Freie Software mit ökologischer Verantwortung

  Fabian Schaar   Lesezeit: 4 Minuten  🗪 2 Kommentare

In Zeiten des Klimawandels ist nachhaltige Software sehr wichtig.

freie software mit ökologischer verantwortung

Hinweis: Das ist ein Meinungsartikel.

Die Cloud ist in aller Munde, künstliche Intelligenz bleibt ständiges Diskussionsthema und Kryptowährungen bleiben auch in der Tech-Blase populär. Doch bei all diesen neuen Entwicklungen bleibt ein Aspekt oft auf der Strecke. Was ist denn eigentlich mit der Nachhaltigkeit? Wer genauer hinsieht und überlegt, wird es wohl schnell bemerken: Wirklich umweltfreundlich sind diese neuen Technologien nicht wirklich.

Um ChatGPT zu trainieren oder den Bitcoin zu schürfen braucht es unglaublich große Mengen an Energie. Wenn ich jetzt schreibe, dass diese Energie verloren geht, mache ich mich bei allen Physiklehrern unbeliebt. Deshalb möchte ich es so formulieren: Sollten wir die Energie, die wir gesellschaftlich erzeugen wirklich so verwenden? Zumal die Frage, wie diese Energie gewonnen wird, noch eine ganz andere ist. Auch der Trend, mehr und mehr Daten und Software in die Cloud zu verlagern, passt nicht ganz zum Klimaschutz: Wer Cloud-Speicher nutzen möchte, verwendet zwangsläufig Plattenplatz und Ressourcen auf fremder Hardware. Jener Hardware, die im Zweifelsfall zusätzlich zur eigenen hergestellt wurde. Wenn also Microsoft anstrebt, ihr Betriebssystem Windows in Zukunft ebenfalls in die Wolken zu verlagern, birgt das auch einen ökologischen Beigeschmack.

Software gehört heute zum Alltag unzähliger Menschen. Ich zumindest könnte die vielen Programme, die ich täglich nutze, nicht mehr wegdenken. Doch je mehr Bedeutung der Software in unserer Gesellschaft zukommt, desto mehr Verantwortung lastet auch auf den Entwicklern. Ob Hardware auf ewig immer leistungsfähiger werden kann, wage ich zu bezweifeln. Aber nicht abzustreiten ist, dass viele Programme in der Vergangenheit scheinbar sehr oft auf bessere Hardware gehofft zu haben scheinen. Sei es ein Betriebssystem, welches immer höhere Systemanforderungen stellt. Sei es ein Programm, welches immer mehr Hardware-Power braucht, um flüssig zu laufen. Oder sei es auch nur eine Webseite, die über die Jahre immer schwergewichtiger geworden ist: Ein Trend zu nachhaltiger Software ist nicht wirklich zu erkennen.

Warum auch? Das darf man sich fragen, finde ich. Firmen wie Microsoft haben in der Geschichte oft mit Hardware-Herstellern "zusammengearbeitet". Und irgendwie ist doch auch klar, dass es bei diesen Unternehmen kein wirkliches Interesse an nachhaltiger Software geben kann: Wenn auf jedem neuen Laptop Lizenzsoftware vorinstalliert ist, verdient Microsoft zum Beispiel auch an jedem Laptop-Kauf.

Warum auch? Das bleibt trotzdem eine Frage, die man sich eigentlich nicht stellen muss: In einer digitalisierten Welt braucht es auch nachhaltige Software, damit wir uns insgesamt in eine ökologische Zukunft bewegen können. Darum werden wir wohl nicht herum kommen, wenn wir die Erde langfristig behalten möchten. Wo das Konzept rund um den Verkauf proprietärer Software aber versagt, hat auch die Gemeinschaft rund um freie Software eine gewisse Verantwortung: Bis Microsoft (gesetzlich) vorgeschrieben bekommt, nachhaltigere Software zu entwickeln, ist es vielleicht schon zu spät.

Natürlich eignet sich freie Software für jede Art von Hardware. Ich bin aber trotzdem froh, dass sich in der FLOSS-Gemeinschaft auch Raum für leichtgewichtige Alternativen bietet. Natürlich fällt es schwer, die Verantwortung schon wieder auf einzelne Nutzer zu schieben. Trotzdem kann es doch nicht schaden, eine leichtgewichtige Arbeitsumgebung oder nachhaltigere Anwendungen - ja insgesamt ein nachhaltigeres Betriebssystem zu nutzen. Ich freue mich, dass in der FLOSS-Gemeinschaft auch dafür Platz ist. Initiativen wie "KDE Eco" machen Hoffnung, dass dieses Thema auch in Zukunft nicht unter den Tisch fällt. Projekte wie Xfce und LXQt haben sich schon seit Jahren einer leichtgewichtigen Entwicklungsstrategie verschrieben.

Unwichtig ist diesen Thema jedenfalls nicht, vergessen sollten wir diesen Aspekt auch in der FLOSS-Gemeinschaft nicht. Vielleicht ist die Nachhaltigkeit ja auch das eine fehlende Argument, euer Umfeld endgültig von freier Software zu überzeugen?

Bildnachweis: © Vyacheslav Argenberg / http://www.vascoplanet.com/, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Tags

Klima, Nachhaltigkeit, KDE Eco, Ressourcen, Xfce, LXQt

Understater
Geschrieben von Understater am 6. Juli 2023 um 11:00

Interessantes Thema! Ich mache mir schon seit Jahrzehnten Gedanken um die rotzig Programmierten "Mainstream" Softwaren. Allein die Tatsache, das PC-Hardware, die mit Windows nicht mehr läuft (da gibt es ja viele Gründe) mit einer der schmaleren Linux Distributionen noch jahrelang Freude bereitet, zeigt das.

Das Argument der Nachhaltigkeit zieht leider in den "Entscheider Etagen" nur dann, wenn es darum geht schicke neue Autos mit Elektro Antrieb zu beschaffen.

Ich kenne mich mit Öko-Labeln nicht gut aus, aber das es für die Verwendung von MS-Produkten, Cloud oder KI, Minuspunkte gibt ist mir nicht bekannt.

Robert
Geschrieben von Robert am 6. Juli 2023 um 13:56

Das Thema Nachhaltigkeit sehe ich zu weit mehr als 90% bei der Hardware und weitaus weniger bei Software. Stichworte: Energieverbrauch, Batterie, verwendete Materialien, Langlebigkeit, Wiederverwendbarkeit und Recycling.

Natürlich spielt auch Software eine Rolle beim Support und Updatezeitraum eines Gerätes. Doch da gibt immer wieder vollkommen willkürliche Dinge wie etwa das Windows 11 nur noch mit einem TPM-Chip funktioniert, obwohl es dafür keinen einzigen technischen Grund gibt. Oder Betriebsysteme für Mobiltelefone, die nur für 2 Jahre (zum Teil sogar weniger) Updates erhalten. Ob Daten in der Cloud oder lokal gespeichert werden, halte ich jedoch - was Nachhaltigkeit betrifft - für vollkommen irrelevant.