BookWyrm - der Bücherdrache des Fediverse
Do, 13. April 2023, Michael Fischer
BookWyrm ist ein kostenloses, werbefreies und nicht-kommerzielles soziales Netzwerk für lesefreudige Menschen. Hier kannst Du Deine Büchersammlung dokumentieren, mit anderen über Texte diskutieren, Buchbesprechungen lesen oder verfassen, oder Dir einfach Anregungen holen, was Du als Nächstes lesen möchtest. Die Software ist quelloffen und unter Anti-capitalist Software Licence veröffentlicht. Durch Verwendung des ActivityPub Protokolls funktioniert der Austausch auch mit anderen Diensten aus dem Fediverse. Du kannst also beispielsweise problemlos mit Deinem Mastodon-Account einem Bookwyrm-Account folgen.
BookWyrm ist die Antwort auf das 2013 von Amazon aufgekaufte Goodreads, Aufbau und Design sind sehr ähnlich gehalten. Wenn Du – so wie ich – von Goodreads wechselst, solltest Du Dich recht schnell eingewöhnen können. Da BookWyrm Daten-Import und –Export als .csv unterstützt, kannst Du Dein Profil von goodreads auch verlustfrei mitbringen. Aber auch wenn Du bisher keine vergleichbare Plattform genutzt hast, gelingt der Einstieg dank eines kurzen Tutorials recht schnell.
Wie alle Dienste im Fediverse ist BookWyrm dezentral organisiert. Die Seite Joinbookwyrm listet einige Instanzen in unterschiedlichen Sprachen oder mit thematischen Schwerpunkten. Bei manchen Instanzen muss zunächst eine Einladung angefragt werden.
Sobald Du Dich für eine Instanz entschieden und ein Konto angelegt hast, möchtest Du möglicherweise Deine Lieblingsbücher oder den aktuellen Schmöker in deine digitale Bücherwand stellen. Hierzu kannst Du über die Suchfunktion nach Titel, Autor*in oder ISBN suchen. Falls Du ein Printexemplar eines Buches hast, kannst Du auch einfach aus dem Browser über Deine Gerätekamera den Barcode des Buches auslesen.
Über die Suche bzw. den Barcodescanner lassen sich sehr viele Bücher finden. Sollte das Buch im BookWyrm-Netzwerk noch unbekannt sein, kann über andere Kataloge gesucht werden – bleibt auch diese Suche ohne Erfolg, kannst Du die Buchinformationen auch selbst anlegen. Letzteres empfiehlt sich oft bei älteren Büchern, die mehrfach neu aufgelegt oder übersetzt wurden, da oft nicht jede Ausgabe bereits hinterlegt ist.
Deine Bücher kannst Du in Deinen Regalen sortieren. Als Standardregale sind „liest gerade“ „gelesen“ und „Leseliste“ bereits angelegt, Du kannst aber beliebig viele weitere Regale anlegen, um Deine Bücher zu sortieren. Die Regale können auch von anderen Usern eingesehen werden, was oft hilfreich ist, um zu entscheiden, wem man folgen möchte. Ebenfalls hast Du die Möglichkeit, Dir eine bestimmte Anzahl an Büchern als Leseziel zu setzen – Dein Leseziel kann veröffentlicht werden und landet auch auf Deiner Startseite.
Wo ist nun das Soziale an diesem Netzwerk?
BookWyrm erstellt Dir Deine Zeitleiste nicht auf der Grundlage von Algorithmen, sondern chronologisch aus den Beiträgen der Profile, denen Du folgst. Zunächst solltest Du Dir also ein paar spannende Profile suchen, denen du folgen möchtest, damit sich Deine Zeitleiste füllt. BookWyrm schlägt Dir für den Anfang auch einige Profile vor. Ob Dein Profil ebenfalls vorgeschlagen werden darf, kannst Du in den Einstellungen festlegen, ebenso, ob Follower angezeigt werden dürfen. Deinen Feed kannst Du auch filtern, um beispielsweise nur Rezensionen oder nur Zitate anzeigen zu lassen.
Naturgemäß findet über BookWyrm etwas weniger Interaktion statt als bei anderen Netzwerken – es dauert halt länger, ein Buch zu lesen, als ein paar Katzenfotos über Pixelfed zu teilen. Trotzdem kann Mensch auch hier ins Gespräch kommen, beispielsweise indem man über Zitate aus Büchern diskutiert oder eine Rezension kommentiert. Die üblichen Features eines sozialen Netzwerks wie liken oder boosten gibt es hier natürlich auch, ebenso kann man über die „Entdecken“-Funktion unter anderem in der lokalen Timeline der Instanz stöbern.
Das Stöbern ist sicherlich für viele User der größte Vorteil von BookWyrm– sobald ein paar Profile mit ähnlichem Geschmack gefunden sind, stolpert mensch schnell über interessante Bücher, die einem möglicherweise sonst entgangen wären. Für ein thematisches Suchen bietet sich vor allem das „Listen“-Feature an. Du kannst Bücherlisten nicht nur anlegen, teilen und öffentliche Listen speichern, Du hast auch die Möglichkeit, Listen so anzulegen, dass sie von anderen Nutzern ergänzt werden können. Hierdurch können schöne, kooperative Empfehlungslisten entstehen.
Aktuell fühlt sich BookWyrm noch ein wenig leer an, was nicht nur am Lesetempo liegt – BookWyrm gehört auch zu den unbekannteren Fediverse-Diensten. Goodreads hat als Platzhirsch der vergleichbaren Dienste die meisten Nutzer und zieht getreu der the-winner-takes-it-all-Logik entsprechend viele interessierte Menschen. Dennoch lassen sich über BookWyrm mehr spannende Sachen finden, wenn das eigene Interesse etwas abseits vom Mainstream liegt.
Quellen:
https://joinbookwyrm.com/de/
Zur Fediverse-Artikelserie
Dieser Artikel ist Teil einer Artikelserie zu Fediverse-Diensten. Bisher sind darin erschienen:
- Die Idee
- WriteFreely (Blogging mit Fediverse-Anschluss)
- Plume (Blogging mit Fediverse-Anschluss)
- Misskey (Microblogging + Features)
- Hubzilla (Macroblogging + Features)
- Friendica (Macroblogging + Features)
- Peertube (Video-Plattform)
- Pixelfed (Image-Sharing)
- Mobilizon (Events)
- Castopod (Podcasts)
- Funkwhale (Musik & Podcasts)
- Foundkey (Microblogging + Features)
- Lemmy (Forum + News-Aggregation)
- GoToSocial (Microblogging)
- Pleroma & Akkoma (Microblogging)