Endlich wieder Arch: Nachdem ich, aufgrund von Problemen mit der NVIDIA GPU meines Laptops, für eine Weile von Arch Linux auf EndeavourOS umgestiegen bin, habe ich jetzt ein neues Backup gemacht und Arch Linux, mittels meines kleinen "Skriptes" (nichts Spannendes), neu installiert. Es lief alles wunderbar durch und selbst Wayland funktionierte auf Anhieb. Ich bin selbst begeistert, wie viel sich in den paar Monaten seit meinen Problemen getan hat im Hinblick auf NVIDIA unter Linux, insbesondere mit Wayland.
Linux: Wie vielleicht einige diese Woche mitbekommen haben, wurden zwölf Personen aus der MAINTAINERS Datei des Linux Kernels entfernt, die alle eine russische E-Mail-Adresse (.ru) hatten. Die angegebene Begründung von Greg Kroah-Hartman waren "verschiedene Compliance-Anforderungen".
Zwei Tage später äußerte sich Linus Torvalds, in typischer Torvalds Manier, zu dem Thema und schrieb, dass er keine Revert-Patches annehmen wird und als Finne auch nicht gerade ein Russland Freund ist. Jetzt hat sich ein anderer Linux-Entwickler gemeldet und bekannt gegeben, dass die Entwickler alle auf einer Liste einer US-Behörde stehen, die Personen und Unternehmen auflistet, die gegen US-Sanktionen verstoßen. Die entfernten Personen scheinen alle für Firmen zu arbeiten, die mit der russischen Kriegsführung zu tun haben. Deutlich tiefer geht Linuxnews mit zwei Artikeln auf das Thema ein. Bitte bleibt in den Kommentaren trotz des hitzigen Themas freundlich.
Blender Conference: In Amsterdam fand diese Woche die Blender Conference statt. Diese ist jedes Jahr das größte Event im Blender-Universum. Es kommen viele bekannte (Blender-) Leute und es gibt haufenweise Talks. Zum Glück für mich und alle anderen, die nicht kommen konnten, werden diese aufgezeichnet und auf der Blender PeerTube Instanz sowie auf YouTube hochgeladen. Darunter sind viele spannende Themen, vor allem auch im Hinblick auf die Technik, die dahintersteckt. Die PeerTube Instanz habe ich in den Quellen verlinkt.
https://www.phoronix.com/news/Linux-Compliance-Requirements
https://unsplash.com/photos/white-printer-paperr-FoKO4DpXamQ
Die Sache mit dem Rauswurf der russischen Entwickler zeigt, woher der Wind weht. Es arbeiten eine Menge Leute am Linuxkernel, die in Ländern leben, die sich nicht dem Willen der USA und ihren illegalen Sanktionen (kein UNO-Mandat!) beugen. Wo soll das enden? Wird es bald einen Freiheit-und-Demokratie(TM)-Kernel und einen BRICS-Kernel geben? Ich mache mir langsam Sorgen um die Zukunft von Linux. OpenBSD soll ja sehr gut sein, sitzt nicht in den USA (aber einem Vasallen), ist aber nicht so weit verbreitet und unterstützt ZFS nicht.
Die Art und Weise, wie Torvalds damit umgegangen ist, zeugt auch nicht gerade von Führungsqualitäten, Menschlichkeit, Psychologie-, Geschichts- oder Geopolitik-Kenntnissen.
Der Wind weht aus allen Richtungen. Es gibt Kernel- und Linux-Entwickler in allen Ländern dieser Welt. Bei dieser Entscheidung geht es nicht um eine Entscheidung zwischen weltpolitischen Positionen, sondern um geltende Gesetze. Jede Person, die zu Freier Software beiträgt, lebt in einem Land, dessen Gesetze es zu beachten gilt. Seien es russische, deutsche, amerikanische oder weitere Gesetze und Sanktionen. Die Diskussion über die Entfernung von Kernel-Maintainern hat überhaupt nichts mit Linux zu tun. Es wurde lediglich geltenden Gesetzen entsprochen.
Und ja, Linus Torvalds hat die Kommunikation - wie so oft - versaut.
Geltende Gesetze? 🤔 Gemacht von der Welt-Polizei USA um ihre Interessen zu schützen? 😬 Also mir muss keiner vorschreiben mit wem ich zusammenarbeiten darf, das kann ich gut selber beurteilen.😉
Ich nehme an, du lebst in Deutschland. Hältst du dich dann an deutsche oder an US-Gesetze? Selbstverständlich hältst du dich an die Gesetze deines Landes, weil du sie mitbestimmt hast. Nein, du kannst dich in deinem Streben nach Zusammenarbeit nicht über Normen hinwegsetzen.
Das muß man. Aber das heißt nicht, daß man das auch noch gut finden muß. Schon gar nicht, daß man das kommentarlos hinnehmen sollte.
Der Linux Kernel ist kein US-Produkt sondern wird von vielen Entwicklern aus der ganzen Welt voran gebracht. Es gibt keinen sachlichen Grund davon jemanden auszuschließen, nur weil er für die falsche Firma arbeitet. Entscheidend ist der Beitrag, der - da quelloffen - von anderen geprüft wird und somit keine Gefahr für das Gesamtsystem darstellen kann.
Wenn jetzt die US- Regierung aus ihrem eigenen vermeintlichen Interessen gegen friedliche internationale Kooperation vorgeht, dann sollte sich die Linux Foundation überlegen ob the Land Of The Free noch der richtige Standort für sie ist.
Nach einigen Drohungen über den möglichen Verlust der technologischen Führerschaft von USA (Intel) und UK (ARM) bei Mikroprozessoren siedelte sich die RiSC V Foundation (Open Source Mikroprozessor) in der Schweiz an.
Die Schweiz ist gut beraten, ihre traditionelle Neutralität aufrecht zu erhalten, schon einmal der internationalen Zusammenarbeit zu Liebe.
Die Mitbestimmung an Gesetzen hält sich gerade in Deutschland für die Bürger in engen Grenzen. Wir dürfen gerade einmal die untere Kammer des Parlaments wählen (Bundestag) - aber auch da eigentlich nur die Parteien. Alles andere ist indirekte Wahl. In der Neuen Welt (Nord und Südamerika) stellt sich wenigstens der Regierungschef (Präsident) und die obere Parlamentskammer (Senat) der Wahl.
Über die EU brauchen wir gar nicht zu reden. Das Parlament vom Oman wird mehr Einflußmöglichkeiten haben - und der ist eine absolutistische Monarchie,
Die Schweiz ist natürlich eine andere Nummer. Aber die verhängt auch keine Sanktionen gegen ausländische Einzelpersonen oder Organisationen.
Sowas ähnliches habe ich als Antwort an Ralf auch geschrieben, aber es fiel wohl der Zensur zum opfer. 😬 Ist mir aber eigentlich egal. Ich bleibe bei meiner Meinung und finde diesen Entscheid nicht gut. Sie nennen es "Sanktionen". Ich frage mich jedoch ob man es nicht eher (zumindest in diesem Fall) "Diskriminierung" nennen sollte? Oder "Gesetze" um es schön zu reden. 😉
Wir hatten diese Diskussion dieses Jahr auf dem Chemnitzer Linuxtag: Die Entwicklung von Open Source Software ist mit wissenschaftlichem Arbeiten vergleichbar: Jemand erstellt eine Arbeit, die Kollegen machen einen Peer Review oder Gutachten, wie das früher hieß und das Ergebnis steht dann allen zur Verfügung, die damit etwas anfangen können. So funktionierte das auch in der schlimmsten Zeit des Kalten Krieges über die Mauer hinweg, die unser Land teilte. Mein Vater konnte als Professor für Mathematik in der DDR ohne Probleme in wissenschaftlichen Journalen im Westen publizieren, seine Arbeiten gingen in die von vielen Wissenschaftlern aus vielen anderen Ländern – unter anderem übrigens auch Finnland – ein, ohne daß da jemand etwas daran auszusetzen hatte, daß der Beitrag von einer Uni aus dem Osten kam, Die Unis in Chemnitz (bzw. Karl Marx Stadt damals - die heute den Linuxtag ausrichtet) und Leipzig hatten Kooperationen mit West Unis (die anderen bestimmt auch, aber davon weiß ich nicht) und z.B. der Max Planck Gesellschaft. Die Leopoldina hatte selbstverständlich Mitglieder aus dem Westen, die Sächsische Akademie der Wissenschaften auch. So hielt man den wissenschaftlichen aber auch kollegialen Kontakt über den Eisernen Vorhang hinweg. Die Deutsche Bundesregierung aber nicht nur diese sondern auch andere Organisationen förderten dies. Die DDR Offiziellen stimmten dem zähneknirschend zu und erkannten die Alternativlosigkeit des Ganzen.
Dahinter fallen wir jetzt zurück.Wenn wir das als Präzedenzfall durchgehen lassen, fliegen morgen die Chinesen und übermorgen jeder der irgendwie in Ungnade gefallen ist, heraus. Dann können wir alle einpacken. Dann ist nicht nur unsere geliebte Open Source Szene sondern jegliche wissenschaftliche Arbeit perdü – und damit unser Fortschritt auf den wir in Europa mit Recht stolz sind.