Pixelfed - Wie Mastodon, aber mit schönen Fotos

  Steffen Voß   Lesezeit: 11 Minuten  🗪 6 Kommentare

Wer keine Lust auf Instagram hat, weil es dem Meta-Konzern gehört, sollte sich mal Pixelfed anschauen. Denn Pixelfed ist Teil des Fediverse – so wie Mastodon. Nur dass sich bei Pixelfed alles um schöne Fotos dreht.

pixelfed - wie mastodon, aber mit schönen fotos

Was ist das Fediverse?

Wer neu bei Mastodon ist, wird die Belehrung schon bekommen haben: Mastodon ist keine Plattform, sondern nur einer der Dienste, mit denen man am „Fediverse“ teilnehmen kann. Das Fediverse besteht aus einer ganzen Reihe Dienste, die alle das gleiche Protokoll benutzen – also kompatibel untereinander sind.

Du kennst das von E‑Mail. Da ist das so selbstverständlich, dass man es gar nicht mehr bemerkt: Das E‑Mail Protokoll legt eigentlich nur fest, wie Nachrichten vom Sender zur Empfängerin kommen. Darüber werden eine ganze Reihe unterschiedlicher „Dienste“ betrieben: Die klassische, persönliche E‑Mail. Aber auch der Newsletter als Rundmail, auf die man nicht antworten kann. Die Benachrichtigung – zum Beispiel als Bestellbestätigung. Oder die Termineinladung. All das sind verschiedene Nutzungsformen des E‑Mail-Protokolls

Im Fediverse gibt es mit Mastodon einen Kurznachrichten-Dienst wie Twitter. Es gibt aber auch GnuSocial, Misskey oder Pleroma, die ganz ähnlich funktionieren. Es gibt mit Peertube einen Video-Dienst, so ähnlich wie YouTube. Mit Lemmy gibt es einen Link-Aggregator wie Reddit. Bookwyrm ist ein Dienst, auf dem Userinnen und User Buch-Rezensionen teilen können. All diese Dienste sind untereinander weitestgehen kompatibel. Man kann mit einem Mastodon-Account Accounts von all diesen anderen Diensten folgen und umgekehrt. Ist das nicht grandios? Probier das mal mit Deinem Twitter- und einem YouTube-Account!

Was ist Pixelfed?

Pixelfed ist ein Dienst, bei dem Fotos im Mittelpunkt stehen. Während man bei Mastodon mit dem Text anfängt und gelegentlich ein Foto anhängt, fängt ein Post bei Pixelfed damit an, dass man ein Foto hochlädt und man dann vielleicht noch etwas dazu schreibt.


In der Timeline sieht man ausschliesslich Posts mit Fotos. Wer von seinem Pixelfed-Account bspw. Mastodon-Accounts folgt, sieht nicht alles, was diese Accounts posten, sondern nur die Posts mit mindestens einem Foto dabei  (in der Grundeinstellung, Anzeige von Text-Posts kann in den Einstellungen aktiviert werden) . Das eigene Profil besteht ausschliesslich aus den eigenen Foto-Posts. Natürlich kann man alle Posts liken, weiterteilen und kommentieren.

Filter auswählen

Man hat darüber hinaus kann man bei Pixelfed Stories posten, die nach 24 Stunden automatisch gelöscht und bis dahin angezeigt werden, wie man das aus anderen Social-Networks so kennt. Man kann mehrere Posts in eine Collection packen. Ich habe so zum Beispiel die Posts von einem Urlaub in einer Collection versammelt.


Wenn man ein Bild hochlädt, kann man es noch zuschneiden und mit einem der Filter versehen, die bei Pixelfed eingebaut sind. Diese Vorarbeit mache ich allerdings in der Regel mit Snapseed auf dem Handy.


Schön finde ich, dass man die Fotos beim Posten direkt mit einer Lizenzangabe versehen kann. Meine Fotos sind in der Regel unter Creative-Commons-Sharealike-By lizensiert. So stehen sie der Community auch für andere Zwecke zur Verfügung.

Hintergrund

Pixelfed wird seit 2018 von Daniel Supernault (dansup) entwickelt. Soweit ich weiss, ist er dabei ziemlich alleine. Dabei gibt es inzwischen fast 280 Instanzen und über 100.000 Accounts. Man kann dem System aber beim Wachsen und Reifen zuschauen, so engagiert ist dansup dabei. Dafür kann man ihm über Patreon regelmässige Spenden zukommen lassen.

Bedient wird Pixelfed weitestgehend über die Web-UI im Browser. Es gibt mit PixelDroid eine Android-App, die in der Entwicklung ist und bald Version 1.0 erreichen soll. Aber bisher ist die nur über den alternativen App-Store F‑Droid zu bekommen. Mit iOS kenne ich mich nicht aus. Ich habe da keine App gefunden.

Die Web-UI funktioniert aber gut und relativ zuverlässig. Manchmal gibt es Bugs, die dansup dann aber in der Regel schnell fixt.

Natürlich kann man auch seinen eigenen Pixelfed-Server betreiben. Alles ist natürlich Open-Source.

Probier es einfach mal aus

Mir macht Pixelfed wirklich Spass. Ich habe mittlerweile sogar zwei Accounts: Einmal den, der auch mein normales Internet-Handle trägt und einen privateren Account. Wenn mir nach Ruhm und Aufmerksamkeit gewesen wäre, hätte ich die Accounts auch bei Instagram anlegen können. Mir ging es aber darum, schöne Fotos aus meinem Alltag irgendwo versammeln zu können. Wenn das auch anderen gefällt, dann ist das nett. Aber ohne Likes wäre es auch okay.

Wenn Du jetzt selbst Pixelfed ausprobieren möchtest, kannst Du Dir einen Server aussuchen, Dich dort registrieren und loslegen.

Links
    Wikipedia: Pixelfed
    Website: pixelfed.org

Dieser Artikel ist auch im Blog des Autors erschienen: https://kaffeeringe.de/2022/11/12/wie-mastodon-aber-mit-schoenen-fotos/

Zur Fediverse-Artikelserie

Dieser Artikel ist Teil einer Artikelserie zu Fediverse-Diensten: Serie – Fediverse-Dienste: Die Idee
Bisher sind darin erschienen:

Microblogging:

Macroblogging:

Content-Aggregation/ Forum

Spezialisierte Dienste:

Blogging mit Fediverse-Anschluss

Tags

Serie, Artikelserie, Fediverse, Pixelfed, Mastodon, Instagram

Marc
Geschrieben von Marc am 21. November 2022 um 09:43

Darf ich einen Beitragswunsch machen: Könntet ihr aufräumen mit Mastodon, OStatus, Gnu-Sozial. Also, was das bedeutet, dass Mastodon (offensichtlich) Teil des Fediverse ist, aber nicht kompatibel zu Gnu-Social. Zu was ist es denn kompatibel und ist das Fediverse mehr ein moralischer Zusammehalt oder kann ich wirklich mit Mastodon und friendica (oder einem der vielen Dienste) zusammen arbeiten? Wie gesagt, aufräumen mit den ganzen Begrifflichkeiten und dem, was dahinter steht.

Ralf Hersel
Geschrieben von Ralf Hersel am 21. November 2022 um 16:52

Wird das Hauptthema in der nächsten Podcast-Folge.

Fedi freddi
Geschrieben von Fedi freddi am 22. November 2022 um 17:45
Ben
Geschrieben von Ben am 23. November 2022 um 08:30

Hallo Marc,

auf der Wikipediaseite gibt es ein schönes Bild für das Zusammenspiel der einzelnen Dienste. https://de.wikipedia.org/wiki/Fediverse Da siehst du, wer mit wem zusammenarbeiten kann.

Grüße

Martin Liebermann
Geschrieben von Martin Liebermann am 3. Dezember 2022 um 12:08

Pixelfed entfernt automatisch und ohne darauf hinzuweisen sämtliche #Metadata aus hochgeladenen Bildern. Es lässt mir nicht die Wahl ob ich meine eingebetteten Daten behalten will, seien es nur EXIF-Daten (aus der Kamera) oder Autoren- und Lizenz-Informationen oder gar sämtliche Angaben nach #IPTC wie Bildunterschrift und Stichworte.

Das mag aus Sicherheitsgründen (GPS-Tags!) gelegentlich sinnvoll sein. Aber für mich als professioneller Fotograf ist das ein KO-Kriterium. Pixelfed erlaubt Downloads, ohne dass mit der Bilddatei Autorenangaben verknüpft werden KÖNNEN. Da ist sogar Facebook besser, zumindest ein Teil der Autorenangaben werden nicht gelöscht.

Ich freue mich über privates Teilen meiner Bilder, aber ich habe schon oft die unberechtigte kommerzielle Nutzung durch Big Business erlebt. Metadaten werden dies nicht verhindern, aber lassen wenigstens die Möglichkeit zu, mich zu kontaktieren. Google zeigt z.B. schon bei der Bildersuche die Autoreninfo an (wenn sie dann eingebettet sind).

Ich betrachte #EmbeddedMetadata als Teil des Werks und Teil meiner #Autorenrechte. So lange im Fediverse weder #Mastodon noch Pixelfed das respektieren (ebenso wenig übrigens Twitter), bin ich für höher auflösende Bilder bei kommerziellen Diensten besser aufgehoben.

Zum Weiterlesen: https://iptc.org/standards/photo-metadata/

Zeitverschreib
Geschrieben von Zeitverschreib am 21. Dezember 2022 um 09:52

Da die Frage im Fediverse gestellt wurde: ja, es ist möglich, in Pixelfed reine Text-Posts von gefolgten Accounts anzeigen zu lassen. Die Option findet sich in den Einstellungen.