LibreOffice Writer: Nummerierte Kapitel

  Ralf Hersel   Lesezeit: 3 Minuten Auf Mastodon ansehen

Einfache Formatierungen erweisen sich in Textverarbeitungsanwendungen manchmal als komplizierter als nötig. Dieser Artikel zeigt ein Beispiel und die Lösung.

libreoffice writer: nummerierte kapitel

Manchmal verbeisse ich mich in ein Thema. Wer bei GNU/Linux.ch mitliest, hat es bemerkt: Die Textverarbeitung in all ihren Nuancen beschäftigt (nicht nur) mich seit zwei Wochen …

… um nur die letzten Artikel zu nennen.

Eigentlich wollte ich in diesem Beitrag Typst als die ultimative Lösung für fast alle Anforderungen an eine Textverarbeitung proklamieren. Da dies ein längerer Artikel mit praktischen Lösungsvorschlägen werden wird, verschiebe ich ihn auf demnächst. Stattdessen bekommt ihr heute einen ebenso praktischen Tipp geliefert.

Das Problem: Nummerierte Kapitel

Ist das überhaupt ein Problem? Das hängt vom Anspruch und dem Werkzeug ab. Der Anspruch ist sehr einfach. Wer ein einigermassen strukturiertes Dokument schreiben möchte, kommt um strukturierte Kapitel nicht herum. Als Projektleiter und Produktverantwortlicher schreibe ich viele Dokumente, die lang sind und lesbar sein müssen. Das kann ein Projektantrag, ein Statusbericht, eine Software-Spezifikation oder ein Testbericht sein. Dokumente, die länger als 10 Seiten sind, brauchen eine Struktur. Noch eher gilt das für wissenschaftliche Texte oder sehr lange Dokumente.

Diese Anforderung lässt sich mit Textsatzsystemen hervorragend lösen. Wer die steile Lernkurve scheut, wird auf die gängigen Textverarbeitungsanwendungen zurückgreifen. Oder anders gesagt: 90 % der Betroffenen haben noch nie etwas von Textsatzsystemen gehört. Weshalb überwiegend die gängigen Office-Anwendungen zum Einsatz kommen.

Die Herausforderung

Das klingt nicht nach einer Herausforderung, sondern nach Brot-und-Butter-Funktionalität. Dem stimme ich zu; so sollte es sein. Deshalb kommt jetzt ein Test für euch. Öffnet den LibreOffice-Writer auf eurem Computer und erstellt dieses Dokument:

Dabei geht es um das Format der Überschriften. Sie sollen wiederholbar nummeriert sein und vernünftige Einzüge haben. Schafft ihr das in sinnvoller Zeit? Ich habe es nicht geschafft, zumindest nicht in sinnvoller Zeit.

Die scheinbare Lösung

Nun sollte man meinen, dass sich diese 0815-Aufgabe im LO-Writer mit Leichtigkeit umsetzen lässt. Das Einrichten von Titel und Untertitel ist über die gleichnamigen Absatzvorlagen schnell erledigt.

Haha, das ist ja easy. Jetzt noch schnell die Vorlagen für die Überschriften zuweisen und fertig ist die Wurst. Das sieht dann so aus:

Ups, da fehlen die Nummerierungen. Na dann weisen wir der Überschrift ein nummeriertes Gliederungsformat zu. Und schon sieht es aus wie gekotzt:

Der Einzug stimmt nicht, das Format wurde auch ungewollt auf die zweite Überschrift übernommen und dort stimmt der Einzug erst recht nicht. Schlimmer ist, dass die Formatierung nicht einheitlich übernommen wird, was man beim Vergleich von Überschrift Eins.Eins und Überschrift Zwei.Eins sieht:

An diesem Punkt beginnt man an den Formatvorlagen zu schrauben. Das kann zum Erfolg führen; häufig macht man es damit nur noch schlimmer. Die LibreOffice-Entwickler haben diesen Mangel erkannt und die Funktionalität verbessert mit Schminke übertüncht.

Die wahre Lösung

Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, solltet ihr die Finger von den Formatvorlagen für die Überschriften lassen. Stattdessen öffnet ihr den Schminkkasten, den LibreOffice irgendwann einmal nachgerüstet hat. Dabei handelt es sich um eine Art von Zauberer, der die schwierige Anwendung der Formatvorlagen übertüncht. Öffnet im Menü Extras den Punkt Kapitelnummerierung:

Dort wählt ihr die Ebene 1-10 und das Nummerierungsformat 1, 2, 3, ... Nach einem Klick auf OK, sieht die Nummerierung schon viel besser aus. Falls die Einrückungen auf Ebene 2 und 3 usw. noch nicht optimal sind, könnt ihr das in ebendiesem Dialog korrigieren, indem ihr im Reiter Position den Einzug für die Ebene entsprechend einstellt:

Fazit

Was für ein Gewürge. Habt ihr den Test bestanden? Wie lange hat es gedauert, bis ihr die Kapitelnummerierung hinbekommen habt? Hand aufs Herz; das kann es doch nicht sein. LibreOffice-Writer muss eine Extra-Funktion aufbieten, um eine alltägliche Formatierungsaufgabe zu ermöglichen.

Doch vielleicht liege ich völlig falsch, weil ihr das als Super-Spezialo-Anforderung seht, oder eine viel einfachere Lösung im Köcher habt. Wie dem auch sei; in einem nächsten Artikel zeige ich, wie man diese Aufgabe besser löst.

Titelbild: selbst

Quelle: keine

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LibreOffice, Writer, Kapitel, Nummerierung

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