Von der PinePhone Community zur Monokultur

  Lioh Möller   Lesezeit: 2 Minuten  🗪 3 Kommentare

PINE64 vergrault mit Fehlentscheidungen die Community und baut zusammen mit Manjaro eine Monokultur auf, anstatt die Vielfalt zu stärken.

von der pinephone community zur monokultur

Die Firma PINE64 startete mit ambitionierten Zielen in die Entwicklung eines Linux-basierten Mobiltelefons: dem PinePhone. Insbesondere zu Beginn wurde dabei vieles richtig gemacht. PinePhones wurden in unterschiedlichen Community-Editionen angeboten: UBPorts, postmarketOS, Mobian, Manjaro, und KDE Plasma Mobile. Dabei wurde die Geräterückseite mit dem jeweiligen Projektlogo bedruckt und 10 USD pro verkauftem Gerät, landeten direkt bei den Entwicklern.

Mittlerweile stehen rund 25 verschiedene Distributionen für das Gerät zur Verfügung. Viele davon haben sich aktiv an der Verbesserung der Hardwareunterstützung beteiligt, so beispielsweise Ubuntu Touch oder Mobian, dessen Entwickler den Telefonie-Stack mit dem eg25-manager Projekt vorangetrieben haben.

Dennoch hat sich PINE64 dazu entschlossen, für die offizielle Version des PinePhones mit Manjaro Linux nur noch eine Distribution auszuliefern. Diese Wahl ist auch unter Anbetracht der Tatsache, dass Manjaro sich nahezu nicht an der Entwicklung beteiligt, sondern ausschliesslich die Paketierung im Rahmen der eigenen Distribution übernimmt, schwer nachzuvollziehen. In der Vergangenheit kam es ausserdem immer wieder dazu, dass Manjaro nicht freigegebene Versionen von Softwarekomponenten ausgeliefert hat, was zu einem erhöhtem Supportaufwand bei den Entwicklern geführt hat und letztendlich in der Veröffentlichung des 'Do not ship work in progress' Statements gipfelte.

Zwar sind auf dem PinePhone weiterhin mit einfachen Mitteln über eine SD-Karte alternative Distributionen nutzbar, die beschriebenen Entwicklungen haben allerdings dazu geführt, dass der bekannte postmarketOS Entwickler Martijn Braam sich aus allen Aktivitäten rund um PINE64 zurückgezogen hat.

Quelle: https://blog.brixit.nl/why-i-left-pine64/

Tags

Manjaro, PinePhone, PinePhone-Community, PINE64, Monokultur

pete
Geschrieben von pete am 17. August 2022 um 18:29

Vielleicht sollte man dazu sagen, dass es Manjaro (die Community) und Manjaro GmbH (die Firma) gibt. Und eine Manjaro Verwaltungs GmbH. In letztere hat Blue Systems investiert, offiziell 8.500€. Zusätzlich hat die Manjaro GmbH aber ein Stammkapital von 25.000€.

Somit besteht natürlich irgendwo ein wirtschaftliches Interesse. Das muss nichts per se schlechtes sein, wirft aber auf die Entscheidung von Pine64 andere Distributionen ein Stück weit auszuschließen, ein deutlich anderes Licht.

linmob
Geschrieben von linmob am 19. August 2022 um 04:44

Anmerkung:

Einige Modelle wurden zwar mit einem SPI Flash-Chip ausgeliefert, welcher mit einer vereinheitlichten Version des Tow-Boot Bootloaders ausgeliefert wurde, bei der aktuell vertriebenen Variante des PinePhone Pro ist dies allerdings nicht mehr der Fall.

Martijn schreibt hier was anderes:

The same arguments were re-iterated by all sides all over again, and the discussion went nowhere. PINE64 representatives went so far as to say, quote, "people who want [an SPI chip] can just solder one on". This batch of Pinebook Pros has ended up shipping without Tow-Boot flashed.

Beim PinePhone Pro ist dies also nicht der Fall, sondern beim Laptop, und ob die aktuelle Variante da keinen SPI-Chip hat, oder der SPI-Chip wie in vorherigen Batches einfach nicht bespielt ist, wird aus Martijn's blog auch nicht klar (und ich bin zu faul, es nachzuschlagen).

Es ist auch nicht so, dass es keine Community-Aktivität ums PinePhone Pro gibt. Auch ich habe meine Zweifel, dass PINE64 mit Manjaro die beste Wahl getroffen hat; aber Manjaro ist nicht das Kernproblem.

Das Kernproblem ist das die Kommunikation zwischen unabhängigen Entwicklern (Community) und PINE64 schlechter geworden ist. Dies scheint nicht für die Diskussion zwischen PINE64 und Manjaro zu gelten, aber da zwischen anderen Entwicklern und Manjaro es auch nicht läuft (https://dont-ship.it/ und andere Zielkonflikte), hilft das nicht.

IMHO hängt das damit zusammen, das PINE64 Community Manager Lukasz Erecinski nach langer Überlastung (die Anzahl der Projekte und involvierten Personen wächst stetig), sich auf das Projekt EU-Store verlagert hat und es mit Marek Kraus zwar einen lang involvierten Nachfolger gibt, der aber potentiell noch überforderter zu sein scheint.

Lioh
Geschrieben von Lioh am 19. August 2022 um 07:43

Danke Peter, für die wertvollen Ergänzungen und deine persönliche Einschätzung.