Zum Wochenende: Lässt KI die Blase platzen?
Fr, 12. Mai 2023, Ralf Hersel
Wie so oft, werfen meine Artikel-Überschriften mehr Fragen auf, als sie den Artikel-Inhalt beschreiben. Ja, das kann man als Clickbaiting bezeichnen. Bei GNU/Linux.ch ist das aber nicht negativ gemeint, weil wir in den Artikeln keine Werbung betreiben, euch nichts verkaufen wollen, nichts tracken und ohnehin ganz lieb sind. Mir macht es einfach Spass, Titel zu schreiben, die auf den ersten Blick ein wenig in die Irre führen.
Nicht nur GNU/Linux.ch, die Free Software Foundation Europe und viele andere Organisationen und Vereine der Community grübeln seit Langem darüber nach, wie man die Blase platzen lassen kann. Die vielen Veranstaltungen, Podcasts und Webseiten wälzen sich mehr oder weniger im eigenen Saft. Es bringt nichts, Überzeugte zu überzeugen.
Deshalb werde ich in diesem Wochenendbetrag die neuen Götter befragen, wie man die Eule nicht nach Athen trägt.
Damit der Artikel nicht zu feuilletonistisch wird, stelle ich zwei Thesen auf:
- Das Ziel der Community ist es, über Freie Software zu informieren und deren breite Verwendung zu etablieren (siehe auch Pluralismus).
- Antithese: Das Ziel der Community ist es, Freie Software in einem geschützten Raum zu stärken und gegenüber äusseren Einflüssen abzusichern (siehe auch Elitarismus).
Bevor ihr wütende Kommentare zur Antithese schreibt, geht es jetzt ganz locker weiter. Ich habe eine KI befragt, wie man aus der Blase ausbricht. Dazu habe ich Bavarder befragt. Die Frage habe ich in Englisch gestellt, weil das bessere Resultate ergibt:
Hier ist die Frage und die Antwort auf Deutsch:
Frage:
Die Linux-Community lebt in einer Blase. Deshalb ist es schwierig, neue Menschen für freie Software zu begeistern. Welche Möglichkeiten gibt es, aus der Blase auszubrechen?
Antwort (von Hugging Chat):
Um ein grösseres Publikum anzusprechen und diejenigen anzuziehen, die noch nicht Teil der Linux-Gemeinschaft sind oder sich mit Freier Software auskennen, sind hier einige Schritte, die Sie unternehmen können, um aus der "Blase" auszubrechen:
1. Benutzererfahrung im Fokus: Einfach zu bedienende Schnittstellen und übersichtliche Dokumentation können Freie Software auch Nutzern zugänglich machen, die technisch weniger versiert sind oder wenig Erfahrung mit Open-Source-Produkten haben.
2. Emphasize: Die Hervorhebung realer Szenarien, in denen Freie-Software-Lösungen spezifische Probleme von Unternehmen und Einzelpersonen lösen, kann die greifbaren Vorteile der Nutzung dieser Tools verdeutlichen.
3. Kollaboration fördern: Erzählen Sie Geschichten von erfolgreichen Kooperationen zwischen verschiedenen Gruppen, einschliesslich, aber nicht beschränkt auf Studenten, Fachleute, Forscher, Entwickler usw., die zusammenarbeiten, um Freie Software zu verbessern und zu erhalten.
4. Interaktion mit Mainstream-Medien: Arbeiten Sie mit Journalisten, Bloggern, YouTubern, Podcastern und sozialen Influencern zusammen, um Ihre Botschaft einem grösseren Publikum zu vermitteln. Diese Taktik erweitert Ihre Reichweite über traditionelle Fachpublikationen hinaus und zieht Menschen an, die Inhalte über verschiedene Kanäle konsumieren.
5. Lernmöglichkeiten schaffen: Biete anfängerfreundliche Tutorials, Webinare, Workshops, Hackathons usw. an. Führe potenzielle Nutzer in die Grundlagen ein und erlaube ihnen, die Fähigkeiten freier Software in ihrem eigenen Tempo zu erkunden. Praktische Übungen bieten wertvolle Übungen und verringern Einschüchterungsfaktoren beim Ausprobieren von etwas Neuem.
6. Showcase innovative Anwendungen: Präsentieren Sie Projekte, die mit freier Software erstellt wurden, und teilen Sie Fallstudien, die zeigen, wie diese Tools Kreativität und bahnbrechende Errungenschaften in verschiedenen Branchen ermöglicht haben. Durch die Demonstration von Phantasie und Einfallsreichtum spricht diese Botschaft diejenigen an, die nach neuen Ideen und Methoden zur Problemlösung suchen.
Was haltet ihr von diesen sechs Empfehlungen der KI? Ich hätte sie nicht besser schreiben können. Kritiker mögen die Antworten als Gemeinplätze abtun (Was du nicht sagst, Sherlock!) und innovative Ideen fordern (die sie vermutlich selbst nicht liefern).
Nach diesem kurzen Ausflug in die Fantasmen der Künstlichen Intelligenz, komme ich auf den Boden der Realität zurück. Die Antithese postuliert nicht die Öffnung und Verbreitung Freier Software (und auch Freier Gesellschaft), sondern deren Abschottung. Der Gedanke hinter dieser Antithese beruht auf jahrelanger Erfahrung meinerseits. Bevor ich fortfahre, möchte ich ganz klar sagen, dass es sich um eine These, und nicht um eine Überzeugung handelt. Diese These stelle ich in den Raum, damit darüber diskutiert werden kann.
Wer die Angelegenheit nicht schwarz/weiss betrachten möchte (These/Antithese), kann sich auch fragen, wie hoch der eigene Missionierungs-Level ist. Level 0 wäre: "Ich fühle mich wohl in der Community. Was die anderen machen, ist mir egal. Wenn jemand Freie Software nutzen möchte, kann er oder sie es ja tun." Level 10 wäre das Gegenteil: "Ich fühle mich erst dann wohl, wenn sich Freie Software überall durchgesetzt hat. Deshalb nutze ich jede Gelegenheit, um andere zu überzeugen. Die Leute müssen zu ihrem Glück gezwungen werden." Zwischen diesen Extrempositionen gibt es beliebig viele Zwischenstufen. Wo siehst Du Dich?