Funkwhale - Audiostreaming mit Walen im Fediverse

  Stephanie Henkel alias Ückück   Lesezeit: 14 Minuten  🗪 2 Kommentare

Vom Podcast bis zur Band-Seite. Was kann Funkwhale als umfangreichste Audioplattform im Fediverse?

funkwhale - audiostreaming mit walen im fediverse

Wenn ihr auf der "Get-Started-Seite" von Funkwhale landet, werdet ihr, wie auf so vielen Plattformen im Fediverse, freundlich und mit jeder Menge niedlicher Tiere begrüsst. Dieses Mal mit Walen, die natürlich besonders gut hören können, und anderen Wassertierchen.
Aber was umfasst dieses Funkwhale alles und was könnt ihr damit machen?

Screenshot eines Ausschnittes der Get-Startet-Seite von Funkwhale. Es sind verschiedene Buntstiffzeichnungen von Unterwasser-Tieren zu sehen. Daneben folgender Text: "Eine dezentrale und offene Plattform - Funkwhale consists of many independent pods which can communicate together using standard, free and open source technology. - The network is not tied to any corporation or entity, which gives you independence and choice. - Finde oder starte deinen Pod - Von Menschen gemacht, für Menschen - Funkwhale is built from the ground up by a friendly community of contributors. Because of that, we can offer you an experience free of tracking and ads, and focus on what you need. - Entdecke unsere Community"

Funkwhale ist eine Audioplattform, welche seit 2015 von The Funkwhale Collective entwickelt wird. Die Server, bei Funkwhale Pods genannt, bieten euch die Möglichkeit, sowohl Musik, als auch Podcasts hochzuladen und zu streamen.
Da es verhältnismäßig wenige Pods gibt und diese sehr unterschiedliche Schwerpunkte und Arbeitsweisen haben, ist es wichtig, dass ihr euch als Nutzer·innen Zeit nehmt bei der Serverauswahl.


Welcher Server passt zu mir?
Um diese Frage zu beantworten ist es sehr wichtig, welche technischen Ansprüche ihr habt. Wollt ihr einen wöchentlichen Podcast mit einer Spieldauer von 2 Stunden pro Folge pünktlich veröffentlichen? Dann solltet ihr euch eine Pod mit viel Speicher und ohne händische Freigabe suchen. Wollt ihr vor allem viel Musik streamen und neue Bands entdecken? Dann solltet ihr darauf achten, dass euer Server schon eine sehr musikalische lokale Timeline hat und mit anderen Servern föderiert.
Ihr seht, die Ansprüche an einen Funkwhale-Pod können sehr unterschiedlich sein, deshalb hier einige Punkte, auf die ihr achten könnt:

  • Serverregeln: Welche Regeln hat der Server? Sind nur gewisse Sprachen erlaubt? Sind auf dem Server überhaupt Podcasts erlaubt oder nur Musik oder anders herum?
  • Moderation: Gibt es eine Zulassungsliste, also eine händische Freigabe, der Veröffentlichungen? Wenn ja, möchte ich damit leben, dass diese Freigabe auch mal mehrere Tage dauern kann?
  • Weitere Funktionen: Ist die Registrierung offen? Wie viel Upload-Volumen hat ein Account? Föderiert der Server? Wie sieht die lokale Timeline aus?

Eine Übersicht von offiziell gelisteten Pods findet ihr hier.

Kontoerstellung - Musik oder Podcast?
Wenn ihr einen für euch passenden Pod gefunden habt, müsst ihr direkt bei der Erstellung eures Kontos auswählen, ob ihr einen Account für Musik oder für Pdcasts anlegen wollt.
Eine Mischung ist nicht empfehlenswert, da durch diese Auswahl zum Beispiel festgelegt wird, ob für eure Unterkanäle RSS-Feeds angelegt werden, oder nicht. Auch für die Suche innerhalb von Funkwhale ist diese Unterscheidung relevant, da eure Uploads so für unterschiedliche Kategorien getaggt werden.

Screenshot einer Funkwhale-Suche. Eingegeben in das Suchfeld wurde "28,2%". Unter dem Suchfeld werden die Kategorien Künstler:innen, Alben, Titel, Wiedergabelisten, Radios, Schlagwörter, Podcasts und Serien aufgeführt. Ausgewählt ist die Kategorie Podcast, in der es ein Suchergebnis gibt.

Funkwhale für Musik-Streaming
Ich selbst habe auf drei verschiedenen Pods Accounts für Podcasts angelegt, weshalb ich in dieser Beschreibung näher auf Podcasts bei Funkwhale eingehe.
Nur so viel zum Musik-Streaming.
Ihr könnt sowohl als Künstler·innen, als auch als Konsument·innen, Funkwhale-Accounts für euch nutzen. Natürlich könnt ihr eure eigene Musik hochladen und euch so im Fediverse präsentieren, aber es gibt auch die Funktion, nur für euch einsehbare Tracks hochzuladen und Playlists zu erstellen. So könnt ihr euch eure eigene kleine Musik-Bibliothek bauen, auf die ihr jeder Zeit zugreifen könnt.
Zudem gibt es die Möglichkeit, verschiedene Radios entweder aus der eigenen Bibliothek heraus zu erstellen oder automatisch generierte Radios des Pods zu hören. Diese Radios könnt ihr auch hören, wenn ihr einen Podcast-Account oder gar keinen Funkwhale-Account habt.

Screenshot einer Übersichtsseite mit verschiedenen Radios. Zur Auswahl stehen 4 Radios des Pods. Your Content, Random, Recently Added und Less listened.


Funkwhale für Podcasts
Wie bereits erwähnt, nutze ich Funkwhale, um meine Podcasts zu hosten.
Beim Einrichten eines Podcast-Accounts fällt schnell auf, dass der Aufbau sehr an andere Streaming-Plattformen im Fediverse, wie etwa PeerTube, erinnert.

Screenshot eines Funkwhale-Accounts mit verschiedenen Podcasts. Es ist der Haupt-Account mit verschiedenen Unterkanälen zu sehen.


Ihr habt einen Haupt-Account, im Beispiel Ueckuecks_Podcasts. Dieser kann mit einer Accountbeschreibung, Profilbild etc. versehen werden.
Darunter in der Gliederung erscheinen die einzelnen, auch einzeln im Fediverse und via RSS abonnierbaren, Kanäle.
Innerhalb der Kanäle können sogenannte Serien erstellt werden, die die Funktion von verschiedenen Staffeln erfüllen. Diese können wiederum einzeln benannt und ähnlich wie bei Playlists zusammenhängend abgespielt werden.
Letztendlich gibt es natürlich noch die einzelnen Titel.

Screenshot eines Funkwahle-Kanals. Links oben Im Bild sind das Logo, der Name, die für den Podcasts verwendeten Hashtags, der übergeordnete Kanal, die Folgenzahl, die Abonierendenzahl und die Plays insgesamt auf dem Kanal zu erkennen. Ausserdem gibt es Buttons, auf denen der RSS Feed abonniert werden kann, neue Folgen hochgeladen werden können, Titel abgespielt werden können oder der Kanal im Fediverse abonniert werden kann, erkennbar.
Darunter ist links der Anfang einer Kanlbeschreibung angedeutet.
Rechts oben wurde in einem Menü zwischen Übersicht und Alle Folgen die Übersicht ausgewählt. Darunter werden die letzten Folgen mit Folgencover, Titel und dem Anfang der Folgenbeschreibung aufgeführt.


Stärken und Schwächen
Eine absolute Stärke von Funkwhale ist die einfache Handhabung und das breite Anwendungsfeld. Alles was mit Audio im Fediverse zu tun hat, ist auf Funkwhale erst einmal gut aufgehoben.
Aber eben weil die Plattform im Bereich Audio die "eierlegende Wollmilchsau" ist, lässt es gerade im Bereich Podcasting einige Funktionen missen, die vielen wichtig sind. So können Timestamps nicht einfach über Markdown in der Oberfläche von Funkwhale angezeigt werden (in einigen Podcatchern wiederum schon) und auch Finanzierungsmodelle können nicht eingebunden werden. Hier hat Castopod einige interessante Ansätze.
Die Föderation funktioniert in Grundzügen. Es kann problemlos ein Mastodon-Account einem Funkwhale-Account folgen und es werden auch neue Titel angezeigt. Zwar etwas eingekürzt im Bezug auf den Beschreibungstext, aber das kennen wir ja schon von PeerTube. Was allerdings schade ist, ist dass die einzelnen Titel als externe Links im Feed erscheinen und nicht direkt in der Mastodon-Oberfläche abgespielt werden können.
Dass die Funkwhale-Oberfläche nicht her gibt, dass Funkwhale-Accounts Accounts auf Text- oder Bildplattformen zu folgen, liegt auf der Hand. Was hingegen sehr gut funktioniert, ist die Föderation zwischen verschiedenen Funkwhale-Instanzen, was vor allem für Musik-Fans relevant sein sollte.
Auch ist die Server-Landschaft leider sehr begrenzt, da Funkwhale zu betreuen und zu moderieren eine verhältnismässig undankbare Aufgabe ist und der Anspruch, was zu einer Moderation von Audio-Dateien dazu gehört und was nicht, sehr schwankt. Deshalb ist die Server-Auswahl relativ schwierig und ich selbst bin auch erst jetzt auf meinem dritten Pod wirklich zufrieden.
Alles in allem lege ich euch Funkwhale ans Herz, wenn ihr Lust habt, euch im musikalischen Teil des Fediverse umzusehen und Podcasts ohne grosse Extras veröffentlichen wollt und euch ein stabiler RSS-Feed im Grunde ausreicht.

Aber da so eine lange Erklärung nicht halb so gut ist, wie eine Plattform einfach mal auszutesten, wünsche ich euch viel Freude bei Entdecken von Funkwhale und beim Lauschen des Walgesangs.

Zur Fediverse-Artikelserie

Dieser Artikel ist Teil einer Artikelserie zu Fediverse-Diensten: Serie – Fediverse-Dienste: Die Idee
Bisher sind darin erschienen:

Microblogging:

Macroblogging:

Content-Aggregation/ Forum

Spezialisierte Dienste:

Blogging mit Fediverse-Anschluss

Tags

Funkwhale, Fediverse, Artikelserie, Serie, RSS, Podcast, Audio, Musik, Castopod

UbIx
Geschrieben von UbIx am 3. Dezember 2022 um 18:04

Sehr interessant. Danke für die gute Einführung @Ückück.

Homer S.
Geschrieben von Homer S. am 5. Dezember 2022 um 12:47

Ich habe mir vor geraumer Zeit einen eigenen Pod aufgesetzt, auf dem nur ich und zwei Freund*innen Accounts haben. Wir verwenden ihn im Grunde ausschließlich als gemeinsamen Streaming-Server, d.h. sozusagen als Spotify-Ersatz. Auf die Föderation von Inhalten verzichte ich fast vollständig, weil es sich dabei vorwiegend um urheberrechtlich geschützte Werke handelt. Nur zwei, drei Alben, die unter einer CreativeCommons-Lizenz stehen, hab ich in einer separaten Bibliothek freigegeben. Die geschützten Werke liegen alle in einer privaten Bibliothek, die ich ausschließlich mit den zwei Accounts auf demselben Server teile. Aufgrund der urheberrechtlichen Risiken denke ich auch nicht mal drüber nach, Registrierungen über den engsten Freundeskreis hinaus zuzulassen.

Als Podcast-Plattform fehlen mir noch zu viele Features und die Föderation der Podcasts von anderen Servern funktioniert eher lückenhaft: Abonnierte Podcasts übertragen föderationstypisch erst Folgen ab dem ersten Abonnement. Wenn ich also der 1. auf meinem Pod bin, der einen Podcast mit bisher 25 Folgen abonniert, dann werden die ersten 25 Folgen des Podcasts bei mir nie angezeigt, sondern mein Pod fängt bei Folge 26 an, die erste Folge zu zählen.

Als privaten Streaming-Server möchte ich Funkwhale wirklich nicht mehr missen. Dank FW hab ich dieses Jahr mein Spotify-Abo gekündigt. Zur Podcast-Veröffentlichung würde ich aber weiter auf Podlove oder Castopod zurückgreifen. Als Musik-Produzierender könnte ich mir durchaus vorstellen, FW als Verbreitungsweg zu wählen.