Zum Wochenende: Wie frei bist du?

  Tim Moritz   Lesezeit: 3 Minuten  🗪 15 Kommentare

Bist du Team "schön, dass es Freie Software gibt" oder Team "ausser Freier Software kommt mir nichts ins Haus" ?

zum wochenende: wie frei bist du?

Freie Software findet überall Verwendung. Ob nun direkt und bewusst oder unbewusst im Hintergrund, nahezu jeder Erdenbürger nutzt sie. Beachtung hingegen, findet sie nur in gewissen Kreisen und auch dort sind die Ausprägungen sehr unterschiedlich.



Wenn wir das ganze mal in Kategorien aufteilen, wo findest du dich aktuell wieder und wo würdest du dich gerne hinentwickeln? Lass uns gerne Feedback da!


Kategorie "Software muss laufen"

In dieser Kategorie finden sich vermutlich die meisten Menschen insgesamt, aber wohl niemand, der Artikel auf gnulinux.ch liest. Wir reden von BenutzerInnen, die sich keine Gedanken darüber machen, woher die Software kommt oder auch wo diese läuft. Die Software muss funktionieren und ihren Zweck erfüllen.

Kategorie "das machen doch alle so"

Hier finden wir AnwenderInnen, die sich zwar bewusst sind, dass es freie Alternativen gibt, aber der Meinung sind "das, was sich etabliert hat, muss die beste Lösung sein". Oft sind dies auch Menschen in Führungspositionen, die anderen vorschreiben, was zu nutzen ist und weder Zeit noch Lust haben, sich mit Alternativen zu beschäftigen.

Kategorie "was nichts kostet, kann auch nichts taugen"

Sehr ähnlich zu den beiden letzten Kategorien, jedoch etwas hartnäckiger. Sie sind der Meinung, Freie Software kostet nichts (was nicht stimmt!) und kann daher auch nur minderwertig sein. *Ironie* Gute Software entsteht natürlich nur durch viel Geld, je mehr, desto besser! *Ironie Ende*

Kategorie "Geiz ist geil"

Auch diese Kategorie Menschen glaubt, Freie Software wäre kostenlos. Sie setzen diese bewusst ein, wo es möglich ist, geben aber nichts zurück. Weder sind Sie bereit, Geld auszugeben, noch Zeit in die Projekte zu investieren. Einige dieser Menschen gehen sogar so weit, dass Sie trotzdem noch Ansprüche an die Weiterentwicklung, Stabilität und Support haben. Wenn in dieser Kategorie nicht nur Software eingesetzt wird, sondern damit auch noch Geld verdient wird, dann setzt das dem ganzen die Krone auf.

Kategorie "Meine kleine Welt"

Immer häufiger trifft man Leute, die zwar eigene Freie Projekte haben oder dazu beitragen, aber bei denen der sprichwörtliche Tellerrand dort aufhört. Sie finden die Idee von Freier Software grundsätzlich gut, finden sich aber bei der Nutzung anderer Software häufig in einer der anderen Kategorien wieder. An einigen Stellen kommt andere Freie Software zum Einsatz, aber nur wenn sie irgendwie ins Auge springt.

Kategorie "Frei ist besser"

Ich unterstelle der gnulinux.ch Community, dass sich hier die meisten wiederfinden. Freie Software wird, wo es geht, bevorzugt. Proprietäre Software wird nur dann eingesetzt, wenn es nötig oder sinnvoll ist. Freie Projekte werden nach eigenen Möglichkeiten unterstützt und in die Welt hinaus getragen.

Kategorie "Proprietär geht gar nicht"

Ein (so schätze ich) recht kleiner Personenkreis, weigert sich überhaupt proprietäre Software einzusetzen. Auch Binary Blobs in Firmware sind schon ein no-go für diese Gruppe. Selbst Arbeitgeber werden sorgfältig anhand der Einstellung und der eingesetzten Tools und Programme ausgesucht. Einige Menschen gehen sogar so weit, dass sie andere dafür anprangern, keine Freie Alternative zu nutzen.


Sicher gibt es einige Überschneidungen zwischen den Kategorien. Wo findest du dich und dein Umfeld wieder? Wurde eine Kategorie vergessen? Lass es uns wissen, schreib einen Kommentar oder diskutiere darüber mit uns im Chat.

Tags

Wochenende, Meinung, Umfrage, Freie Software

Erik
Geschrieben von Erik am 3. März 2023 um 19:19

Es fehlt m. E. die Kategorie "Es muß unkompliziert sein". Mir ist es ehrlich gesagt egal, wie die Lizenz und die überschaubaren Kosten der Software sind, Hauptsache, ich kann sie unkompliziert einsetzen. Da bei der meisten kommerziellen Software der Fokus darauf gerichtet ist, den Einsatz zu verhindern, fällt diese dann für mich aus. Siehe Matlab – man muß für den Einsatz auf mehreren Rechnern einen Lizenzserver einrichten und es gibt Versionen-Wirrwarr. Und dafür wollen die Tausende Euro. Da nehme ich doch gleich "apt install octave". Und wenn die blöde Scanner-Software von Epson nur unter bestimmten veralteten Redhat-Versionen läuft, dann nehme ich einen Scanner, der mit SANE läuft, oder mit HPLIP, was man beides problemlos aus den Distributionen installieren kann. Ich lege nicht mal Wert darauf, daß ich Linux benutze. Ich will bloß kein vernageltes System, bei dem man bei Problemen phänotypisch rät, statt zu wissen, was man tut.

Tim Moritz
Geschrieben von Tim Moritz am 3. März 2023 um 19:47

Das würde ich unter der Kategorie „Software muss laufen“ sehen. Kompliziert kann beides sein, denke ich.

Christoph
Geschrieben von Christoph am 3. März 2023 um 20:05

Hallo zusammen,

ich habe mich 2015 der Kategorie "Proprietär geht gar nicht" angeschlossen.

Allerdings würde ich niemals andere Menschen dafür ausgrenzen, das sie es mir nicht gleichtun.

Ich persönlich möchte bei meiner Freiheit, auch und besonders bei der digitalen, keine Kompromisse machen.

Das bedeutet für mich auf viele Annehmlichkeiten oder Funktionalitäten zu verzichten, hat aber auch viele positive Aspekte hervorgebracht, z.B. das Geniessen des analogen Lebens und der Begegnung mit Menschen in Person, etc. ...

Grüßle

akf
Geschrieben von akf am 4. März 2023 um 07:47

Was fehlt ist die Kategorie «Schreibt selbst Freie Software, oder arbeitet aktiv mit». Dabei kann man noch unterscheiden zwischen grundsätzlich und manchmal.

Tim Moritz
Geschrieben von Tim Moritz am 4. März 2023 um 08:13

In „Meine kleine Welt“ hab ich es mit einfließen lassen, aber bewusst „beitragen“ genannt, da nicht jeder programmieren kann und es ja auch noch andere Aufgaben in solchen Projekten gibt. In den letzten beiden Kategorien könnte man das sicherlich noch ergänzen, aber ich glaube es gibt niemanden der nur an solchen Projekten mitarbeitet und sie selbst nicht einsetzt, also gleichzeitig auch zu den letzten 3 Kategorien gehört oder? Umgekehrt aber bestimmt. LG

s3nnet
Geschrieben von s3nnet am 4. März 2023 um 17:20

Kategorie "Frei ist besser", proprietäres nur im absoluten Notfall.

GehTehKah
Geschrieben von GehTehKah am 5. März 2023 um 11:19

Der schließe ich mich an. Es gibt halt Situationen, da wäre man eventuell "Frei" = "eingeschränkt" . Proprietär muss nicht immer böse sein, finde ich. Bevorzuge aber den "Freien" Weg . Bei Treibern / Firmware, bleibt einem zb nicht immer ne Alternative.

Stefan
Geschrieben von Stefan am 4. März 2023 um 20:57

Ich ordne mich in der Kategorie "Frei ist besser" ein. Auf meinen Desktop PCs, Notebooks und Servern läuft ausschließlich freie Software, mit einer einzigen Ausnahme. Meine Frau und ich benötigen zwingend die Citrix Workspace App unter Linux, da wir ansonsten kein Homeoffice machen können. Außer Citrix verwenden wir aber keine weitere proprietäre Software. Wir haben beide HP-Deskjet Drucker die perfekt unter Linux und FreeBSD laufen. Mit Thunderbird, Firefox, LibreOffice und Co. sind wir voll zufrieden und vermissen nichts ...

Trixxtar
Geschrieben von Trixxtar am 5. März 2023 um 03:03

Also ich muss sagen "es kommt darauf an"

Denn Kategorisch schließe ich mal garnichts aus. Weder windows noch Linux oder Mac. Auf arbeit gibts Windows, als Server OS Debian (zumeist) und auf dem Desktop setze ich sowohl Windows ein als auch Linux. Genauso wie bei Video Software, VLC, Handbrake usw, es gibt auch bereiche wo ich Windows (closed Software) nutze. Aber ich bevorzuge oft OpenSource Software. Videoschnitt z.B. benutze ich gerne Davinci Resolve die OS software mag ich nicht sonderlich.

Ich empfehle OpenSource wo ich kann oder wo es sinn macht. Gerade auch Haus Automation geht ohne OpenSource kaum (natürlich gibts auch so vernagelte Systeme aber das braucht kein schwein) Alles braucht ein gesundes Mittelmaß, nur Links oder Rechts zu schauen bringt niemanden etwas. Manchmal geht der weg kaum an OpenSource oder an Closed Source vorbei.

Alles in allem würde ich sagen ich bin gerade OpenSource unterwegs aber auch andere Systeme haben ihre vorteile. Meiner Schwiegermutter würde ich nie ein Ubuntu zumuten, diese würde das mit 70 nicht mehr hin bekommen und da ist Windows (was sie kennt) super und warum sollte man ihr etwas aufzwingen?

In diesem Sinne, Grüzi

Trixxtar

Stefan
Geschrieben von Stefan am 5. März 2023 um 10:54

Meine 70 jährige Schwiegermutter nutzt seit Jahren openSUSE. 1 mal im Jahr mache ich ein Betriebssystemupgrade. Natürlich habe ich das System installiert und konfiguriert. Es gibt sehr selten Probleme. Mit ihrem Android Smartphone habe ich mehr zu tun weil da ständig kryptische Meldungen von Google usw. kommen, die sie nicht versteht.

Arjun Leines
Geschrieben von Arjun Leines am 5. März 2023 um 19:50

Ich bin zu Hause auf Linux only seit ich Windows 8 zum ersten Mal installiert habe. Als sich mir beim ersten Start gleich irgend ein Politikkopf in der News-Kachel präsentierte, formatierte ich gleich die Festplatte komplett und installierte Linux drauf, das vorher schon mit dualboot installiert war. In den letzten Jahren und auch dank dieser wertvollen Website hier begann ich, die Wichtigkeit von freier Software zu erkennen, gerade in diesem Zeitalter, in dem alle nur noch auf unsere Daten aus sind, aber hey, Hauptsache "gratis". Ich versuche, so viel "frei" wie möglich einzusetzen und spende jährlich an zahlreiche Projekte (auch dieses hier). Da ich hauptberuflich eine Microsoft Software entwickle (die bald teilweise open source wird), fehlte es mir bisher an der Zeit, zu Hause komplett auf frei umzustellen oder an einem community project mitzuarbeiten. Gerade wenn man da auch noch die Hardware miteinbezieht, dann gibt das ziemlichen Rechercheaufwand. Mich inspiriert aber, was Christoph geschrieben hat: mehr analog und mehr Menschen!

Nido
Geschrieben von Nido am 5. März 2023 um 20:17

Gute Analyse :) Ich finde mich bei "Frei ist besser" wieder. Wo es nicht anders möglich ist, wende ich propriätäre Software an. Aber auch dort probiere ich "sympatische" Programme zu finden. Beispielsweise die Affinity-Programme statt der Adobe Suite.

TBBT
Geschrieben von TBBT am 5. März 2023 um 20:29

Bin zwischen "Frei ist besser" und "Meine kleine Welt" unterwegs für Laprop und Abdroid. Spende an Projekte wo Überweisung möglich, da mir Datenschutz wichtig und Tracking ein Dorn im Auge ist. Menschen gehören nicht getrackt. Mit Cryptowährungen kenn ich micht nicht aus und fühle mich zu alt um mich dort reinzuarbeiten. Nutze Debian, unterstützt bisher NetGuard, Fdroid und K9 sowie Thunderbird.

BuffaloBill
Geschrieben von BuffaloBill am 6. März 2023 um 08:01

Ich bin irgendwo zwischen "Frei ist besser" und "meine kleine Welt". Grundsätzlich bevorzuge ich OpenSource Software. Allerdings findet man in meinem Toolset auch Proprietäres, welches ich als Qualitativ so Hochwertig (oder zumindest als hochwertiger als die Open Source Alternative) einstufe, dass ich es trotzdem einsetze (beispielsweise Vivaldi statt Firefox) oder welche bestimmte Zusatzfunktion anbietet, die auf anderem Weg nur unter erheblichem Mehraufwand (Teilweise auch nur unter Einsatz zusätzlicher Hardware) realisieren liesse. (beispielsweise Evernote mit Scan to Evernote statt Joplin mit Mail-to-Joplin. Letzteres setzt defakto einen eigenen Server voraus, was aktuell gerade nicht verfügbar ist.)

Henry
Geschrieben von Henry am 7. März 2023 um 16:48

Ich bin am ehesten bei "Proprietär geht gar nicht" zu finden, bin aber nicht missionarisch unterwegs. Ich habe auch einige Zeit lang von der FSF empfohlenen Distributionen mit dem Linux-Libre Kernel genutzt. Jedoch habe ich meine Einstellung inzwischen etwas relativiert:

  • Wenn proprietäre Firmware nicht erlaubt ist, sind auch keine Sicherheits-Updates möglich. Spectre und Meltdown lassen grüßen.
  • Wenn Firmware fehlt sind bei den meisten Endbenutzergeräten nicht alle Komponenten nutzbar (z.B. WLAN)

Debian stellte daher für mich die beste Kompromisslösung dar. Mit der neuesten Aufweichung, Firmware per Default nun mitzuliefern/zu installieren geht das für mich aber in die falsche Richtung.