Gestern hat Varut einen Artikel darüber geschrieben, wie man Signaturen für E-Mails in Thunderbird erzeugt. Vor langer Zeit war ich auch ein Anwender von Thunderbird, bin dann jedoch zu Evolution gewechselt, weil mich die Abdeckung der gesamten PIM-Aktivitäten (Personal Information Management) mehr überzeugt hat. Nicht, dass ich etwas gegen Thunderbird hätte; mir gefiel die Zusammenfassung von E-Mails, Kontakten, Kalender, Aufgaben und Notizen in einer Anwendung einfach besser.
Evolution ist die PIM-Anwendung aus dem GNOME-Universum, die es seit Ewigkeiten gibt. Das Programm wird ständig gepflegt und moderat erweitert, obwohl es unter den GNOME-Apps auch Einzelanwendungen für E-Mails, Kontakte und Kalender gibt. Wobei ich gerade sehe, dass die E-Mail-Anwendung Geary nicht mehr zu den GNOME-Apps gehört. Diese Einzelanwendungen haben ihre Berechtigung; sei es für Anwender:innen, die PIM-Aktivitäten lieber in gesonderten Apps bearbeiten möchten, oder E-Mails lieber im Webbrowser verwalten, oder für diejenigen, die unterschiedliche Use Cases für ähnliche Aufgaben haben, so wie das bei mir ist. Dazu später mehr.
GNOME Evolution ist ziemlich genau 24 Jahre alt und wurde von der Firma Ximian im Jahr 2000 herausgebracht. Die Firma wurde von Miguel de Icaza und Nat Friedman 1999 gegründet. Ja, es ist derselbe Miguel, der auch das GNOME-Projekt 1997 zusammen mit Federico Mena ins Leben gerufen hat. Überraschenderweise wurde bei uns noch nie über Evolution geschrieben, was hiermit nachgeholt wird.
Die Anwendung kann als "gut abgehangen" und stabil bezeichnet werden. Ausserdem integriert sie sich mit ihrer Gtk-Basis gut in den GNOME-Desktop. Die Hauptfunktionen habe ich oben bereits erwähnt.
Evolution unterstützt beliebig viele E-Mail-Konten, eine globale und lokale Suche in diesen Konten und verschiedene Fensteranordnungen, sowie Renderings als Plain Text und im HTML-Format.
Selbstverständlich kommt die Anwendung mit allen bekannten Zertifikaten und Verschlüsselungen zurecht. Die Einstellmöglichkeiten gehen weit über das hinaus, was man von GNOME-Anwendungen gewohnt ist.
Zum Erstellen von E-Mail-Signaturen gibt es einen eigenen Editor. Dort kann man in verschiedenen Formaten beliebig viele Signaturen anlegen. Beim Verfassen von E-Mails stehen einem alle Signaturen zur Verfügung; man kann aber auch eine Standard-Signatur für ein bestimmtes E-Mail-Konto auswählen.
Kalender
Auch beim Kalender sind beliebig viele lokale oder remote Konten möglich. Um die Einträge unterscheiden zu können, kann man diesen Farben zuordnen. Termineinträge unterstützten: Farbcodes, Ort, Zeiten, Zeitzonen, Stati, Links, Beschreibung, Teilnehmer, Erinnerungen, Wiederholungen, Anlagen, iCal-Export und -Weiterleitung und eine Terminplanung bei mehreren Teilnehmenden.
Ausserdem stehen die Kalender auch im GNOME-Kalender zur Verfügung. Das ist praktisch, wenn man die globale GNOME-Suche verwendet und schnell mal in den Kalender schauen möchte. Falls man ein Nextcloud- oder sonstiges Cloud-Konto eingerichtet hat, synchronisiert sich Evolution ohne weiteres Zutun damit. Das gilt auch für Aufgaben und Kontakte.
Kontakte
Auch der Bereich Kontakte bietet alles, was man sich wünscht. Das fängt bei vielen Typen für E-Mail-Adressen, Telefon-Nummern, Social-Media Adressen an, geht über detaillierte persönliche Informationen, mehrere Postadressen, Notizen bis zu den Zertifikaten der Kontakte.
Die Adresse eines Kontaktes lässt sich mit einem Klick in GNOME-Maps darstellen. Wie bereits erwähnt, werden sie Kontakte mit einem Cloud-Konto synchron gehalten.
Aufgaben und Notizen
Für diese beiden Bereiche habe ich keine Screenshots der Übersichten erstellt. Ihr könnt es euch vorstellen. Die Aufgaben werden ebenfalls mit einer Nextcloud-Instanz synchronisiert. Bei den Notizen bin ich mir nicht sicher, ob das möglich ist. Zumindest geschieht es nicht automatisch, wenn man bei den GNOME-Konten eine Nextcloud eingetragen hat.
Es sind beliebig viele Aufgabenlisten möglich. Diese enthalten Informationen über Namen, Priorität und Status. Die Details zu einer Aufgabe entsprechen in etwa dem, was man bei Termineinträgen bekommt:
Die Notizen sind eher rudimentär gehalten, mögen jedoch für viele Anwender:innen ausreichend sein. Hier ist ein Beispiel eines Notizeintrags:
Fazit
Es ist kaum möglich, den Funktionsumfang von Evolution in einem Artikel zu beschreiben. Daher schliesse ich mit den wichtigsten Eigenschaften:
- Alle PIM-Bereiche werden abgedeckt: E-Mail, Kalender, Kontakte, Aufgaben, Notizen
- Die einzelnen Bereiche können sehr detailreich beschrieben und konfiguriert werden
- Evolution bietet (für eine GNOME-Anwendung) ungewöhnlich viele Einstellmöglichkeiten
- Das Programm integriert sich hervorragend in den GNOME-Desktop
- Die Anbindung an Cloud-Dienste (Nextcloud) ist ebenfalls sehr gut
- Obwohl Evolution ein alter Hund ist, wird die Anwendung gepflegt und erweitert.
Alle, die eine lokale, stabile und funktionsreiche PIM-Suite suchen und Wert auf gute Integration und Cloud-Synchronisierung legen, finden kaum etwas Besseres als Evolution im Umfeld der Freien Software.
Danke für den super Artikel, ich verwende Evolution mit Cinamon unter Mint und LMDE. Die Caldav un Cardav Integration ist echt gut. Da verwende ich das Sichern und Kopieren zwischen verschiedenen Konten, lokal un remote. Die Googleintegration ist auch nativ, nur verwende ich Google auch am Smartphone nicht. Danke nochmals für den Artikel.
Für (Nextcloud) Notizen bietet sich Iotas an.
https://flathub.org/apps/org.gnome.World.Iotas
Ich benutze es auf meinem Fedora und bin sehr zufrieden damit. Schade, dass es keine Version für Windows gibt, würde gerne Outloock damit ersetzen.
Schöner Artikel und ja, Evolution ist irgendwie untergegangen😁. Ich bin seiner Zeit auch vom Thunderbird (Iceweasel bei Debian) zu Evolution gewechselt. Lag an gecrashten Profilen + ein paar weitete Unzulänglichkeiten wie Sprachen die nicht mehr zurück kamen. Ich nutze das nun seit einigen Jahren und bin sehr zufrieden. Wer sich an die ein oder andere Besonderheit in der Bedienung (zumindest im Vergleich zum Thunderbird) gewöhnt hat, wird hier einen absolut stabilen und zuverlässigen eMail Client finden der nicht enttäuscht. Besonders praktisch auch die Backup Funktion. Syncen und Kontakte etc. nutze ich nicht zum Teilen, aber ich habe das gesehen wie gut und einfach das integriert ist. Alles in allem die richtige Anwendung für alle die, wo ohne hin GNOME nutzen. Ich habe es nicht bereut.
Jemand fragt, ob es einen gemeinsamen Posteingang wie bei Thunderbird gibt. Gibt es nicht, man kann das Ziel aber durch einen Suchordner erreichen, der die Posteingänge einsammelt. https://help.gnome.org/users/evolution/3.22/mail-filters.html.de
Ich nutze eine Alias Adresse (Hauptadresse + Alias), allerdings im gleichen Postfach und diese werden gemeinsam in einem Postfach angezeigt. Sind galt nicht zwei getrennte eMail Adressen mit jeweiligem Postfach die wie bei k9 z.b. gemeinsam angezeigt werden.
Es ist echt ein toller Client für alles, was man so braucht, aber einen globalen Posteingang wurde bis heute nicht realisiert.
Evolution ist stabil, für Outlookumsteiger perfekt … erinnert an Versionen um das Jahr 2000 :) und kann out of the box auf exchange-Konten zugreifen … wer immer das braucht. Wie schon geschrieben, leider nicht unter windows verfügbar (würde ich sofort auf der Arbeit verwenden).
Ich finde Evolution wirklich sehr gut und nutze es seit "ewigen Zeiten". Für meine Partnerin wäre Evolution auch auf Windows gut, aber das geht ja leider nicht. Ich habe auch Artikel zu diesem Programm vermisst und freue mich deshalb über Deinen Artikel. Ich synce Kalender, Kontakte und Aufgaben über mailbox.org mit all meinen Geräten. Zu den Inhalten brauche ich nichts schreiben. Alles sehr stabil. Auch die Sicherung ist super.