Wir alle lieben den Monty Python Film: Das Leben des Brian, in dem sich die beiden Volksfronten ein erbittertes Wortgefecht liefern. Dieses filmische Vergnügen erinnert mich an den Dogmatismus, mit dem die Container-Häfen Snapcraft.io und Flathub.org auftreten. Beide haben sich vor Kurzem einen neuen Anstrich gegeben, zuerst Flathub und vor einer Woche auch Snapcraft.
Was sich auf der Seite Flathub.org verändert hat, möchte ich hier nicht wiederholen; ihr könnt es in diesem Artikel nachlesen oder euch selbst einen Eindruck verschaffen. Auf den beiden Seiten geht es nicht darum, welche Vorteile Snap- oder Flatpak-Pakete haben, sondern um die Präsentation des Angebots für die Nutzer:innen.
So sieht das neue Snap-Portal aus:
Die Hauptseite wird weiterhin von einer Suchleiste und der (fragwürdigen) Aussage dominiert, "der App-Store für Linux" zu sein. Das Suchfeld wird von einem neuen geometrischen 3D-Motiv unterstrichen, das an ähnliche 3D-Elemente im Standard-Hintergrundbild von Ubuntu 23.04 angelehnt ist. Nette Idee, falls es jemandem auffällt.
Wie zuvor werden 3 Snaps in 4 Kategorien präsentiert: "Featured", "Development", "Games" und "Server". Die Präsentation dieser Kategorien wurde deutlich verbessert, wobei die App-Symbole stärker hervorgehoben werden und mehr Klarheit über den Herausgeber und den Status (z. B. verifiziert, Community, keine, usw.) besteht. Leider ändern sich die 3 vorgestellten Anwendungen selten. Es macht Sinn, besondere Apps zu zeigen, dann aber bitte mit einer häufigeren Rotation.
In dem Bestreben, die Zusammenarbeit mit prominenten Projekten zu fördern, enthält die neue Seite weiterhin eine Leiste, die "offizielle Snaps von grossen Herausgebern" anpreist, die mit Logos von Unternehmen wie Google, Microsoft, Mozilla und KDE versehen sind. Hieran stört mich das Übergewicht der Anbieter von proprietärer Software.
Danach folgt eine Liste mit den neuesten Beiträgen aus dem Snapcraft-Blog.
Abgerundet wird die Seite, die als "Landing Site" für das gesamte Paketformat dient, durch eine Anleitung, wie man eine App in 30 Minuten "snappen" kann, für Sprachen wie Python, C/C++, Flutter usw. Dieser Abschnitt war schon vorher da, aber jetzt ist er direkter und die Dokumentation wird von Anfang an gezeigt.
Wie beurteile ich die neue Aufmachung des Snapcraft-Stores im Vergleich zum Flatpak-Store? Auch Flathub behauptet von sich, der "Linux App Store" zu sein. Was denn nun? Ist Snapcraft oder Flathub "Der Linux App Store"? Beim Vergleich der beiden Portale fällt mir sofort auf, dass die Anwendungen bei Flathub im Vordergrund stehen. Die Front-Seite besteht im Grunde genommen aus einer langen und kategorisierten Auflistung von Flatpaks.
Mir gefällt das besser, weil es bei einem App-Store um Anwendungen geht. Entwickler, Projekte, Sponsoren, Blog-Einträge und Anleitungen sind zwar interessant, sollten aber ins zweite Glied zurücktreten. Die Detailinformationen zu einem bestimmten Paket sind in beiden Portalen ähnlich. Einen interessanten Unterschied habe ich bei den Installationshinweisen entdeckt. Bei beiden gibt es einen Install-Button und bei Flathub sehen die weiteren Hinweise für die Installation so aus:
Auf dem Snapcraft-Portal sieht das ganz anders aus:
Was soll man davon halten?
- Pro:
- Es ist benutzerfreundlich, wenn man für jede Distribution eine eigene Anleitung bereitstellt.
- Damit werden auch GNU/Linux-Einsteiger:innen abgeholt.
- Mehr Dokumentation ist immer besser als weniger.
- Contra:
- Wir reden hier von universellen Paketformaten. Wenn man für jede Distribution eine Anleitung braucht, ist es kein übergreifendes Paketformat.
- Zu viel Dokumentation kann auch verwirren; wer soll das alles lesen?
- Jede moderne Distribution erkennt, wenn ein Flatpak installiert werden soll. Falls nötig, werden die Voraussetzungen dafür im Hintergrund geschaffen.
Ja, ihr habt recht. Ich bin voreingenommen und habe einen Pro-Flatpak Bias. Welches App-Portal haltet ihr für besser gelungen? Schreibt es doch in die Kommentare.
Quellen:
https://snapcraft.io/
https://flathub.org/
Bildquelle: https://www.testedich.de/quiz23/picture/pic_1188829903_3.jpg?1436255974
Auf Ubuntu-Derivaten bevorzuge ich Snap, auf allen anderen, meist Tumbleweed bei mir, Flatpak. Am liebsten aber verwende ich AppImage, weil ich dafür keine Runtimes installieren muss. AppImages kommen bei mir auf externe Speicher und werden davon gestartet. Das einzige, was mir icht gefällt und wofür ich noch keine befriedigende Lösung habe, sind die Konfigurationsdateien, die dann doch manchmal wieder im User Verzeinis landen. Das sollte man im AppImage anders konfigurieren können. Erst dann sind AppImages ohne weitere Klimzüge echt portable.
AppImages werden häufig schlecht geredet mit dem Argument, dass die verlinkten Libs auf dem ältest möglichen Stand gehalten werden, um die Einsetzbarkeit auf so vielen Distribution und Distributionsversionen wie möglich zu erreichen. Das mag in manchen Fällen durchaus stimmen. Kann ich nicht nachvollziehen, da ich dazu selbst nicht in der Lage bin. Dafür fehlte bei mir an zu Vielem. Das gilt aber auch für die Runtimes und für die Bibliotheken, die in den Flatpak und Snaps verlinkt sind. Hier muss ich den Entwicklern und Teams gnadenlos vertrauen. Bei den AppImages nur dem App-Entwickler, bei Flatpak/Snap dem App-Entelwickler UND dem Runtime-Team. Das Runtime-Team besteht aus vielen kompetenten Leuten, muss es wahrscheinlich auch, da es sich wohl um einigermaßen komplexe Software handelen wird, die auf den unterschiedlichsten Systemen eine stabile, unveränderte Laufzeitumgebung garantieren muss. Genau da liegt das Problem. Komplexe Systeme sind selbst sehr fehleranfällig.
keines von Beiden. Am schnellsten ist sudo apt install ... . Oder Synaptic. Alles andere sind Lösungen für nicht vorhandene Probleme
Da bei snapcraft unter den jeweiligen Distro-Anleitungen vor allem die spezifische Installation von snap selbst erklärt wird (der Befehl zur Installation der Pakete wird wohl immer gleich sein), passt das doch. (Ich halte dennoch nichts von Snap, anderes Thema.)
Auf flathub funktioniert das Suchfeld nicht ohne JS (wie unnötig!), aber braucht man auch kaum, da man mit [C⌘]+[F] schon alles erreicht; auf snapcraft bleibt die Homepage ohne JS ziemlich blank, dafür funktioniert das Suchfeld … Und im Distro-eigenen App-Store wird ohnehin das Passende gefunden :)