Wie navigierst Du? Karten-Apps: Von "Datenschleudern" und "Funktionsmonstern"

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In einer kleinen Umfrage haben wir gefragt, welche Karten-App Ihr nutzt und vor allem: Warum? Was zeichnet die verschiedenen Apps aus und welche Apps können für verschiedene individuelle Anforderungen empfehlenswert sein?

wie navigierst du? karten-apps: von "datenschleudern" und "funktionsmonstern"

Im September habe ich eine kleine Umfrage erstellt, in der es u.a. um die bevorzugte Karten-App und die Gründe für deren Nutzung ging. Hier sollen nun verschiedene der Karten-Apps vorgestellt und auf Basis der Umfrageantworten Empfehlungen abgeleitet werden, für welche Anwendungsbereiche, Anforderungen und User-Vorlieben die verschiedenen Anwendungen geeignet sein können. Für diesen Artikel habe ich die Antworten ausgewertet, die vom 6.-23.9.2023 an der Befragung teilgenommen haben. Die Umfrage umfasste auch noch weitere Fragen, die ich noch später auswerten werde für einen weiteren Artikel, in dem es u.a. um die Potentiale für die Mitarbeit an OpenStreetMap gehen wird. Die Auswertungen hier beziehen sich auf die ersten 1.269 Befragten, von denen 1.260 Angaben zu Karten-Apps gemacht haben. Vielen Dank an Alle, die sich an der Befragung beteiligt haben!

Die erste Frage lautete: "Welche Karten-App nutzt Du hauptsächlich zur Navigation/ Orientierung?"Hier waren die (vermeintlich häufigsten) 12 Karten-Anwendungen gelistet, plus die Option eine andere App einzutragen. Die allgemeinen Anteile der einzelnen Apps in der Umfrage sind für sich wenig aussagekräftig, denn die Stichprobe bildet sehr stark die Verbreitungswege ab.

Zur Stichprobe der Befragung:
58% der Befragten haben im Fediverse von der Befragung erfahren, 28% auf Gnulinux.ch und nur 13% (163 Personen) "auf einem anderen Weg".
Wirklich aussagekräftige (repräsentative) Vergleichzahlen gibt es m.W. allerdings auch nicht (Hinweise gerne als Kommentar), nur bspw. Download-Zahlen der beiden großen App-Stores, die zum einen alternative Quellen nicht beinhalten. Zum anderen ist bei Mobilgeräten i.d.R. eine Karten-App des jeweiligen Betriebssystems vorinstalliert vorhanden, und kann unabhängig davon, ob die App genutzt wird, auf den meisten Geräten nicht deinstalliert werden.
Im Fediverse wurde mein Aufruf zur Befragung immerhin 177 Mal geteilt. Man kann also zumindest davon ausgehen, dass die Ergebnisse hier nicht nur für meine Bubble gelten.
Mein Anliegen, die Umfrage auch in anderen sozialen Netzwerken (in denen ich nicht aktiv bin) zu verbreiten, ist gescheitert: nur 18 Personen gaben dies als Zugangsweg an, so dass diese Gruppe mit den anderen, die "auf anderem Weg" von der Befragung erfahren haben, wieder zusammengefasst werden musste und es keinen Sinn macht, diese Gruppe separat auszuweisen.

gnulinux.ch-Leserschaft nutzt zu 43% OSMand

Dementsprechend ist die unter den Befragten am häufigsten genutzte App "OSMand" mit 36%, gefolgt von Google-Maps mit 24% und Organic Maps mit 13%. Etwas interessanter sind die Verteilungen nach Zugangswegen:
Unter den Befragten, die über gnulinux.ch auf die Befragung aufmerksam wurden, sind erwartungsgemäß die Anteile der OSMand- (43%) und Organic Maps-User (15%) nochmals überdurchschnittlich hoch. Immerhin 18% aus der gnulinux-Community gaben jedoch auch Google Maps als ihre bevorzugt genutzte Karten-Anwendung an, Apple Maps wird hier nur von gut 3% genutzt. Bei den Fediverse-Usern sind es 35%, die OSMand, und 23%, die Google Maps, sowie 9%, die Apple Maps nutzen.
Befragte, die "auf anderem Weg" zur Befragung gelangten, gaben zu 43% Google Maps und "nur" zu 22% OSMand an.
Interessanter sind aber die Antworten zur offenen Frage "Aus welchen Gründen ist dies Deine bevorzugte Karten-App?":
Hier habe ich aus den Antworten deduktiv Kategorien abgeleitet und die Antworten in folgende Kategorien codiert: Datenqualität, Einfache Bedienung, Open Source/ FOSS, Funktionen, Offlinenutzung, Optik, Datenschutz/trackingfrei, Verkehrsdaten, Gewohnheit/war vorinstalliert sowie Sonstige Gründe.
Unabhängig von der genutzten App wurden Aspekte der Datenqualität (27%) am häufigsten genannt, gefolgt von Open Source (24%) und Option zur Offlinenutzung (23%). 13% der Befragten haben hier keinen Grund angegeben, in vielen Antworten wurden mehrere Gründe genannt, durchschnittlich 1,8.
Im Text werden ein paar Beispielantworten zitiert, die gesammelten Antworten zu der Frage sind im Anhang verlinkt.

Proprietäre Karten-Apps

Google Maps

Unter den Befragten gaben 24% Google-Maps als ihre bevorzugte Karten-App an (in der Gesamtbevölkerung dürfte der Anteil wohl noch weitaus höher liegen, s.o.).

"war vorinstalliert, genügte mir"

Bei den Hauptgründen für die Nutzung von Google Maps zeigen sich vor allem zwei verschiedene Gruppen: Zum einen diejenigen, die sich gar keiner Alternativen bewusst sind ("Von den anderen noch nie gehört") und es aus "Gewohnheit" bei den vorinstallierten Apps belassen. 26% der Google Maps-User antworteten im Sinne von "war vorinstalliert, genügte mir". Zum anderen wurde von sehr vielen Usern die Funktionen zu Staumeldungen hervorgehoben (40% der Google-Maps-User):

"Ich fahre beruflich und die Echtzeit-Verkehrsdichte-Anzeige ist das entscheidende Kriterium".

Ob und wie viel Live-Verkehrsdaten wirklich zu besserem Routing beitragen, kann ich nicht aus eigener Erfahrung beurteilen. Berechnete Ankunftszeiten mögen sicher zuverlässiger und genauer sein, ob sie auch schneller ans Ziel führen, ist dagegen schwer zu sagen. Hier fand ich folgende Überlegungen eines langjährigen Google Maps Users, der Organic Maps ausgetestet hat, interessant: "Google Maps und Waze haben unsere Erwartungen an die Fähigkeiten von Karten-Apps verändert, ohne uns tatsächlich schneller an unser Ziel zu bringen. Diese Studie zeigt, dass moderne Karten-Apps Staus nicht auf magische Weise beseitigt haben, obwohl sie es geschafft haben, lokale Straßen zu verstopfen, auf denen vorher kein starker Verkehr herrschte (...) Selbst die cleverste verkehrsabhängige App kann Dich nicht viel schneller an Ihr Ziel bringen als eine "dumme" App. Der Verkehr ist wie Energie: Man kann ihn verschieben, aber man kann ihn nicht loswerden."
Von ca. 28% wurde auch die Qualität des Routings, der Suche bzw. die Datenqualität allgemein genannt. Hier wurden aber nur vereinzelt konkrete Aspekte aufgeführt, wenn dann v.a. in Bezug auf "Informationen zu Geschäften, Restaurants", "Aktuelle Öffnungszeiten und Bewertungen" (3%).
Weitere relevante Punkte für einige Google Maps-User sind Einfachheit (18%) und Integration ins OS (10%) bspw. durch "Android Auto".
Auch Google Maps hat zwar wohl grundsätzlich eine Offline-Funktion, diese wird jedoch wahrscheinlich nur äußerst selten genutzt und wurde auch nur von 0,8% der Befragten, die Google-Maps nutzen, als Begründung angegeben (gegenüber 19% von allen Befragten).
Ein paar Befragte haben auch angegeben, dass sie selbst Inhalte für Google-Maps liefern: "Kann selbst Rezensionen für Einrichtungen abgeben, Einträge vornehmen, Fotos einfügen. Ein Mitmach-Netz, kostenlos nutzbar und einfach nutzbar per Smartphone" Hier gab es aktuell sogar einen Aufruf von Google, sich als ehrenamtliche "Road Mapper" zu beteiligen. 
Ein besonders kritischer Punkt bei der Nutzung von Google-Produkten ist natürlich der Datenschutz: mobilsicher.de hat einige Hinweise erstellt, wie die Datenübermittlung (zumindest etwas) reduziert werden kann, doch auch damit bleibt die Nutzung von Google Maps ein "Privatsphäre-Alptraum". 

Einige User, die Google Maps derzeit hauptsächlich nutzen, sind auch grundsätzlich interessiert, sich nach offenen,  datenschutzfreundlichen Alternativen umzusehen: "Ich würde gerne verstärkt OpenSource bzw. FLOSS Karten-Apps benutzen (wie Gnome Karten)".

Apple Maps

Apple Maps wurde von 7,2% als hauptsächlich genutzte Karten-App angegeben. Der häufigste Aspekt, den Apple Maps-User genannt haben, ist die Integration der App in das OS (43%).

"Beste Integration in mein Telefon Ökosystem"

Weil es vorinstalliert war/ aus Gewohnheit nannten 29% und die Optik ist für 22% entscheidender Faktor. Funktionsumfang (10%) und Verkehrsdaten für Auto-Navigation (6%) spielen für Apple Maps-User dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Relativ häufig wurden mit 15% auch Datenschutzgründe genannt, natürlich insbesondere im Vergleich bzw. in Abgrenzung zu Google.
Eine Person schreibt: "Vorinstalliert und ich vertraue Apple, dass sie meine Daten nicht identifizierbar speichern." eine andere "Apple Maps ist für mich der Kompromiss aus Datenschutz (z.B. ggü. Google Maps) und guten Verkehrsdaten und funktioniert übergreifend auf allen meinen Applegeräten und CarPlay."
Ob dieses Vertrauen in Apple gerechtfertigt ist, ist eine komplexe Frage, die hier nicht differenziert betrachtet werden kann. An dieser Stelle nur einige Anmerkungen und Verweise dazu:
Beim Vergleich von Google und Apple scheint es zwar relativ klar, dass Google noch "skrupelloser bei der Datensammlung"  vorgeht als Apple. Doch auch Apples "Äußerungen zum Datenschutz wirken (...) eher wie ein leeres Werbeversprechen und nicht wie echter Datenschutz". Google hat in dieser Hinsicht sicher noch mehr zu bieten, aber auch Apple wurden schon zu genüge Datenschutzvergehen nachgewiesen: Die Studie "Mobile Handset Privacy: Measuring The Data iOS and Android Send to Apple And Google"  zeigt u.a. auf: "Both iOS and Google Android transmit telemetry, despite the user explicitly opting out of this." So wurde "Apple vorgeworfen, die Daten der Nutzer:innen zu sammeln, obwohl die Analyseeinstellungen auf den iPhones deaktiviert waren".  und auch ein "Großteil angeblich trackingfreier iOS-Apps sammelt heimlich Daten" wie Netzpolitik aufdeckte. Sicherheitsforscher Mike Kuketz kommt zu dem Zwischenfazit: "Beim Schutz seiner Daten kann sich der Nutzer weder auf Google noch Apple verlassen." Soviel an dieser Stelle dazu.

Neben Integration, Optik und Gewohnheit wurden von Apple Maps-Usern auch einige weitere Punkte u.a. in Bezug auf die Funktionalität genannt, jedoch nur vereinzelt.
Eine Person schreibt: "Sie ist einfach zu benutzen, schnell und hat alle nötigen Funktionen. Sie ist nicht von Google, sondern von Apple, die soweit ich weiß, weniger personenbezogene Daten sammeln und denen ich etwas mehr vertraue/für seriöser halte. Außerdem gefällt mir die 3D-Ansicht. Apple Maps hat im Gegensatz zu OSM auch Satellitenbilder."
Von Einzelnen wird auch die Qualität der Daten bzw. der Navigation positiv erwähnt, zum Teil auch in Bezug auf ÖPNV. Hier schreibt eine Person: "Ich bin grundsätzlich immer mit dem ÖV unterwegs. Auch auf Reisen im Ausland etc, Apple Maps hat für mich - die mit Abstand beste ÖV Navigation. So zeigt sie z.b. wenn man in einem U-Bahn Bahnhof in Berlin auf einen Bus umsteigen muss, und der Bahnhof verschiedene Ausgänge hat genau an welchen Ausgang man nehmen muss. Während bei anderen Map Anwendungen nur steht "Platz so und so auf Buslinie XY umsteigen", eine andere "Daher Fussgänger und ÖV Navigations sind für mich persönlich das KO Kriterium und hier brilliert Apple Maps. Es werden auch in Echtzeit Abfahrzeiten, Verspätungen etc. angezeigt."

Für diejenigen, für die eine 100%ige Integration in das Ökosystem des OS höchste Priorität hat, ist die Nutzung von Apple Maps auf einem Apple-Gerät sicher naheliegend und kaum zu ersetzen. Für diejenigen, die Wert auf Datenschutz legen, gibt es evtl. auch sinnvollere Alternativen, die auch iOS-kompatibel sind und zum Teil auch Anbindungen bspw. an Apple Carplay bzw. Support für Apple Watch bieten.

Magic Earth

Nicht OpenSource, aber auf Basis von OpenStreetMap-Daten und ohne Tracker ist Magic Earth, das für Android, iOS sowie Huawei erhältlich ist. 6,6% der hier Befragten haben Magic Earth als hauptsächlich genutzte Karten-Anwendung angegeben. Unter den Gnulinux-Befragten sind es sogar 10% und damit Platz 4 der angegebenen Apps. Magic Earth ist zwar nicht quelloffen, aber hier dürfte sicher eine Rolle spielen, dass in der Gnulinux-Community auch überdurchschnittlich oft alternative Smartphone-Betriebssysteme genutzt werden. Denn die App ist die einzige nicht-OpenSource App, die beim (weitgehend) googlefreien Custom ROM /e/OS von Murena vorinstalliert und auch bei iodeOS die empfohlende Kartenanwendung ist.
Magic Earth enthält keine Tracker (allerdings viele und teilweise weitgehende Berechtigungen), die App ist kostenlos und werbefrei, finanziert sich aber nicht mit Datenhandel, sondern hat ein plausibles Geschäftsmodell: "Magic Earth ist eine der wenigen Navigations-Apps, die ganz auf Werbung und Tracking verzichten. Das ist möglich, weil das Unternehmen auch kostenpflichtige Produkte anbietet, die auf Magic Earth zurückgreifen." (mobilsicher.de) Ein Firmensprecher sagt im Interview mit mobilsicher.de: "Wir finanzieren uns durch den Verkauf von Teilen unserer Software an Geschäftskunden, die diese für ihre eigenen Produkte verwenden können. Beispielsweise stellen wir ihnen Entwicklungsbausteine (Software Development Kits) zur Verfügung."
Die Trackingfreiheit ist dementsprechend auch bei den Usern von Magic Earth der am häufigsten angegebene Grund (37%) für die bevorzugte Nutzung. 8% geben auch an, dass sie Magic Earth nutzen, weil es OpenSource sei, was jedoch nicht der Fall ist (wahrscheinlich sind dies v.a. User von /e/OS oder iodeOS, bei denen die App vorinstalliert ist).
Von Vielen wurden aber auch weitere Faktoren hervorgehoben:
Die App bietet Navigation für Autos, Fußwege und Fahrradstrecken sowie ÖPNV, Audionavigation, Alternativrouten, ist sowohl online als auch offline nutzbar, hat eine moderne Optik (u.a. 3D-Ansicht möglich), Satellitenansicht u.v.m.
Die Optik wurde auch von 13% der Befragten als einer der ausschlaggebenden Punkte für die Nutzung der App angegeben.
Auch Verkehrsinfos sowie ein Support für Apple Watch wird geboten ("Hat Apple Car Play, Openstreetmap, wenig Daten werden erhoben"). Für datenschutzbewusste Menschen, die Apple-Maps wegen dieser Funktion nutzen und/oder User, vor allem im Auto unterwegs sind und Google Maps vor allem aufgrund von Staumeldungen, Blitzermeldungen u.ä. verwenden, könnte Magic Earth eine mögliche datenschutzfreundlichere Alternative sein. Die App verfügt laut eigener Aussage über eine "up-to-the minute crowd-sourced traffic integrated with our sophisticated routing engine" (magicearth.com), die Daten dafür stammen von einem "third-party provider". In der Befragung haben einige User diese Funktionen zu Verkehrsinfos auch lobend erwähnt:
"Sie bietet OSM Daten und darüber hinaus gibts auch eine Stau Umfahrung. Eingetragen sind auch Baustellen, Sperrungen. Auch Blitzer sind eingetragen und können gemeldet werden." - "schnelle Routenberechnung, aktuelle Verkehrsinfos".
Für etwa ein Viertel der Magic Earth-User (24%) sind die Verkehrinfos ein entscheidender Faktor, die App zu nutzen.  
Auch die Audio-Navigation und die "Usability" wurde von mehreren Befragten positiv hervorgehoben.

Weitere Dienste

Es gibt eine schier unüberschaubare Auswahl an Karten-Apps und -Diensten.
Bei diesen Apps sind die Fallzahlen in der Befragung z.T. relativ niedrig. Die Prozentangaben sind hier also verstärkt mit Vorsicht zu genießen.

  • Speziell auf Fahrradrouten und Outdoor-Aktivitäten fokussiert ist Komoot, das in diesem Feld wohl den größten Funktionsumfang anbietet. 2,1% der Befragten (ausschließlich Befragte mit Zugangsweg gnulinux oder Fediverse) haben Komoot als am häufigsten genutzte Karten-App genannt. Offline-Karten gibt es bei Komoot aber nur über Bezahl-Abos (swr3). Durch die OSM-Basis gibt es eine sehr gute Datenqualität (von 41% hervorgehoben) und vor allem in Bezug auf für Fahrradrouten relevante Infos wie Weg-Arten und Untergründe. Auch Funktionsumfang (23%) und Optik (14%) wurden häufiger genannt. "In Sachen Datenschutz schneidet die App allerdings nicht gut ab: Standortdaten speichert der Dienst dauerhaft und auch Facebook erhält Nutzerdaten." Die Komoot.App ist im Google-Playstore und im iOS App Store erhältlich und hat 7 Tracker integriert, u.a. von Facebook: "Bei Komoot geht Facebook mit auf Wanderschaft – unabhängig davon, ob das der Nutzer nun möchte oder nicht." Mit der Einbindung von Facebook-Bausteinen hat Facebook anschließend einen Identifier, den sie einer Person exakt zuordnen können.
  • Auch die App Locus (nur Android) ist speziell für Outdoor-Aktivitäten ausgelegt, die Basis-Variante ist kostenlos und bietet online und offline (Rad-)Wanderkarten gespeist aus verschiedenen Kartenquellen, u.a. OSM, aber auch Spezialkarten wie https://www.outdooractive.com/de/ und ist mit Addons erweiterbar. User, die Locus nutzen (1,3%), gaben am häufigsten Aspekte der Funktionalität (75%) an, auch Offline-Nutzung wurde häufig genannt (50%). "Basiert auf OSM und gehört nicht zum Google-Universum" Einzelne User (13%) gaben auch an, dass sie Locus nutzen, weil die App trackerfrei sei, was allerdings nicht stimmt, denn Locus enthält 6 Tracker (Google + Facebook). 
  • Eine ganz andere Zielgruppe als Komoot und Locus hat Here WeGO. Das Unternehmen HERE ist  "mehrheitlich in der Hand der drei Autokonzerne Daimler und BMW sowie der Volkswagen-Tochter Audi und verfügt über eigenes Kartenmaterial, das sie für eigene Anwendungen nutzt und Geschäftspartnern zur Verfügung stellt." Die App ist kostenlos für Android, iOS und Huawei erhältlich und enthält "unauffällige Werbung" (mobilsicher.de).  Die App beinhaltet einen Tracker (Facebook), plausible Berechtigungen und wurde von mobilsicher.de als "in puncto Datenschutz ziemlich gut" eingestuft. Die Here WeGO-User (1,6%) in der Befragung haben am häufigsten die Option zur Offline-Nutzung (53%) positiv erwähnt ("Offline Download vom Karten sowie Gewohnheit seit der Nutzung während der Zeit von Windows Phone").
  • Eine ähnliche Zielgruppe wie Here WeGO hat die App Waze, die sich speziell an motorisierte User richtet und kein Routing für Fuß-, Fahrrad- oder ÖPNV-Wege anbietet. Dementsprechend geben auch 73% der Befragten, die Waze nutzen, die Verkehrsinformationen als wichtigsten Faktor an. Mobilsicher weist auf einige problematische Punkte hin:  Das Unternehmen "bezieht Geo- und Verkehrsdaten von seiner Community – ist aber ein rein kommerzielles Produkt. Der Dienst schaltet Werbung und speichert den Standortverlauf der Nutzer*innen dauerhaft." Die Software war früher quelloffen, seit der Version 3.x ist der Programmcode jedoch unter Verschluss. "Alle nutzergenerierten Inhalte gehören der Waze Mobile Ltd., die seit 2013 zum Google-Konzern gehört." Die App ist kostenlos und für iPhones und Android-Geräte verfügbar. Eine Offline-Nutzung des Dienstes ist nicht vorgesehen. Waze enthält 3 Tracker (Google) und fordert 38 Berechtigungen (u.a. Zugriff auf Kontakte).
  • Mapy.cz ist der Karten-Dienst von Seznam.cz, einem tschechischen Internetportal, der für Tschechien eigene Karten hat, außerhalb dessen OSM-Karten. Eine Person schreibt: "Die optische Darstellung ist gut, Karten sind Open Source, Die App funktioniert gut mit dem Auto, mit dem Fahrrad und auch als grundlegende Wanderapp in der Natur." Ein Großteil der Mapy.cz-User (50%) hob die Optik positiv hervor, auch Datenqualität und Schnelligkeit wurden öfter genannt. "Die optische Darstellung ist gut, Karten sind Open Source, Die App funktioniert gut mit dem Auto." Die App (Android und iOS) enthält allerdings 2 Google-Tracker, Mapy.cz ist aber auch im Browser (auf den ersten Blick) ohne Tracking nutzbar. "In mapy sind die Wanderwegmarkierungen an den Wegen dargestellt. Das erleichtert die Orientierung draußen ungemein. Wanderungen können im Browser sehr schön selbst zusammengestellt werden."
  • Die kostenlose Navigationsapp Maps.me nutzt zwar OSM als Kartenbasis und ist OpenSource, aber "ist vollgestopft mit Trackern und Werbediensten, erfasst extrem detaillierte Geräte-Daten und zeigt wenig Interesse, die eigenen Nutzer aufzuklären" (mobilsicher.de) Wer wert auf Datenschutz legt, hätte aber eine sehr gute Alternative, denn es gibt "einen Fork namens Organic Maps (s.u.), der sich auf Offline-Nutzung konzentriert und besonderes Augenmerk auf Datenschutz legt." 

Open-Source Karten-Apps

Pure Maps

Pure Maps läuft auf SailfishOS, Ubuntu Touch und weiteren Linux-(Mobil-)Systemen.
Sowohl SailfishOS als auch UbuntuTouch haben (abgesehen von Webapps) nur ein relativ kleines Angebot an nativen Apps insgesamt und auch nur wenige Karten-Apps: "Pure Maps von Rinigus ist wahrscheinlich die App mit dem größten Funktionsumfang aller Navigations-Apps die u.a. für Sailfish nativ verfügbar ist. Sie bietet mehrere Kartenstile, umfassende Routenplanung, Standort-Lesezeichen und mit installierter Text-To-Speech (TTS) Lösung auch sprachgeführte Navigation." (sailfishmods.de) PureMaps ist allerdings weder für Android noch für iOS-User verfügbar und wird daher nur von sehr wenigen genutzt (1% der Gnulinux-Befragten).

OSMand

"OsmAnd ist eine Landkarten- und Navigations-Applikation (...). Alle Karten können zur Offline-Verwendung auf dem Smartphone oder Tablet-PC gespeichert werden. Mittels GPS kann OsmAnd auch navigieren (optische Richtungsanzeige und Sprachansagen), mit Auto-, Fahrrad- oder Fußgängermodus. Alle Grundfunktionen funktionieren sowohl online (mit Internetzugang) wie auch offline (ohne Internetzugang)." (OSM-Wiki). Ein ÖPNV-Routing ist in der Testphase. OSMand hat einen riesigen Funktionsumfang, der zudem noch durch Plugins  erweiterbar ist: "Über Erweiterungen lassen sich verschiedene Zusatzinformationen einblenden, beispielsweise Ski- und See-Karten oder Netze des öffentlichen Personennahverkehrs. Sie können auch eigene Orte, Routen und Markierungen in ihrer Karte hinterlegen. Die App ist komplett werbe- und trackingfrei." (mobilsicher.de)

Ein Teil der Addons sowie Anleitungen zu deren Einrichtung und Nutzung sind hier bei IzzyOnDroid verlinkt.
OSMand ist für iOS und Android erhältlich. Die kostenlose App-Version aus F-Droid entspricht der Premiumversion aus dem Play-Store.
Der am häufigsten genannte Grund, OSMand zu nutzen ist für deren User, dass die App Open-Source ist, was 45% nannten, Datenschutzaspekte gaben 23% an. Besonders häufig wurde auch die Offline-Funktion als Vorteil genannt (40%) und oft wurde auch der große Funktionsumfang bzw. einzelne spezielle Funktionen gelobt (33%).
Hervorgehoben wurden im Einzelnen u.a. folgende Funktionen:

  • "Unterstützt auch GPX-Dateien und Knotenpunktnetzwerke."
  • "durch Wikipedia und Wikivoyage gute Reiseapp"
  • "Details wie Bank mit Rückenlehne. + Suche"
  • "Hab Mich an den workflow gewöhnt und es gibt viele Optionen. (Buslinenverlauf anzeigen"
  • "regelmäßige Kartenupdates durch "Layer" lassen sich bestimmte Infoquellen selektiv ein- bzw. ausblenden stark anpassbar"
  • "Verwende sie seit Jahren. Immer zuverlässig. Offline-Karten und man kann Satellitenbilder einblenden."
  • "Viele Funktionen. ZB Möglichkeit Tracks anzuzeigen"
  • "Die vielfältige nutzbarkeit. Insbesodere Markierungen und GPS Tracking"
  • "Vektor-Grafik"

Die Optik wurde von OSMand-User nur selten (4%) genannt, u.a. in Bezug auf die Auswahl verschiedener Kartenstile oder allgemein "Nicht so hässlich wie Google Maps".
OSMand wird auch sehr häufig von denjenigen genutzt, die selbst aktiv an OpenStreetMap mitarbeiten (dazu im nächsten Artikel ausführlicher) und die Möglichkeit, mit OSMand Kartendaten direkt zu bearbeiten, wurde von einigen (2%) auch explizit als wichtiger Grund oder einer der Gründe für die Nutzung von OSMand genannt ("OpenSource und keine Daten-Schnüffelei! Ich kann Fehler sogleich berichtigen oder neue Einträge ergänzen.")

"Guter Allrounder"

OSMand bietet sich sehr gut für alle Fortbewegungsarten an ("Verschiedene Routingprofile für unterschiedliche Fortbewegungen"), muss aber für spezifische Funktionen ggf. entsprechend eingerichtet und konfiguriert werden, um es für die jeweilige Fortbewegungsart zu optimieren. So ist eine Intergration von BRouter möglich, das Fahrradrouten mit Höhenangaben bietet.

"Sehr individuell konfigurierbar und aufgrund der OSM-Daten gut für Radfahrer (in Verbindung mit Brouter) und Fußgänger geeignet."

Viele OSMand-User beziehen sich positv auf Fahrrad- und/oder Fußgänger-Navigation:

  • "Gerade für nichtmotorisierte Navigation auch ohne Internetzugang (abgelegene ländliche gegenden) ist Osmand für mich bisher unschlagbar. Ja es ist leider wenig intuitiv zu nutzen"
  • "beschde Fahrradnavi"
  • "Nutze sie zu Fuß und auf Fahrrad. Höchste Informationen"
  • "Sehr gutes Routing mit verschiedenen Optionen für Fahrrad"
  • "(Oft) Genauere Daten für meine Anwendungsfälle (z.B. Radwege sind mit Richtungsangaben verzeichnet)"
  • "Herunterladen von Karten Detaillierte Wegfindung auch zu Fuß Weitere Informationen zu Höhenunterschieden und Oberflächenbeachaffenheit"
  • "Open Source und gute Routenführung für Radler via BRouter"
  • "Sehr konfigurierbar für meine individuellen Bedürfnisse bei Outdoor Aktivitäten und zum Planen von Wanderungen. Route nach Steigung einfärben"
  • "Mächtiges Tool und für Fußgänger und Fahrradfahrer bestens geeignet."

Einzelne User berichten auch von guten Erfahrungen mit OSMand "als Auto Navi", bspw. "bei der Navigation mit dem Auto habe ich dort die Abbiegespuren vorhanden"
Es ist auch möglich, als Map Overlay Google Live Traffic in OSMand zu integrieren. 

"OSMand ist ein Funktionsmonster"

Um all diese Funktionen zu überblicken und nutzen zu können, ist aber ein wenig Einarbeitungszeit erforderlich. Viele der OSMand-User schätzen aber gerade die individuelle Konfigurierbarkeit, nicht wenige sind davon jedoch auch überfordert ("Die Optionen und Menüstruktur finde ich unübersichtlich") und wären evtl. mit einer Alternative wie Organic Maps besser bedient. "OsmAnd ist ein Funktionsmonster und eher für Fortgeschrittene geeignet."

Organic Maps

Organic Maps wurde hier bereits vorgestellt als "Alternative zu OsmAnd - Leicht zu bedienende Karten-App auf der Basis von OpenStreetMap".
Die App wird von den ursprünglichen MAPS.ME Entwicklern auf der alten MAPS.ME Codebasis entwickelt. Organic Maps beschreibt sich selbst als "eine datenschutzfreundliche, quelloffene Abspaltung der Maps.me-App (früher bekannt als MapsWithMe), die von denselben Leuten gepflegt wird, die MapsWithMe im Jahr 2011 erstellt haben. Organic Maps ist heutzutage eine der wenigen Apps, die 100% ihrer Funktionen ohne aktive Internetverbindung unterstützt. Installiere Organic Maps, lade Karten herunter, wirf deine SIM-Karte weg (dein Betreiber verfolgt dich übrigens ständig) und mache einen Wochenausflug mit einer einzigen Akkuladung, ohne dass ein Byte an das Netz gesendet wird." (https://organicmaps.app/de/)

Einen anschaulichen Einblick bietet dieses Video, in dem sowohl OSMand als auch Organic Maps im Vergleich zu Google Maps vorgestellt werden.
Der wichtigste Aspekt für die Organic Maps-User ist, dass die App Open-Source ist (45%). Weitere Punkte, die sehr oft im positiven Sinne genannt wurden, waren die Offline-Daten (36%), "Datenschutz" (34%) und die einfache Bedienung (34%), hier in vielen Fällen im Vergleich zu OSMand:
Auch einige Befragte, haben explizit angegeben, dass sie OSMand als unübersichtlich, unintuitiv und/oder "überladen" empfunden haben, und daher auf Organic Maps umgestiegen sind. Hier ein paar Beispiele:

  • "Hab mehrere Clients für OSM getestet, Organic sieht gut aus und die Bedienung ist einfach."
  • "Datenschutzfreundlich, intuitiv, schnell, aktuell ("intuitiv" und "schnell" fehlen mir bei OSMand, das ich sonst auch gern verwende). Tolle Community, aktives und kommunikatives Team."
  • "Intuitive UI, besseres Routing als OsmAnd~"
  • "OSMand ist ein wenig zäh in der Bedienung. Organic Maps hat eine elegantere und flüssigere Benutzeroberfläche"
  • "ggü. OSMand leichtgewichtiger und performanter"

Die Optik (17%) wurde auch öfter genannt und unter weiteren Aspekten wiesen auch einige (10%) explizit darauf hin, dass die App besonders schnell sei.

Organic Maps ist ebenfalls vielseitig verwendbar. Sowohl motorisierte User berichten von positiven Erfahrungen mit Organic Maps ("als Auto Navi perfekt"), als auch User, die per Fahrrad ("Auf dem Fahrrad ist Organic Maps straightforward"), auf Wanderwegen ("gut für Wanderungen") bzw. allgemein zu Fuß unterwegs sind.

Besondere Funktionen spielen für die Organic Maps User keine so große Rolle und wurden nur vereinzelt genannt (8%). Der Funktionsumfang von Organic Maps ist zwar wesentlich geringer als bei OSMand, einige besondere Funktionen sind aber durchaus dabei, u.a.:

  • Schritt-für-Schritt-Navigation für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer mit Sprachführung
  • Rad-, Wander- und Spazierwege mit Höhenlinien, Höhenprofilen, Bergspitzen und Steigungen
  • Export und Import von Lesezeichen im KML/KMZ-Format (GPX ist geplant)
  • Darkmodus
  • auch kleinräumige Offline-Karten, die nicht viel Speicherplatz in Anspruch nehmen

Eine weitere Funktion ist die "Möglichkeit quasi nebenbei zu mappen". Auch wenn es nicht die Hauptfunktion der App ist, können mit Organic Maps auch OpenStreetMap-Daten bearbeitet und ergänzt werden. Diesem Thema widmete sich auch der zweite Teil der Befragung, zu der ich bald in einem weiteren Artikel noch im Detail berichten werde.

Organic Maps ist kostenlos erhältlich für Android, iOS und Huawei. Es ist eine sehr gute App zum einen für diejenigen, denen OSMand zu umfangreich und zu kompliziert ist. "Bekanntlich ist OsmAnd die Königin unter den Karten-Apps. Die Anwendung bietet alle nur erdenklichen Funktionen, wodurch ihre Bedienung etwas schwierig ist; gelinde gesagt. Wer diese Vielfalt nicht ausschöpft und sich mit dem Wesentlichen zufriedengibt, dem sei die App Organic Maps aus dem F-Droid Store empfohlen." (https://gnulinux.ch/organic-maps)
Besonders auch für maps.me-User bietet sich Organic Maps als kostenlose und datenschutzfreundliche Alternative an. Auch iOS-Usern wird Organic Maps als "Geheimtipp" empfohlen: "Besonders praktisch ist die Anbindung an Apples CarPlay".

Fazit

Datenschutz

Bei Google Maps und mit Abstrichen auch bei Apple Maps liegt der Fall ziemlich klar, doch "auch Datenschleudern nutzen OpenStreetMap":

Nach Tests von mobilsicher.de schnitten hier insbesondere Maps.me und Komoot in Punkto Privatsphäre sehr schlecht ab: "Google Maps, Waze und Komoot (...) speichern die Standortdaten und Routen nicht nur dauerhaft, sondern verknüpfen sie mit einem Nutzerkonto oder einer eindeutigen Geräte-ID." 

Online- vs. Offline-Karten

Einige User empfinden Offline-Karten als unpraktisch und möchten Karten-Apps ausschließlich im Online-Modus nutzen: "ohne ewige viel zu große und viel zu langsame Downloads". Offline-Karten erfordern Downloads der Karten vor der Nutzung (bspw. ca. 1GB für ganz Deutschland), sollten also optimalerweise vorab im WLAN geladen werden, um sie nicht spontan unterwegs nachladen zu müssen. Unter anderem Organic Maps bietet aber optional auch sehr kleinräumige Karten, so dass sich der Speicherbedarf begrenzen lässt, wenn das erforderlich und absehbar ist.
Vorteile der Offline-Kartenutzung sind auf der anderen Seite: Es besteht unterwegs keine Abhängigkeit von Datendiensten, die App ist jederzeit auch ohne oder bei schlechter Internetverbindung gut nutzbar und die Nutzung ist akkuschonender und mit niedrigerem Energieverbrauch verbunden.
Einige der Apps wie OSMand und Magic Earth sind sowohl offline als auch online nutzbar, andere bieten keine oder nur kostenpflichtige Downloads, wieder andere wie Organic Maps haben ausschließlich einen Offline-Modus.

Qualität der Karten

Bei der Frage, wer nun die "besseren" Karten hat - Google oder OpenStreetMap - gehen die Meinungen auseinander. Es gab vereinzelt zwar auch systematischere wissenschaftliche Arbeiten dazu, ich habe aber keine aktuelleren finden können, sondern nur solche, die 10 oder mehr Jahre zurückliegen.
Google Maps-User beziehen sich, soweit in der Umfrage konkrete Angaben zur Qualität der Karten kamen, insbesondere auf die Bewertungen von Gastronomie und anderen Locations. Wie authentisch und aussagekräftig solche Bewertungen sind, ist eine andere Frage, aber in diesem Punkt hat Google wohl auf jeden Fall quantitativ wesentlich mehr Daten als OSM. Für OpenStreetMap gibt es hier nur in einzelnen Projekten Ansätze, um Angaben zu Gastronomie bzw. allgemeiner Bewertungen von Orten einzubeziehen. In MapComplete sind (vereinzelt) Bewertungen integriert und können mit OpenStreetMap-Account über Mangroove erstellt werden.  Auch in Mapy.cz gibt es Bewertungen (die mit Seznam-Account erstellt werden können).
Einer der Vorzüge von OpenStreetMap, der auch von Befragten wiederholt betont wurde, ist der Detailreichtum der Karten ("hohe Detailschärfe abseits von Straßen"). Auch Digitalcourage schreibt zur Qualität der OSM-Karten: "Die Karten sind beeindruckend detailliert und präzise. Insbesondere Hausnummern und Wege in Parks oder anderen speziellen Gebieten sind meist viel genauer als bei Google Maps. So sind Wanderwege in den bayerischen Alpen verfügbar, bei denen Google Maps das Flugzeug empfehlen würde." 

Zum Teil haben Befragte zwar auch OSM-Karten für Auto-Navigation empfohlen ("OSM ist detailliert - kennt jeden Blitzer im hintersten Kuhkaff."), aber viele der Befragten, die OSM-Karten nutzen und deren Datenqualität loben, beziehen sich auf nicht-motorisierte Fortbewegung:

  • "Gute Kartengrundlage vor allem für Fusswege. Freie Datengrundlage" (OSMand-User)
  • "Openstreetmap-Daten (vor allem bei Fahrrad und Fuß reichhaltiger und genauer als zB. Google)" (OSMand-User)
  • "Super Karten besonders wenn man zu Fuß unterwegs ist" (OSMand-User)
  • "Oft auch Schleichpfade auffindbar" (OSMand-User)
  • "Zeigt auch kleine Wanderwege und Pfade an" (OSMand-User)


Auch mobilsicher.de schreibt: OSM "kennt in manchen Regionen deutlich mehr Straßen und Plätze als Google Maps. OSM ist quelloffen wird in erster Linie durch Freiwillige gespeist. Teilweise enthält es auch andere offene Daten, so sind Geodaten von US-Behörden in Open Street Map eingeflossen." 
Anschauliche Beispiele dazu sind in diesem Thread im Fediverse zu finden, in dem exemplarisch einige Google Maps- und OSM-Ausschnitte aus verschiedenen Orten (u.a. Marseille, Montreal, Berlin, Disneyland) gegenübergestellt sind (weitere Vergleichsbilder: rum3ber.ch und im Artikel "Road Mapper").

Ein Faktor bei der subjektiven Beurteilung der Datenqualität dürfte also sicher die bevorzugte Fortbewegungsart sein. So äußerten sich einige der User, die Karten auf OSM-Basis nutzen:

  • "Bessere Navigation mit Fahrrad als Google Maps."
  • "beste Details und aktuelle Daten."

Bspw. Organic Maps bietet auch einige Funktionen, die sich speziell an nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer richten:

  • Radrouten, Wanderwege und Spazierwege
  • Höhenlinien, Höhenprofile, Gipfel und Steigungen
  • Turn-by-Turn-Navigation für Fussgänger, Radfahrer und Autos mit Sprachführung

Daher macht es je nach Fortbewegungsart natürlich Sinn, unter Umständen auch verschiedene Apps im Wechsel zu nutzen (das wurde hier nicht im Einzelnen erhoben, da es den Umfang der Befragung und den Auswertungsaufwand um ein Vielfaches verlängert hätte). Auch OSMand lässt sich zwar speziell für Auto-Navigation optimieren, ist jedoch keine Out-of-the-box-Lösung dafür wie Google Maps oder Magic Earth.
Die Datenqualität von Google Maps wurde in der Befragung fast ausschließlich für Auto-Navigation gelobt. Für Fuß- oder Fahrradrouten scheint diese wesentlich weniger entwickelt.
Im "Fahrrad-Navi-Test" von swr3 wurden Google Maps auch "erstaunliche Fehlleistungen" attestiert : Zwar bietet der Fahrradmodus verschiedene Alternativstrecken an, aber "Google Maps will immer schnell zum Ziel mit kuriosen Vorschlägen: zur Not fast senkrecht den Berg runter. Immerhin kann ich mir raussuchen, wo genau ich mir den Hals brechen möchte."  

Darüber hinaus gibt es hier vermutlich auch einige regionale Unterschiede. In Gegenden mit aktiver OSM-Community mit vielen Menschen, die Informationen beitragen und aktualisieren, dürfte die Datenqualität von OpenStreetMap unübertroffen sein. Doch es gibt natürlich auch an anderen Stellen auch Lücken. Daher wird es im nächsten Artikel mit einer Auswertung der restlichen Fragen der Umfrage unter anderem um die Frage gehen, wie noch mehr Menschen für die aktive Mitarbeit an OpenStreetMap-Daten gewonnen werden können.

Links:

Dokument mit Auflistung der Antworten 
Dokument mit Tabellen

Vielen Dank an: @datendetektivin für Unterstützung bei der Auswertung und @agrippina für Ergänzungen!

Bildquellen:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:AppleMaps_logo.svg#/media/Datei:AppleMaps_logo.svg
Von Alicia Vianga at AfterBreastCancer - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=99101414
https://wiki.openstreetmap.org/wiki/File:Public-images-osm_logo.svg
https://www.magicearth.com/
Von Organic Map - https://github.com/organicmaps/organicmaps.github.io/blob/dc629c8a8d9fca36257e295f71576082ebb8e218/docs/screenshots/3.jpg, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=106813823
https://f-droid.org/de/packages/de.westnordost.streetcomplete/
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Android_Auto_in_usage.jpg#/media/File:Android_Auto_in_usage.jpg
https://osmand.net/
https://organicmaps.app/de/
https://reports.exodus-privacy.eu.org/de/reports/de.komoot.android/latest/
Von Alicia Vianga at AfterBreastCancer - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=99101414
© OpenStreetMap contributors
http://openwhatevermap.xyz/#3/28.00/18.00

Tags

KartenApps, Navigation, Umfrage, GoogleMaps, AppleMaps, OsmAnd, OrganicMaps, MagicEarth, Komoot, OpenStreetMap, OSM, Android, Ios, Maps

Jonas
Geschrieben von Jonas am 28. September 2023 um 11:55

Wow, Dankeschön für diesen Beitrag. Ich werde mich damit wohl im Winter nochmals intensiv beschäftigen.

chris_blues
Geschrieben von chris_blues am 28. September 2023 um 17:13

OSMand~ ist auch großartig, wenn man mit dem Boot navigieren will! Jede Tonne und jedes Fischernetz ist eingetragen!

ralf
Geschrieben von ralf am 28. September 2023 um 19:20

Als Web-Anwendung ist „https://maps.openrouteservice.org“ sehr gut. Das ist eine Routenplananwendung von „HeiGIT gGmbH“ (Heidelberg Institue für Geoinformation Technology“; eine Gründung aus der Universität Heidelberg. Dieses Institut ist in D durchaus führend, was GeoInformation angeht.

Sie nutzen das kartografische Material von „openstreetmap.org“. Das Routing wird durch Programme aus universitärer Forschung - also hocheffektiv - berechnet. Sie bieten viele Varianten zu ziemlich allen landgebunden Verkehrmitteln.

Darüber hinaus habe sie nicht das Problem von „openstreetmap.org“, dass IP-Daten bei jedem Kartenzugriff ins EU-Ausland übermittelt werden (deren Hauptserver steht im UK).

Zumindest städtisch, ähm in Berlin, werden bessere Routen ausgewiesen. Beispiel: Beim Weg von Steglitz über den Potsdamer Platz zum Hauptbahnhof, führt einen openstreetmap.org als einziger Option über die Potsdamer Straße. Das machen die auch bei expliziter Wahl von „Fahrrad“. Diese ist seit Jahrzenten von Auto verstopft. Alle die aus Potsdam und Süd-West Berlin ins Regierungsviertel oder zum Alex wollen, jukkeln dort entlang.

Dabei gibt es von Steglitz aus eine viel schönere Route; über den Insulaner und dann längs der S-Bahn-Trasse zum Potsdamer Platz.

Die Eine oder der Andere kann es ja für die persönlich Umgebung ausprobieren, was im Vergleich herauskommt und geeigneter ist.

Übrigens openrouteservice.org hat als Schwerpunkt auch das Planen von Routen für Heavy-Load-Vehicles, in Deutsch Schwerlastverkehr. Da müssen erheblich mehr Parameter betrachtet werden. Und per Click-Drag-Releae kann die gefunden Route an bestimmte Wegepunkt angepasst werden und wird sofort neu berechnet.

Ja, das gibt es nur als Webseite und keine App. Dafür ist es möglich die gefundene Route in viele Formate zur exportieren.

Und das alles bekommen Internet-Nutzer ohne Anmeldung, Datenabschöpfen oder Abo. Die Kosten werden von Steuerzahlern (Bildungsetat) und Einnahmen aus spezifischer Unterstützung gewerblicher Kunden bestritten (Hier so wie bei Maigc Earth).

Svendler
Geschrieben von Svendler am 29. September 2023 um 09:07

Vielen Dank für diesen Artikel und die informative Übersicht über die OSM-Navigation. Da ich mein Handy mit GraphenOS betreibe und es vollständig von Google befreit habe, ist meine Auswahl an Navigationsanwendungen etwas begrenzter. Allerdings ist die Datenhoheit für mich wichtiger als Echtzeit-Navigation.

Seit geraumer Zeit nutze ich OsmAnd+ aus dem F-Droid Store. Es funktioniert gut, aber wie andere bereits bemerkt haben, kann es manchmal träge und überladen wirken, und die Benutzeroberfläche ist nicht immer intuitiv.

Dank Ihres Artikels bin ich nun auf Organic Maps aufmerksam geworden, das ebenfalls im F-Droid Store verfügbar ist. Ich werde es mir auf jeden Fall genauer anschauen.

Nochmals vielen Dank für die hilfreichen Informationen!

caos
Geschrieben von caos am 23. Januar 2024 um 20:38

Zumindest vage positive Entwicklungen gibt es nun in Bezug auf Komoot. Nachdem eine Userin den Datenschutzbeauftragten von komoot angeschrieben hatte, kam u.a. die Antwort: "Das automatische Laden des Facebook SDKs wurde jetzt unterbunden, die dafür verantwortliche Funktion wurde identifiziert und entfernt." Ausführlicher hier: https://www.kuketz-forum.de/t/wander-app-komoot-7-tracker-wandern-mit/6671

caos
Geschrieben von caos am 24. Januar 2024 um 08:10

Zumindest vage positive Entwicklungen gibt es nun in Bezug auf Komoot. Nachdem eine Userin den Datenschutzbeauftragten von komoot angeschrieben hatte, kam u.a. die Antwort: "Das automatische Laden des Facebook SDKs wurde jetzt unterbunden, die dafür verantwortliche Funktion wurde identifiziert und entfernt." Ausführlicher hier: https://www.kuketz-forum.de/t/wander-app-komoot-7-tracker-wandern-mit/6671

Blacky
Geschrieben von Blacky am 14. Februar 2024 um 18:19

Magic Earth klang für mich zunächst interessant, aber es bringt natürlich nicht viel, wenn die APP selbst keine Tracker enthält, dafür aber die Google Play Services als Voraussetzung benötigt, die Datenschutz technisch ein wahrer Albtraum sind. Schade, mir fehlt noch eine Karten Software mit Verkehrsinformationen, die auch auf einem Google freien Handy läuft...

caos
Geschrieben von caos am 26. Februar 2024 um 15:49

meines Wissens sind für Magic Earth keine Google-Dienste erforderlich und es sollte auf googlefreien Geräten ohne Einschränkung laufen. Früher gab es die akp auf der Webseite, momentan steht dort in den FAQ: "Ich verwende ein degoogeltes Android-Smartphone, daher nutze ich nicht den Google Play Store. Wie kann ich Magic Earth herunterladen? - Bitte kontaktieren Sie uns unter support@, und wir werden Ihnen einen direkten Link zur APK senden.." https://www.magicearth.com/faq-de/#others-help