Was Freie Software auszeichnet

  Lioh Möller   Lesezeit: 3 Minuten  🗪 2 Kommentare

Die grosse Stärke von Freier Software ist, dass sie einfach nutzbar ist und sich mit wenig Aufwand an die eigenen Bedürfnisse anpassen lässt.

was freie software auszeichnet

Heute hatten wir in unserer Talk-Gruppe eine interessante Diskussion über neue Technologien wie beispielsweise Wayland (was nun auch nicht mehr ganz so neu ist). Dabei ging es primär um die Vorteile der Architektur hinsichtlich der Sicherheit, welche auf der Hand liegen, hier allerdings nicht weiter ausgeführt werden. Dabei gilt die Annahme, dass Applikationen grundsätzlich potenziell böse sind und der Anwender dies entweder nicht mitbekommt, oder aufgrund seines fehlenden Wissens nicht in der Lage ist, dies zu bemerken.

Entwicklungen wie diese stammen primär aus der Mobilfunkwelt, denn dort sind eine Vielzahl von sicherheitskritischen Apps im Umlauf und Sandboxing hilft dabei diese zu isolieren.

Doch die dazugewonnene Sicherheit bringt auch eine eingeschränkte Zugreifbarkeit mit sich. Dienste sind plötzlich nicht mehr ohne weiteres nutzbar oder Anwendungen lassen sich nicht mehr mit Root-Rechten ausführen.

Für einen Anwender, der keine Modifikationen am System vornehmen will, stellt dies oftmals keine unmittelbaren Nachteile dar. Diese wählen allerdings zumeist auch nicht Linux als Betriebssystem.

Was das in die Jahre gekommene Xorg betrifft, so sagte Marus J. Ranum einmal:

If the designers of X-Windows built cars, there would be no fewer than five steering wheels hidden about the cockpit, none of which followed the same principles – but you'd be able to shift gears with your car stereo. Useful feature, that

Diesen Hinweis meinte er als Sicherheitsexperte natürlich ironisch, doch tatsächlich stellt genau dies eine der herausragenden Eigenschaften von Freier Software dar.

Damit soll gar keine Lanze gebrochen werden für Xorg, denn Wayland ist tatsächlich eine innovative Zukunftstechnologie. Wichtig ist allerdings die ursprünglichen Stärken von Linux, namentlich die einfache Zugänglichkeit und die Möglichkeit, mit wenig Aufwand Dinge zu nutzen und zu verändern, nicht zu vergessen.

Projekte wie Wayland neigen dazu alles Bisherige als unbrauchbar darzustellen und anstatt vorhandene Lösungen wie Xorg zu verbessern, etwas Eigenes auf der grünen Wiese zu beginnen.

Dazu ein Zitat von Wikipedia:

Høgsberg could have added an extension to X as many recent projects have done, but preferred to "[push] X out of the hotpath between clients and the hardware"

Das hat Vorteile für den Entwickler, dabei wird aber oft ausser Acht gelassen, dass auch Xorg durchaus Stärken hat, in den zuvor geschilderten Bereichen.

Was übrig bleibt ist meist verbrannte Erde und es besteht die Gefahr, dass Linux sich zu einem 0-8-15 Betriebssystem ohne Werte entwickelt. Damit wäre es austauschbar und die eigentlichen Stärken würden mittelfristig in Vergessenheit geraten.

Bildquelle: Wasteland von Budhiargomiko - Lizenz CC-BY-SA 4.0

Tags

Xorg, CC-BY-SA, Wayland, Linux, Stärken, Stärke, Zukunftstechnologie, Zugreifbarkeit

👓
Geschrieben von 👓 am 16. November 2021 um 18:48

Ich sehe keine verbrannte Erde. Wenn ich Artikel bei Golem oder heise lese, dann verstehe ich das so, dass:

  • Viele xorg entwickler nun auch an Wayland programmieren.

  • Die xwayland instanzen sehr gut funktionieren.

  • Und mittlerweile so wohl auch eine abgespeckte Version von xorg als xwayland entstanden ist.

Die einzige Spur von angekokelter Erde sehe ich beim Thema Netzwerktransparenz. Sonst eigentlich nirgends.

Harmonischer kann doch fast keine Ablösung vonstatten gehen. Hier ist auch eines der wenigen male wo ich finde, JA, die Neuentwicklung auf grüner wiese war richtig. Ganz besonders, weil die Community sich nicht aufgespalten hat.

Lioh
Geschrieben von Lioh am 16. November 2021 um 19:28

Wayland ist zunächst einmal im stillen Kämmerlein eines Red Hat Angestellten entstanden, der bis anhin auch als Xorg Entwickler tätig war. Siehe dazu auch: https://hoegsberg.blogspot.com/2008/11/premature-publicity-is-better-than-no.html

Dabei hat er von vornherein ausgeschlossen, die Lösung als Xdmx zu implementieren, so wie es sonst üblich gewesen wäre.

Daraufhin hat sich Keith Packard stark in für eine Unterstützung von X unter Wayland eingesetzt, wobei der Impuls vom Xorg Projekt ausging.

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Projekten, welche auf X aufbauen und bisher nur durch starke Eigenleistung erreichen konnten, dass Ihre Software auf Wayland mehr oder weniger funktioniert, wie zum Beispiel KDE Plasma. GNOME hingegen, welches ebenfalls hauptsächlich im Red Hat Umfeld entwickelt wird, hatte diese Schwierigkeiten nicht.

Anderen Projekten wie Xfce steht der Wechsel immer noch bevor.

Ich möchte nicht sagen, dass Wayland nicht letztendlich die Zukunft sein wird und X lediglich als Legacy System angesehen wird. Der Weg bis dorthin ist allerdings noch lang und die Kommunikation sowie die Zusammenarbeit auch ausserhalb der Displayserver Entwickler hätte durchaus besser sein können.