Kommt der GNU Taler?

  Ralf Hersel   Lesezeit: 6 Minuten

Schweizer Parlament soll Verwendung von GNU Taler als digitales Zahlungsmittel prüfen. Das kann auch eine Chance für Europa sein.

kommt der gnu taler?

Das Bezahlsystem GNU Taler ermöglicht das schnelle und einfache Geldüberweisen mit Datenschutz und hoher technischer Sicherheit. Es wurde von Prof. Christian Grothoff an der FH-Bern entwickelt und basiert auf Vorschlägen von Digicash-Entwickler David Chaum. Nun hat Nationalrat Jürg Mäder, Mitglieder der Grünliberale Partei in der Schweiz, ein Postulat eingereicht: GNU-Taler - elektronisch Bezahlen, sicher und doch anonym.

Zur Frage, was der GNU Taler ist, haben wir bei GNU/Linux.ch schon hinlänglich berichtet. Auch mit Prof. Christian Grothoff habe ich im Podcast GLN020 ein Interview geführt und ein Erklär-Video gezeigt. Ob sich das Zahlungssystem in der Schweiz durchsetzen kann, war bisher offen. Obwohl das Projektteam viele Gespräche mit Finanzorganisationen geführt hat, kam es in der öffentlichen Wahrnehmung kaum über das Referenzprojekt eines Snack-Automaten an der Fachhochschule Bern hinaus.

Nationalrat Jürg Mäder hat sich bezüglich seines Vorstosses mit den anderen im Schweizer Bundesrat vertretenen Parteien abgestimmt. Falls der Bundesrat das Postulat annimmt, würden bei einem positiven Bescheid die zuständigen Behörden in der Schweiz den Auftrag erhalten, die notwendigen rechtlichen Grundlagen für ein anonymes, elektronisches Bezahlsystem auf der Basis von GNU Taler vorzubereiten.

Es gibt viele bargeldlose Bezahlsysteme: Kreditkarten, Debitkarten, Überweisungen, Apple-Pay, Samsung-Pay, Krypto-Systeme, Twint und auch der Digitale Euro, der sich in Vorbereitung befindet. All diesen Systemen ist gemeinsam, dass sie keine anonymen Überweisungen ermöglichen, wie es Bargeld ermöglicht. Damit hat der GNU Taler einen riesigen Vorteil, zumindest von der Seite der Konsumenten gesehen. Finanzorganisationen würden den Kunden lieber als Ware sehen. Daher ist ein Erfolg des Postulats und der darauf folgenden Schritte, sehr wichtig für den Schweizer, wenn nicht gar für den europäischen Finanzmarkt.

Um das zu verdeutlichen, lest ihr hier die wesentlichen Vorteile von GNU Taler im Vergleich zu den anderen elektronischen Bezahlsystemen:

  • Wer mit GNU-Talern bezahlt, hinterlässt keine Datenspuren.
  • Verkäufer und Händler sind unabhängig von technischen, finanzwirtschaftlichen und (patent-)rechtlichen Monopolen.
  • Der GNU-Taler ist keine klassische Kryptowährung und basiert nicht auf der Blockchain-Technologie.
  • Die Taler sind keine eigenständige Währung, sondern ein elektronisches Abbild von nationalem Fiatgeld, wie dem Schweizer Franken, dem Euro oder US-Dollar.
  • Beim GNU-Taler sind nur die Käufer:innen anonym, nicht jedoch die Händler.
  • Das Erstellen von Talern benötigt wenig Strom und auch bei Transaktionen ist der Energieverbrauch tief.
  • Es gibt keine Wertschwankungen, da der Taler keine eigene Währung ist. Spekulation ist ausgeschlossen.
  • Geldwäsche und Steuerhinterziehung lassen sich durch die Sichtbarkeit des Verkäufers verhindern.
  • Durch die Einbindung einer Zentralbank ist eine hohe Datensicherheit gewährleistet.
  • Das digitale Geld kann sowohl von kommerziellen Banken als auch direkt von einer Zentralbank herausgegeben werden.
  • GNU Taler ist Freie Software.

Das Prinzip hinter GNU Taler könnt ihr hier nachlesen. Empfehlenswert ist auch der Artikel bei Watson, in dem Jürg Mäder erklärt, warum er das Postulat eingereicht hat. Wichtig ist, dass die Schweizerische Nationalbank die technische Machbarkeit von GNU Taler in einem Working Paper bereits aufgezeigt hat.

Aus Sicht der zahlenden Bevölkerung wäre es zu begrüssen, wenn sich das System GNU Taler in der Schweiz und auch in Europa einen Platz im Finanzmarkt erobern könnte. Denn seit den Corona-Zeiten und dem darin begründeten Anwachsen der bargeldlosen Bezahlung, geht die Privatsphäre und Anonymität der Konsumenten mehr und mehr zurück.

Quellen:

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Taler, Währung, GNU-Taler, Zahlungssystem, Postulat, GLP

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