Jeder mag seine Notizverwaltung anders und für jede scheint es genau das eine, passende Programm zu geben, dass die eigene Notizverwaltung perfekt löst. Heute möchte ich die kleine aber feine Anwendung “RedNotebook” vorstellen. Mit diesem roten Notizbuch können digitale Merkzettel und Journal-Texte einfach an ein Datum geknüpft und komfortabel verwaltet werden.
RedNotebook 2.21 (Debian 11)
Im Gegensatz zu beliebten Anwendungen wie Zim als Desktop-Wiki oder Zettlr als Markdown-Alleskönner versteht sich RedNotebook primär als ein Desktop-Journal, sozusagen als ein digitales Tagebuch. Kernstück der Anwendung ist dabei keine Wiki- oder Ordner-Struktur. Vielmehr geht es um die chronologische Aufmachung der festgehaltenen Textschnipsel.
Das rote Notizbuch koppelt die angelegten Dokumente immer an das aktuelle Datum. Es ermöglicht aber auch, in der Chronologie hin- und herzuspringen. Dazu wird ein integrierter Kalender bereitgestellt, der neben einem großen Texteingabefeld dauerhaft angezeigt wird. Meiner Ansicht nach ist das eine der größten Stärken des RedNotebook und kann auf lange Sicht vielleicht sogar eine Kalender-Anwendung ersetzen. Programme wie der KOrganizer oder der GNOME-Kalender sich konzentrieren sich grundlegend darauf, Termine zu verwalten. Das rote Notizbuch stellt den Text dahingehend weiter in den Vordergrund.
Hier wird auch deutlich, warum die Entwickler ihr Programm als ein “Journal” bezeichnen. Einzelne Texteinträge lassen sich zum Beispiel mit Überschriften einteilen, welche wiederum mit einer entsprechenden Anzahl an =
-Zeichen abgestuft werden können. Außerdem kann Text fett, kursiv, unter- oder durchgestrichen aber auch in einer Monospace-Font dargestellt werden. Ferner können Listen, Trennstriche und Zeilenumbrüche festgelegt werden. Wer in seinem Journal Medien oder Quellen einbinden möchte, kann dies ebenfalls über das rote Notizbuch regeln.
Das rote Notizbuch im Editor-Backend.
Für die Textverarbeitung nutzt die Anwendung dabei eine Mischung aus WYSIWYG-Prinzipien und einer Auszeichnungssprache. Letztere wirkt ersteinmal etwas befremdlich, könnte aber den ein oder anderen Zim- oder ferner auch Markdown- bzw. MediaWiki-Syntax erinnern. Sicher braucht eine solche Markup-Sprache immer etwas Eingewöhnungszeit, doch auch für Einsteiger ist gesorgt: Die Anwendung bietet über ein Anwendungsmenü und dedizierte Formatierungsknöpfe eine einfache Möglichkeit, Text grafisch zu formatieren.
Diese herangehensweise erinnert etwas an LibreOffice. Allerdings unterscheidet RedNotebook zwischen einem Editor- und Darstellungsmodus. Im Darstellungsmodus werden auf Knopfdruck die Formatierungsanweisungen gerendert, die in der Vorschau nur angedeutet werden. So ist es relativ einfach, Text formatiert zu schreiben - auch über Zeichen- oder Tastenkombinationen. In der von mir getesteten Version 2.21 (Debian 11) ist es desweiteren möglich, angelegte Dokumente als HTML- oder LaTeX-Datei zu exportieren.
Das rote Notizbuch im Darstellungs-Frontend.
Neben der chronologischen Aufmachung glänzt RedNotebook auch durch eine Journal-weite Suchfunktion. Außerdem integriert die Anwendung eine Wörter-Wolke mit häufig verwendeten Worten und eine Tag-Übersicht, die mit einem Klick zur Suche angewählt werden können. Dies dürfte vor allem Nutzer ansprechen, die ihr digitales Tage- oder Notizbuch auf lange Zeit anlegen und konkrete Inhalte wiederfinden möchten. Weitere Funktionen wie eine Rechtschreibprüfung oder die automatische Speicherung, ein Dialog für Statistiken und einige Einstellungsmöglichkeiten runden den Gesamteindruck ab.
Nutzer können Statistiken über ihr "digitales Tagebuch" auslesen.
Tags und häufig verwendete Wörter sorgen für mehr Übersichtlichkeit.
Klar ist aber auch: RedNotebook ist nicht Zim! Die Fülle an Einstellungen reicht mir zwar aus, mag den einen Zim-Nutzer aber vielleicht nicht hinter dem Ofen hervorholen. Manchmal ist weniger mehr, manchmal ist es einfach nur weniger. Das muss jeder für sich und seinen Anwenungszweck abschätzen. Zim ist ein Desktop-Wiki, RedNotebook ein Desktop-Journal. Das mag ähnlich klingen, und doch gibt es ein paar Unterschiede, die bei einer alltäglichen Nutzung auffallen könnten. Beide Anwendungen speichern Einträge in einfachen Textdateien. RedNotebook legt dazu einen Ordner unter ‘~/.rednotebook/data
’ an und schreibt Texte in eine Datei pro Monat. Insgesamt wirkt Zim erweiterbarer und konfigurierbarer, kann aber auch überfordern. Das rote Notizbuch erscheint mir dafür als aufgeräumt und kann sehr intuitiv verwendet werden.
Der Einstellungsdialog der Anwendung ist übersichtlich gestaltet.
Ob das RedNotebook gefällt, muss jeder für sich selbst einschätzen. Da hilft nur ein eigener Test: Wer das Programm ausprobieren möchte, kann dieses zum Beispiel auf einem Debian GNU/Linux-System installieren. In Debian 11 ist Version 2.21 in den Paketquellen enthalten:
sudo apt install rednotebook
Weitere Informationen zu der Anwendung sind auf der Homepage des Projekts zu finden: rednotebook.app
Bilder:
- Screenshots von Rednotebook v2.21
- Cheshire Cat / Grinsekate im dritten Screenshot: openclipart.org / Public Domain