Kürzlich war im Kernel Commit-Log eine interessante Nachricht eines IBM Mitarbeiters zu lesen, die vielerorts für Erstaunen gesorgt hat, aber dennoch den Alltag manch eines Entwicklers prägt.
Konkret ging es darum, ob ein Mitarbeiter der Firma IBM in seiner Freizeit mit seinem privaten Email-Account zu Open-Source-Projekten beitragen dürfe. Die Anstellungsbedingungen einer Grosszahl amerikanischer Unternehmen lassen eine Beteiligung an Freier Software ausserhalb des Arbeitsverhältnisses nicht zu.
Das wirft natürlich eine Vielzahl von Fragen auf. Darf ein Unternehmen über die Freizeit seiner Mitarbeiter bestimmen? Werden durch Beiträge zu Open-Source-Projekten die Interessen des Unternehmens verletzt?
Laut dem Entwickler des alternativen Freien Betriebssystems SerenityOS, Andreas Kling, scheuen sich viele am Projekt interessierte davor aktiv beizutragen, da sie eine Verwarnung ihres Arbeitgebers fürchten. SerenityOS ist als Nischenprojekt sicherlich in keiner Weise als konträr zu möglichen Unternehmenszielen zu betrachten.
Umso erstaunlicher wirkt es, dass ausgerechnet ein Big Player wie IBM, welcher in einer Fülle von Open-Source-Projekten aktiv ist, derlei Einschränkungen ausspricht. Sollten Unternehmen nicht vielmehr ihre Mitarbeiter motivieren zu Freier Software beizutragen und wenn ein solches Engagement besteht, dieses belohnen anstatt zu bestrafen?
Möchte man als Angestellter wirklich bei einem Unternehmen arbeiten, dass solch einen weitreichenden Einfluss auf die eigene Lebensgestaltung erhebt?
Statt 'We own you' sollte es doch vielmehr 'We owe you' heissen, was so viel bedeutet wie das du etwas gut bei uns hast, weil du dich auch privat für Freie Software starkmachst.
Wer sich dennoch als Entwickler in solch einer schwierigen Situation befindet und die Entscheidung eines Arbeitsplatzwechsels scheut und auch nicht das offene Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen kann oder möchte, dem sei ein Alias ans Herz gelegt und eine anonyme E-Mail-Adresse. Doch eigentlich wäre die Lösung an anderer Stelle zu suchen.