Zum Wochenende: Wer tracked denn da?
Fr, 10. Februar 2023, Lioh Möller
Neulich gab es bei uns in der Community eine Diskussion zu Tracking in Android Apps. Auslöser war eine Frage zur Installation von Apps, inklusive Vorgängerversionen über den Aurora Store. Dabei kam die Frage auf, warum wir insbesondere bei Desktop-Applikationen sehr sensibel reagieren, wenn es um die Nutzerverfolgung geht. Ein Beispiel war Audacity, dessen Integration von Telemetrie zur Erhebung von Nutzerverhalten auf wenig Gegenliebe gestossen ist.
Auf dem Mobiltelefon, welches oftmals mit einer mehr oder weniger Freien Android Variante ausgestattet ist, scheinen diese Grundsätze jedoch eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Handelt es sich dabei um eine Form der Sozialisierung, die dazu geführt hat, eine in Apps integrierte Überwachung, als selbstverständlich hinzunehmen? Sollte nicht auch auf dem Mobiltelefon eine Tracker- und Werbefreiheit der gewünschte Grundzustand sein, genau wie auf dem Linux-Desktop?
Als Resultat versuchen wir die Datensammelwut mit systemweiten AdBlockern wie personalDNSfilter in den Griff zu bekommen, denn eine Browsererweiterung wie uBlock Origin für Fennec ist bei der Nutzung einer klassischen App leider nutzlos.
Welche Möglichkeiten bleiben uns nun? Zunächst einmal sollten wir ein ähnliches Verständnis vom Umgang mit datenhungrigen Apps unter Android entwickeln, wie wir es bereits auf dem Desktop als selbstverständlich erachten.
Falls es mit dem eigenen Komfortverständnis und Workflow vereinbar ist, kann man beispielsweise auf ein Freies Betriebssystem auf dem Handy umschwenken.
Möchte man die Kompromisse nicht in Kauf nehmen, bleibt nur noch die Nutzung von Webapplikationen, sofern dies möglich ist. Mit Fennec lassen sich unter Android beispielsweise für einzelne Webseiten Desktop Symbole erstellen, sodass ein einfacher Zugriff möglich ist. Damit ist der Werbung und der Datensammelei natürlich noch nicht Einhalt geboten. Es empfiehlt sich eine Kombination aus Browser basierten AdBlocker wie uBlock Origin und einer DNS basierten Lösung wie personalDNSfilter oder Rethink DNS zu nutzen. Ergänzt werden kann dies mit einer Firewall über die sich einzelne Apps gar vollständig vom Internet abklemmen lassen.
Ich persönlich hoffe jedenfalls, dass sich das Missverhältnis bald ausgleicht und wir in Zukunft auch bei Handy Apps eine Null-Toleranz Haltung gegenüber dem Überwachungskapitalismus entwickeln, sofern diese nicht bereits vorhanden ist.