Letzten Freitag habe ich den ersten Teil "Von Windows zu Linux umsteigen" geschrieben und den zweiten Teil angekündigt. Diesen 2. Teil schreibe ich gerne, weil die Kommentare zum 1. Teil sehr positiv und konstruktiv waren - Danke dafür ♥️
Bisher ging es darum, sich nicht im Distro-Wald zu verlieren, sondern sich auf die Desktop-Umgebung zu fokussieren, die einem am besten gefällt. Meine Empfehlung war, Linux Mint mit dem Cinnamon-Desktop auszuprobieren. Diese Empfehlung findet man häufig, weil Cinnamon eine runde Benutzererfahrung liefert und Mint, als Distribution, stabil und gut abgestimmt ist.
Nachdem ihr die Mint-ISO mit Etcher auf einem USB-Stick gespeichert und davon gebootet habt, seht ihr das:
.. und nach der Auswahl von "Start Linux Mint" seht ihr hunderte Kommandos im Terminal durchlaufen:
Das müsst ihr nicht verstehen. Andere Distributionen verbergen diese Ausgaben. Ignoriert sie einfach. Nach einer Weile (Geduld ist eine Tugend) seht ihr den Cinnamon-Desktop im Live-Modus:
Falls ihr auf eurem Hauptrechner vom USB-Stick gebootet habt, könnt ihr in diesem Live-Modus bleiben und euch in Linux Mint umsehen. Habt ihr auf einem "alten Hund" gebootet oder möchtet diese Distribution tatsächlich auf dem PC fest installieren, macht ihr bitte einen Doppelklick auf das Icon "Install Linux Mint".
Daraufhin startet das Installationsprogramm, welches ich hier nicht näher beschreibe, weil es Dubbeli-sicher ist, wie wir in der Schweiz sagen. Folgt einfach den Anweisungen. Die meisten Dialoge kann man mit "Weiter" abklicken. Während des Installationsprozesses werden euch ein paar interessante Informationen zu Linux Mint präsentiert. Je nach der Leistung eures PCs dauert die Installation 10 bis 30 Minuten.
Um euch die Zeit zu vertreiben, könnt ihr während der Installation Videos zu Linux Mint anschauen. Davon gibt es sehr viele, auch in deutscher Sprache. Die Eingabe von "Linux Mint deutsch" in eurer Internet-Suchmaschine bringt unzählige Artikel und Videos hervor.
Nach Abschluss der Installation werdet ihr zum Entfernen des USB-Sticks und Neustart des Rechners aufgefordert. Danach seht ihr das:
Nach der Anmeldung mit dem Passwort, welches du bei der Installation angegeben hast, begrüsst dich die Welcome-Anwendung von Linux Mint:
Hier lohnt es sich, die Informationen zu lesen; man erfährt viel über Linux Mint. Das ist insbesondere für Ein- und Umsteiger wichtig. Rechts unten gibt es eine Checkbox, mit der die Welcome-App für den nächsten Start abgeschaltet werden kann.
Der erste Eindruck
Bevor du dir einen ersten Eindruck bildest, erkläre ich die Elemente, die man nach dem Booten auf dem Desktop von Linux Mint findet:
Links unten gibt es das Start-Menü. Dieses wird durch einen Klick geöffnet. Als Alternative kann die SUPER-Taste gedrückt werden; das ist die Taste (links unten), die mit dem Windows-Symbol beschriftet ist. Links davon befinden sich drei Starter-Icons: Dateimanager, Webbrowser (Firefox) und das Terminal. Die Ersten beiden bedürfen keiner Erklärung; das Terminal brauchst du nicht. Diese Anwendungsstarter lassen sich beliebig anpassen (löschen, hinzufügen).
Auf der rechten Seite im Panel gibt es eine Reihe von Informations-Icons. Wenn du mit der Maus darüber fährst, wird deren Bedeutung angezeigt. Ein Klick auf ein Icon eröffnet weitere Möglichkeiten. Wenn du bisher nur Windows kanntest, wird dir das vertraut vorkommen. Werfen wir nun einen Blick auf das Start-Menü:
Seid ihr überrascht? Im Gegensatz zu Windows erscheint dieses Start-Menü wesentlich aufgeräumter und freundlicher. Werbe-Einblendungen werdet ihr dort nicht sehen. Dort findet ihr auf der linken Seite eure favorisierten Anwendungen sowie darunter die Schaltflächen zum Sperren, Abmelden und Herunterfahren des Computers. In der Mitte des Startmenüs könnt ihr entweder alle installierten Anwendungen einblenden oder in den Kategorien (Büro, Grafik, usw.) die passenden Programme finden. Ausserdem gibt es unten die Möglichkeit, über "Orte" auf bestimmte Verzeichnisse mit dem Dateimanager zuzugreifen, oder eine Liste der "kürzlich verwendeten Dateien" zu sehen. Ganz oben gibt es ein Suchfeld, in dem man nach Anwendungen und Dateien suchen kann.
Falls ihr eine Anwendung der Leiste am unteren Rand oder den Favoriten oder dem Desktop hinzufügen möchtet, macht ihr einen Rechtsklick auf die Anwendung und sucht die gewünschte Aktion aus. Im Screenshot seht ihr ein Beispiel für den Taschenrechner:
Wie ihr seht, kann man auch die Eigenschaften der Anwendung anzeigen lassen, bzw. diese deinstallieren.
Ich mache mir Mint, wie es mir gefällt
Wie die Überschrift erahnen lässt, gibt es viele Möglichkeiten, die Distribution bzw. den Cinnamon-Desktop an den eigenen Geschmack oder Arbeitsfluss anzupassen. Dafür gibt es die Menü-Kategorie "Einstellungen" mit vielen Einzelanwendungen für verschiedene Zwecke. Leider ist es dem Mint-Team bisher nicht gelungen, diese Einstellungen in einer Anwendung zu bündeln.
Wer das anwendungsfreundlicher haben möchte, kann einen Blick auf die Einstellungen beim GNOME- oder KDE-Plasma-Desktop werfen.
Doch die Einzelanwendungen lassen kaum einen Wunsch offen, um die Arbeitsumgebung nach eigenem Wunsch zu gestalten. Hier möchte ich nur ein Beispiel nennen: Falls euch das vorgegebene Design von Cinnamon nicht gefällt, könnt ihr unter "Einstellungen" die Anwendung "Themen" aufrufen:
Dort kannst du den grundsätzlichen Stil auswählen und entscheiden, ob du es lieber hell oder dunkel magst. Ausserdem lassen sich die Akzentfarben auswählen. Diese haben Auswirkung auf die Farbe von Icons, Schaltern und hervorgehobenen Elementen. Wenn du in ein Kaninchenloch absteigen möchtest, sind die Einstellungen der beste Ort dafür.
Anwendungen: installieren, deinstallieren, aktualisieren
Die Verwaltung des Betriebssystems und aller Anwendungen wird in Linux-Distributionen zentral geregelt. Dafür ist immer der "Paket-Manager" zuständig, der im Hintergrund seinen Dienst verrichtet. Darauf setzt die Benachrichtigung über Aktualisierungen und die Anwendung zum Installieren/Deinstallieren von Anwendungen auf.
Rechts unten in der Leiste seht ihr ein Schild-Symbol. Falls darauf ein roter Punkt erscheint, stehen Aktualisierungen zur Verfügung. Sobald ihr darauf klickt, seht ihr, was euch Neues angeboten wird:
Im Screenshot seht ihr neue Versionen von Firefox, Python, Thunderbird, usw., sowie eine neue Version des Betriebssystem-Kerns (Linux-Kernel 6.8). Mit einem Klick auf "Aktualisierungen installieren" wird der zugrunde liegende Paket-Manager gestartet, um euer System auf den neuesten Stand zu bringen. Im Gegensatz zu Windows, blockiert das nicht eure Arbeit; ein Neustart ist nur notwendig, wenn kritische Systemkomponenten betroffen sind.
Falls ihr Anwendungen installieren oder deinstallieren möchtet, ist die Anwendungsverwaltung der richtige Ort. Bei Linux Mint findet ihr diese im Menü: Systemverwaltung → Anwendungsverwaltung. Und so sieht es aus:
Oben werden populäre Anwendungen vorgestellt. Darunter findet ihr Anwendungs-Kategorien: Büro, Media, Internet, Spiele, usw. Oben gibt es eine Suchfunktion, falls ihr nach einer bestimmten Anwendung oder einem Stichwort suchen möchtet.
Bei den Kategorien seht ihr den Eintrag "Flatpak", der Einsteigern vermutlich nichts sagt. Es gibt verschiedene Paketformate; Flatpak ist eine davon; ignoriert das bitte.
Wenn ihr in der Anwendungsverwaltung weiter nach unten scrollt, findet ihr Anwendungen mit guten Bewertungen. Das kann bei der Suche nach einer für euren Zweck geeigneten Anwendung helfen. Falls ihr Zweifel habt, dann wendet euch bitte an die Community.
Fazit
Momentan fällt mir nichts ein, womit ich diesen 2. Teil ergänzen könnte. Mein Ziel war es, den Umstieg auf Linux so einfach wie möglich zu beschreiben. Ob mir das gelungen ist, könnt ihr entscheiden. Als langjähriger Linux-Nutzer ist das schwieriger, als man meint.
Hier sind meine drei Tipps für Umsteiger:
- Seid neugierig, aufgeschlossen und verwerft den Umstieg nicht nach wenigen Wochen.
- Vergleicht Linux mit Windows, aber erwartet nicht, dass Linux Windows gleicht.
- Fragt, fragt, fragt. Die Community ist freundlich und hilfsbereit.
Im dritten Teil geht es um die mitgelieferten Anwendungen.
Zufällig hab ich gerade gestern einem Nachbarn Mint auf den alten HP Laptop aufgespielt (mit Mate aber ist ja egal).
Ging leider schon gut los mit schlechten Ersteindruck. Das wifi wollte nicht, musste den Live Stick nochmal stecken und den proprietären Driver aufspielen. Das waren aber schon die einzigen Probleme.
Hallo Ralf,
super gemacht, auch der vorige Teil 1.
Vielen Dank für deine Mühen.
Danke für Dein Lob
Ergänzung: -Schreibtisch anzeigen (siehe Bild Der erste Eindruck) entspricht unter Windows "Desktop anzeigen". -Die unterschiedlichen Möglichkeiten (.deb, Appimage, Flatpak und über apt) Programme zu installieren würden einen schönen Teil 2 ergeben.
Ansonsten kann ich mich dem vorherigen Kommentarschreiber nur anschließen. Es ist ein super Artikel geworden der einem den Einstieg mit absoluter Sicherheit deutlich erleichtert. Eventuell solltest ihr darüber nachdenken eure Webseite insbesondere den Header oben (Community, Mitschreiben...) um den Punkt "für Beginner" zu erweitern und dort die Artikelserie direkt verlinken.
Ergänzung:
-Schreibtisch anzeigen unter Linux bei der Überschrift „Der erste Eindruck“ entspricht unter Windows Desktop anzeigen.
Anmerkungen: -Ein Teil 3 könnte die unterschiedlichen Installationsmethoden (.deb, Appimage, flatpak, Appimage) von Programmen umfassen. Oder falls vorhanden, sollten die unterschiedlichen Installationsmethoden im Artikel verlinkt werden. -Teil4 könnte das Erstellen von Backups beinhalten, oder bereits vorhandene Artikel verlinkt werden. -Teil5 könnte eine Liste von im Alltag gebräuchlichen Anwendungen umfassen, die die Programmnamen von windowseqivalenten Programmen enthält z.B. Word - Libreofficewriter
-Ansonsten schließe ich mich dem vorherigen Kommentator an. Der Artikel (bzw. die Artikelserie) ist richtig super und wird Anfängern den Einstieg in die Linuxwelt erleichtern. Ihr solltet darüber nachdenken den Header (Community, Mitschreieben…) um den Punkt „für Einsteiger“ zu erweitern und die Serie dort verlinken.
Danke für Deine Anregungen für weitere Folgen zu den Umsteiger-Artikeln. Die meisten Deiner Vorschläge finde ich zu kompliziert für Einsteiger. Aber Deine Idee, Alternativen zu gängigen Anwendungen zu präsentieren, gefällt mir gut.
Super Artikel! Nur drei Kleinikeiten:
[Startmenü] Diese wird durch einen Klick geöffnet.
Wie ihr seht, kann man auch die Eigenschaften der Anwendung anzeigen lassen (, bzw. diese (D > d)einstallieren.
Vergleicht Linux nicht mit Windows > Vergleicht Linux mit Windows, aber erwartet nicht, dass Linux Windows gleicht.
Danke für die Korrekturen.
Die Screenshots passen sehr gut zum Ablauf und zeigen deutlich die einzelnen Schritte. Das Titelbild ist jedoch herausragend mit diesem genialen und so passenden Satz ... "Das Doppelte von 11 ist 22" ... Vielen Dank dafür !! :-D
Ich würde Gentoo empfehlen, so lernt der Anwender bereits bei der Installation, wie sein System aufgebaut ist.
Gentoo? Das ist noch nur etwas für Konsolennazis (O-Ton Linux Torvalds). Ein Anfänger wäre damit komplett überfordert. Kann ja nicht dein Ernst sein.
Weitverbreitete Meinung, nicht unbedingt richtig. Als ich 2006 auf Linux umgestiegen bin, war es Gentoo. Eigentlich hatte ich sowas wie Ubuntu oder Suse im Sinn, aber er hat mit mir Gentoo installiert. Das war damals noch richtig lustig, wie lange Kram da kompiliert hat. :o)
Ich bin aber dabei geblieben, weil ich, wie Linuxbenutzer ja schrieb, was über mein System lernen wollte und das auch getan habe. Ist natürlich nicht für jeden geeignet und für Leute, die auch auf Windows eher keine Ahnung haben, ist es sicherlich nicht die richtige Distribution. Wer aber auf Windows auch schon gerne Dinge ausprobiert hat und sich gut auskennt, für den ist Gentoo schon gut geeignet.
Mittlerweile ist es sogar vergleichsweise einfach (nicht mit Distros mit komfortablen Installationsprogramm zu vergleichen), Gentoo zu installieren. Man kann dem Handbuch einfach Schritt für Schritt folgen und dank vorkonfigurierten Kernelvarianten fällt der einzige eher schwierige Schritt weg, nämlich einen Kernel zu konfigurieren. Seit mittlerweile knapp einem Jahr gibt es auch die Möglichkeit, Binärpakete als Standard zu wählen (vorher nur bei einigen wenigen möglich, wenn die Paketverwaltung das auch schon immer unterstützt hat), so dass je nach Konfiguration keine bis wenig Pakete noch selbst kompiliert werden müssen.
Meiner Meinung nach kann man Gentoo also schon auch Anfängern empfehlen - aber nicht allen. Insbesondere nicht allgemeinen Computeranfängern; versierten Windows-/ Mac-Wechslern schon.
Ich schließe mich vielen hier an: Schöner 2. Teil für Umsteiger. Damit sollten so ziemlich alle zurechtkommen.
(Den habe ich zuert aus versehen als Antwort auf Torstens Kommentar zu Gentoo gepostet - bitte dort löschen) Ich schließe mich vielen hier an: Schöner 2. Teil für Umsteiger. Damit sollten so ziemlich alle zurechtkommen.
Am Montag kommt der 3. Teil dieser Serie für Umsteiger. Darin geht es um die Anwendungen.
Gentoo, Slackware und Arch sind keine Einsteiger-Distributionen. Bitte hört auf, diese zu empfehlen. Selbst die einfachsten Distributionen sind für Umsteiger schon schwierig genug. Bitte versetzt euch in die Situation einer Person, die ausser Windows noch nichts anderes gesehen hat. Und setzt keine Technikaffinität voraus; die gibt es nur in den seltensten Fällen.
Absolut richtig! Leider wollen das viele Menschen einfach nicht hören und empfehlen Gentoo, Slackware oder Arch ohne Sinn und Verstand. Nur weil man selbst damit gut zurechtkommt, muss dies noch lange nicht für andere Menschen gelten. Aber wie gesagt, wollen viele das einfach nicht hören. Die Wahrheit tut ja weh.
Einfach jemanden fragen, der sich damit auskennt (falls es noch keine Erwähnung gefunden hätte) 🤠️...
https://learn.microsoft.com/en-us/linux/install
Danke Ralf, hoffentlich hilft das möglichst vielen Umsteigern! Ich experimentiere gerade mit verschiedenen Distros und Desktops und bin nach wie vor der Meinung, dass das hier vorgeschlagene Mint mit Cinnamon-Desktop den besten Einstieg bietet. Es ist einfach zu verstehen, sehr aufgeräumt, verzichtet auf jeglichen Schnickschnack (und hat m.E. den besten mir bekannten Dateimanager).