Ückück und das Fediverse: Wo ist der Aktivismus?

  Ückück   Lesezeit: 24 Minuten  🗪 5 Kommentare Auf Mastodon ansehen

Teil 2 der kleinen Reihe über Politik im Fediverse dreht sich um Aktivismus und Server für Aktivisti im Fediverse. Um dieses Thema näher zu betrachten, habe ich zwei sehr tolle und mindestens genau so unterschiedliche Serverprojekte zu ihrer Arbeit befragt.

Ückück und das fediverse: wo ist der aktivismus?

Titelbild: In lila gefärbte Menschen von hinten, die ein großes Banner auf einer Straße halten. Darüber in hellgrün die Frage: Wo ist der Aktivismus?

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Das Fediverse kämpft immer noch mit dem Vorurteil, nur ein Sammelplatz für Nerds und Techis zu sein und dass dort eh keine relevanten Themen besprochen würden. Deshalb möchte ich, auch mit dem Hintergrund der vielen Wahlen die 2024 und 2025 in Österreich und Deutschland stattfanden bzw. noch stattfinden werden, zeigen, dass es durchaus gesellschaftliche und vor allem politische Akteur*innen und auch Server im Fediverse gibt.

Im 1. Teil der kleinen Politik-Reihe habe ich deshalb die Frage in den Raum gestellt: "Wo sind die Parteien?". Das Fazit war sehr ernüchternd, da sich nur wenig Parteien finden lassen, die ihre Kommunikation mit den Menschen im Fediverse wirklich ernst nehmen und auch in den Dialog treten und originäre Beiträge schreiben. Aber selbst bei den gefundenen Positivbeispielen gibt es trotz engagierter Einzelpersonen noch viel Platz nach oben bei den Parteien.

Sieht es denn jetzt beim Aktivismus ohne trögen Parteimief besser aus? Zumindest gibt es beim Durchsuchen der Timelines viel mehr Menschen oder Gruppen, die sich z.B. für Rechte queerer Menschen, Klimaschutz oder natürlich auch für netzpolitische Themen engagieren. Auch gibt es einige Server, die allein schon mit ihren Namen darauf hinweisen, dass sie sich mit politischen Inhalten beschäftigen.

Deshalb möchte ich in diesem 2. Teil meiner Reihe über Politik im Fediverse näher auf die Aktivisti eingehen und habe euch dafür wieder zwei Server-Projekte mitgebracht, um sie euch näher vorzustellen.

systemli.social


Der Banner von systemli.social; Ein oranges Fediverse-Symbol auf pixeligen blauen Grund. Darüber in weiß die Schrift: /*connecting activists*/ systemli.org your friendly tech collective

Systemli ist ein linkes Technikkollektiv mit dem Ziel, progressive politische Gruppen und Organisationen zu unterstützen.

Dafür stellen wir vor allem Infrastruktur bereit, um sich digital vernetzen und arbeiten zu können. Ein zentrales Augenmerk ist dabei der datensparsame Betrieb und die möglichst höchste Sicherheit für die uns anvertrauten Daten.

So das Team-Mitglied, mit dem ich ein schriftliches Interview führen durfte.

Bei diesem löblichen und hohen Ziel ist es nur logisch, dass Systemli neben Diensten wie Mail-Services und Etherpads mittlerweile auch im Fediverse aktiv ist. Seit November 2022 betreibt das Kollektiv eine eigene Mastodon-Instanz unter der Adresse systemli.social.

Grund dafür sich näher mit dem Fediverse auseinander zu setzen war, wie damals für viele, die Übername von Twitter durch Elon Musk. Bis dahin nutzten sie im Kollektiv Twitter vor allem um Wartungsarbeiten an ihren Services anzukündigen und für ihren Ticker für Ereignisse wie Demonstrationen. Doch mit Elon Musk als Hausherr, wollten sie nicht mehr auf der Plattform bleiben und haben recht spontan die Domain "systemli.social" gekauft und eine Mastodon-Instanz ausgesetzt. Damals noch als Testballon, um Erfahrungen als Administration zu sammeln. Mit noch wenig Erfahrung in diesem Bereich, dafür aber viel Begeisterung an der Arbeit, merkte das Team schnell, dass es eine Nachfrage in der Community für Accounts auf der eigenen Instanz gab. Daraufhin entschied sich das Team die Registrierung zwar geschlossen zu halten, aber Projekten und Leuten, die sie kennen, einen Account zu geben. Damit war die Zukunft der Instanz gesichert und es stand fest, dass sie weiter betreut werden und nicht bei dem Testbetrieb enden sollte.

Auch wenn es zum Serverstart kein konkretes Ziel gab, stand von Anfang an fest, dass systemli.social keine große Instanz werden sollte. Vor allem sollten Leute und Projekte die das Team bereits kannte und mochte ein zu Hause für ihre Accounts auf systemli.social finden. Später wurde diese Richtschnur auch in ihrer About-Seite konkretisiert:

Die Instanz soll primär ein Ort für den politischen Austausch und Diskurs sein. Wir wollen damit vor allem progressiven linken Positionen im Fediverse einen dezidierten Raum geben und deren Akteur:innen unterstützen. Wichtig ist uns deshalb, Organisationen und Initiativen des globalen Südens und marginalisierte Gruppen über unsere Instanz sichtbar(er) zu machen. Daher sind wir vor allem ein Ort für Personen, Gruppen, Organisationen und Initiativen, die sich primär als politisch verstehen und sich in ihren Zielen und Ansätzen für eine (klima-)gerechtere und sozialere Zukunft einsetzen.

Der Server hat aktuell 134 registrierte Nutze*innen, jedoch ist nur noch ein kleiner Teil von ihnen aktiv. Auch wenn der Wunsch groß war, für das eigene Umfeld mit dem Mastodon-Server eine Alternative zu Twitter zu bieten, war doch leider die große Nachfrage und Aktivität schnell wieder vorbei. Das Team selbst lässt sich von diesem Rückgang nicht entmutigen und ist zufrieden, eine kleine Instanz zu betreiben. So hält sich der Moderationsaufwand auch für das Team, was nach eigener Aussage immer noch zu klein ist, auch im Rahmen und die meisten eingehenden Reports haben User*innen anderer Instanzen zum Inhalt.

Die Climate Justice Server-Familie und die Fediverse Foundation

Der Banner der Climate Justice Server; Viele Symbole aus dem Aktivismus, vor allem Klimaaktivismus, um ein buntes Fediverse-Symbol verteilt. Im Hintergrund ein Sternenhimmel, sodass es aussieht, als wären die Symbole im Vordergrund teil dieses "Universums".

Nicht ganz so klein und beschaulich geht es beim nächsten Beispiel bzw. den nächsten Beispielen zu: Den Climate Justice Servern und der Fediverse Foundation.

Die Geschichte der Climate Justice Server Familie ist eng mit der Geschichte von PaulaToThePeople im Fediverse verbunden.

Sie ist seit 2018 im Fediverse und 2019 Fridays For Future Wien beigetreten. Ihre Klimagruppe wollte sie daraufhin natürlich auch in die Weiten des Fediversums bringen, wobei sie auf wenig Begeisterung gestoßen ist. Das IT Team sagte damals, es gäbe keine Server mit geeigneten Namen und das Social Media Team zeigte auch kein wirkliches Interesse. Also gründete sie climatejustice.global (ursprünglich über Mastohost hehostet), einen Mastodon-Server nur für Gruppen in der Klimagerechtigkeitsbewegung. Da die Nachfrage für einen Server für Einzelpersonen oder andere Akteur*innen in der Bewegung jedoch ebenfalls sehr groß war, gründete sie nur 5 Monate später bereits climatejustice.social, wo auch aktuell ihr eigener Haupt-Account liegt.

Mein Zeil mit den ClimateJustice Instanzen war es, die Klimabewegung ins Fediverse zu bewegen. Da gab es eine Zeit, wo das ganz gut geklappt hat, aber viele Gruppen sind jetzt wieder inaktiv und kümmern sich lieber um die überwachungskapitalistischen bis faschistischen Plattformen und glauben da gegen die Algorithmen, die für das Verstärken von hasserfüllten Stimmen programmiert sind, was anrichten zu können.

beschreibt Paula ihre Intention zu der Gründung der Climate Justice Server.

Später kamen noch das Wiki-Projekt JoinFediverseWiki, die Österreichischen Lokal-Server wien.rocks und fedi.at zu Paulas Portfolio hinzu. Außerdem gründete sie nach Elon Musks Twitterübernahme und dem damit verbundenen großen Interesse am Fediverse den Mastodon-Server climatejustice.rocks. Der Andrang auf climatejustice.social und climatejustice.global war damals schlicht überfordernd und es sollte eine Ausweichmöglichkeit geschaffen werden. Der Server climatejustice.rocks soll jedoch bis Ende des Jahres wieder geschlossen werden, da er als Ausweichmöglichkeit nicht mehr benötigt wird.

So viele Server bei nur einer Betreiberin? Paula fand ein Team und Unterstützung bei einem kleinen FediTreff bei Paula zu Hause im Jahr 2022. Dort wurde der Grundstein für den Verein Fediverse Foundation gelegt. Bei diesem Treffen war auch David dabei, der anbot, das Hosting zu übernehmen und außerdem die Idee der Vereinsgründung anstoß. Paula war begeistert und schnell fanden sich weitere Leute, die den Verein mit gründeten und sich engagieren wollten. Ziel war das Hosting der bestehenden Server der Mitglieder zu professionalisieren und die Finanzierung sicher zu stellen. Auch wenn Paula die Obperson ist, so haben alle Vereinsmitglieder das gleiche Stimmrecht wie der Vorstand.

Die Instanzen, die zur FediverseFoundation gehören, werden von den Vereinsmitgliedern gemeinsam moderiert und die anderen von den jeweiligen Communities. Ursprünglich waren die ClimateJustice Instanzen auch Angelegenheit des Vereins, aber wir haben dann beschlossen, dass es mehr Sinn macht, die Instanzen, die gewisse Werte repräsentieren und die, die für die allgemeine Bevölkerung gedacht sind, zu trennen. Das spiegelt sich auch in dem Regelwerk wieder. Auf den ClimateJustice Instanzen haben wir (also ich und die anderen Moderator*innen) ein Set an Prinzipien definiert und die Regeln mehr nach dem Schema "Wir stehen für..." als nach dem Schema "Du darfst/darfst nicht..." geschrieben.

fasst Paula die aktuelle Struktur zusammen.

Der Verein besteht mittlerweile aus acht Aktiven plus einigen Backup-Personen für die Hosting-Aufgaben und konnte mit mtg.garden noch einen ganz neuen weiteren Server gründen, mit social.fairphone.community der Fairphone-Community einen neuen Server bieten und hat mit dem Neuaufsetzen des Lemmy-Servers feddit.org (die Geschichte des Servers feddit.org und der Plattform Lemmy wäre einen gesonderten Artikel wert) vielen Lemmy-Nutzenden ein neues zu Hause schenken.

Das Team hinter den Climate Justice Servern besteht aktuell aus fünf Personen, wobei Paula die Administration übernimmt und weitere vier Personen bei der Moderation unterstützen. Allerdings handelt es sich um so eine aktive Community, die sehr darauf bedacht ist problematische Inhalte zu melden und auch z.B. auf Anregungen vom Moderationsteam konstruktiv reagiert und ggf. ihre Kommunikationsweise reflektiert, dass das Team eigentlich durch die Mitarbeit der Nutzenden viel größer ist.

Die Professionalisierung hat in meinen Augen also sehr gut funktioniert. Aber auch wenn einige der Nutzenden für die Server spenden, so können die laufenden Kosten leider immer noch nicht gedeckt werden. Falls ihr also bereits in vorweihnachtlicher Spendenlaune sein solltet, bei der Fediverse Foundation wären euer Geld mit Sicherheit gut aufgehoben.

Eine Übersicht über die Server der Fediverse Foundation, auch mit Angabe der monatlich aktiven Nutzenden, habe ich ebenfalls von Paula erhalten, die ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte:

URL

Zugehörigkeit

Nutzer*innen (MAU)

Gründung

climatejustice.social

ClimateJustice

755

2020-07-18

climatejustice.global

ClimateJustice

76

2020-02-17

climatejustice.rocks

ClimateJustice

90

2022-11-07

mtg.garden

?

10

2023-04-30

social.fairphone.community

Fairphone Community

6

2023-07-03

fedi.at

FediverseFoundation

98

2022-07-06

tyrol.social

FediverseFoundation

133

2022-05-06

wien.rocks

FediverseFoundation

522

2022-08-28

joinfediverse.wiki

?

3

2022-01-01

feddit.org

Feddit Community

1140

2024-06-21

Gesamt

2833







Bei so vielen Servern mit teils doch so genau definierten Nutzendengruppen sind auch einige besondere Maßnahmen bei der Aufnahme angeraten. Paula beantwortet die Fragen nach Voraussetzungen für die Nutzung der Server und der jeweiligen Zielgruppen wie folgt:

Seit der letzten großen Spam-Welle vor mehreren Monaten sind alle Mastodon Instanzen auf "Registrierung muss genehmigt werden" gestellt und wir lassen nur Menschen rein, die in das verpflichtend auszufüllende Feld zumindest ein kleines bisschen über sich schreiben und wieso sie auf den Server wollen. Auf climatejustice.socail sind wir da tendenziell strenger als auf den anderen Servern und der Grund muss auch irgendwas mit der Klimabewegung zu tun haben - "ich will weg von Musk" reicht also z.B. nicht. Auf climatejustice.global werden natürlich nur Gruppen zugelassen und climatejustice.rocks ist zu, da es ja aufgelöst wird.

Auf climatejustice.global ist es außerdem nicht ganz unwichtig, sicherzustellen, dass die Accounts wirklich von den jeweiligen Gruppen erstellt werden und nicht von irgendwelchen Menschen, die sich als Teile dieser Gruppen ausgeben. Ein einziges Mal hatten wir bisher den Fall, dass eine Gruppe zwei Accounts erstellt hatte, da es zwei verschiedene Ströme innerhalb der Gruppe gab und diese anscheinend kurzfristig nicht ausreichend miteinander kommuniziert haben.

Zielgruppe der ClimateJustice Server ist jede*r und jede Gruppe, die sich als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung sieht und mit den Prinzipien, die wir besprochen haben, was anfangen kann.

Zielgruppen der anderen Server sind Menschen und andere Entitäten, die sich der jeweiligen Region oder dem jeweiligen Thema verbunden fühlen und sich an die Regeln halten.

Die Climate Justice Server Familie und die weiteren Server der Fediverse Foundation richten sich also an viele verschiedene Menschen und Gruppen und geben beachtlich vielen ein zu Hause im Fediverse.

Fazit

Ich bin froh, dass ich einen Blick hinter die Kulissen der beiden Server-Projekte werfen durfte und hoffe, dass mein Bericht für euch ebenso interessant war, wie für mich die Recherche.

Beide Projekte eint das große Engagement der Aktiven, aber leider auch, dass es oft an Menschen, die mit anpacken, Geld oder beidem fehlt.

Besonders beeindruckt hat es mich noch einmal zusammengefasst zu lesen, wie klein eigentlich die Geschichte der Climate Justice Server und der Fediverse Foundation begonnen hat. Es braucht eben manchmal einfach eine Person, die sagt: "Ich mach das jetzt!". Und so kann sich aus dem Wunsch, dass die eigene Gruppe doch im Fediverse aktiv sein sollte, ein so großes Server-Netz mit so vielen Menschen entwickeln, die dieses Netz nutzen und pflegen. Ich finde Paulas Geschichte im Fediverse wirklich inspirierend. Sie ist für mich eine der wahren Held*innen im Fediverse, da sie sich schon lange mit unglaublich viel Herzblut und Hingabe für das Fediverse und dessen Infrastruktur einsetzt.

An den beiden Beispielen zeigt sich, dass die felxibleren Strukturen bei aktivistischen Servern viel mehr Raum zur Anpassungen an aktuelle Gegebenheiten ermöglichen, als in der Parteipolitik. Dafür fehlt es oft am Geld und Unterstützung und mehr Menschen die mit machen, können wir vermutlich immer in der Politik gebrauchen.

Deshalb an dieser Stelle ein großes Danke an alle, ob bei systemli, den Climate Justice Servern oder anderswo, die Aktivisti im Fediverse ein zu Hause bieten und uns allen damit einen Blick über den eigenen Tellerrand ermöglichen.

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Dieser Beitrag ist der sechste Artikel meiner Kolumne hier bei GNU/Linux.ch. An jedem ersten Montag im Monat erscheint ein neuer Meinungsbeitrag von mir zum Fediverse.

Weiterführende Links:

https://podcasts.homes/@ueckueck_und_das_fediverse/episodes/wo-ist-der-aktivismus
https://gnulinux.ch/wo-sind-die-parteien
https://systemli.social/about
https://fediverse.foundation/
https://climatejustice.social/@PaulaToThePeople
https://climatejustice.global/about
https://climatejustice.social/about
https://joinfediverse.wiki/Main_Page/de
https://wien.rocks/about
https://fedi.at/about
https://climatejustice.rocks/about
https://mtg.garden/about
https://social.fairphone.community/about
https://feddit.org/
https://gnulinux.ch/fediverse-serie-willkommen-im-lemmyversum-communitys-im-fediverse
https://tyrol.social/about
https://gnulinux.ch/wzs-ueckueck-und-das-fediverse

Tags

Fediverse, Ückück, Aktivismus, Kolumne, Politik

Karpow
Geschrieben von Karpow am 7. Oktober 2024 um 16:55

Im Fazit heißt es: "An den beiden Beispielen zeigt sich, dass die felxibleren Strukturen bei aktivistischen Servern viel mehr Raum zur Anpassungen an aktuelle Gegebenheiten ermöglichen, als in der Parteipolitik." Ich verstehe den Satz auch nach 3 maligen lesen nicht. Wodurch haben aktivistische Server "viel mehr Raum" (Speicherplatz?) als in der Parteipolitik (die Server dort haben weniger Raum?) ? "Anpassungen an aktuelle Gegebenheiten". Bedeutet es das Anpassen des Mastodon-Server und welche Gegebenheiten sind gemeint?

Aus der Linkliste habe ich mal 5 Seiten aufgerufen und sehe jedesmal einen Mastodon-Server und davon gibt es doch hunderte im Internet. Es bleibt mir vollkommen unklar was diese "flexibleren Strukturen bei aktivistischen Servern", von denen im Artikel gesprochen wird, eigentlich sein sollen. Bedeutet es, dass Mastodon-Server normalerweise andere Strukturen haben als die von Queer- oder Klima-Justice-Leuten?

Schliesslich fällt mir noch dieser Selbst-Widerspruch auf: Erst heißt es "Die Instanz soll primär ein Ort für den politischen Austausch und Diskurs sein." Kurz danach liest man jedoch (mehr als deutlich) das nur bestimmte Leute und alle nur mit der gleichen Intention / politischen Meinung in den vorgestellten Instanzen aufgenommen bzw. reingelassen werden. Wieso glauben Aktivisten dann sie könnten dort einen politischen Diskurs führen und Meinungen austauschen, wenn sie sich da einfach nur eine eigene Bubbble von Gleichgesinnten aufbauen??

Es wäre wirklich toll, wenn der Artikelverfasser ein bisschen Licht ins Dunkeln bringen und vielleicht einige dieser Dinge etwas besser erklären könnte. Vielen Dank.

detente
Geschrieben von detente am 7. Oktober 2024 um 22:27

Zu,m vorletzten Absatz: Jeder kannst dich soch mit den Aktivisten dieser Instanz austauschen. Es werden halt nur "geprüfte" Aktivisten als neue Nutzer der Instanz zugelassen, was nicht heißt, dass nicht ein Jeder mit ihnen kommunizieren kann.

Ingo
Geschrieben von Ingo am 8. Oktober 2024 um 09:51

Keine Ahnung ob es stimmt, aber ich habe im Netz gelesen das nicht alle Mastodon Instanzen untereinander federieren. Einige sogar aktiv und bewusst von mehreren geblockt werden. Eben besonders wegen politischen Themen. Gerade gefunden: https://gnulinux.ch/fediverse-blockierte-instanzen

Experte
Geschrieben von Experte am 8. Oktober 2024 um 12:30

Die Volksfront von Judäa will nicht mit der Judäischen Volksfront zu tun haben.

Ückück
Geschrieben von Ückück am 8. Oktober 2024 um 19:20

Hi, die Autorin hier. Bitte nicht gleich davon ausgehen, dass es sich um einen Autor handelt, nur weil es um Technik geht.

Also ein wenig zu Teil 2 deiner Fragen haben die anderen Menschen unter deiner Frage bereits schneller beantwortet, als ich. Es geht darum, dass der Server eine Art "Basis" für Leute mit einem ähnlichen Weltbild ist, was zum einen ja nicht bedeutet, dass sich die Accounts auf dem Server in allem einig sind und zum anderen auch nicht, dass sie nicht mit Menschen und Gruppen außerhalb des Servers schreiben.

Deine Rückfragen lasen sich, als würdest du dich im Fediverse bzw. mit dessen Struktur ganz gut auskennen. Themenserver sind dort ja nichts Ungewöhnliches, ich z.B. bin im Team von dresden.network, einer Instanz gezielt für Menschen aus Dresden und Umgebung. Durch die verschiedenen Timelines haben die Leute dann auf den Servern mit dedizierten Themen auf der lokalen Timeline eben vor allem Beiträge zu dem Thema zu lesen, wo sie denken, am Besten hinzugehören und es ist auch leichter Gleichgesinnte zu finden. Für Diskussionen außerhalb der eigenen Bubble gibt es dann ja zum Glück noch die anderen Server in der Föderation. Das Fediverse ist ja eben ein Netzwerk und endet nicht mit dem eigenen Server.

Zu der Frage bezüglich des Fazits bin ich wiederum nicht sicher, ob ich dich verstehe, aber ich versuche mich an einer Antwort: Es geht nicht um Speicherplatz, sondern um Aktions- bzw. Handlungspielraum. Wie in Teil 1 mit den Beispielen der Parteiserver (ist mit oben verlinkt) beschrieben, dauert es dort zum Teil, bis die Server aufgesetzt werden, es gibt Beschlüsse von Vorständen dazu oder wenn es ein felxibleres Arbeiten geben soll, werden Parallelstrukturen aufgebaut oder genutzt, wie bei den Grünen mit deren Verein Netzbegrünung. Außerdem haben mir beide Partei-Beispiele beschrieben, dass die Angebote eher mäßig angenommen werden. In den beiden Beispielen hier hat systemli den Server spontan aufgesetzt und auch ohne viel Aufhebens geöffnet und Paula hat auch einen Auffangserver für die hohe Nachfrage nach der Twitter-Übernahme aufgebaut und kann ihn jetzt einfach wieder, wenn auch mit Ankündigung für die Nutzenden, damit sie umzeihen können, wieder schließen. Die Arbeitsweise ist also flexibler und sie konnten sich auf aktuelle Ereignisse, wie steigende und sinkende Nachfrage, schnell anpassen.

Hoffe, die Antwort hat etwas zum Verständnis beigetragen.

Grüße Ückück