Review: Tuxedo InfinityBook S17

  Ralf Hersel   Lesezeit: 8 Minuten  🗪 2 Kommentare

Bericht aus den ersten Wochen mit dem neuen Notebook.

review: tuxedo infinitybook s17

Fleissige GNU/Linux.ch-Chatter haben es mitbekommen; nach 10 Jahren hat mein altes 17 Zoll Tuxedo Notebook (MS-1753) den Geist aufgegeben; der Bildschirm begann mehr und mehr zu flackern. Da ich mit den Tuxedo-Geräten immer zufrieden war, sollte auch das neue Notebook aus dem Hause Tuxedo-Computers stammen. Ich habe mich für den Büro-Tiger Tuxedo InfinityBook S17 entschieden.

Die Grund-Spezifikationen des Gerätes könnt ihr hier nachlesen. Ich habe mich für 2 x 8 GB RAM, eine 500 GB 970 Samsung EVO-Plus und eine Lieferung ohne Betriebssystem entschieden. Leider installiert Tuxedo kein Manjaro, sondern nur noch Ubuntu, Kubuntu, Ubuntu Budgie und das eigene Ubuntu-Derivat TUXEDO OS 22.04 LTS. Früher war die Auswahl grösser. Vermutlich wird Manjaro nicht mehr bei Tuxedo Computers angeboten, weil sie in ihrem eigenen Store Hardware verkaufen.

Um das Fazit dieses Reviews zu spoilern: ich bin sehr zufrieden mit dem neuen Gerät, und habe auch nichts anderes erwartet. Besonders positiv ist mir die Lüfterregelung aufgefallen. Ich betreibe das Notebook im mittleren Energie-Modus, den man bei den Gnome-Einstellungen auswählen kann:

Wer diese Einstellung genauer vornehmen möchte, kann sie im Tuxedo-Control-Center optimieren. Diese Anwendung muss zuerst aus dem AUR installiert werden. Den Lüfter hört man nicht, was wohl dadurch unterstützt wird, dass der aufgeklappte Bildschirmdeckel, das Notebook im hinteren Bereich ca. 2 cm vom Boden abhebt.

Die Anschlüsse verteilen sich über die linke und rechte Seite: Kensington-Lock, klappbarer Ethernet-Anschluss, Ein-/Aus-Schalter, USB-A 2.0, Micro-SD, Audio-Klinke und links: Power, HDMI, USB-A 3.2, USB-C 3.2, Thunderbold. Das passt schon. Ich bin froh, dass es einen Ethernet-Anschluss gibt. Die Power-Taste hätte ich lieber an prominenterer Stelle gehabt; man gewöhnt sich jedoch an das Einschalten von der Seite. Dafür ist die Oberseite völlig frei von Schaltern und Aufklebern. Sie wird vom riesigen Touchpad und der beleuchteten Tastatur dominiert.

Die Anordnung der Tasten ist gut gelöst. Es gibt vollwertige Cursortasten. Die F-Keys reagieren zuerst auf ihre F-Funktion und zusammen mit der Fn-Taste auf die Sekundär-Funktionen, wie Lautstärke- und Helligkeits-Regelung. Die Sonderfunktionen machen alle, was sie sollen. Die DEL-Taste ist für meinen Geschmack etwas zu klein geraten. Der Tastenanschlag könnte etwas fester sein; woran man sich aber gewöhnen kann. Zum Touchpad kann ich nichts sagen, weil ich es nicht verwende.

Der Full-HD Bildschirm ist auch ohne Fehl und Tadel. Er hat keine Pixel-Fehler, die Gesamtausleuchtung ist gut und die maximale Helligkeit (lässt sich in 20 Stufen regeln) ist sehr hoch, womit der Arbeit bei Sonnenlicht nichts entgegensteht. Der Bildschirmrand ist mit 7 Millimeters ziemlich schmal. Damit man beim Aufklappen keine Fettflecken auf das Display drückt, gibt es oben in der Mitte einen breiteren Bereich, in den die Webcam und das Mikrofon eingelassen sind. Das kann man im ersten Bild gut erkennen. Die Chinoy-720px-Webcam ist miserabel, was auch auf Nachfrage von Tuxedo Computers bestätigt wurde. Hier ist ein Beispielbild:

Die Qualität des eingebauten Mikrofons ist so la la. Ich bin mir nicht sicher, ob ein Einzel-Mikro, oder ein Mikrofon-Array eingebaut ist; man kann das optisch schlecht erkennen. Wahrscheinlich ist es ein Array, weil der Ton sehr räumlich klingt. Hört selbst:

Für Videokonferenzen ist die Audio-Qualität genügend und die Video-Leistung ganz knapp ausreichend. So spart man sich zumindest den Blur-Modus für den Video-Hintergrund.

Zur Ausdauer des Akkus kann ich nichts sagen, weil das Notebook bei mir nur im Desktop-Betrieb (permanent am Stromnetz) gefahren wird. Das Netzteil ist kein Brikett, sondern angenehm klein (ca. doppelt hohe Zigarettenschachtel).

Zwischendurch gebe ich euch gerne Informationen zum Preis und zur Lieferzeit. Den Preis habe ich über Wochen beobachtet. Er lag lange bei ca. 1.400 EUR und sank dann plötzlich auf 1.180 EUR; dann habe ich zugeschlagen. Zum Zeitpunkt dieses Artikels liegt der Preis wieder bei 1.400 EUR. Ich nehme an, dass das mit der Chip-Krise zusammenhängt. Warum ich das Gerät zwischenzeitlich günstiger kaufen konnte, weiss ich nicht. Glück gehabt. Die Lieferzeit war unerwartete kurz. In weniger als einer Woche wurde das Notebook von Augsburg nach Zürich geliefert. Die Mehrwertsteuer wurde abgezogen und die Zollgebühren berechnet; alles korrekt und mit keinem Zusatzaufwand für mich verbunden.

Nun kommt die harte Nuss: die Tastaturbeleuchtung. Wie gesagt, ich habe das Notebook ohne Betriebssystem bestellt, weil Tuxedo Computers Manjaro nicht vorinstalliert und nicht supported. Die Selbstinstallation von Manjaro Gnome verlief völlig problemlos. Das Gerät ist so eingestellt, dass von einem USB-Stick installiert werden kann, ohne im BIOS oder Boot-Menü etwas verändern zu müssen. Das ist vorbildlich; gerade für unerfahrene Linux-Nutzer:innen.

Beim Booten zeigt die Tastaturbeleuchtung, was sie kann. Es werden alle Farben durchgegangen und in ihrer Helligkeit hochgefahren, was sehr schön aussieht. Zu diesem Zeitpunkt ist klar, die Tastaturbeleuchtung funktioniert. Nun beginnen die Qualen: wie ändert man die Standard-Farbe und die Standard-Helligkeit? Wie wechselt man die Farbe und Helligkeit während des Betriebs? Auf diesen Seiten findet man sachdienliche Hinweise:

Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich noch keine wasserdichte Anleitung vorlegen. Was ich sagen kann, ist das:

pamac install tuxedo-keyboard
pamac install linux-headers (vorher den richtigen Kernel ermitteln: uname -r)
Beleuchtung kann geändert werden mit Num-Keypad:
Fn + /  ändert Farbe
Fn + x  schaltet Beleuchtung ein/aus
Fn + -  Beleuchtung dunkler
Fn + +  Beleuchtung heller

Default-Config (grün) in: /etc/modprobe.d/tuxedo_keyboard.conf
options tuxedo-keyboard mode=0 brightness=75 color_left=0x#00FF00 color_center=0x#00FF00 color_right=0x#00FF00

Fazit

Das Tuxedo InfinityBook S17 ist ein gut verarbeitetes und qualitativ hochwertiges Clevo-Notebook. Design, Anschlüsse und Tastaturlayout sind schön und praxisgerecht. Das S17 eignet sich für Anwender:innen, die wenig Wert auf Bling-Bling legen, keine Gamer sind, sondern ein solides Notebook für die tägliche Arbeit wünschen. Grösser ist besser, insbesondere wenn der Computer überwiegend stationär verwendet wird. Dank der kompakten Ausmasse, passt der 17-Zöller locker in einen Rucksack oder eine Bürotasche. Das Teil ist auch leicht genug, um sich keinen Rückenschaden einzuhandeln.

Die Intel-Grafikkarte (Iris-X) eignet sich auch für Spiele mit geringen bis mittelmässigen Anforderungen. Wer nie oder selten spielt, spart sich hier den Zusatzaufwand mit den Nvidia-Grafiktreibern. Für Videokonferenzen ist das Gerät aufgrund der schwachen Webcam und der durchschnittlichen Mikrofone nur bedingt geeignet. Insbesondere die Webcam ist eine grosse Enttäuschung, weil sich das Mikrofon leicht durch ein Headset ersetzen lässt, sich aber niemand eine Extra-Webcam auf ein Notebook pflanzt.

Alles in allem: 8 von 10 Punkten für das Tuxedo InfinityBook S17.

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Notebook, Tuxedo, Review, InfinityBook, S17, EUR, Ubuntu, Webcam

DerEremit
Geschrieben von DerEremit am 20. Mai 2022 um 11:21

Ja, mit der Tastatur Beleuchtung ist ein wenig tricky. Ich habe das über conf bei mir eingestellt. Ich nutze mein Tuxedo meist am heimischen Schreibtisch mit Docking Station. Steuerung der Beleuchtung Über Tastatur klappt das meine ich auch nur über die Laptop Tastatur. Da beißt sich was mit der FN Taste. Bei mir läuft Siduction und ich habe das ControlCenter und die Keyboard Treiber noch installiert und habe in Grub noch Kernel Parameter gesetzt. Und das Touchpad läßt sich mit Siduction nicht zur Zusammenarbeit bewegen. Da ich das aber eher nicht nutzte, auch unterwegs nicht habe ich das nicht weiter verfolgt. So in allen bin auch zufrieden, habe aber nicht verstanden warum was mit Tuxedo Linuxen läuft und mit Manjaro oder Debian du wieder am kämpfen bist.

Mex
Geschrieben von Mex am 20. Mai 2022 um 15:35

Was Manjarolinux betrifft: Tuxedo bietet dazu extra spezielle Modelle an, die haben dann auch das Manjaro-Symbol, leider selten und nicht von jedem Modell.