Wie, warum, was schreibt Ralf?

  Ralf Hersel   Lesezeit: 6 Minuten  🗪 1 Kommentar

Meine Motivation, Herangehensweise und Art zu schreiben.

wie, warum, was schreibt ralf?

Gestern gab es in unserer TALK-Gruppe eine Anfrage von Knallwinkel, die zu diesem Artikel geführt hat. Er schlug vor:

Du könntest mal einen Artikel schreiben, wie du schreibst, worum du schreibst und wie du an das Schreiben heran gehst.

Die Mischung machts!

Das mache ich gerne; auch deshalb, weil ich mir diese Frage so noch nicht gestellt habe.

Warum?

Warum ich schreibe, wisst ihr alle. Als vor 2 Jahren prolinux.de eingestellt wurde, galt es eine Lücke zu füllen. Viele Leser:innen wollten weiterhin über News, Reviews und Meinungen zum Thema GNU/Linux und Freie Software informiert werden. Lioh und Joël haben im Mai 2020 das Projekt GNU/Linux.ch gestartet und mich kurze Zeit später gefragt, ob ich mitmachen möchte.

Da kurz vorher mein Podcast LibreZoom ein Ende fand, sah ich bei GNU/Linux.ch eine gute Gelegenheit für ein neues Engagement in der Community. Über Freie Software und Freie Gesellschaft kann man nicht nur schreiben, sondern auch reden, Events organisieren und Videos produzieren. In früheren Jahren hatte ich bereits für das YALM-Magazin und freiesMagazin geschrieben (beide Projekte wurden zum Glück archiviert). Da mir das Schreiben schon immer gefallen hat und Podcasts in den letzten Jahren mein Interesse gewonnen haben, war die Mitarbeit bei GNU/Linux.ch eine einfache Entscheidung.

Ausserdem bin ich seit fast 20 Jahren in der Freien Community tätig und habe immer neue Projekte gesucht, mit denen ich etwas zurückgeben kann: Programmieren, Podcasten, Events organisieren, Schreiben. Wenn die Community auf einen Artikel positiv reagiert, ist das für mich wie das Klatschen für einen Schauspieler auf der Bühne. Das motiviert und gibt mir Kraft für die nächsten Beiträge. Falls ich kritische Anregungen erhalte, kann ich lernen und an mir arbeiten.

Was?

Das Themenfeld bei GNU/Linux.ch ist vorgegeben: "Freie Software und Freie Gesellschaft" (FSFG). Das ist unser Motto und unser Auftrag. Mir gefällt daran, dass wir über mehr schreiben können, als über Open Source. Die Einschränkung dieses technischen Begriffs wird nicht dem gerecht, was ich vermitteln möchte. Für mich spiegelt FSFG wesentlich besser die Bedeutung von Software in der Gesellschaft wider.

GNU/Linux.ch unterteilt die Artikel in 14 Kategorien, die ihr auf der rechten Seite der Webseite seht. Worüber ich schreibe, hängt von diesen Kategorien ab. Spiele und Technik liegen mir nicht besonders. Bei den News und Events übernehme ich oft Beiträge von englischsprachigen Seiten oder Release Notes der Projekte, übersetze diese und ergänze oder kürze sie. Bei solchen Artikeln ist es mir wichtig, dass ich dafür nicht zu viel Zeit aufwende, aber dennoch einen informativen Beitrag abliefern kann, der auch von Leser:innen verstanden wird, die Englisch nicht gut verstehen.

Dann gibt es die Tipps&Tricks, die Apps und die Distros. Artikel über diese Themen machen mir besonders viel Spass, weil ich sie installieren und ausprobieren kann. Darüber schreibe ich dann fast immer einen eigenen Text und teile meine Erfahrungen und Empfehlungen mit der Community. Diese Beiträge verschlingen die meiste Zeit beim Erstellen. Auch das "Wort zum Sonntag", welches bei uns als letzter Artikel am Freitag erscheint, gefällt mir gut. Dort kann man sich austoben, kontroverse Themen anschneiden und zum Nachdenken anregen.

Ihr seht es: die Mischung machts!

Neben den Artikeln kommen die Podcasts, Videos, die Moderation und die administrativen Arbeiten hinzu. In einer Woche arbeite ich ungefähr 25 Stunden für das Projekt. Ich habe einen 100 % Job als Projektleiter bei einer öffentlichen Organisation und arbeite nebenbei an weiteren Projekten mit. Mein Tag ist gut ausgelastet; das gefällt mir. Ab und zu muss ich neue Projekte absagen, weil mein Limit erreicht ist.

Wie?

Nun, das ist eine technische und organisatorische Frage. Als Newsfeed-Reader verwende ich Nextcloud-News mit ein paar Hundert abonnierten Seiten. Diese überprüfe ich mehrmals täglich auf Informationen, die für die Community interessant sein könnten. Daneben schaue ich auf Mastodon, ob es berichtenswerte Inhalte gibt. Die ausgewählten Kandidaten lese ich im Detail, bevor ich daraus einen Artikel mache.

Die Artikel schreibe ich direkt in unserem CMS Bludit. Das spart viel Zeit, weil man nichts umformatieren muss. Ich versuche jeden Tag ein paar Artikel zu schreiben, damit der Fluss fliesst. Der Aufwand pro Artikel hängt sehr stark vom Thema und der Kategorie ab. Er liegt zwischen 10 Minuten und mehreren Stunden. Oft schreibe ich die Artikel schon am Abend des vorherigen Tags. Das geht zwar zulasten der Aktualität, macht es aber besser planbar.

Alle meine Artikel, die auf einer oder mehreren Quellen beruhen, belege ich immer mit den Quellen. Fast alle Titelbilder kommen von Pixabay. Manchmal auch aus der Wikipedia oder aus den Quellen. Jeder Beitrag hat einen Titel, Untertitel, ein Titelbild, eine Kategorie und eine Tag-Liste. Das ist wichtig, damit der Artikel über die Suche gefunden werden kann und ein gutes SEO-Ranking erreicht.

Ich weiss nicht genau, wie viele Artikel ich bereits für GNU/Linux.ch geschrieben habe. Irgendwann habe ich aufgehört, zu zählen. Es sind ca. 500 Artikel pro Jahr.

Und ihr?

Nun habt ihr einen guten Eindruck von meiner Arbeit bei GNU/Linux.ch erhalten. Ich mache das gerne. Manchmal sind meine Artikel gut, manchmal sind sie schlecht. Bei dieser Menge ist es schwierig, eine gleichbleibende Qualität zu erstellen.

Meine Hoffnung ist, dass die eine oder der andere von euch auch bei uns mitschreiben, mitpodcasten oder mitvideoen (?) möchte. Das ist eine tolle Möglichkeit, der Freien Community ein wenig für ihre grossartigen Leistungen zurückzugeben: quid pro quo!

Tags

Schreiben, Mitschreiben, Ralf, Artikel, Motivation, Grund

Markus
Geschrieben von Markus am 17. Juni 2022 um 11:19

Das liest sich sehr schön und inspirierend dazu. Ich habe ähnliche Gedanken/Wünsche. Im Gegensatz du dir hab ich zwar mehr Zeit (weil Frührentner), aber dafür sind meine Englischkenntnisse umso schlechter. Und wenn man über was schreibt (egal was), sollte man auch Hintergrundwissen haben. In der freien Welt wird nunmal mehr in Englisch als in Deutsch kommuniziert.