Titelbild: Ein in gelbgrün gefärbtes Peer-to-Peer-Netzwerk, in dem die miteinander verbundenen Server durch verschiedene Maskottchen von Fediverse-Diensten dargestellt werden. Darüber in Petrol die Frage: Wie föderieren Server?
Hörversion des Artikels (8 min 11 s)
Wenn ich Fediverse-Workshops gebe, kommt eine Frage immer wieder auf, und zwar die, wie die Verknüpfung zwischen den verschiedenen Servern hergestellt wird. Da diese Verbindung zwischen den verschiedenen Servern, auch Föderation genannt, selbst für viele der älteren Hasen noch ein Rätsel ist, möchte ich diese heute etwas näher beleuchten.
Prinzipiell gilt, dass die verschiedenen Dienste im Fediverse miteinander sprechen können, liegt daran, dass sie (mindestens) ein gemeinsames Kommunikationsprotokoll benutzen. Sie sprechen sozusagen dieselbe Sprache. Die meisten Dienste nutzen aktuell ActivityPub.
Eine besonders schöne Darstellung, mit einem Einblick, welche Dienste welches Protokoll benutzen, haben vor einigen Jahren Imke Senst und Mike Kuketz gebaut.
Grafische Darstellung des Fediverse mit dem Titel: "A view into the Fediverse" – CC-BY-SA 4.0 Imke Senst und Mike Kuketz
Interaktion zwischen Accounts
Die wohl bekannteste Art, wie zwei Server miteinander in Kontakt treten, ist, dass Nutzende von verschiedenen Servern miteinander interagieren. Das kann beispielsweise sein, indem sie sich folgen, miteinander in den Kommentaren eines Beitrages diskutieren oder sich ein Like geben. Wie sehr die Föderation durch die Nutzenden ausgebaut wird, ist sehr unterschiedlich und kommt auch darauf an, wie das Verhalten der einzelnen Personen ist. Sammeln sich auf dem Server schnell viele aktive Menschen mit unterschiedlichen Interessen, ist schneller ein größeres Netzwerk aufgebaut, als auf einem Server mit nur wenigen Menschen mit ähnlichen Interessen. Deshalb nutzen viele Serverbeitreibende Hilfsmittel, um ihren Server und damit ihr Fenster in das Fediverse, etwas auszubauen.
Follow-Bots
Eine Variante, mehr Server in die eigene Föderation zu holen, sind automatisierte oder händisch gepflegte Follow-Bots. Diese folgen möglichst vielen Profilen, um mehr Verknüpfungen herzustellen. Hierbei werden z.B. Profilverzeichnisse wie mastodir genutzt oder gezielt größeren Accounts gefolgt, die bereits viele bestehende Verbindungen haben. Auch effektiv ist es, wenn diese Bots Gruppen oder oft genutzten Hashtags folgen. Früher sind mir viele Follow-Bots begegnet, die oft sogar erst nach einer kurzen privaten Rückfrage gefolgt sind. Mittlerweile werden meiner Beobachtung nach eher andere Hilfsmittel genutzt.
Relays
Relays sind im Prinzip Listen, die von den Serverbetreibenden abonniert werden können, um neue Inhalte von anderen Servern auf ihren eigenen Server zu übertragen. Sobald sie die Adresse des gewünschten Relays haben, kann dieses in der Admin-Oberfläche eingetragen werden. Für Relays gibt es wiederum Verzeichnisse, wie relaylist.com.
Auch können die Inhalte eines Relays schlicht zu viel oder uninteressant für den eigenen Server sein. Da es sich nicht lohnt, die globale Timeline mit "irgendetwas" zu befüllen, den Traffic und damit auch die benötigte Kapazität auf dem eigenen Server zu erhöhen, bieten sich vor allem kleine und spezifischere Relays zum Abonnieren an.
Fedibuzz
Eine Lösung, um den Dschungel der Relays etwas zu beschränken, ist Fedibuzz. Dieses Projekt von Astro stellt Relay-Endpunkte bereit, die individuell angepasst werden können.
Somit können quasi nutzendendefinierte Relays basierend auf bestimmten Hashtags oder anderer Server abonniert werden. Dadurch wird nur gezielter Content geteilt, der für den eigenen Server relevant ist und es kann der Ressourcenbedarf von Relays erheblich reduziert werden.
Die Verbindung wieder kappen
Die einmal aufgebauten Verbindungen können auch wieder eingegrenzt werden, indem die Server einander moderieren. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten, die Föderation zu beschränken. Die Server können sich etwa stumm stellen, das heißt, dass noch ein beschränkter Austausch besteht und die Server noch miteinander föderieren. Beispielsweise stellt Server A Server B auf stumm. Das heißt, dass Nutzende von Server A Beiträge von Nutzenden von Server B nur noch sehen können, wenn sie gezielt danach suchen oder ihnen folgen. Beiträge von Nutzenden von Server B landen bei Server A aber nicht mehr in der globalen Timeline oder in den Trends. Restriktiver ist die Möglichkeit, Server komplett zu sperren. Wen z.B. Server A Server B sperrt, wird die Verbindung zwischen den beiden Servern dauerhaft getrennt und auch bereits bestehende Verbindungen zwischen Nutzenden der Server verschwinden. Ein Austausch ist nicht mehr möglich. Server zu sperren sollte immer das letzte gewählte Mittel sein.
Viel Spaß beim Föderieren!
Dieser kleine Überblick hat hoffentlich einige nützliche Hinweise gegeben, wie ihr euren Server besser vernetzen und ihr am Ende euer einmal gebautes Netzwerk pflegen könnt. Dann viel Spaß beim fröhlichen Föderieren, wir lesen uns im Fediverse!
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Dieser Beitrag ist der 14. Artikel meiner Kolumne hier bei GNU/Linux.ch. An jedem ersten Montag im Monat erscheint ein neuer Meinungsbeitrag von mir zum Fediverse.
Weiterführende Links:
https://podcasts.homes/@ueckueck_und_das_fediverse/episodes/wie-foderieren-server
https://gnulinux.ch/activitypub-erklaert
https://freiburg.social/@imke
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:A_view_into_the_Fediverse.png
https://mastodir.de/
https://relaylist.com/
https://relay.fedi.buzz/
https://gnulinux.ch/wzs-ueckueck-und-das-fediverse