18:46

Alles, was du schreibst, mag ganz oder teilweise richtig sein. Es ändert aber nicht das geringste an der Bedeutung, die die weite Verbreitung von und der ungehinderte Zugang zu freier Software für eine freiheitliche Gesellschaft haben. Da du China erwähnst: Dort wird ursprünglich freie Software so mit Zutaten "gewürzt", dass das Gesamtpaket den Kriterien für freie Software eben gerade nicht mehr genügt. Und um einem potentiellen Missverständnis vorzubeugen: Mein Essay sollte keineswegs implizieren, dass freie Software die einzige notwendige Voraussetzung für eine freiheitliche Gesellschaft sei.

Toras
Geschrieben von Toras am 7. März 2024 um 22:21

Das Video ist leider nicht aufrufbar

John
Geschrieben von John am 8. März 2024 um 07:50

Hier ist der Link zu YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=9aYimywMXDI