Zum Wochenende: Wer tracked denn da?

  Lioh Möller   Lesezeit: 2 Minuten  🗪 4 Kommentare

Auch auf dem Mobiltelefon sollten wir den datenhungrigen Überwachungskapitalismus nicht anerkennen.

zum wochenende: wer tracked denn da?

Neulich gab es bei uns in der Community eine Diskussion zu Tracking in Android Apps. Auslöser war eine Frage zur Installation von Apps, inklusive Vorgängerversionen über den Aurora Store. Dabei kam die Frage auf, warum wir insbesondere bei Desktop-Applikationen sehr sensibel reagieren, wenn es um die Nutzerverfolgung geht. Ein Beispiel war Audacity, dessen Integration von Telemetrie zur Erhebung von Nutzerverhalten auf wenig Gegenliebe gestossen ist.

Auf dem Mobiltelefon, welches oftmals mit einer mehr oder weniger Freien Android Variante ausgestattet ist, scheinen diese Grundsätze jedoch eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Handelt es sich dabei um eine Form der Sozialisierung, die dazu geführt hat, eine in Apps integrierte Überwachung, als selbstverständlich hinzunehmen? Sollte nicht auch auf dem Mobiltelefon eine Tracker- und Werbefreiheit der gewünschte Grundzustand sein, genau wie auf dem Linux-Desktop?

Als Resultat versuchen wir die Datensammelwut mit systemweiten AdBlockern wie personalDNSfilter in den Griff zu bekommen, denn eine Browsererweiterung wie uBlock Origin für Fennec ist bei der Nutzung einer klassischen App leider nutzlos.

Welche Möglichkeiten bleiben uns nun? Zunächst einmal sollten wir ein ähnliches Verständnis vom Umgang mit datenhungrigen Apps unter Android entwickeln, wie wir es bereits auf dem Desktop als selbstverständlich erachten.

Falls es mit dem eigenen Komfortverständnis und Workflow vereinbar ist, kann man beispielsweise auf ein Freies Betriebssystem auf dem Handy umschwenken.

Möchte man die Kompromisse nicht in Kauf nehmen, bleibt nur noch die Nutzung von Webapplikationen, sofern dies möglich ist. Mit Fennec lassen sich unter Android beispielsweise für einzelne Webseiten Desktop Symbole erstellen, sodass ein einfacher Zugriff möglich ist. Damit ist der Werbung und der Datensammelei natürlich noch nicht Einhalt geboten. Es empfiehlt sich eine Kombination aus Browser basierten AdBlocker wie uBlock Origin und einer DNS basierten Lösung wie personalDNSfilter oder Rethink DNS zu nutzen. Ergänzt werden kann dies mit einer Firewall über die sich einzelne Apps gar vollständig vom Internet abklemmen lassen.

Ich persönlich hoffe jedenfalls, dass sich das Missverhältnis bald ausgleicht und wir in Zukunft auch bei Handy Apps eine Null-Toleranz Haltung gegenüber dem Überwachungskapitalismus entwickeln, sofern diese nicht bereits vorhanden ist.

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Überwachung, Tracking, Adblocker, Handy, WzS

UbIx
Geschrieben von UbIx am 19. Februar 2023 um 10:03

Ähhhh, verstehe ich nicht. Habe mein Android schon immer mit so wenig Google apps wie möglich und ai viel FOSS apps von f-droid als möglich benutzt. Selbst wenn ich z.B. Conversations gekauft habe, habe ich es dann doch von f-droid installiert. Auch versuchte ich nicht benötigte Dienste einzuschränken oder gar deaktivieren. Aktuell fahre ich sogar ganz ohne Google account und nur f-droid.

Nach anfänglichen Problemen läuftalles was ich wirklich brauch. WhatsApp, Signal und Telegramm liefen auch vorher nicht oder ich habe bewusst darauf verzichtet.

Lioh
Geschrieben von Lioh am 19. Februar 2023 um 11:36

Das halte och für einen guten Weg. Der 'Konsument' beeinflusst den Markt durch bewusste 'Kaufentscheidungen'. Das sollte dennoch nicht dazu führen, den Überwachungskapitalismus in irgeindeiner Form zu tolerieren, denn nicht jeder ist in der, Lage solche bewussten Entscheidungen zu treffen. Zumal die üblichen Verdächtigen Nutzer gerne durch Komfortfunktionen an sich binden, die Freie Software nicht immer bieten kann, oder will.

Ralf Bäumer
Geschrieben von Ralf Bäumer am 20. Februar 2023 um 09:51

Hallo, seit einiger Zeit verfolge ich die Beiträge zur Verwendung von Custom ROMs um damit den Datenschutz zu erhöhen. Dazu habe ich ein Frage. Es gibt Forscher die behaupten aus den Daten einer Person, Rückschlüsse über die Persönlichkeit einer Person schließen zu können. Wie ist das, wenn eine Person bisher nicht auf Datenschutz geachtet hat und all die schönen Dienste und Webseiten da draußen ein Persönlichkeitsbild erstellt haben und nehmen wir an, es ist ein negatives Persönlichkeitsbild. Jetzt ändert sich die Person zum positiven und jetzt achtet sie auch auf Datenschutz, die Dienste und Webseiten können also nicht mehr das Persönlichkeitsbild aktualisieren und schätzten die Person weiter negativ ein. Wie schätzt ihr dieses Szenario ein? Sollte man wirklich alles Tracking und Datensammeln abschalten?

Lioh
Geschrieben von Lioh am 20. Februar 2023 um 10:16

Hi Ralf,

aus meiner Sicht sollte Tracking in jeder Form unterbunden werden. Dazu musst du wie erwähnt leider aktuell selbst entsprechende Massnahmen ergreifen, bevor dies auf politischer Ebene gelöst wird, was bekanntermassen länger dauert.

Zu deinen Befürchtungen empfehle ich dir gerne den Artikel 'Schere im Kopf': https://gnulinux.ch/zum-wochenende-schere-im-kopf