Warum noch eine Serie über Selfhosting?
Nun noch eine Serie über Selfhosting … Das denken bestimmt viele, wenn sie die Überschrift lesen! Es stimmt, aber das ist das Schöne an FOSS, diese Vielfalt macht es so spannend, jeder kann sich seine Vorliebe, seine Variante selbst heraussuchen und entscheiden, wie das Ziel erreicht wird. Jetzt kommt eine vielleicht weniger bekannte, aber in meinen Augen hervorragende Variante mit der Namensgebung Cloudron. Ähnlichen Funktionsumfang bieten übrigens auch Yunohost, DietPi oder die FreedomBox. Cloudron ging bei mir persönlich als Testsieger hervor. Meine Vorgehensweise für die Installation und Konfiguration von Cloudron wird von mir in einer Serie in mehrere Teile gesplittet.
Für die hier beschrieben Software und die beschriebene Hardware, erhalte ich weder eine Provision noch bin ich an diesen Organisationen / Firmen beteiligt. Es ist mein freier Wille diese Serie zu verfassen, es gibt keine Absprachen, die im Voraus stattgefunden haben, außer mit dem Redaktions-Team von GNU/Linux.ch. Eventuelle Fehler in der Serie sind nicht ausgeschlossen, gerne in den Kommentaren darauf hinweisen, ich werde diese dann berichtigen.
Was ist Cloudron?
Cloudron ist eine Software, die auf einem kostenlosen Betriebssystem Ubuntu-Server zusätzlich einfach und schnell installiert werden kann. Nach der Installation und Ersteinrichtung ist eine grafische Bedienoberfläche (Dashboard) über den Browser seiner Wahl weltweit erreichbar.
Auf dem Dashbord besteht dann die Möglichkeit, sich weitere Server-Apps zu installieren. Stand April 2024 stehen 162 verschiedene Open Source-Apps für jeden Geschmack zur Verfügung. Diese kleine GIF-Animation zeigt die Auswahl in Endlosschleife, ihr könnt mit einem Rechtsklick und »Grafik im neuen TAB öffnen« die Ansicht besser darstellen:
Laut dem Geschäftsmodell der Entwickler aus Berlin sind zwei Server-Apps Deiner Wahl kostenfrei. Bei einem kostenpflichtigen Premium Abonnement ist die Anzahl der Apps unbegrenzt.
Das Bild zeigt eine kleine Auswahl der zu installierenden Server-Apps
Warum gerade mit Cloudron selbst hosten?
Diese Frage möchte ich in kurzen Stichpunkte beantworten:
- Die Installation findet in dieser Serie unter Einhaltung der Privatsphäre auf einer eigenen Hardware statt.
- Das Betriebssystem Ubuntu Server Pro ist etabliert und wird lange (bis 2032) mit Sicherheitsupdates versorgt.
- Cloudron lässt sich mit einem Befehl auf dem Betriebssystem Ubuntu Server kostenfrei installieren.
- Updates vom Betriebssystem und Cloudron werden automatisch durchgeführt.
- Es werden nur wenige Ports am heimischen Router geöffnet. Dadurch sind weniger Angriffe auf den Server möglich (SSH-Port nur lokal).
- Es wird kein DynDNS-Dienst für das Abgleichen der IP-Adressen benötigt, die sich ja bekanntlich alle 24h ändern.
- Es wird eine Domain von Netcup mit eigenen Namen angelegt (0,42 €/Monat).
- Die Verwaltung und Pflege erfolgt auf einer webbasierten grafischen Oberfläche (Dashboard in Deutsch einstellbar).
- Es steht eine Auswahl von 162 Server-Apps bereit.
- In dieser Serie wird gezeigt, wie ein Nextcloud-Server mit Cloudron installiert wird.
- Das Cloudron-Team stellt eine gute Dokumentation und Support bereit
Meine Motivation Selfhosting zu betreiben
Meine Motivation einen eigenen Server zu betreiben, liegt darin, dass private Daten privat bleiben, es soll kein externer Dienstleister in Anspruch genommen werden. Schlagzeilen über Datenpannen, viel Kritik der privatwirtschaftlich orientierten Unternehmen haben im Laufe der Jahre vermehrt zugenommen und damit mein Vertrauen verspielt. ICloud von Apple, Onedrive von Windows oder Google Drive waren früher meine favorisierten Datenspeicher. Der Verein Digitalcourage hat mich dann letztendlich überzeugt, dass es keine gute Idee ist, sich in diesen Ökosystemen zu bewegen. Meine Neugier wurde geweckt und 2018 habe ich meinen eigenen Server mit Seafile bis 2022 zu Hause im Keller betrieben.
Es wurde schnell zu einer sehr komfortablen Gewohnheit, überall auf die Daten zuzugreifen und mit allen Geräten zu synchronisieren. Ebenfalls konnte ich wunderbar große Anhänge per Mail versenden, da ich nur einen Link in der Mail eingefügt habe. Da ich meine Kontakte, Termine und Aufgaben nicht mit Seafile synchronisieren konnte, habe ich mich 2022 entschieden, auf Nextcloud zu setzen. Wenn diese Serie fertiggestellt ist, seid ihr in der Lage auf einer eigenen Hardware zu Hause ein Server-Betriebssystem mit Cloudron zu betreiben. Nach der Einrichtung von Cloudron könnt Ihr dann einen eigenen Nextcloud-Server mit Adminrechten betreiben und so viele User anlegen, wie Ihr möchtet.
Was kostet Selfhosting?
Es entstehen einmalige Kosten für die Hardware, die sich je nach der Größe der Festplatte und der Rechenleistung der CPU richten. Hier ein Beispiel für einen 24h zugelassenen Mini-PC vom Typ XH610V von der Firma Shuttle und einer Festplatte von 4 TB. In der Aufstellung fehlt noch der 3,5-Zoll-Halter vom Typ PHD4. Die Mindestanforderung der Hardware wird vom Cloudron-Team hier beschrieben. Achtet bitte beim CPU darauf das AVX supportet (Advanced Vector Extensions) wird. Dies ist bei Intel unter "Befehlssatzerweiterungen" hier zu finden.
Bild zeigt den Warenkorb von Mindfactory aus Wilhelmshaven
Wenn also 8 Familienmitglieder mit 5 € pro Monat die Cloud teilen, dann bezahlt sich die Hardware nach circa 17 Monaten und jeder hätte 500 GB Speicher. Danach fallen nur noch wiederkehrende Kosten für die Domain in Höhe von 0,42 €/Monat an und ca. 5 €/Monat Stromkosten.
Was wird weiterhin benötigt?
Wir haben also jetzt die Hardware und den Strom, sowie ein Account bei Nectup, wenn wir bereits eine Domain registriert haben. Wir benötigen noch einen kostenlosen Account bei Ubuntu one für das Betriebssystem, damit wir die Sicherheitsupdate bis zum Jahr 2032 erhalten. Für Cloudron benötigen wir ebenfalls einen kostenlosen Account, damit erkennbar ist, dass wir nur zwei Server-Apps installiert haben, wenn wir also eine weitere Server-App installieren möchten, wird eine Gebühr fällig.
Legende für Selfhosting-Serie mit Cloudron
Hier in dieser Legende werde ich meine Serie aktualisieren und zu den jeweiligen Tutorials verlinken. Also schaut hier wieder vorbei, um zu sehen, ob ein neues Tutorial veröffentlicht wurde. Bei Mastodon wird meine Serie ebenfalls angekündigt. Matrix-Nutzer finden hier meine Artikelankündigungen.
Am 03.04.2024 veröffentlicht:
Serie: Selfhosting mit Cloudron - 2. Betriebssystem Ubuntu Pro installieren
Es wird also das Betriebssystem Ubuntu-Server installiert und Pro aktiviert. Das Betriebssystem soll auf die interne 500 GB M.2 Festplatte installiert werden, daher vorerst nur diese Festplatte in den Mini-PC einbauen. Die 4-TB-Festplatte wird erst nach der Installation von Cloudron montiert, da die Verwaltung der Festplatte von Cloudron übernommen wird.
Dieser Artikel wurde bereits am 03.04.2024 von mir unter der Überschrift "Vor dem Löschen von Windows 11 Produktschlüssel auslesen" veröffentlicht. Ihr könnt also gleich mit der Installation starten, wenn sich eine Hardware mit den Mindestanforderungen dafür bereits in Euren Besitz befindet.
Am 03.05.2024 veröffentlicht:
Serie: Selfhosting mit Cloudron - 3. Cloudron-Software installieren
Wie Ihr mit einem Befehl die Serversoftware Cloudron installiert, das wird also hier erklärt.
Tipp: Eine Domain-Registrierung dauert laut Netcup bis zu 48 Stunden. Erst danach kann man mit der Installation von Cloudron beginnen.
Am 17.05.2024 veröffentlicht:
Serie: Selfhosting mit Cloudron - 4. Cloudron-Dashboard Ersteinrichtung
Das Cloudron-Dashboard einrichten. Nach der Installation von Cloudron auf einem Ubuntu-Server wird das Dashboard für die Nutzung von Nextcloud vorbereitet.
Am 24.05.2024 veröffentlicht:
Serie: Selfhosting mit Cloudron - 5. Nextcloud-Server mit Cloudron installieren
Wie Ihr mit einem Klick einen Nextcloud-Server mit Cloudron installiert, ist der nächste und letzte Schritt in meiner Serie.
Quellen und Bildnachweis
Cloudron-Logo:
https://www.cloudron.io/index.html
Cloudron-Dashboard:
https://my.demo.cloudron.io/#/apps
Mindfactory Warenkorb:
https://www.mindfactory.de
Nextcloud-Logo:
Von https://nextcloud.com/ - https://nextcloud.com/wp-content/themes/next/assets/img/common/logo_nextcloud.svg, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50141243
Ubuntu-Server:
Von Canonical Ltd. - https://assets.ubuntu.com/v1/ff6a9a38-ubuntu-logo-2022.svg, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=117107494
Ubuntu Pro-Logo:
https://res.cloudinary.com/canonical/image/fetch/f_auto,q_auto,fl_sanitize,w_170,h_42/, https://assets.ubuntu.com/v1/2f32b5f5-Ubuntu-Pro-logo.svg
Nextcloud-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/com.nextcloud.cloudronapp.png
Matrix-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/org.matrix.synapse.png
Peertube-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/org.joinpeertube.cloudronapp.png
Snipe-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/com.snipeitapp.cloudronapp.png
Cryptpad-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/fr.cryptpad.cloudronapp.png
OpenVPN-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/io.cloudron.openvpn.png
Mastodon-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/org.joinmastodon.cloudronapp.png
Joplin-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/org.joplinapp.cloudron.png
Languagetool-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/org.languagetool.cloudronapp.png
Element-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/im.riot.cloudronapp.png
Invidius-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/io.invidious.cloudronapp.png
Wordpress-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/org.wordpress.cloudronapp.png
Moodle-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/org.moodle.cloudronapp.png
Collabora-Logo:
https://www.cloudron.io/store/icons/com.collaboraoffice.coudronapp.png
Ist cloudron FOSS?
Moin Mutuant77,
Schau mal hier: https://www.cloudron.io/opensource.html
Oder schreibe dem Cloudron-Team via Mastodon hier: https://social.cloudron.io/@cloudron
Naja, die Frage stellt sich, weil es im ersten Absatz so klingt, aber ich keinen Hinweis finde, auch nicht auf den verlinkten Seite. Ich habe nichts gegen Bezahlsoftware und bin auch gerne bereit welche zu kaufen, aber es ist dann halt keine FOSS, wenn der Quelltext nicht frei verfügbar ist.
Nein, sieht eher nach dem kompletten Gegenteil aus, ist also proprietäre Freemiumsoftware, die laut RMS nur dazu da ist Dich zu geißeln und sie kann Dir auf jeden Fall jederzeit neue Regeln auferlegen oder Dir den Hahn (as in Account, Updates etc) abdrehen. Würde ich nicht mit einem 10 Meter Stock anfassen, vor allem nicht wo es so gute komplett kostenlose Alternativen, ohne jegliche Beschränkungen und Accountzwang, gibt. Die Alternativen haben auch teilweise seit Jahrzehnten bewiesen, dass sie nicht morgen weg vom Fenster sind, weil sich eine Community von Usern sich um sie kümmert, ganz ohne Geld. Stellt Euch sowas mal vor ;-)
Geht hoffentlich vielen auf GNU/Linux ähnlich wie mir.
PS. IP-Adressen KÖNNEN sich THEORETISCH alle 24 Stunden ändern. Im echten Leben tun sie das aber viel seltener. Schaut mal nach.
Moin Udo, habe mit Cloudron Kontakt aufgenommen, weil ich es genau wie Du genauer wissen wollte, hier die Antwort vom Cloudron-Team: Cloudron besteht aus vielen Komponenten. Davon sind die meisten OpenSource. Das Hauptprojekt ist SourceAvailable https://git.cloudron.io/cloudron/box/-/blob/master/LICENSE?ref_type=heads Es ist kompliziert zwischen purer Ideologie und realen ökonomischen Zwängen dass auch die Entwickler von etwas Leben müssen, vielen usern gehts dabei eigentlich nur um den free as in free beer Aspekt. Dazu gibt es ausreichend Beispiele, dass auch z. B. Donations nicht wirklich sustainable sind. Eine lange Diskussion dazu auf https://forum.cloudron.io/topic/2862/why-not-make-cloudron-fully-open-source-again
Super Artikel. Klar und präzise beschrieben!
Danke Fritz 🤜️💯️🤛️
Hier eine Gebühr und dort eine Gebühr. Nein danke Dann lieber Yunohost
Moin Thomas, Yunohost war bei meinem persönlichen Vergleich knapp auf Platz zwei, das Yunohost-Team macht ebenfalls einen sehr guten Job. Was Deine angesprochene Gebühr betrifft, habe ich in meinem Artikel bisher nur eine Gebühr angesprochen, und zwar die Gebühr von 5 €/ Jahr für die Domain von Netcup. Alles andere ist kostenfrei! Du kannst Dir also einen Nextcloudserver mit eigener Domain für 5 €/Jahr selber bauen. Genau genommen betreibe ich selber zusätzlich einen Yunohost-Server auf einer Subdomain von Netcup. Also zwei Server auf einer Domain.
naja 30 € pro Monat, wenn ich mehr als 2 Apps verwenden will, empfinde ich als deutlich zu viel - zumal das Geld nicht an die Entwickler der installierten Services geht.
Hallo Art,
das hast Du definitiv falsch gelesen, schau mal hier: https://www.cloudron.io/pricing.html
wenn ich da nachschaue: 2 Apps sind kostenfrei. Wenn ich mehr Apps einsetzen möchte zahe ich 30 €/Monat oder 180 €/a - oder was an dem Preismodel verstehe ich falsch?
Also wenn es rein um Kosten geht, lohnt es sich nicht eher einen Cloudanbieter zu wählen? Dann hat man auch keine Verschleißkosten der Hardware und Stromkosten mehr. Gibt ja jetzt schon Anbieter, die für einen schmalen Taler 1 TB anbieten. Administration- und Zeitaufwand hätte man dann auch nicht mehr. Ich sehe da nur den Vorteil, wenn es rein darum geht, seine Daten explizit zu Hause zu haben. Und die Kosten erstmal zweitrangig sind …
Ein sehr informativer und hilfreicher Artikel! Vielen herzlichen Dank dafür!
Nach mehreren Jahren als zufriedener yunohost-Nutzer habe ich leider den Eindruck, dass das Projekt aktuell ins Stocken gekommen ist, mehrere Apps (z.B. jellyfin) als 'broken' gekennzeichnet wurden und nicht mehr installiert oder aktualisiert werden können. Deswegen war ich auf der Suche nach einer Alternative und cloudron macht dabei einen guten Eindruck, zumal ich auch nicht mehr als 2 Apps benötige.
Nochmals Danke für den tollen Artikel!