OpenCloud 2.0 angetestet

  Ralf Hersel   Lesezeit: 8 Minuten  🗪 8 Kommentare Auf Mastodon ansehen

In der neuen Version ist der europäische Cloud-Herausforderer einfacher installier- und testbar. Ich habe mir die Demo-Installation angesehen.

opencloud 2.0 angetestet

Ende Februar hatte ich über den OwnCloud-Fork OpenCloud berichtet. An eine Installation dieser ersten Version war noch nicht zu denken, obwohl es theoretisch möglich gewesen wäre. Manche Mitglieder unserer Community haben es versucht und sind gescheitert. Doch nun gibt es die Version 2.0 von OpenCloud, für die eine Testumgebung bereitgestellt wird.

In der Release-Ankündigung heisst es:

Ob Behörden, Unternehmen, Bildungs- oder Forschungseinrichtungen – mit professionellem Enterprise-Service und Support bietet OpenCloud genau die Unterstützung, die für einen sicheren, stabilen und effizienten Betrieb notwendig ist. Perfekt für alle, die Wert auf Datenschutz, digitale Souveränität und zuverlässiges File-Management und Kollaboration legen.

Die neue Version richtet sich explizit an Organisationen und nicht an Privatanwender:innen. Weiter heisst es:

OpenCloud kann sowohl im eigenen Rechenzentrum betrieben als auch über ausgewählte Partner bezogen werden. Mit dem Release der Version 2.0.0 erhalten Kunden nun Long-Term Support und umfassende Serviceleistungen direkt von uns als Hersteller. Dazu gehören:

  • langfristiger Software-Support (LTS)
  • schnelle Sicherheitsupdates
  • Checks beim Ausrollen von Updates
  • Hochverfügbarkeit via Kubernetes
  • persönlicher Support

    Als wichtigste neue Funktion wird das File Native Backup angepriesen:

    • Weniger Komplexität: Skalierung, Wartung und Backup lassen sich deutlich einfacher umsetzen.
    • Keine Datenbank für Metadaten: Das spart Ressourcen und reduziert Störanfälligkeit.
    • Einfache Backups: Ein Snapshot oder eine Dateikopie reicht für ein vollständiges, konsistentes Backup.
    • Deutliche Zeitersparnis für Admins: Schnellere Sicherung und einfache Wiederherstellung

    Da ich mir eine eigene Installation von OpenCloud nicht zutraue, habe ich mir die Demo-Installation angesehen. Diese erreicht man über diesen Link und kann sich dort mit dem angegebenen Benutzernamen und Passwort anmelden. Die Demo wird stündlich zurückgesetzt.

    Danach präsentiert sich OpenCloud in voller Pracht, soweit man das von einer frühen Version behaupten kann:

    Optisch hinterlässt die Webanwendung einen ansprechenden und aufgeräumten Eindruck. Oben findet man eine globale Suchfunktion. Rechts davon sieht man Benachrichtigungen (die Glocke), einen Sidebar-Umschalter und das Icon für die Einstellungen. Die Sidebar erscheint auf der rechten Seite und bietet Detailfunktionen zur ausgewählten Datei an:

    Eine Vorschau auf den Inhalt gibt es hier nicht. Dafür aber ein Taging-System, Dateioperationen, Teilen-Funktionen, Versionierung und eine Bearbeitungshistorie. Das Sharing erscheint mir noch unausgereift. Es erlaubt das Teilen innerhalb der OpenCloud-Instanz mit registrierten Teilnehmern und ein öffentliches Teilen. Schaut es euch selbst an; es gibt Verbesserungspotenzial.

    Im Dateimanager gibt es für jede Datei eine Grössenangabe, die Zeit seit der letzten Änderung und direkten Zugriff auf die Teilen-Funktionen, einen Direktlink und die erweiterten Optionen zur Dateibearbeitung:

    Mit dem Direktlink kommt man zwar zur Datei, muss sich aber nach dem Aufruf anmelden. Ausserdem hat man nach dem Schliessen der Datei Zugriff auf alles andere in OpenCloud. Das mag für registrierte Nutzer sinnvoll sein; für das öffentliche Teilen ist das nicht geeignet.

    Die Optionen in der linken Sidebar sind selbsterklärend, bis auf die Spaces:

    OpenCloud bietet an einigen Stellen Informations-Popups, um Funktionen zu erklären, die nicht offensichtlich sind. So auch bei den Spaces. Das gefällt mir gut und wäre eine willkommene Ergänzung bei Nextcloud.

    Wer oben links auf das Grid klickt, sieht das Apps-Menü:

    Offenbar folgt OpenCloud dem App-Konzept, welches wir von der Nextcloud kennen. Das ist zu begrüssen, da es die Funktionalität des Basisangebots durch Community-Beiträge stark erweitern kann.

    Das Basisangebot sieht man nach einem Klick auf die New-Schaltfläche:

    Neben dem Anlegen von neuen Dateiordnern findet man hier eine Palette von Office-Anwendungen. Hinter den OpenDocument- und Microsoft-Office-Varianten verbirgt sich Collabora-Office. Der Klick auf Draw.io öffnet das beliebte Zeichenprogramm, und der Markdown-Editor sieht so aus:

    Fazit

    Ich möchte es eher "Zwischenfazit" nennen, weil man bei einer so frühen Version noch kein Fazit ziehen kann. Mein erster Eindruck von OpenCloud Version 2.0 ist positiv. Die Bedienung ist intuitiv, das Erscheinungsbild ist klar und sauber. Alle Funktionen, die ich ausprobiert habe, funktionierten und waren performant.

    Für ein echtes Fazit möchte ich diese Fragen beantworten können:

    • Wird sich OpenCloud auch an private Anwender:innen richten?
    • Wie einfach ist das Self-Hosting dieser Cloud-Plattform?
    • Gibt es Anbieter für eine managed Cloud?
    • Wie performant ist die Plattform?
    • Ist der Update-Prozess stabil?

    Ein weiterer Mitspieler im europäischen Cloud-Markt ist auf jeden Fall zu begrüssen. Das ist auch für Nextcloud positiv, weil es für Frank Karlitschek ein Ansporn ist, um seine Cloud-Lösung noch besser zu machen. Europa braucht Personen wie Peer und Frank, weil sie Alternativen zu den US-Angeboten liefern.

    Wenn alles läuft wie geplant, spreche ich übermorgen mit Peer Heinlein, dem Manager hinter OpenCloud, im Podcast-Interview. Die CIW-Folge könnt ihr am 9. April bei uns hören.

    Titelbild: https://opencloud.eu/de/news/OpenCloud_Release

    Quellen:

    https://opencloud.eu/de

    https://github.com/opencloud-eu/opencloud/releases/tag/v2.0.0

    https://opencloud.eu/de/news/OpenCloud_Release

    https://demo.opencloud.eu/

    https://www.heise.de/news/OpenCloud-2-0-soll-Sicherung-grosser-Datenmengen-vereinfachen-10330679.html

    Tags

    Cloud, OpenCloud

    Chris
    Geschrieben von Chris am 28. März 2025 um 09:56

    Hallo Ralf, kannst du bitte Peer in dem Interview mal fragen wie es aktuell um die Integration von FIDO2 bzw. U2F steht? Das letzte Update dazu gab es in deren Forum vor circa einem Jahr. Dazugehöriger Link zum Mailbox.org-Forum:

    Ralf Hersel Admin
    Geschrieben von Ralf Hersel am 28. März 2025 um 11:48

    Mache ich.

    Chris
    Geschrieben von Chris am 28. März 2025 um 12:25

    Super danke.

    DxU
    Geschrieben von DxU am 28. März 2025 um 14:31

    was genau hat das jetzt mit Opencloud zu tun? Außer dass es die gleiche Firmengruppe ist?

    Chris
    Geschrieben von Chris am 28. März 2025 um 10:27
    Chriss
    Geschrieben von Chriss am 28. März 2025 um 18:00

    Hi

    laut dem Vortrag auf dem Linux-Tag sol man es zuhause auch nutzen können https://media.ccc.de/v/clt25-364-opencloud-exzellentes-file-management

    Was ich nicht verstehe - wieso soll eine Ablage im Dateisystem besser sein als in eine DB?

    Paddy
    Geschrieben von Paddy am 28. März 2025 um 20:29

    > wieso soll eine Ablage im Dateisystem besser sein als in eine DB? Weil man eine Datenbank und ein Dateisystem niemals auf die gleiche Weise Sichern kann. Eine Datenabnk ist immer kaputt, wenn man von der Datenbankdatei ein Snapshot macht. Bei einem Copy on write Dateisystem ist der Zustand immer konsistent.

    Markus
    Geschrieben von Markus am 29. März 2025 um 00:41

    Datenbank ist immer kaputt? Das letzte mal als ich mir OpenCloud (zugegeben OCIS) angesehen habe wurde das was man normal in einer Datenbank speichert in einer Mischung aus Filesystemattributen, symlinks und Json Dateien gespeichert... ziemlich viel was da kaputt gehen kann. ;)

    Und was ich nie verstanden habe, wie kann ich da jemals performant über die Mentadaten suchen, z.b. "gib mir alle Dateien mit Tag X"?