Fediverse-Serie: (streams) - das geordnete Chaos im Fediverse

  PepeCyB   Lesezeit: 16 Minuten

Bei (streams) handelt es sich um eine relativ unbekannte Fediverse-Software, die inzwischen aber sehr stabil läuft und in der Tradition von Friendica und Hubzilla steht.

fediverse-serie: (streams) - das geordnete chaos im fediverse

Ich möchte heute einmal eine wenig bekannte Plattform im Fediverse vorstellen: (streams).

Und ja, die Klammern gehören tatsächlich zum "Namen" der Plattform. (streams) ist eine Fediverse-Software Plattform, die keinen Namen, kein Logo, keine Webseite und auch keine Markenidentität hat. Klingt komisch, ist aber so. Grund dafür sind die Ideen des Vaters von (streams), Mike Macgirvin.

Macgirvin ist der Schöpfer etlicher Fediverse-Server, z.B. Friendica, Red Matrix, Hubzilla, Mistpark, Osada, Zap und Roadhouse. Vereinfacht kann man sagen, er hat diese Projekte aus der Taufe gehoben, sie in die Hände der sich um sie gebildeten Community gelegt und sich dem nächsten Projekt gewidmet.

(streams) ist nun das ungewöhnlichste Projekt, wobei es gar nicht als in sich geschlossenes Projekt betrachtet wird, sondern als offene public domain Entwicklung. Der Name ist eigentlich nur der Name des Repositorys, an welchem sich jeder Entwickler bedienen kann, um eine nomadische Fediverse-Software zu installieren und ggf. weiterzuentwickeln. "streams" in Klammern soll symbolisieren, dass man eigentlich jeden gewünschten Namen einsetzen kann. Die verschiedenen Teile von (streams) sind überdies auch noch unterschiedlich lizenziert, was faktisch verhindert, dass es zu einer unfreien, kommerziellen Version geforkt werden kann. Es gibt keine festen Entwickler, die an neuen Funktionen, an Fehlerbehebungen, Übersetzungen oder der Dokumentation arbeiten, sondern basiert auf dem Engagement derer, welche die Software nutzen.

Trotzdem wird die Software aus dem Repo (streams) genannt, weil man der Sache ja einen greifbaren Namen geben muss, mit dem "jeder" etwas anfangen kann. Auch gibt es ein eher inoffizielles Logo, das drei übereinanderliegende Wellen zeigt.

Klingt alles etwas wirr und chaotisch? Jawoll, so ist es auch, was jetzt vielleicht auch klarmacht, weshalb ich den Titel dieses Beitrags genau so gewählt habe.

Nun aber zum "Greifbaren"!

Eine (streams)-Instanz zu finden, ist nicht so einfach. Bei FediDB sucht man vergeblich nach der Software, ebenso bei der Fediverse-Observer List oder bei Fediverse.Party oder bei The Federation.

Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass es, wie gesagt, keine (streams)-Plattform im eigentlichen Sinne gibt. Trotzdem kann man sich, will man keine eigene Instanz installieren, behelfen. Generell ist es sinnvoll, einmal den Kanal "Streams" aufzurufen. Damit hat man dann schon den ersten (streams)-Server gefunden. Schaut sich dann die Verbindungen dieses Kanals an, dann sind etliche dabei, die ebenfalls auf (streams)-Instanzen laufen.

Auch wenn es der Philosophie von (streams) im Grunde widerspricht, würde ich mir trotzdem eine Instanzliste von Servern, die auf Basis des Streams-Repository betrieben werden, wünschen.

Die Installation einer eigenen Instanz ist relativ einfach und mit der Installation von Hubzilla vergleichbar. Man braucht einen LAMP-Stack auf einem Server, auf den man direkt oder per SSH zugreifen kann, eine Domain und ein SSL-Zertifikat dafür. Dann kann man der Installationsanleitung folgen und sollte mit nicht zu viel Mühe eine (streams)-Instanz sein Eigen nennen können. Noch einfacher ist es, (streams) unter YunoHost zu installieren.

Jetzt zu den Eckdaten. Was bietet (streams) denn eigentlich?

  • Föderiertes Single Sign-on : Macht private/geschützte Ressourcen auf externen Sites genauso zugänglich wie auf lokalen Sites.
  • Föderierte Zugriffskontrolle: Arbeitet mit Federated Single Sign-on, um private/geschützte Medien und Webressourcen für jedermann zugänglich zu machen, auch für Besucher von anderen Standorten.
  • Gruppen: Öffentlich, privat und moderiert. Diese funktionieren auf fast allen Fediverse-Plattformen.
  • Events: Kalender und Anwesenheit; automatische, der Zeitzone angepasste Geburtstagsbenachrichtigungen für Freunde, die diese Funktion nutzen.
  • Berechtigungen: Denn nicht jeder möchte sich mit zufälligen Fremden unterhalten und intime Facetten seines Lebens mit ihnen teilen.
  • Cloud-Speicher: integrierter Netzwerk-Dateispeicher mit föderierter Zugriffskontrolle und Zugriffsrechten für soziale Netzwerke. Verfügbar über WebDAV.
  • Editor: unterstützt Markdown, HTML und BBCode. Verwenden Sie eine oder alle dieser Möglichkeiten in jedem Beitrag, um ein medienreiches Erlebnis zu schaffen. Bearbeitung und Vorschau von Beiträgen werden unterstützt.
  • Teilen: Ziehen Sie verschiedene Dinge wie Dateien, Fotos, Videos, Webseiten, Karten, Fediverse-Artikel und Telefonnummern per Drag-and-drop, um sie zu teilen.
  • Listen: Manchmal auch als Kreise oder Aspekte bezeichnet, können Sie damit Ihre eigenen Gruppen von verwandten Freunden definieren und mit ihnen als private Gruppe kommunizieren.
  • Erweiterungen: Ändern oder erweitern Sie die Funktionalität Ihrer Software nach Belieben, indem Sie zusätzliche Funktionen aus Add-ons und der kostenlosen App-Sammlung installieren.
  • Gastzugang: Bieten Sie speziellen Gästen Zugang zu privaten Ressourcen und Medien - zu Ihren Bedingungen.
  • Freundeszoom: Legen Sie den Grad der Nähe zu einer Verbindung fest und zoomen Sie dann interaktiv hinein, um Ihren Stream auf enge Freunde zu filtern; oder zoomen Sie heraus, um Beiträge von zufälligen Bekannten zu sehen.
  • Standortbezogene Dienste: Einchecken, Auschecken und Suche nach Entfernung
  • Zustellungsberichte: In einer dezentralisierten, plattformübergreifenden Welt kann es zu Problemen kommen. Websites und Netzwerke fallen manchmal aus. Projektentwickler führen manchmal Bugs und Inkompatibilitäten ein. So können Sie feststellen, was mit Ihrem Beitrag oder Kommentar passiert und wo er nach der Veröffentlichung tatsächlich gelandet ist.
  • Ausfallsicherheit: Denn der beste Zeitpunkt für eine aktuelle Sicherung Ihrer Daten ist vor 10 Sekunden. Klonen Sie Ihre Online-Identität und Ihre Inhalte mit dem Nomad-Protokoll auf mehreren Websites und spiegeln Sie alle Änderungen nahezu in Echtzeit. Wenn dann die von Ihnen gewählte Website (entweder vorübergehend oder dauerhaft) ausfällt oder Sie aus irgendeinem Grund von ihr ausgeschlossen werden, muss Ihr Online-Leben nicht zu Ende sein oder Sie müssen von vorn anfangen. Alle Ihre Freunde und alle Ihre Inhalte sind auf jeder Ihrer geklonten Instanzen verfügbar - zu jeder Zeit.
  • ActivityPub "Client to Server" API für die Verwendung mit externen Anwendungen.

(streams) kommuniziert mit dem ZOT-Protokoll in Version 12 (Nomad genannt), beherrscht aber auch ActivityPub, wodurch es mit nahezu allen Fediverse-Diensten interagieren kann.

So, jetzt aber mal in die Details:

Die Registrierung eines Accounts läuft beinahe komplett so ab, wie bei Hubzilla. Man gibt eine (funktionierende) E-Mail-Adresse und ein selbst gewähltes Passwort ein. Nach dem Absenden erhält man eine Mail mit einem Verifizierungscode, den man in ein Eingabefeld eingeben muss.

Anschließend muss man einen Kanal (eine Identität) anlegen. Hier muss man sich einen Kanalnamen und eine Kennung (für das Handle) ausdenken und eingeben (ein Vorschlag für den Handle-Namen wird aus dem eingegebenen Kanalnamen als Vorschlag vom System erzeugt).

Damit ist die Registrierung erledigt.

Jetzt sollte man, wie bei allen Fediverse-Diensten, sein Profil vervollständigen und, wenn man mag, den "Sicheren Modus" ausschalten (die erweiterte Inhaltsfilterung).

Im Hamburger-Menü (☰ obere Navigationsleiste rechts) findet man den Link zu den Einstellungen, die recht selbsterklärend sind.

Mit der App "Verbindungen" kann man sich die bestehenden Verbindungen anschauen und weitere Verbindungen hinzufügen. Solange man keine Verbindungen hat, bleibt der Stream leer.

Im Verzeichnis kann man weitere Kontakte finden und bei Gefallen hinzufügen. Auch das sieht ähnlich aus wie bei Hubzilla.

Über das Hamburger-Menü kann man (ganz am Ende des Menüs) weitere Apps aktivieren, ins Menü aufnehmen, ggf. an die Navigationsleiste anpinnen und die Menüeinträge sortieren.

Generell sollte jeder, der mit Hubzilla klarkommt, Streams benutzen, bedienen und nach eigenem Geschmack einstellen können.

Ich werde mein Hubzilla-Wiki (Hubzilla KnowledgeDB) bei Gelegenheit um Artikel zu (streams) ergänzen.

Fazit

(streams) bietet alles, was man für die grundlegende Teilnahme am Fediverse benötigt. Es versteht das ActivityPub- und das Zot-Protokoll. Sofern die Instanz entsprechend eingestellt ist, auch das Diaspora-Protokoll, wobei ich festgestellt habe, dass es ein wenig "wackelig" implementiert ist. Ich habe es bei meiner Instanz abgeschaltet. Die drei Nutzer, denen ich mal bei Diaspora folgte, habe ich auch als Mastodon-Kontakte gefunden und habe mich dort mit ihnen verbunden.

Insgesamt bietet (streams) eine sehr gute Performance. Für Admins, die selbst eine Instanz aufsetzen möchten, ist die Installation sehr einfach und unkompliziert ... und (streams) ist sehr genügsam, was die Systemanforderungen anbelangt. Es ist nicht sehr Ressourcen-hungrig.

Wer experimentierfreudig ist und sich mal auf etwas Neues einlassen mag, der sollte sich (streams) durchaus einmal anschauen.

Quelle: (streams)-Webseite: https://codeberg.org/streams/streams

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Fediverse, Streams, Macroblogging, Artikelserie, Hubzilla, Friendica

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